Warum ist nicht nichts?

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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badhofer
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So 2. Jan 2022, 16:14

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Das nicht nichts ist, ist unbestritten, denn sonst wären wir nicht da. Da wir jedoch da sind, hat es niemals absolut nichts gegeben, denn hätte es jemals absolut nichts gegeben, es wäre immer absolut nichts geblieben, weil dann natürlich auch kein Mechanismus existieren würde, der diesen Zustand jemals ändern hätte können. Ein ETWAS war deshalb schon immer da, denn wäre dieses ETWAS erst entstanden, wäre vorher absolut nichts gewesen und immer so geblieben.
Aber warum ist nicht nichts und es ist immer so geblieben?
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Burkart
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So 2. Jan 2022, 17:37

badhofer hat geschrieben :
So 2. Jan 2022, 16:14
denn wäre dieses ETWAS erst entstanden, wäre vorher absolut nichts gewesen und immer so geblieben.
Aber warum ist nicht nichts und es ist immer so geblieben?
Vielleicht ist ja in einer Parallelexistenz wirklich nichts.
Vielleicht gibt ist ja außerhalb unseres Universums viele Nichts - wie immer man die auch unterscheiden will ;)
Vielleicht gab es ja "vor" unserem Universum wirklich nichts, bis das Etwas auf einmal irgendwie entstanden ist.

"Vor" habe ich in Anführungszeichen geschrieben, weil die Zeit mit unserem Universum wohl auch mit ihm begann, aber man weß ja nie...
Insofern mag dein "Immer (so geblieben)" auch nicht ganz korrekt sein, insofern man unsere Zeit an unserer ggf. auch zeitlich begrenztes Universum gedanklich bindet.

Die einfachste Antwort wäre gewesen: "Wir wissen es einfach nicht." bzw. "Wir haben nicht auf alle Warum-Fragen eine (plausible) Antwort."

Hast du eine Antwort auf deine Frage(n), außer vielleicht noch "irgendwas mit Gott"?



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Tishk
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Sa 7. Jan 2023, 09:27

badhofer hat geschrieben :
So 2. Jan 2022, 16:14
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Das nicht nichts ist, ist unbestritten, denn sonst wären wir nicht da. Da wir jedoch da sind, hat es niemals absolut nichts gegeben, denn hätte es jemals absolut nichts gegeben, es wäre immer absolut nichts geblieben, weil dann natürlich auch kein Mechanismus existieren würde, der diesen Zustand jemals ändern hätte können. Ein ETWAS war deshalb schon immer da, denn wäre dieses ETWAS erst entstanden, wäre vorher absolut nichts gewesen und immer so geblieben.
Aber warum ist nicht nichts und es ist immer so geblieben?
https://2kugel.com
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Dazu habe ich vielleicht ein paar nützliche Gedanken, die das Ganze noch verwirrender machen :

Das erinnert mich an die Zahl 0 und die Zahl unendlich. Das "nichts" ist für mich sowas wie Null. Das Etwas (also alles mögliche und existierende) ist für mich daher unendlich. Interessant ist hier, dass Null und unendlich sich in vielerlei Hinsicht gleich verhalten. 0 bleibt immer Null und unendlich bleibt immer unendlich, wenn man diese mit sich selbst addiert oder multipliziert. Vielleicht sind wir dem Nichts näher als wir glauben...
Und wer sagt überhaupt, dass das hier alles nicht das Nichts ist? Vielleicht ist das Etwas eine "Welt" (mir fällt nichts besseres ein als Welt) in der es keine Fragen gibt.
Wenn ich über das Nichts nachdenke, sehe ich viele Fragezeichen in meinem Geistigen Auge. Wenn ich über das Etwas nachdenke, sehe ich das "Alles" . Und wenn ich mir die Welt hier anschaue, sehe ich ebenfalls viele Fragezeichen und ehrlichgesagt eher weniger das "Alles". Perfektion finde ich hier nicht, aber stattdessen eine Menge offene Fragen. Ungewissheit über die Existenz an sich. Auf dieser Welt ist so vieles unklar, dass ich es eher in die Schublade "Nichts" packen würde und nicht in "Etwas" bzw. "Alles"....

Die Philosophie des Nichts ist auf einer gewissen Weiße sehr emotional. Denn verinnerlicht man, dass die Welt das Nichts ist, dann ist man selbst, als Teil der Welt, ebenfalls das Nichts und gleichzeitig diese Welt. Denn 0(ich)+0(rest)=0(Welt). So oder so sieht es mathematisch gesehen so aus, als wäre jeder von uns genau das selbe wie der Rest von Allem....Auch wenn wir im "Etwas" wären: unendlich+unendlich=unendlich.

Gruß
Tishk




Burkart
Beiträge: 2747
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Sa 7. Jan 2023, 09:47

Willkommen hier im Forum, Tishk!

Ja, es ist schon interessant, wie man unser Sein auf drei Werte wie "0", "etwas" und "unendlich" abbilden kann. Inwiefern die Rückabbildung in unsere Welt uns Erkenntnisse liefert, ist eine Frage, und ob nicht z.B. Fragezeichen durch die (stark abstrahieren) Abbildungen kommen oder/und sowieso unabhängig von ihnen da sind - oder anders: was die Abbildung auf die drei Werte uns wirklich über unsere Welt sagen kann.

Bei Fragen wie "Und wer sagt überhaupt, dass das hier alles nicht das Nichts ist?" frage ich mich, ob man nicht das Nichts begrifflich ungünstig benutzt, alleine weil wir hier ja schon real etwas schreiben und nicht nichts.

Gruß, Burkart



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sybok
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Sa 7. Jan 2023, 14:29

Es gibt einen, nach unserer Epochenrechnung antiken, chinesischen Philosophen, der sich mit dem Nichts beschäftigt hat: Wang Bi.
Dass er angesichts seiner 23 Lebensjahren "zu den bedeutendsten Kommentatoren von Laozis „Daodejing“ sowie des I Ging" (Wiki) zählt, lässt ihn beachtenswert erscheinen.
Aber ich weiss sonst leider auch nichts über ihn, er wird in 1, 2 Sternstunde- Folgen von SRF erwähnt, etwa hier unter dem Titel Chinesische Philosophie – die Kunst, das Nichts zu denken:





Tell-Tale
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Mo 26. Feb 2024, 19:54

Tishk hat geschrieben :
Sa 7. Jan 2023, 09:27
Das erinnert mich an die Zahl 0 und die Zahl unendlich.
Vorsicht mit der 0! Sie ist nicht so harmlos wie sie scheint. Und schon gar nicht ist sie "Nichts".
Denn es gibt nichts, das zu "Nichts" werden könnte. Zu 0 aber schon.
Und auch Vorsicht mit "unendlich". Das ist keine Zahl und auch kein Zustand. Es ist Prozess.
Daher ist es unmöglich, dass vor dem Urknall unser Universum in einem Zustand unendlicher Dichte vorgelegen haben kann.
Wäre dem so, würde die Verdichtung noch heute anhalten und für immer weitergehen. Das ist die Crux bei einem Begriff wie "unendlich".




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Jörn Budesheim
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Tell-Tale hat geschrieben :
Mo 26. Feb 2024, 19:54
Denn es gibt nichts, das zu "Nichts" werden könnte.
Wenn ein Mensch stirbt, ist er dann nicht Nichts?




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Quk
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Mo 26. Feb 2024, 20:50

Er ist dann etwas anderes.

Energieerhaltungssatz.




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Jörn Budesheim
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Wenn er tot ist, ist er nichts mehr. Er existiert nicht mehr, er ist Nichts. Es gibt natürlich seine Leiche, aber ihn nicht mehr.




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Quk
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Mo 26. Feb 2024, 23:17

Ja, aber sagt man da grammatisch nicht "ist er nicht mehr"?




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