Damit ziehen wir sozusagen das aus dem Begriff heraus, was wir vorher in ihn hineingelegt haben. Die wesentlichen Eigenschaften des Gegenstandes Tisch sind das, was wir als Begriff Tisch definiert haben. (Mir ist selbst noch nicht ganz klar, was das in der Konsequenz bedeutet, dies ist also nur eine versuchsweise Näherung, das, was ich spontan als vages „Denkgefühl“ hatte, in festere Formen zu bringen.)Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 26. Apr 2021, 10:41Esstische gibt es nur für Wesen, die am Tisch essen. Das ändert aber nichts daran, dass Esstische wesentliche Eigenschaften haben, die sie zu dem machen, was sie sind, finde ich.
Die Zuschreibung von wesentlichen Eigenschaften klappt vorerst problemlos mit allem, was wir selbst geschaffen haben, denn dann geben wir beides zugleich vor: den Gegenstand und seinen Begriff, seine Definition, seine Eigenschaften, sein Wesen.
Da die Welt voll ist mit Dingen, die wir selbst geschaffen haben, kann es leicht so scheinen, als ob wir bei so gut wie allem das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen können.
Problematisch kann das mit Dingen werden, die wir zwar geschaffen haben, die aber erstaunlicherweise ein Eigenleben entwickeln über das hinaus, wofür wir sie bezweckt haben. Ein SF-Beispiel: Was ist das Wesen eines Menschen, den wir geklont haben zu dem Zweck, medizinisches Ersatzteillager zu sein?
Oder was ist mit „Gegenständen“, die wir zwar nicht geschaffen, aber uns „angeeignet“ haben, etwa Schweine in einer Mastanlage? Was ist das Wesen eines Schweines? Es ist wesentlich Nahrungsmittel für uns. Und so wird es auch behandelt.
Dieses Eigenleben kann auch schon mit dem „Auf-die-Welt-kommen“ einsetzen: Ein Esstisch hat für uns bestimmte wesentliche Eigenschaften, sonst wäre er kein Esstisch. Aber als unabhängiger Gegenstand in der Welt, der er nun ist, ist er z. B. für einen Holzwurm wesentlich Futter. Ein Stahltisch wäre für uns immer noch ein Esstisch, für einen Holzwurm wäre er aber kein Futter mehr. Welches ist nun das Wesen dieses Gegenstandes?
Oder: Der Mensch wird u. a. definiert als vernunftbegabtes Lebewesen auf zwei Beinen. Aus Bakteriensicht ist der Mensch aber wesentlich ein riesiges Biotop, da spielt unsere Vernunft keine Rolle.
Ich will die Möglichkeit oder die Sinnhaftigkeit der Zuschreibung von wesentlichen Eigenschaften nicht infrage stellen. Nur wie so oft verflüssigt sich mir ein Thema, wenn ich genauer darüber nachdenke.