Die Philosophie des Glücks

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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Quk
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Mi 4. Okt 2023, 16:11

Eiwa hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 14:41
Ich habe mich letztens mal gefragt wie es eigentlich gelingen kann, glücklich zu sein, wenn man mit offenen Augen durch die Welt schreitet. So viele Missstände in so vielen Bereichen. Es ist ja nicht mal so, das es weit weg von uns wäre und man keine Berührungspunkte damit hätte - Klimawandel, dessen Auswirkungen z.B. sind global.

Was ist also das Geheimnis? So wirklich weiß ich das nicht.
Wir haben einen lebenswichtigen Verdrängungsfilter in uns, würde ich sagen.

Der Filter ist bei jedem Individuum anders eingestellt. Wenn er ganz fehlt, haben wir buchstäblich eine geistige Behinderung.




MichaelK
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Mi 4. Okt 2023, 20:34

"Die Frage nach dem glücklichen Leben ist meines Erachtens immer auch die Frage nach dem Sinn des Lebens."

Das finde ich gut geschrieben und möchte fragen, was ist der Sinn des Lebens? Muß der Sinn des Lebens immer glücklich machen?




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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 08:28

Und wenn man umgekehrt fragt: Kann jemand glücklich sein, der sein Leben als sinnlos empfindet?




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Quk
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Do 5. Okt 2023, 10:40

Michael und Jörn, pauschaliert Ihr absichtlich die Gegenwart und die Zukunft?

Ich meine, es gibt im Leben mindestens zwei Zeit-Ebenen:
Ebene G: Das Erleben der Gegenwart
Ebene Z: Die Hoffnung auf die Zukunft

Manchmal ist G übel und Z ist super, oder umgekehrt, oder beide sind übel oder beide sind super. Und zwischen übel und super gibt es noch endlos viele Schattierungen.

Beispiel. Otto sagt: "Ich bin glücklich, wenn ich Schmerzen habe." -- Das kann vermutlich vielerlei bedeuten:

• Otto leidet gerade bei einer schmerzhaften Therapie (üble G), er ist aber überzeugt, dass in drei Monaten alles wieder schmerzfrei sein wird (super Z).
(Er meint damit also nicht wirklich, dass er gerade die Schmerzen genießt, sondern dass er sich auf die schmerzfreie Zukunft freut.)

• Oder Otto hat gerade einen wichtigen Boxkampf gewonnen und genießt masochistisch seine Kopfverletzungen (super G), er ist aber überzeugt, dass dies sein letzter Kampf war und er nach der Wundheilung in eine Depression fallen wird (üble Z).
(Er meint damit wirklich, dass er die Schmerzen der Gegenwart genießt; währenddessen blendet er die üble Zukunft aus.)

Und so weiter. Die Zeit-Ebenen mal so oder so kombiniert, oder mal einzeln betrachtet.

Ich will damit sagen, dass sich diese parallelen Ebenen sich verschachteln, überlappen oder loslösen können. Pauschaliert man die so, als gäbe es immer nur die Gegenwart oder immer nur die Zukunft, werden die Fragen nach dem Sinn des Lebens zu vage, meine ich, und die Antworten ebenso.




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AufDerSonne
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Do 5. Okt 2023, 19:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 16:08
Eiwa hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 14:41
Ich habe mich letztens mal gefragt wie es eigentlich gelingen kann, glücklich zu sein, wenn man mit offenen Augen durch die Welt schreitet.
In gewisser Weise ist dies auch eine Antwort auf die Frage, was Glück ist. Denn in einer Welt, in der es so viele Missstände gibt, wird das Glück für den Einzelnen fragwürdig. Glück kommt also nicht von "innen", wie man oft hört, sondern wäre - nach dieser Sichtweise - untrennbar mit dem Zustand der Wirklichkeit insgesamt verbunden.

Das erinnert vage an Adornos berühmtes Wort, dass es kein richtiges Leben im falschen geben kann, oder?
Glück von innen und Glück von aussen. Eine interessante Differenzierung. Ich denke, beides ist möglich. Wenn man nach harter Arbeit endlich zu einem schönen Resultat kommt, ist das mehr Glück von innen. Wenn einem jemand einen Gefallen tut, ist es Glück von aussen. Oder wenn man in eine schöne Wohnung einziehen kann. Die hat man nicht selbst gemacht in der Regel.
Beim Glücklichsein ist es möglicherweise richtig, wenn man Gegenwart und Zukunft differenziert. Es kann in der Gegenwart gerade gut sein und stimmig oder man erwartet mit Spannung etwas Positives in der Zukunft.
Es scheint, dass man auf jeden Fall dauerhaftes Glück von kurzfristigem Glück unterscheiden muss.



Ohne Gehirn kein Geist!

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