Aber das Leben auf dem Planeten ist noch nicht zu Ende.
Pflanzen, Blobs und Kognitionen
- Jörn Budesheim
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Soll ich diesen Beitrag als Antwort auf die Frage lesen, die ich gestellt habe, oder ist es eine allgemeine Bemerkung?Consul hat geschrieben : ↑Sa 24. Aug 2024, 19:37Der Zusatz "in a psychological mode" ist entscheidend: Intentionalität schließt Referentialität ein, aber Referentialität schließt nicht Intentionalität ein; denn Intentionalität weisen nur repräsentationale Geisteszustände (Denken, Vorstellen, die propositional attitudes: Wissen, Glauben, Begehren, Hoffen, Fürchten) auf. Man kann Wörtern und Sätzen in Büchern Referentialität zusprechen, aber nicht Intentionalität, weil es sich zwar um Repräsentationen, aber nicht um repräsentationale Geisteszustände handelt.
Referenz (Bezug) ist ein Aspekt von Repräsentationen. (Frege spricht von der "Bedeutung" eines Zeichens; aber heutzutage nennen wir Bedeutung, was er "Sinn" nennt.) Ich würde sagen, dass Intentionalität mentale Referentialität (Referenz) ist, d.h. geistiges Bezugnehmen auf etwas mittels Verwendung geistiger Zeichen. (Die sprachlichen Zeichen des inneren Sprechens zähle ich zu den geistigen Zeichen.)Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 24. Aug 2024, 11:52@Consul: Hier mein Vorschlag, wie man die beiden Begriffe unterscheiden, bzw. zueinander in Beziehung setzen kann:
Repräsentation heißt, dass etwas (wie ein Wort, ein Symbol oder was auch immer) für etwas anderes steht. Zum Beispiel repräsentiert das Wort "Katze" den Begriff [Katze], der Begriff [Katze] repräsentiert Katzen.
Intentionalität hingegen bedeutet, dass etwas von etwas handelt/sich auf etwas bezieht/auf etwas gerichtet ist — wie der Gedanke "Die Katze sitzt auf der Matte". Dieser Gedanke ist intentional, weil er sich auf eine bestimmte Tatsache bezieht/von dieser handelt.
Der Unterschied liegt darin, dass Repräsentation lediglich eine Beziehung ist zwischen etwas und dem, wofür es steht. Intentionalität ist gewissermaßen mehr: Sie hat einen "Gehalt".
Repräsentation ist also in gewisser Hinsicht vielleicht so etwas wie die "Grundlage", auf der Intentionalität aufbaut, indem sie diese Repräsentationen "nutzt", um sich auf etwas zu beziehen. Im Unterschied zur Repräsentation hat Intentionalität also eine inhaltliche oder propositionale Struktur.
Soweit ich sehe, liegt der Unterschied zwischen uns darin, dass ich Repräsentation als "Grundlage" (vielleicht gibt es einen besseren Begriff) sehe, auf der Intentionalität "aufbaut", während du Repräsentation und Intentionalität als untrennbare Aspekte desselben Prozesses betrachtest? Oder? Worin besteht der Unterschied zwischen unseren Sichtweisen, deiner Ansicht nach?
Repräsentationen müssen keine "propositionale Struktur" haben wie Aussagesätze, da sie nicht nur Sachverhalte, sondern auch Sachen (Dinge, Objekte, Personen) bezeichnen können—und das auf unterschiedliche Weise. Der Name "Olaf Scholz" repräsentiert Olaf Scholz auf abstrakte symbolische Weise (im engeren Sinn von "Symbol", in dem es kein Synonym von "Zeichen" ist), wohingegen ein Foto von ihm ihn auf ikonische Weise repräsentiert, d.h. durch Ähnlichkeit.
Übrigens, nichts ist ein Zeichen an sich. Etwas wird nur dadurch zu einem Zeichen, dass es von einem zeichenbenutzenden und -verstehenden Wesen als solches aufgefasst (interpretiert) wird.
Sogenannte "natürliche Zeichen" wie die Jahresringe eines Baumstammes, woraus man auf dessen Alter schließen kann, sind indexikalische Zeichen, weil es eine objektive natürliche Korrelation zwischen der Anzahl der Jahresringe und dem Baumalter gibt. Aber dieser unabhängig von zeichenbenutzenden und -verstehenden Wesen bestehende biologische Zusammenhang wird nur dann zu einer semiotischen Beziehung, wenn er von zeichenbenutzenden und -verstehenden Wesen als solche interpretiert wird, d.h. wenn derartige Wesen die Anzahl der Jahresringe als Anzeichen (Index) des Baumalters interpretieren.
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Ich habe das Obige geschrieben, bevor ich deinen Beitrag las.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 24. Aug 2024, 20:09Soll ich diesen Beitrag als Antwort auf die Frage lesen, die ich gestellt habe, oder ist es eine allgemeine Bemerkung?Consul hat geschrieben : ↑Sa 24. Aug 2024, 19:37Der Zusatz "in a psychological mode" ist entscheidend: Intentionalität schließt Referentialität ein, aber Referentialität schließt nicht Intentionalität ein; denn Intentionalität weisen nur repräsentationale Geisteszustände (Denken, Vorstellen, die propositional attitudes: Wissen, Glauben, Begehren, Hoffen, Fürchten) auf. Man kann Wörtern und Sätzen in Büchern Referentialität zusprechen, aber nicht Intentionalität, weil es sich zwar um Repräsentationen, aber nicht um repräsentationale Geisteszustände handelt.
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Warum schreibst du das? Wofür oder wogegen möchtest du damit argumentieren?
Selbe Frage hier: "Übrigens, nichts ist ein Zeichen an sich."
Es dient der Erläuterung und damit dem besseren Verständnis.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 24. Aug 2024, 21:56Warum schreibst du das? Wofür oder wogegen möchtest du damit argumentieren?
Selbe Frage hier: "Übrigens, nichts ist ein Zeichen an sich."
Du hast geschrieben: "Im Unterschied zur Repräsentation hat Intentionalität also eine inhaltliche oder propositionale Struktur."
Der repräsentierende Inhalt (nicht zu verwechseln mit dem (Bezugs-)Gegenstand) eines intentionalen Geisteszustandes muss eben keine propositionale Struktur haben. Eine bildliche Vorstellung des Eiffelturmes hat keine propositionale Struktur.
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Lehnst du, was ich schreibe ab, stimmst du zu oder verhält sich das neutral gegenüber dem, was ich gesagt habe? Ich verstehe die gesamte Richtung der Beiträge nicht.
Intentionale Geisteszustände sind demnach repräsentationale Geisteszustände, d.i. Geisteszustände mit einem repräsentierenden Inhalt/Gehalt. Unter dem Inhalt/Gehalt verstehe ich ein Zeichengebilde, das den intentionalen Gegenstand repräsentiert."In philosophy, intentionality is the power of minds and mental states to be about, to represent, or to stand for, things, properties and states of affairs. To say of an individual’s mental states that they have intentionality is to say that they are mental representations or that they have contents."
Intentionality: https://plato.stanford.edu/entries/intentionality/
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Das hilft mir leider nicht weiter. Mich interessiert, wo wir übereinstimmen, wo wir unterschiedlicher Meinung sind und so weiter.
Auch bei den letzten Zitat kann ich nicht erkennen, mit welcher Zielsetzung du es gepostet hast. Widerspricht es deiner Ansicht nach meinen Ausführungen, unterstützt es sie, ergänzt es etwas und wenn ja was, oder sagt es etwas ganz anderes? Warum du das gepostet hast, kann ich nicht erkennen.
Auch bei den letzten Zitat kann ich nicht erkennen, mit welcher Zielsetzung du es gepostet hast. Widerspricht es deiner Ansicht nach meinen Ausführungen, unterstützt es sie, ergänzt es etwas und wenn ja was, oder sagt es etwas ganz anderes? Warum du das gepostet hast, kann ich nicht erkennen.
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Gehört das folgende hierher? Vielleicht. Im Prinzip hab ich das Gefühl, dass wir bisher ziemlich auf den Holzweg sind :-)
Joerg Fingerhut und Rebekka Hufendiek: Philosophie der Verkörperung. Die Embodied Cognition-Debatte.
Der Artikel auf Information Philosophie beschreibt die "4 E's" der Kognitionswissenschaft, die verschiedene Ansätze darstellen, wie der Geist zu verstehen ist.
"Vertreterinnen und Vertreter der Philosophie der Verkörperung eint zunächst ihre Ablehnung einer Auffassung des menschlichen Geistes als realisiert in einem neuronalen, informationsverarbeitenden Apparat. Sie weisen damit zurück, dass geistige Leistungen vollständig qua Manipulation von internen Repräsentationen erklärt werden können. Die Begründungen der Ablehnung, aber auch die alternativ eingenommenen Gegenpositionen nehmen dabei sehr verschiedene Formen an. Im Laufe der Jahre hat es sich innerhalb der Kognitionswissenschaften eingebürgert, von den 4 E's zu sprechen. Diese besagen, dass der Geist als ausgedehnt (extended), eingebettet (embedded), verkörpert (embodied) und enaktiv oder hervorbringend (enactive) anzusehen ist [vgl. die Einleitung in 2]. Hinter diesen Stichworten verbergen sich teils unterschiedliche, teils überlappende Thesen. Wir haben „Philosophie der Verkörperung" als Oberbegriff für die theoretischen Ansätze in diesem Bereich gewählt, weil wir davon ausgehen, dass der Körper und sein komplexes Verhältnis zur Umwelt im Zentrum aller im Folgenden kurz angerissenen Theorierichtungen stehen. Alternativ fungieren aber auch Begriffe wie „situierte Kognition" [5] oder das angesprochene Kürzel 4E [4] als Genera für diese Theorien des Geistes."
(Dass ich das hier verlinke, heißt nicht, dass ich all das einfach kaufe ...)
Joerg Fingerhut und Rebekka Hufendiek: Philosophie der Verkörperung. Die Embodied Cognition-Debatte.
Der Artikel auf Information Philosophie beschreibt die "4 E's" der Kognitionswissenschaft, die verschiedene Ansätze darstellen, wie der Geist zu verstehen ist.
"Vertreterinnen und Vertreter der Philosophie der Verkörperung eint zunächst ihre Ablehnung einer Auffassung des menschlichen Geistes als realisiert in einem neuronalen, informationsverarbeitenden Apparat. Sie weisen damit zurück, dass geistige Leistungen vollständig qua Manipulation von internen Repräsentationen erklärt werden können. Die Begründungen der Ablehnung, aber auch die alternativ eingenommenen Gegenpositionen nehmen dabei sehr verschiedene Formen an. Im Laufe der Jahre hat es sich innerhalb der Kognitionswissenschaften eingebürgert, von den 4 E's zu sprechen. Diese besagen, dass der Geist als ausgedehnt (extended), eingebettet (embedded), verkörpert (embodied) und enaktiv oder hervorbringend (enactive) anzusehen ist [vgl. die Einleitung in 2]. Hinter diesen Stichworten verbergen sich teils unterschiedliche, teils überlappende Thesen. Wir haben „Philosophie der Verkörperung" als Oberbegriff für die theoretischen Ansätze in diesem Bereich gewählt, weil wir davon ausgehen, dass der Körper und sein komplexes Verhältnis zur Umwelt im Zentrum aller im Folgenden kurz angerissenen Theorierichtungen stehen. Alternativ fungieren aber auch Begriffe wie „situierte Kognition" [5] oder das angesprochene Kürzel 4E [4] als Genera für diese Theorien des Geistes."
- Extended (Ausgedehnt): Der Geist ist nicht auf das Gehirn beschränkt, sondern erstreckt sich auf externe Werkzeuge und Hilfsmittel, wie Notizbücher oder Computer. Diese externen Elemente werden als integraler Bestandteil kognitiver Prozesse betrachtet.
- Embedded (Eingebettet): Der Geist ist in seine Umgebung eingebettet, d.h., seine kognitiven Prozesse sind stark von der spezifischen Umwelt beeinflusst, in der er sich befindet. Das bedeutet, dass das Verständnis des Geistes auch die Berücksichtigung der Umwelt einschließt.
- Embodied (Verkörperung): Kognitive Prozesse sind eng mit dem Körper verbunden. Der Körper spielt eine zentrale Rolle bei der Art und Weise, wie der Geist die Welt wahrnimmt und verarbeitet. Kognition ist also keine rein geistige Aktivität, sondern eine verkörperte Erfahrung.
- Enactive (Enaktiv oder Hervorbringend): Kognition wird durch aktive Interaktionen mit der Umwelt hervorgebracht. Der Geist ist nicht passiv, sondern erzeugt aktiv Bedeutungen durch Handlungen und Erleben in der Welt.
(Dass ich das hier verlinke, heißt nicht, dass ich all das einfach kaufe ...)
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Auf den Begriff Repräsentation steh' ich ohnehin nicht. Aber egal: eine interne Repräsentation ist schon so etwas wie ein Widerspruch in sich, oder?Vertreterinnen und Vertreter der Philosophie der Verkörperung eint zunächst ihre Ablehnung einer Auffassung des menschlichen Geistes als realisiert in einem neuronalen, informationsverarbeitenden Apparat. Sie weisen damit zurück, dass geistige Leistungen vollständig qua Manipulation von internen Repräsentationen erklärt werden können.
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Zum Thema "ausgedehnter Geist" gab es Forum schon mal einen (sehr kurzen) Faden: https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... f=56&t=433
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Das hat eine Reihe von Aspekten, gut gefällt mir: "Ein Organismus repräsentiert damit die Welt nicht in seinem Geist, er interagiert ... Der Enaktivismus stellt somit zunächst einen Gegenentwurf zu repräsentationalen Theorien des Geistes dar" Überhauptnicht gefällt mir natürlich: "Diese Welt steht uns also nicht als unabhängige gegenüber, sondern wir erschaffen sie als eine Welt voller Werte." Teilweise erschaffen wir (die Lebewesen) natürlich die Welt, das ist klar, aber Werte schaffen wir nicht (zumindest nicht generell), sonst wären es ja keine. Nahrung hat einen intrinsischen Wert, der Blob schafft diesen doch nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Ich hab sehr viel Sympathie für all diese Sichtweisen, die "die Kognition" nicht irgendwo innen einsperren - da wäre sie schließlich sinnlos.Mit dem Label „Enaktivismus" werden demnach theoretische Vorschläge bezeichnet, die die Grundaussage eint, dass der Mensch (wie alle lebendigen Organismen) seine Welt aktiv handelnd hervorbringt. Diese Welt steht uns also nicht als unabhängige gegenüber, sondern wir erschaffen sie als eine Welt voller Werte. Sie ist mit Objekten gefüllt, die für uns Relevanz haben. Ein Organismus repräsentiert damit die Welt nicht in seinem Geist, er interagiert und generiert in der Interaktion mentale Prozesse. Um diese Prozesse zu verstehen, muss man die Geschichte unserer Relation zur Umwelt in den Blick bekommen. Der Enaktivismus stellt somit zunächst einen Gegenentwurf zu repräsentationalen Theorien des Geistes dar und hat seinen klassischen Text in Varela, Thompson und Roschs The Embodied Mind [11].
Die 4E finde ich sehr interessant. Zudem bedienen insbesondere E1 und E2 meinen aktuellen Zweifel daran, dass all meine verknüpfbaren Erinnerungs-Einzelheiten der letzten 60 Jahre ausschließlich in jenem kleinen, begrenztem innerkopfigem Material gespeichert seien.
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Interessant, die Autoren verwenden die Begriffe komplett anders als ich :-) Aber die folgende Quelle nutzt zumindest den Begriff Intentionalität gemäß meiner Deutung.Der radikale Enaktivismus, formuliert von Daniel Hutto und Erik Myin, ist eine spezielle Variante des Enaktivismus, die darauf abzielt, alle Formen repräsentationalistischer Theorien des Geistes aus der Erklärung grundlegender Kognition zu entfernen. Laut Hutto und Myin kommen grundlegende kognitive Prozesse wie Wahrnehmen, Empfinden und Fühlen ganz ohne Repräsentationen aus. Diese Prozesse sind zwar intentional auf Dinge in der Welt gerichtet und haben einen phänomenalen Aspekt, d.h., sie fühlen sich für uns auf eine bestimmte Weise an, aber sie sind nicht repräsentational und haben keinen Gehalt. Das bedeutet, es gibt keine Wahrheits- oder Adäquatheitsbedingungen für diese mentalen Prozesse. Sie sind auch nicht intentional in dem Sinne, dass wir Objekte auf eine spezifische Art und Weise repräsentieren würden. Stattdessen reagieren wir auf Wahrgenommenes und haben spezifische Weisen des Reagierens, aber keine Repräsentationen, die uns in einer bestimmten Weise gegeben wären.
Grundbegriffe der Philosophie hat geschrieben : Das Problem der Intentionalität bezieht sich auf die Fähigkeit von Geisteszuständen und Handlungen, sich auf etwas zu beziehen oder auf etwas gerichtet zu sein. In der Philosophie des Geistes wird intensiv darüber diskutiert, wie und warum bestimmte mentale Zustände und Handlungen eine bestimmte Richtung oder Ziel haben. Diese Zustände und Handlungen sind als intentionale Zustände bekannt, und ihr intentionaler Inhalt ist das, worauf sie sich beziehen oder was sie bedeuten. Die Diskussion über Intentionalität ist komplex und kontrovers, da sie zentrale Fragen zur Natur des Bewusstseins und der Bedeutung aufwirft.
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Das Folgende aus dem Artikel passt sehr gut auf den Faden:
Eine einschlägige aktuelle Monographie in diesem Zusammenhang stammt von Giovanna Colombetti [16]. Sie vertritt die These, dass sämtliche affektiven Zustände (oder vielmehr Prozesse) von den einfachsten Empfindungen bis zu den komplexesten Emotionen als verkörpert und enacted verstanden werden sollten. Wie für den autopoietischen Enaktivismus üblich, geht Colombetti davon aus, dass schon einfache Zellen ihre Umwelt aktiv transformieren und diese Umwelt so zu einer bedeutsamen Umgebung für den Organismus wird. Dinge in der Umwelt haben für den Organismus Valenz, d. h. sie sind für ihn von Wert, insofern sie seinem Überleben und Wohlergehen zuträglich oder abträglich sind. Alle Organismen verfügen somit über eine immanente Zweckhaftigkeit in ihrem Verhalten und sorgen sich um ihre Umwelt. Diese basale Form der Sorge um die Welt nennt Colombetti „primordiale Affektivität“. Affekte und Emotionen sind für Colombetti koordinierte, eingeübte Aktivitätsmuster, die den ganzen Organismus mit einbeziehen. Sowohl neuronale Aktivität als auch körperliche Reaktionen und Ausdrucksverhalten bilden einen konstitutiven Teil dieser Muster. Diese Muster haben sich über eine Evolutions- und Lerngeschichte ausgebildet und haben so auch Sinn und Bedeutung für den Organismus: Unser ganzer Körper reagiert mit Angst, wenn wir auf eine gefährliche Situation treffen, und unser ganzer Körper reagiert mit Trauer, wenn wir einen Verlust erfahren. Colombetti richtet sich mit diesem Ansatz gegen sogenannte appraisal-Theorien, die davon ausgehen, dass Emotionen immer durch ein kognitives Urteil oder eine neuronale Bewertung ausgelöst werden. Sie orientiert sich stattdessen an der dynamischen Systemtheorie und geht davon aus, dass neuronale, körperliche und Ausdrucksreaktionen Teil eines Musters sind, das mal durch die eine und mal durch die andere Komponente angestoßen wird.
Eine einschlägige aktuelle Monographie in diesem Zusammenhang stammt von Giovanna Colombetti [16]. Sie vertritt die These, dass sämtliche affektiven Zustände (oder vielmehr Prozesse) von den einfachsten Empfindungen bis zu den komplexesten Emotionen als verkörpert und enacted verstanden werden sollten. Wie für den autopoietischen Enaktivismus üblich, geht Colombetti davon aus, dass schon einfache Zellen ihre Umwelt aktiv transformieren und diese Umwelt so zu einer bedeutsamen Umgebung für den Organismus wird. Dinge in der Umwelt haben für den Organismus Valenz, d. h. sie sind für ihn von Wert, insofern sie seinem Überleben und Wohlergehen zuträglich oder abträglich sind. Alle Organismen verfügen somit über eine immanente Zweckhaftigkeit in ihrem Verhalten und sorgen sich um ihre Umwelt. Diese basale Form der Sorge um die Welt nennt Colombetti „primordiale Affektivität“. Affekte und Emotionen sind für Colombetti koordinierte, eingeübte Aktivitätsmuster, die den ganzen Organismus mit einbeziehen. Sowohl neuronale Aktivität als auch körperliche Reaktionen und Ausdrucksverhalten bilden einen konstitutiven Teil dieser Muster. Diese Muster haben sich über eine Evolutions- und Lerngeschichte ausgebildet und haben so auch Sinn und Bedeutung für den Organismus: Unser ganzer Körper reagiert mit Angst, wenn wir auf eine gefährliche Situation treffen, und unser ganzer Körper reagiert mit Trauer, wenn wir einen Verlust erfahren. Colombetti richtet sich mit diesem Ansatz gegen sogenannte appraisal-Theorien, die davon ausgehen, dass Emotionen immer durch ein kognitives Urteil oder eine neuronale Bewertung ausgelöst werden. Sie orientiert sich stattdessen an der dynamischen Systemtheorie und geht davon aus, dass neuronale, körperliche und Ausdrucksreaktionen Teil eines Musters sind, das mal durch die eine und mal durch die andere Komponente angestoßen wird.
Mit "intern" ist hier "im Geist/Gehirn befindlich" gemeint. Sätze in gedruckten Büchern sind entsprechend externe Repräsentationen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 26. Aug 2024, 14:03Auf den Begriff Repräsentation steh' ich ohnehin nicht. Aber egal: eine interne Repräsentation ist schon so etwas wie ein Widerspruch in sich, oder?
In einem vorherigen Beitrag habe ich bereits "die grundlegende Meinungsverschiedenheit zwischen den Repräsentationalisten und den Antirepräsentationalisten bezüglich der Natur der Kognition" erwähnt.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
"2. ERSETZUNG: Ein mit seiner Umwelt interagierender Körper eines Organismus ersetzt das Erfordernis repräsentationaler Prozesse, die für den Kern der Kognition gehalten wurden. Kognition ist also nicht von algorithmischen Prozessen abhängig, die mit symbolischen Repräsentationen operieren. Sie kann in Systemen stattfinden, die keine repräsentationalen Zustände enthalten, und sie kann ohne Berufung auf rechnerische oder repräsentationale Zustände erklärt werden." [© meine Übers.]
—Lawrence Shapiro
—Lawrence Shapiro
"Three Themes of Embodiment
…
1. CONCEPTUALIZATION: The properties of an organism’s body limit or constrain the concepts an organism can acquire. That is, the concepts on which an organism relies to understand its surrounding world depend on the kind of body that it has, so that were organisms to differ with respect to their bodies, they would differ as well in how they understand the world.
2. REPLACEMENT: An organism’s body in interaction with its environment replaces the need for representational processes thought to have been at the core of cognition. Thus, cognition does not depend on algorithmic processes over symbolic representations. It can take place in systems that do not include representational states, and can be explained without appeal to computational processes or representational states.
3. CONSTITUTION: The body or world plays a constitutive rather than merely causal role in cognitive processing. To illustrate this distinction in a different context, consider constitutive versus causal roles of oxygen. Oxygen is a constituent of water, because water consists in atoms of oxygen conjoined with atoms of hydrogen. On the other hand, oxygen might be a cause of an explosion, because without the presence of oxygen, the fuse would not have ignited. Likewise, according to the Constitution claim, the body or world is a constituent of, and not merely a causal influence on, cognition."
(Shapiro, Lawrence. Embodied Cognition. New York: Routledge, 2011. pp. 4-5)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Wie funktioniert "Kognition" ohne Repräsentation?
Es gibt eine Unterscheidung zwischen asemantischer Information und semantischer Information. Paul Griffiths unterscheidet entsprechend zwischen kausaler Information und intentionaler Information.
Die materiellen Täger asemantischer oder kausaler Information sind physikalische, chemische oder elektrische Signale, die keine Zeichen sind, weil sie keine Bedeutung und keinen intentionalen/repräsentationalen Bezug (Referenz) auf irgendetwas haben. Es besteht lediglich ein rein kausaler oder korrelationaler Zusammenhang zwischen dem Signal und seiner Quelle.
Signale können allerdings als echte Repräsentationen, als Indizes (Anzeichen) von etwas fungieren, wenn sie von einem geistbegabten und zeichenbenutzenden Empfänger als solche interpretiert werden, d.h. als etwas für etwas anderes Stehendes. Nur dadurch kann aus nichtrepräsentionaler, "instruktionaler" (L. Floridi) Information für etwas repräsentationale Information über etwas werden. Bedeutungslose Signalinformation ist kausale Information für etwas in dem Sinn, dass sie etwas Bestimmtes in ihrem Empfänger verursacht, bewirkt, auslöst.
Die Frage ist nun, ob man asemantische, nichtrepräsentationale Signalprozesse in Organismen sinnvollerweise als kognitive Prozesse bezeichnen und betrachten kann. Ich bezweifle es.
Es gibt eine Unterscheidung zwischen asemantischer Information und semantischer Information. Paul Griffiths unterscheidet entsprechend zwischen kausaler Information und intentionaler Information.
Die materiellen Täger asemantischer oder kausaler Information sind physikalische, chemische oder elektrische Signale, die keine Zeichen sind, weil sie keine Bedeutung und keinen intentionalen/repräsentationalen Bezug (Referenz) auf irgendetwas haben. Es besteht lediglich ein rein kausaler oder korrelationaler Zusammenhang zwischen dem Signal und seiner Quelle.
Signale können allerdings als echte Repräsentationen, als Indizes (Anzeichen) von etwas fungieren, wenn sie von einem geistbegabten und zeichenbenutzenden Empfänger als solche interpretiert werden, d.h. als etwas für etwas anderes Stehendes. Nur dadurch kann aus nichtrepräsentionaler, "instruktionaler" (L. Floridi) Information für etwas repräsentationale Information über etwas werden. Bedeutungslose Signalinformation ist kausale Information für etwas in dem Sinn, dass sie etwas Bestimmtes in ihrem Empfänger verursacht, bewirkt, auslöst.
Die Frage ist nun, ob man asemantische, nichtrepräsentationale Signalprozesse in Organismen sinnvollerweise als kognitive Prozesse bezeichnen und betrachten kann. Ich bezweifle es.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Hier wird Intentionalität mit Intention (Absicht, absichtlichem Handeln) vermischt, was man nicht tun sollte.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 26. Aug 2024, 15:38Aber die folgende Quelle nutzt zumindest den Begriff Intentionalität gemäß meiner Deutung.
Grundbegriffe der Philosophie hat geschrieben : Das Problem der Intentionalität bezieht sich auf die Fähigkeit von Geisteszuständen und Handlungen, sich auf etwas zu beziehen oder auf etwas gerichtet zu sein. In der Philosophie des Geistes wird intensiv darüber diskutiert, wie und warum bestimmte mentale Zustände und Handlungen eine bestimmte Richtung oder Ziel haben. Diese Zustände und Handlungen sind als intentionale Zustände bekannt, und ihr intentionaler Inhalt ist das, worauf sie sich beziehen oder was sie bedeuten. Die Diskussion über Intentionalität ist komplex und kontrovers, da sie zentrale Fragen zur Natur des Bewusstseins und der Bedeutung aufwirft.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding