Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Die Existenz des phänomenalen Bewusstseins hat definitiv "Tatsachenstatus", und nichts ist objektiv gewisser als dessen Dasein.
Nein, versuch durch einen Tisch zu gehen und du erreichst den stärksten Tatsachenstatus, der jemals erreicht werden kann.
Du führst sozusagen ein Experiment durch und erhältst eine vorliegende Situation, aus der du zum Aufbau von Zusammenhängen gezwungen bist, die du dann beliebig interaktiv überprüfen kannst.
Bei "Existenz des phänomenalen Bewusstseins" erreichst du nichts derartiges.
Du darfst den Begriff "Tatsache" für "Existenz des phänomenalen Bewusstseins" noch nicht einmal aus der Ferne anschauen.
Du sagst ja selbst "
Objektive, epistemische Gewissheit ist in der Metaphysik/Ontologie nicht zu erreichen."
Dann ist doch unmittelbar die Konsequenz, dass "Existenz des phänomenalen Bewusstseins" keinen Tatsachenstatus hat - weshalb ziehst du diese Konsequenz nicht?
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Alle äußerlichen, sinnlichen Wahrnehmungsillusionen oder - halluzinationen setzen die Existenz des phänomenalen Bewusstseins voraus, denn illusorische oder halluzinatorische Erscheinungen/Erfahrungen sind reale subjektive Erscheinungen/Erfahrungen.
Langsam, du solltest nicht "Bewusstsein existiert nicht" mit "Bewusstsein ist eine Illusion" übersetzen.
Eine Illusion wäre eine Fehlinterpretation.
Die Überzeugung von Bewusstsein ist keine Fehlinterpretation, denn es passt ja zu den Fähigkeiten des Körpers.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Die innerliche, nichtsinnliche Wahrnehmung (Introspektion) des eigenen Bewusstseins ist nicht in jeder Hinsicht unfehlbar; aber in einem Punkt ist sie es doch, nämlich das Dasein des Bewusstseins als solches betreffend.
Nein, stell es dir so vor:
- Der Körper ist ein selbstlernender Akteur. Er muss sich das Verständnis seiner eigenen Situation erschliessen.
- Eine Fähigkeit des Körpers ist es, sich selbst rudimentär kennenzulernen. Hierfür hat er "Sensorzellen" (für äussere aber auch innere Umstände) und er durchläuft ein Heranwachsprogramm.
- Die Überzeugung von Bewusstsein passt zu den Fähigkeiten des Körpers, ist also nicht falsch.
- Die Überzeugung von Bewusstsein passt zu den Einblicken, die der Körper zu sich selbst durchführen kann. Es sind aber nur einzelne Sensoren, die nur ein gewisses Spektrum abdecken.
- Die Überzeugung von Bewusstsein passt nicht zu den tatsächlichen Körpervorgängen. Bewusstsein ist nicht das, was existiert.
Hier eine Analogie:
- Der Körper mit all seinen Zellen, mit all den biochemischen Vorgängen, mit all der benötigten Physik sei ein "enorm detailliertes Photo".
- Die Sensorzellen des Körpers kommen an einen kleinen Umfang dieses "enorm detaillierten Photos" heran und bilden einen "winzigen Ausschnitt des Photos".
- Die Art des Lernvorganges (Nervensystem) legt fest, dass der Körper beim Verstehen seiner Situation alles mit einbezieht, was er über sich selbst erschliessen kann.
- Die Überzeugung von Bewusstsein ist damit exakt die plausible Reaktion in der Verwaltung des "winzigen Ausschnitts".
Wichtig:
bei "Bewusstsein existiert nicht" geht es also nicht um eine Erfindung, die auf einer bereits vorhandenen Phänomenal-Existenz-Basis abläuft,
sondern es existiert etwas ganz Umfangreiches, von dem aber nur ein winziger Teil der Umstände berücksichtigt werden kann und das Berücksichtigen wiederum unterliegt gewissen Machbarkeitseinschränkungen (Nervensystem).
Der Körper erschliesst sich (mit seinem Nervensystem) selbst, und zwar unter der Auflage, dass alles, was den Körper betrifft, in der Gesamtheit stimmig sein muss.
Da der Körper ein Akteur in einer Umwelt ist, "begegnet er auch als solcher seinen inneren Vorgängen und alles kann ein Objekt sein".
Die Überzeugung von Bewusstsein ist ein in sich plausibles "Reaktions-Bild" auf das der Körper ab einem gewissen Detaillierungsgrad und einer gewissen Nervenfunktion kommen muss.
Wichtig ist, dass Überzeugung kein Zustand, sondern eine sich fortgesetzt entwickelnde Reaktion ist.
Es gibt also nie einen Zeitpunkt X, an dem "die Überzeugung" vorliegt, sondern nur in der fortentwickelnden Reaktion spielt die Überzeugung eine Rolle.
Es geht nicht um Existenz, sondern um Reaktion.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Die Wahrscheinlichkeit des eliminativen Materialismus ist gleich Null!
Ich bin kein Materialist, aber da du diese Aussage als Antwort auf meinen Beitrag schreibst:
Was genau soll ich deiner Meinung nach eliminieren?
(wichtig: deine Existenzbehauptung erreicht keinen Tatsachenstatus)
Ein wahrnehmender Akteur muss am Ende eine Überzeugung durchlaufen, ansonsten berücksichtigt er nicht die Zusammenhänge der Situation.
Es wäre fatal "Überzeugung" zu eliminieren, aber das mache ich ja nicht.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Du kannst natürlich quietistisch neutral bleiben, indem du darauf verzichtest, dich für oder gegen eine bestimmte Auffassung zu entscheiden.
Hallo, hallo, indem ich sämtliche ontologische Erfassungsversuche als Sackgasse einordne, bin ich alles andere als neutral.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Es macht aber keinen Spaß, mit jemandem zu diskutieren, der gar keinen Standpunkt vertritt.
Wie soll ich deinen Spass noch steigern, wenn ich doch schon sämtliche philosophische Ontologie-Versuche als "ungeeignet" abwerte?
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Es gibt bezüglich der Existenz des Bewusstseins keinerlei vernünftigen Grund zum Zweifeln!
Doch natürlich, denn man kann die Phänomene nicht als Existenz in die Welt einordnen und man weiss nicht, wie der Mensch funktioniert.
Hier entsteht direkt ein Konflikt im "Vorliegen des Nervensystems" und "den Erwartungen auf Basis von Philosophie/Religion".
Viel einfacher wäre es, wenn der Mensch kein Nervensystem hätte. Dann würde man weitermachen können mit diesem Luft-Firlefanz à la "Geist".
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Aber, wie gesagt, Bewusstseinsinhalte wie Farbeindrücke können keine introspektiv halluzinierten Unwirklichkeiten sein. Empfindungen allgemein können keine introspektiv halluzinierten Scheingegenstände sein, so wie weiße Mäuse extrospektiv halluzinierte Scheingegenstände sein können; denn hier besteht keine Analogie.
Sorry, kein Tatsachenstatus.
Versuch dir dieses Prinzip klar zu machen:
Ein wahrnehmender Akteur muss am Ende eine Überzeugung durchlaufen, ansonsten berücksichtigt er nicht die Zusammenhänge der Situation.
Egal ob es um "das Gegenüber eines Objektes", um "das Erleben der eigenen Situation" oder um "für mich ist 'Rot' irgendwie" geht, es folgt immer diesem Prinzip.
Am Ende geht es nur um das Durchlaufen von Überzeugung (und damit um das "Nicht-Daran-Zweifeln"-Können).
Du schwankst zwischen den Extremen "Bewusstsein existiert" und "es existiert gar nichts" (Halluzination/Erfindung/Illusion) und übersiehst den Mittelweg: "es existiert etwas, das der Anlass für die Überzeugungen ist, entspricht aber nicht den Überzeugungen".
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Wie könnte ein "Zombie" ohne phänomenales Bewusstsein überhaupt zu der falschen (unbewussten) Überzeugung gelangen, phänomenales Bewusstsein zu besitzen?
Vergiss das Wort "Zombie", es ist "reichlich ungünstige Philosophie".
Stell dir vor, dass "Körper in Umwelt" der Regelkreis für das Nervensystem ist und jede einzelne Zelle die Fähigkeit besitzt, durch Abtastung ihrer Umgebung, die plausibelste Reaktion zu entwickeln.
(Hier geht es nicht um mathematische Verrechnungen à la KI)
D.h. die Gesamtproblematik des Körpers (Aufbau eines Verständnisses seiner Situation) findet sich in jedem einzelnen Anteil des Nervensystems wieder.
"Das Verstehen der Situation" ist ein skalierbarer Vorgang, d.h. es kommt ein Gesamtverstehen zustande, indem die Details im Sinne des Gesamten verstanden werden.
Wenn du jetzt mal "Körper in Umwelt" als Wahrnehmungs-Aufgabenstellung verwendest, ist es dann plausibel, dass der Körper die Überzeugung "bewusst zu sein" durchläuft?
Ja.
Anderes Beispiel: ist die Überzeugung "farbige Oberflächen zu sehen" plausibel im Sinne von "Körper in Umwelt"?
Ja.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Dazu müsste er unter anderem in der Lage sein, phänomenologische Begriffe wie < Rotempfindung > zu bilden und zu verstehen, was jedoch gar nicht möglich ist, ohne jemals eine Rotempfindung erlebt zu haben.
Du weist ja bestimmt, dass der Körper mit Reizen aus Strahlung konfrontiert ist, ohne dass er (aus seinem Wachstum heraus) weiss, dass es um Strahlung geht.
Ist die Überzeugung "Farbe zu sehen" plausibel, wenn aus dem Körper heraus ein Verstehvorgang entworfen wird?
Ja.
Da die Konfrontation mit Strahlung zeitlich ausgedehnt stattfindet, ist die Überzeugung eines Durchlaufens ("Erleben") korrekt.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Die geistige Selbstrepräsentation als Bewusstseinssubjekt setzt folglich die Existenz des Bewusstseins voraus, sodass jene nicht falsch sein kann.
Nein, viel einfacher:
Subjektivität befindet sich unmittelbar in der Aufgabenstellung "Körper in Umwelt".
Der simple Trick ist, dass aus dem Körper heraus, sozusagen mit dem Körper als dominanter Grundlage (mit Handlungshoheit), die Welt erschlossen/verstanden wird.
Consul hat geschrieben : ↑ Do 11. Jul 2024, 23:08
Bewusstseinslose Wesen sind gar nicht imstande, fälschlicherweise zu glauben, dass sie bewusstseinsbegabte Wesen sind!
Hier musst du aufpassen:
es gibt nicht nur Schwarz/Weiss, richtig/falsch, sondern auch "bedingt stimmig".
Die Überzeugung "farbige Oberflächen zu sehen" ist "bedingt stimmig" ("der Körper versteht damit seine Situation"), einer genauen Analyse, mit der Absicht Tatsachenstatus zu erreichen, hält sie aber nicht stand.