Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Do 1. Aug 2024, 10:58
Consul hat geschrieben : ↑ Do 1. Aug 2024, 00:58
Ich glaube nicht an die Unabhängigkeit des Soseins von etwas von dessen Dasein.
Ich glaube auch nicht, dass die Eigenschaften eines Dinges unabhängig von dessen Existenz sind. Daher gilt: Was Eigenschaften hat, existiert. Wie sollte etwas nicht existieren, was Eigenschaften hat? Die 3 hat die Eigenschaft, größer als 2 zu sein, also existiert sie. Gretel hält der Hexe einen Knochen hin, also existiert sie. Biden ist Präsident der Vereinigten Staaten, also existiert er. Jedoch existieren sie alle in verschiedenen Kontexten: Die 3 existiert (z.B.) in der Reihe der natürlichen Zahlen, Gretel im Märchen und Präsident Biden als Teil der repräsentativen Demokratie Amerikas. Dies zeigt, dass das "Sosein" eines Objekts, also seine Eigenschaften, eng mit seinem "Dasein", seiner Existenz, verbunden ist. Was Eigenschaft hat, muss auch existieren und, was existiert, hat auch Eigenschaften.
1.
"3 > 2" – Für Formalisten, die die reine Mathematik als ein formales (syntaktisches) Zeichenspiel betrachten, stehen die Zeichenformen "3" und "2" nicht für irgendwelche abstrakten Gegenständen,
sondern für gar nichts. Sie sind im fregeschen Sinne des Wortes bedeutungslos, und ihr Sinn erschöpft sich in ihrem regelgeleiteten Gebrauch im syntaktischen Spiel der reinen Mathematik.
"3 > 2" bedeutet dann
"Die Formel '3 > 2' ist regelkonform"; und damit wird keinem abstrakten Ding irgendeine Eigenschaft zugesprochen, sofern man diesen Satz nicht als
"Der abstrakte Formeltyp '3 > 2' ist regelkonform" liest, sondern als
"Alle konkreten Formelexemplare, die dem konkreten Formelexemplar '3 > 2' entsprechen, sind regelkonform" liest.
2.
"Gretel hält der Hexe einen Knochen hin." – Dieser Satz ist für mich einfach falsch, und für Frege ist er weder wahr noch falsch, eben weil er ein fiktives Ereignis zwischen fiktiven Personen beschreibt. Hier gibt es weder Dasein noch Sosein!
Wahr ist dagegen ein Satz wie
"Dem Märchen nach hält Gretel der Hexe einen Knochen hin".
"Kontextuelle Existenz" ist nichts weiter als Nonexistenz, wenn der Kontext selbst nicht existiert (wie fiktive Welten).
Rudolf Carnap unterscheidet relativistisch zwischen
internen Existenzfragen innerhalb eines bestimmten Kontextes (wie der Mathematik) und
externen, kontextunabhängigen Existenzfragen, die er für sinnlos hält. Ich halte Letztere ganz und gar nicht für sinnlos, da wir über einen widerspruchsfreien
absoluten Existenzbegriff verfügen, der es uns erlaubt, interne Existenzbejahungen extern zu verneinen. Im Rahmen der Mathematik mag es Zahlen geben,
aber gibt es sie wirklich (im absoluten ontologischen Sinn)?
Wenn es Zahlen
nicht wirklich gibt, dann sind die mathematikinternen/-relativen Existenzbehauptungen aus der
letztlich entscheidenden externen, absoluten ontologischen Perspektive schlichtweg
falsch.
Aus dieser Perspektive geht es immer um die Frage, ob eine angebliche Entität X
wirklich/tatsächlich Teil des Seins als
der absoluten Totalität aller Entitäten ist.
(Diese absolute Totalität besteht, gleichgültig ob sie selbst eine unitäre Entität oder eine nichtunitäre Pluralität von Entitäten ist.)