Siehe obiges Husserl-Zitat, worin er die Sache klarstellt:Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 13. Okt 2025, 16:06Das „bloß” ist vielleicht der springende Punkt. Was ich mir vorstelle, existiert möglicherweise nur in meiner Vorstellung. Dass etwas in der Vorstellung existiert, heißt natürlich nicht automatisch, dass es auch außerhalb davon existiert. Im Alltag heißt es dann manchmal: „Das existiert bloß in deiner Vorstellung, das hast du dir bloß eingebildet.“ Damit ist aber nur gemeint, dass das, was sich jemand vorgestellt hat, nicht auch noch darüber hinaus existiert. Es existiert nur (=bloß) in der Vorstellung.
Das heißt, die irreführende Redeweise der Form "X existiert/Xe existieren bloß/nur in der Vorstellung" bedeutet, dass der intentionale Akt des Vorstellens von X/Xen mit seinem (bildlichen oder sprachlichen) Inhalt existiert, aber nicht dessen intentionaler Gegenstand."…Der Gegenstand ist ein "bloß intentionaler", heißt natürlich nicht: er existiert, jedoch nur in der intentio (somit als ihr reelles Bestandstück), oder es existiert darin irgendein Schatten von ihm; sondern es heißt: die Intention, das einen so beschaffenen Gegenstand Meinen existiert, aber nicht der Gegenstand. Existiert andererseits der intentionale Gegenstand, so existiert nicht bloß die Intention, das Meinen, sondern auch das Gemeinte.…"
(Husserl, Edmund. Logische Untersuchungen. Zweiter Teil: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis. Halle: Niemeyer, 1901. S. 398-9)
Wenn beispielsweise gesagt wird, dass Pumuckl bloß/nur in der Vorstellung existiert, oder dass Kobolde bloß/nur in der Vorstellung existieren, dann bedeutet dies, dass Pumuckl nicht existiert bzw. Kobolde nicht existieren, sondern bloß/nur Pumuckl-Vorstellungen und Kobold-Vorstellungen.
(Kobold-Vorstellungen oder geistige Kobold-Bilder sind natürlich keine Kobolde.)
Die "Pseudoexistenz" als "Existenz in der Vorstellung" eines gemeinten (intentionalen) Gegenstandes ist also eigentlich Nichtexistenz."…daß selbst…aus dem Vorgestelltwerden doch höchstens eine Existenz – die »Existenz in der Vorstellung«, also genauer die »Pseudoexistenz« – resultieren
könnte." (S. 9)
"…und so führt das wiederholt erwähnte Vorurteil zugunsten der Wirklichkeit schon hier zu einem ganz einleuchtend scheinenden und doch im Grunde so wunderlichen Dilemma, dessen man sich explicite freilich nicht leicht bewußt werden mag, das sich aber etwa so formulieren läßt: Entweder es existiert das, dem sich das Erkennen zuwendet, in Wirklichkeit, oder es existiert doch wenigstens »in meiner Vorstellung«, kürzer: es »pseudoexistiert«. Für die Natürlichkeit dieser Disjunktion legt vielleicht nichts beredteres Zeugnis ab, als die Anwendung des Wortes »ideal«, das für das moderne Sprachgefühl ja ohne Rücksicht auf alle Geschichte so viel als »gedacht« oder »bloß vorgestellt« bedeutet und dadurch ganz von selbst allen jenen Gegenständen zufallen zu müssen scheint, die nicht existieren oder wohl gar auch nicht existieren können. Was nicht außer uns existiert, muß, so denkt man unwillkürlich, doch wenigstens in uns existieren: es gerät damit vor das Forum der Psychologie und
man kann dann am Ende noch dem Gedanken Raum geben, ob sich nicht auch das Erkennen des Existierenden und mit diesem Erkennen die Wirklichkeit selbst »psychologisch« behandeln lasse." (S. 24)
"Was im Falle einer Pseudoexistenz wirklich existiert, sind jederzeit nur inhaltlich bestimmte Vorstellungen[.]" (S. 36)
(Meinong, Alexius. Über Gegenstandstheorie. 1904. In: Alexius Meinong, Über Gegenstandstheorie/Selbstdarstellung, 1-51. Hrsg. v. Josef M. Werle. Hamburg: Meiner, 1988.)
Es muss immer klar zwischen dem Vorstellungsinhalt und dem Vorstellungsgegenstand unterschieden werden. Es gibt keine Vorstellungen (vorstellenden Akte) ohne existenten Inhalt, aber es gibt Vorstellungen mit nichtexistentem Gegenstand.
Das gilt auch für Wahrnehmungen; denn im Fall einer Halluzination ist ein wirklicher Sinneseindruck als Wahrnehmungsinhalt gegeben, aber nichts Wirkliches als Wahrnehmungsgegenstand.