Ontologie der Sachverhalte und Tatsachen

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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Jörn P Budesheim
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  • Abstract/Abstrakt: Sachverhalte beinhalten ein nicht-physisches Element. Ja
  • Concrete/Konkret: Sachverhalte sind entweder teilweise oder vollständig durch physikalische Partikularien konstituiert. Nein. (Gegenstände sind in Tatsachen eingebettet)
  • Possible/Möglich: Die Theorie geht davon aus, dass zumindest einige Sachverhalte (rein) mögliche, nicht-wirkliche oder nicht-bestehende Entitäten sind. Ja
  • Mental/Semantic Content—Mentaler/Semantischer Inhalt: Sachverhalte dienen als mentaler und/oder semantischer Inhalt intentionaler Zustände wie Glauben oder Überlegen, oder indikativer Sätze und/oder Aussagen und/oder Äußerungen. Ja. (Wir können Tatsachen erfassen.
  • Mind Dependent/Geistabhängig: Sachverhalte sind für ihre Existenz von einem mentalen Akt, Zustand oder der Existenz eines Geistes abhängig. Nein
  • Mind Independent/Geistunabhängig: Sachverhalte existieren unabhängig von jeglichen mentalen Akten oder Geisten. Ja
  • Negative/Negativ: Negative Sachverhalte, wie z. B. dass Schnee nicht blau ist, existieren. Ja, mag sein
  • Necessary/Notwendig: Sachverhalte existieren notwendigerweise (sie sind keine kontingent existierenden Entitäten). Ja
  • Modal Properties/Modale Eigenschaften: Sachverhalte tragen Modaleigenschaften wie notwendig oder kontingent. = to Possible Worlds/= zu möglichen Welten: (Maximale) Sachverhalte sind identisch mit möglichen Welten. Ja (die Rekonstruktion von Modaleigenschaften mithilfe möglicher Welten kaufe ich jedoch nicht.
  • Distinct from Propositions/von Propositionen verschieden: Sachverhalte sind nicht identisch mit Propositionen." Nein




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Jörn P Budesheim
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Do 25. Sep 2025, 10:26

Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 10:13
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 08:00
Diese Ausdrucksweise von Hübl ist unelegant, das stimmt, aber der Sache nach unproblematisch, finde ich. Zu sagen, dass der Sachverhalt, dass alle Weihnachtmänner Bärte haben besteht, heißt doch, dass es wahr ist, dass alle Weihnachtmänner Bärte haben.
Aus dem Bestehen eines Sachverhalts folgt die Wahrheit aller Aussagen, die diesen Sachverhalt repräsentieren; aber es folgt nicht daraus, dass bestehende Sachverhalte wahre Aussagen sind.
Stimmt, das folgt nicht, aber bestehende Sachverhalte sind Wahrheiten.




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Jörn P Budesheim
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Do 25. Sep 2025, 10:28

Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 10:21
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 08:21
Hier noch ein wichtiger Punkt: In der Philosophie hat sich (z. B.) die Rede von "sozialen Tatsachen" eingebürgert, sodass es eine eigenständige Fragestellung ist, was eine "soziale Tatsache" ausmacht. Darüber hinaus sind die Ausdrücke "moralische Tatsache", "ästhetische Tatsache" und anderes mehr im Umlauf.
Um Husserls Unterscheidung zu verwenden, wir bewegen uns hier im Bereich der formalen Ontologie und nicht der materialen oder regionalen Ontologie, die sich mit den besonderen Ontologien einzelner Wissenschaften wie der Soziologie befasst (Sozialontologie). Husserls Unterscheidung entspricht der Unterscheidung zwischen der generellen Ontologie und speziellen Ontologien.
Ich gehe davon aus, dass es "soziale Tatsachen" ("moralische Tatsachen", "ästhetische Tatsachen", ...) an sich (oder wie auch immer an es nennen mag) gibt.




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Consul
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Do 25. Sep 2025, 10:36

R2D2 hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 08:38

Erläuterung: Diese Zusammenfassung wurde von NotebookLM erstellt, dazu wurde 49 verschiedene Quelle ausgewertet, u.a. die von Consul verlinkten. Fehler sind möglich, sogar wahrscheinlich, aber als Überblick scheint mir der Text durchaus brauchbar (Jörn Budesheim)
Nicht schlecht! Von NotebookLM habe ich heute zum ersten Mal gehört, und die Leistungsfähigkeit dieses neuartigen KI-Zeugs wird mir allmählich unheimlich.



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Consul
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Do 25. Sep 2025, 11:19

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 09:34
Chisholm, Roderick: Sachverhalte werden hier als abstrakte Entitäten verstanden, die notwendigerweise existieren.

Dem schließe ich mich an. Tatsachen/Sachverhalte existieren notwendig. Gäbe es nichts, bestünde die Tatsache, dass es nicht gäbe ... also gäbe es nicht nichts. Sobald es einen Gegenstand gibt, gibt es auch entsprechende Tatsachen. Daran führt kein Weg vorbei, finde ich.
Ich denke, daran führt sehr wohl ein Weg vorbei. Der ontologische Abstraktismus oder Platonismus ist für mich allgemein nichts weiter als intellektuelle Phantasterei unter Gebildeten. Wenn Sachverhalte/Tatsachen abstrakte Entitäten sind, dann sind sie propositionale Entitäten wie Bolzanos "Sätze an sich" oder Freges "Gedanken"; und ich habe nicht die geringste Vorstellung davon, was für "Viecher" diese angeblichen Entitäten sind – insbesondere dann nicht, wenn ihnen ein gottgleiches notwendiges Sein jenseits von Raum und Zeit zugeschrieben wird.
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 09:34
Naturgesetze sind für Armstrong Sachverhalte höherer Ordnung, nämlich Beziehungen zwischen Universalien.

Ich hatte mir vor Kurzem im Zusammenhang mit unserer Diskussion über Relationen eigentlich vorgenommen, mich noch etwas schlau zu dieser Frage zu machen, es dann aber vergessen. Naturgesetze sind ja (meines Erachtens) etwas Peinliches für Physikalisten. Denn wenn Naturgesetze Relationen sind und der Physikalist Relationen aus dem Bereich des Wirklichen ausklammern will, kommt er in die seltsame Situation, sagen zu müssen, dass das, wonach die Physik sucht, gar nicht existiert. :-) Armstrongs Theorie zwingt ihn: Willst du Gesetze ernst nehmen, musst du auch Relationen in deine Ontologie aufnehmen.
Der Physikalist Armstrong hat zum Thema Naturgesetze ein ganzes Buch geschrieben. (Ich habe ein Exemplar davon.) Er glaubte an die Existenz konkreter, immanenter Universalien (als Bestandteilen von Sachverhalten), und er war Realist in Bezug auf Relationen. All dies verträgt sich gut mit seinem reduktiven Physikalismus.
"If we assume Naturalism, and also wish to combine Physicalism with the Factualist theory already adumbrated in Section 1, the main thesis of this work, then Physicalism can be presented as the thesis that (1) all fundamental universals, whether properties or relations, are those studied by physics, and all other first-order universals are structures involving nothing but these fundamental universals; (2) all fundamental laws are connections holding between these fundamental universals and other laws are no more than the fundamental laws operating under specific boundary conditions."
———
"Wenn wir vom Naturalismus ausgehen und außerdem den Physikalismus mit der…faktenontologischen Theorie verbinden wollen, dann lässt sich der Physikalismus als folgende These darstellen: (1) Alle grundlegenden Universalien, seien es Eigenschaften oder Beziehungen, sind diejenigen, die von der Physik untersucht werden, und alle anderen Universalien erster Ordnung sind Strukturen, die nichts anderes als diese grundlegenden Universalien beinhalten; (2) alle grundlegenden Gesetze sind Verbindungen zwischen diesen grundlegenden Universalien und andere Gesetze sind nichts anderes als die grundlegenden Gesetze, die unter bestimmten Randbedingungen wirken." [DeepL mit Änderungen meinerseits]

(Armstrong, D. M. A World of States of Affairs. Cambridge: Cambridge University Press, 1997. p. 6)



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Jörn P Budesheim
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Do 25. Sep 2025, 11:33

Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 11:19
All dies verträgt sich gut mit seinem reduktiven Physikalismus.
Und verträgt es sich auch mit deiner Vorstellung, es gäbe keine Relationen?




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Jörn P Budesheim
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Do 25. Sep 2025, 11:34

Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 11:19
Ich denke, daran führt sehr wohl ein Weg vorbei. Der ontologische Abstraktismus oder Platonismus ist für mich allgemein nichts weiter als intellektuelle Phantasterei unter Gebildeten.
Ich halte es eher für unsere Alltagsvorstellung. :-) Dass es schon lange eine Tatsache war, dass sich der Mond um die Erde drehte, natürlich auch bevor es uns gab, dürften die meisten Menschen für selbstverständlich halten, schätze ich. Zumindest implizit. (Viele setzen auch intuitiv Wahrheit und Wirklichkeit gleich.) Wenn sie sich am Rande mit philosophischen Fragen beschäftigen, fangen leider viele an zu glauben, dass jede:r seine eigene Wahrheit hat.




Timberlake
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Do 25. Sep 2025, 14:47

R2D2 hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 08:38
Philosophische Theorien über Tatsachen und Sachverhalte



Bild

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Erläuterung: Diese Zusammenfassung wurde von NotebookLM erstellt, dazu wurde 49 verschiedene Quelle ausgewertet, u.a. die von Consul verlinkten. Fehler sind möglich, sogar wahrscheinlich, aber als Überblick scheint mir der Text durchaus brauchbar (Jörn Budesheim)
Wenn ich mich die Kernthesen dieser, in der Tabelle zusammengefassten Herrschaften vergegenwärtige, scheint mir davon so gut wie niemand zu diesen wackern Männern in lateinischen und französischen Büchern zu gehören, für die Tatsachen nichts weiter als Geschehen Dinge, Begebenheiten, Thaten, Ereignisse, Vorfälle heißen.
Indem das nichts weiter als das heißt, übrigens auch, meiner Meinung nach, bei den Männern hier in diesen Thread. Bis auf eine Ausnahme möglicherweise. Wie dem auch sei, ich schließe mich jedenfalls diesen wackern Männern an . Will sagen , für mich reduzieren sich Tatsachen weder auf wahre Gedanken ( Fregge) , Objektive ( Meinong) bzw. Sachverhalte (Armstrong) noch schließen sie Dinge aus ( Wittgenstein). Geschweige denn davon, dass ich im Zusammenhang mit Tatsachen die Kernthesen vertreten würde, dass Sachverhalte existieren, auch wenn sie nicht bestehen (Reinach) oder es unendlich viele Tatsachen gibt ( Gabriel )
Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 11:19
Der ontologische Abstraktismus oder Platonismus ist für mich allgemein nichts weiter als intellektuelle Phantasterei unter Gebildeten. Wenn Sachverhalte/Tatsachen abstrakte Entitäten sind, dann sind sie propositionale Entitäten wie Bolzanos "Sätze an sich" oder Freges "Gedanken"; und ich habe nicht die geringste Vorstellung davon, was für "Viecher" diese angeblichen Entitäten sind – insbesondere dann nicht, wenn ihnen ein gottgleiches notwendiges Sein jenseits von Raum und Zeit zugeschrieben wird.
Möglicherweise liegt bei mir daran, dass ich auf Grundlage dessen, was das Wörtlein Tatsache nach Ansicht dieser wackern Männer ist, nunmehr eine Vorstellung davon hab , was für "Viecher" diese "angeblichen Entitäten" sind.Insofern mich schon interessieren würde, ob Consul auch davon nicht die geringste Vorstellung hat. Also einer "angeblichen Entität" , wonach Tatsachen weiter nichts, als Geschehen Dinge , Begebenheiten , Thaten, Ereignisse , Vorfälle sind , deren historische Gewißheit so groß ist,als historische Gewissheit nur sein kann. Wenngleich ich darauf nicht wirklich enen Antwort erwarte. Es ist für ihn schlicht und ergreifend zu einfach bzw. zu einfach formuliert , als das er darauf eine Antwort wüsste. ;)




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Jörn P Budesheim
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Do 25. Sep 2025, 17:32

Timberlake hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 14:47
nichts weiter
Ja, die Diskussion hat sich (zum Glück) erheblich ausdifferenziert.




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Consul
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Fr 26. Sep 2025, 03:51

Timberlake hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 14:47
Wenn ich mich die Kernthesen dieser, in der Tabelle zusammengefassten Herrschaften vergegenwärtige, scheint mir davon so gut wie niemand zu diesen wackern Männern in lateinischen und französischen Büchern zu gehören, für die Tatsachen nichts weiter als Geschehen Dinge, Begebenheiten, Thaten, Ereignisse, Vorfälle heißen.
Indem das nichts weiter als das heißt, übrigens auch, meiner Meinung nach, bei den Männern hier in diesen Thread. Bis auf eine Ausnahme möglicherweise. Wie dem auch sei, ich schließe mich jedenfalls diesen wackern Männern an. Will sagen, für mich reduzieren sich Tatsachen weder auf wahre Gedanken (Frege), Objektive (Meinong) bzw. Sachverhalte (Armstrong) noch schließen sie Dinge aus (Wittgenstein). Geschweige denn davon, dass ich im Zusammenhang mit Tatsachen die Kernthesen vertreten würde, dass Sachverhalte existieren, auch wenn sie nicht bestehen (Reinach) oder es unendlich viele Tatsachen gibt (Gabriel ).
"Thatsache (res facti, factum) =
1) sache der that: das leben ist sache der that, es ist thatsache.
2) eine vorgefallene, wirklich geschehene sache, etwas feststehendes, das nicht bezweifelt werden kann"

Grimmsches Wörterbuch: https://www.dwds.de/wb/dwb/thatsache
Unter einer Tatsache kann ein (wirklicher) Vorfall, Ereignis, Geschehnis und sogar ein (wirkliches) Ding, Gegenstand als etwas verstanden werden, das nicht zur Kategorie der (abstrakten oder konkreten) Sachverhalte oder der (abstrakten) Propositionen (Aussagen, "Gedanken") gezählt wird.
Man begeht jedoch den etymologischen Fehlschluss, wenn man argumentiert, dass die ursprüngliche Wortbedeutung von "Tatsache" (= "wirkliche Sache") die richtige und einzig zulässige sei.
"Was ich als etymologischen Fehlschluss bezeichne, ist die Annahme, dass die ursprüngliche Form oder Bedeutung eines Wortes notwendigerweise und allein aufgrund dieser Tatsache auch seine korrekte Form oder Bedeutung ist. Diese Annahme ist weit verbreitet. Wie oft begegnen wir dem Argument, dass, weil dieses oder jenes Wort aus dem Griechischen, Lateinischen, Arabischen oder welcher Sprache auch immer stammt, die richtige Bedeutung des Wortes diejenige sein muss, die es in der Ursprungssprache hatte! Das Argument ist trügerisch, weil die stillschweigende Annahme einer ursprünglich wahren oder angemessenen Entsprechung zwischen Form und Bedeutung, auf der das Argument beruht, nicht begründet werden kann." [Übers. v. DeepL]

(Lyons, John. Language and Linguistics: An Introduction. Cambridge: Cambridge University Press, 1981. p. 55)
Nichtsdestoweniger gebe ich dir recht, dass darauf hingewiesen werden sollte, dass eine Tatsache kein (propositionaler oder nichtpropositionaler) Sachverhalt sein muss, sondern auch einfach eine (geschehende/bestehende) Sache sein kann. (Siehe das Lemos-Zitat in diesem Beitrag von mir!)
"Die Sonne ist eine Tatsache[.]" [meine Übers.]

(Russell, Bertrand. Human Knowledge: Its Scope and Limits. 1948. Reprint, Abingdon: Routledge, 2009. p. 130)
"Tatsache ist eine Sache, welche besteht[.]"

(Goldschmied, Jakob. Handbuch der voraussetzungslosen Fundamentalwissenschaft. Wien: W. Braumüller, 1915. S. 46)
Ein Tatsache ist hier als bestehende Sache kein bestehender Sachverhalt!

——————————

In der zeitgenössischen Ontologie wird über das Verhältnis von Ereignissen und Tatsachen diskutiert:

SEP: Ereignisse > Ereignisse vs. Tatsachen [Google Translate]
IEP: Ereignisse [Google Translate]

Wenn unter Tatsachen bestehende nichtpropositionale Sachverhalte – d.i. Eigenschafts- oder Beziehungsbesitzungen (-exemplifizierungen/-instanziierungen) von Dingen – verstanden werden, dann sind kimsche Ereignisse (benannt nach Jaegwon Kim) Tatsachen – im Gegensatz zu davidsonschen Ereignissen (benannt nach Donald Davidson).

Wenn also Tatsachen als bestehende Sachverhalte nichtpropositionale Komplexe sind, die aus Substanzen und "Adhärenzen" (Attributen) im Verhältnis der Exemplifikation bestehen, dann kann man Ereignisse und Vorgänge (Okkurrenzen) als eine Art von sachverhaltlichen Tatsachen betrachten (wie Kim es tut). Man kann es aber auch lassen (wie Davidson).
"[W]ir gelangen ganz natürlich zu einer Vorstellung von Ereignissen und Zuständen als Exemplifizierungen von Eigenschaften durch Substanzen zu einer bestimmten Zeit. Diese Theorie kann als ‚Eigenschaftsexemplifizierungstheorie‘ von Ereignissen bezeichnet werden; sie wird auch als eine Theorie von Ereignissen als ‚strukturierten Komplexen‘ bezeichnet, da sie einem Ereignis eine komplexe Struktur zuschreibt: Ein Ereignis (oder Zustand) ist eine Struktur, die aus einer Substanz (einem n-Tupel von Substanzen), einer Eigenschaft (einem n-adischen relationalen Attribut) und einer Zeit besteht." [Goole Translate mit Änderungen meinerseits]

(Kim, Jaegwon. "Events as Property Exemplifications." 1976. Reprinted in Supervenience and Mind: Selected Philosophical Essays, 33-52. Cambridge: Cambridge University Press, 1993. p. 34)
Zum Vergleich:
"Ein [atomarer—hinzugef.] Sachverhalt ist dadurch definiert, dass ein Einzelding eine Eigenschaft besitzt, oder dass zwei oder mehr Einzeldinge zueinander in Beziehung stehen." [Google Translate mit Änderungen meinerseits]

(Armstrong, D. M. Nominalism & Realism. Vol. 1 of Universals & Scientific Realism. Cambridge: Cambridge University Press, 1978. p. 114)
(Armstrongsche Sachverhalte sind also wie kimsche Ereignisse keine abstrakten Propositionen!)
"Ereignisse werden als unwiederholbare, datierte Individuen betrachtet, wie etwa der Ausbruch eines Vulkans, die (erste) Geburt oder der Tod einer Person, das Austragen der World Series 1968 oder die historische Äußerung der Worte ‚Sie können feuern, wenn Sie bereit sind, Gridely‘." [Google Translate]

(Davidson, Donald. "Mental Events." 1970. Reprinted in Essays on Actions and Events, 2nd ed., 207-225. New York: Oxford University Press, 2002. pp. 209-10)
"Bei Davidson werden Ereignisse als konkrete raumzeitliche Partikularien betrachtet und als grundlegend in dem Sinne, dass sie nicht auf andere Entitäten, etwa Substanzen und Eigenschaften, reduzierbar sind oder aus diesen konstruiert werden können. …[W]ir haben den Eindruck, dass für Davidson sowohl Objekte als auch Ereignisse zu den grundlegenden ontologischen Kategorien gehören. Und Ereignisse können, wie Objekte, unter Arten fallen (ein Glaube, ein Schmerz, eine Explosion usw.) und Eigenschaften haben (plötzlich, unerwartet, gewalttätig usw. sein)." [Google Translate mit Änderungen meinerseits]

(Kim, Jaegwon. "The Very Idea of Token Physicalism." In New Perspectives on Type Identity: The Mental and the Physical, edited by Simone Gazzano and Christopher S. Hill, 167-185. Cambridge: Cambridge University Press, 2012. p. 172)



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Fr 26. Sep 2025, 04:24

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 10:02
Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 09:48
Ich habe bereits Russell mit seiner Aussage zitiert, dass die Sonne eine Tatsache sei; und Lemos sagt, dass der Eiffelturm eine Tatsache im ersten Wortsinn sei.
Ja, hast du. Das kaufe ich jedoch nicht. Es ist eine Tatsache, dass Baum? Nö. Ich hab' gerad mal (schon zuvor, unabhängig von diesem Statement) jemanden "interviewt", der nicht philosophisch vorbelastet ist.
  • Ich: "Was ist eine Tatsache?"
  • Antwort: "Dass es regnet" (wörtlich!)
    "Dass wir gehen."
  • Ich: "Das sind gute Beispiele, aber was sind Tatsachen im Allgemeinen?"
  • Antwort: "Wenn es wahr ist."
Baum ist keine Tatsache. Dass er da steht, jedoch schon.
Die Sonne und der Eiffelturm sind Tatsachen in einem bestimmten Sinn von "Tatsache" (= "wirkliche Sache"). Der Planet Vulkan ist dagegen keine solche Tatsache, weil er nicht existiert.
Dingliche Tatsachen, die Sachen und keine Sachverhalte sind, werden natürlich nicht von ganzen Sätzen oder Dass-Sätzen repräsentiert, sondern von Nominalphrasen (wie "die Sonne"). "Es ist eine Tatsache, dass Baum" ist selbstverständlich kein grammatikalisch richtiger Satz – "Dieser Baum ist eine Tatsache" hingegen schon.

Reinach nennt Sachverhalte "Gebilde der Form 'b-sein des A'". Zum bestehenden Sachverhalt des In-Paris-seins des Eiffelturms gibt es eine entsprechende Tatsache, nämlich die Tatsache, dass der Eiffelturm in Paris ist.

Man kann nun einwenden, dass es realiter weder diesen Sachverhalt noch diese (sachverhaltliche) Tatsache gibt, sondern nur den in Paris seienden Eiffelturm als Sache (Ding). Und wenn der in Paris seiende Eiffelturm eine existente, reale Sache ist, dann ist er allein ein hinreichender Wahrmacher des wahren Satzes "Der Eiffelturm ist in Paris". Bestehende Sachverhalte oder sachverhaltliche Tatsachen werden nicht benötigt, um diesen Satz wahr zu machen.



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Fr 26. Sep 2025, 04:50

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 10:25
  • Abstract/Abstrakt: Sachverhalte beinhalten ein nicht-physisches Element. Ja
  • Concrete/Konkret: Sachverhalte sind entweder teilweise oder vollständig durch physikalische Partikularien konstituiert. Nein. (Gegenstände sind in Tatsachen eingebettet)
  • Distinct from Propositions/von Propositionen verschieden: Sachverhalte sind nicht identisch mit Propositionen." Nein
Wenn Sachverhalte und Tatsachen abstrakte Propositionen sind, dann können darin keine konkreten Gegenstände "eingebettet" sein.
"Wenn abstrakte Propositionen "Begriffverhalte" (Karl Chr. Krause) sind, dann sind sie aus Einzelbegriffen (Individualbegriffen) und Allgemeinbegriffen als abstrakten Entitäten zusammengesetzt." – Consul
Sind für dich Propositionen (propositionale Sachverhalte/Tatsachen) solche Begriffsverhalte?
Falls ja, dann bleibt die Frage, was genau Propositionen und die Konzepte, woraus sie bestehen, als abstrakte Entitäten eigentlich sind.
Sind sie fregesche "Sinne"? Aber wie könnten sie als angeblich nichtsprachliche Sinne von Aussagesätzen oder Begriffswörtern sprachunabhängig existieren?
"Tatsachen sind in Freges Ontologie neben Gegenständen, Wahrheitswerten, Begriffen, Beziehungen und Funktionen keine weiteren Bestandteile der Realität, des Referenzbereichs. Sie sind vielmehr mit wahren Gedanken zu identifizieren: ‚Es ist eine Tatsache, dass Hannibal die Alpen überquert hat‘ ist lediglich eine andere Art zu sagen: ‚Der Gedanke, dass Hannibal die Alpen überquert hat, ist wahr‘. Tatsachen gehören als wahre Gedanken somit nicht zum Bezugsbereich, sondern zu dem des Sinns. Wir können daher nicht sagen, dass ein Gedanke wahr ist, nur weil er einer Tatsache entspricht: Wenn er wahr ist, dann ist er einfach eine Tatsache, und es gibt keine zwei Dinge, zwischen denen ein Vergleich angestellt werden muss, um herauszufinden, ob sie übereinstimmen." [Google Translate mit Änderungen meinerseits]

(Dummett, Michael. Frege: Philosophy of Language. New York: Harper & Row, 1973. p. 442)
Anmerkung: Fregesche Begriffe sind keine fregeschen Sinne von Begriffswörtern, sondern das, worauf sich Begriffswörter beziehen. Fregesche Begriffe sind also Eigenschaften (als Universalien) und keine Begriffswortsinne. – Doch wenn ich oben im Zusammenhang mit "Begriffsverhalten" von Begriffen spreche, dann meine ich Begriffswortsinne.



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Fr 26. Sep 2025, 06:32

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 03:51
…Nichtsdestoweniger gebe ich dir recht, dass darauf hingewiesen werden sollte, dass eine Tatsache kein (propositionaler oder nichtpropositionaler) Sachverhalt sein muss, sondern auch einfach eine (geschehende/bestehende) Sache sein kann. (Siehe das Lemos-Zitat in diesem Beitrag von mir!)
Im SEP-Artikel über Tatsachen steht:
" What might a fact be? Three popular views about the nature of facts can be distinguished:
A fact is just a true truth-bearer,
A fact is just an obtaining state of affairs,
A fact is just a sui generis type of entity in which objects exemplify properties or stand in relations."

Quelle: https://plato.stanford.edu/entries/facts/
Die oben erwähnte vierte Möglichkeit wird darin nicht erwähnt: "A fact is just a real event or thing."

Übrigens, wenn unter states of affairs (Sachverhalten) keine abstract propositional states of affairs/propositions (abstrakten propositionalen Sachverhalte/Propositionen) verstanden werden, dann wird der Unterschied zwischen der zweiten Möglichkeit und der dritten Möglichkeit aufgehoben.



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Fr 26. Sep 2025, 07:02

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 03:51
Grimmsches Wörterbuch hat geschrieben : "Thatsache (res facti, factum) =
...
2) eine vorgefallene, wirklich geschehene sache, etwas feststehendes, das nicht bezweifelt werden kann"
Nur nebenbei: Tatsachen kann man sehr wohl bezweifeln, heutzutage scheint es sogar der Standardfall zu sein. Trump hat vor der UN-Versammlung z.b. bezweifelt, dass es den Klimawandel gibt.




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Fr 26. Sep 2025, 07:30

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 07:02
Nur nebenbei: Tatsachen kann man sehr wohl bezweifeln, heutzutage scheint es sogar der Standardfall zu sein. Trump hat vor der UN-Versammlung z.b. bezweifelt, dass es den Klimawandel gibt.
Man kann unterscheiden zwischen…

A. Es kann nicht bezweifelt werden, dass…
B. Es kann nicht aus/mit vernünftigen Gründen bezweifelt werden, dass…

Man kann zwar alles bezweifeln, aber man kann nicht alles aus/mit vernünftigen Gründen bezweifeln.
Man kann die Tatsache des menschengemachten Klimawandels leugnen, aber nicht aus/mit guten sachlichen/wissenschaftlichen Gründen.



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Fr 26. Sep 2025, 09:19

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 11:34
Consul hat geschrieben :
Do 25. Sep 2025, 11:19
Ich denke, daran führt sehr wohl ein Weg vorbei. Der ontologische Abstraktismus oder Platonismus ist für mich allgemein nichts weiter als intellektuelle Phantasterei unter Gebildeten.
Ich halte es eher für unsere Alltagsvorstellung. :-) Dass es schon lange eine Tatsache war, dass sich der Mond um die Erde drehte, natürlich auch bevor es uns gab, dürften die meisten Menschen für selbstverständlich halten, schätze ich. Zumindest implizit. (Viele setzen auch intuitiv Wahrheit und Wirklichkeit gleich.) Wenn sie sich am Rande mit philosophischen Fragen beschäftigen, fangen leider viele an zu glauben, dass jede:r seine eigene Wahrheit hat.
Ja, der Mond dreht sich schon seit langem um die Erde; aber die allgemeine Frage ist, welche ontologischen Implikationen unsere alltagssprachliche Rede von solchen "Tatsachen" oder "Wahrheiten" hat. Als philosophisch denkender Mensch muss man sich die folgenden Fragen stellen:

1. Was sind Tatsachen eigentlich?
2. Was sind Wahrheiten eigentlich?
3. Was für Entitäten sind Wahrheitsträger?
4. Was für Entitäten sind Wahrmacher? (Das englische Wort "truthmaker" bedeutet wörtlich "Wahrheitsmacher".)

Für mich als Konkretisten kommen natürlich keine abstrakten Entitäten als Wahrheitsträger oder Wahrmacher infrage.



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Fr 26. Sep 2025, 09:28

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 09:19
Als philosophisch denkender Mensch ...
Nur habe ich an dieser Stelle ja für etwas anderes argumentiert, ich wollte zeigen, dass bestimmte Vorstellungen von Tatsachen tief in unseren Alltagsintuitionen verwurzelt sind. Du glaubst: "Der ontologische Abstraktismus oder Platonismus ist für mich allgemein nichts weiter als intellektuelle Phantasterei unter Gebildeten." Ich glaube eben das Gegenteil :)

Dementsprechend glaube ich auch, dass aufs Ganze der Menschheit betrachtet, die Idee, dass es nur MERZ gibt, ein absolute Minderheitenposition ist.




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Fr 26. Sep 2025, 09:42

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 04:24
"Dieser Baum ist eine Tatsache" hingegen schon.
Der Satz mag grammatisch vielleicht korrekt sein, aber er ist sinnlos. Denn man fragt sich ja doch, worin die Tatsache besteht. Es könnte eine Tatsache sein, dass der Baum gestern noch dort stand. Es könnte eine Tatsache sein, dass der Baum bereits verfault ist. Aber der Baum selbst ist keine Tatsache, er ist einfach ein Gegenstand, über den vieles verschiedenes wahr es. Und weil das so ist, ist es meines Erachtens auch überhaupt kein Problem, dass Gegenstände in abstrakte Tatsachen eingebettet sind. Man kann sich das vielleicht so veranschaulichen: wenn ich im Park mit jemandem spazieren gehe und mit dem Finger auf einem Baum zeige und sage "oh, wie schön", dann ist der Baum offenbar selbst Teil der Aussage.

Was ist deiner Ansicht nach der Unterschied zwischen:
  • Dinge sind in Tatsachen eingebettet
  • A fact is just a sui generis type of entity in which objects exemplify properties or stand in relations.




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Jörn P Budesheim
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Fr 26. Sep 2025, 09:55

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 09:19
Als philosophisch denkender Mensch muss man sich die folgenden Fragen stellen:

1. Was sind Tatsachen eigentlich?
2. Was sind Wahrheiten eigentlich?
3. Was für Entitäten sind Wahrheitsträger?
4. Was für Entitäten sind Wahrmacher? (Das englische Wort "truthmaker" bedeutet wörtlich "Wahrheitsmacher".)
Vielleicht wäre es präziser, wenn du gesagt hättest: Als philosophisch denkender Mensch, der eine bestimmte Metaphysik vertritt, nämlich den Materialismus, muss man sich die folgenden Fragen stellen: ...

Denn die Dringlichkeit dieser Fragen ergibt sich für dich ja aus deiner grundlegenden Metaphysik. Für mich z.b ist es eine völlig unproblematische Selbstverständlichkeit, dass es abstrakte "Entitäten" gibt. Die Frage, wie kann es angesichts meines Glaubens, dass es nur MERZ gibt, auch noch Tatsachen geben, stellt sich für mich doch gar nicht.

Kleiner Nachtrag: mir fehlen in deinen Texten immer etwas die anschaulichen Beispiele.




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Fr 26. Sep 2025, 13:01

Consul hat geschrieben :
Fr 26. Sep 2025, 03:51
"Was ich als etymologischen Fehlschluss bezeichne, ist die Annahme, dass die ursprüngliche Form oder Bedeutung eines Wortes notwendigerweise und allein aufgrund dieser Tatsache auch seine korrekte Form oder Bedeutung ist. Diese Annahme ist weit verbreitet. Wie oft begegnen wir dem Argument, dass, weil dieses oder jenes Wort aus dem Griechischen, Lateinischen, Arabischen oder welcher Sprache auch immer stammt, die richtige Bedeutung des Wortes diejenige sein muss, die es in der Ursprungssprache hatte! Das Argument ist trügerisch, weil die stillschweigende Annahme einer ursprünglich wahren oder angemessenen Entsprechung zwischen Form und Bedeutung, auf der das Argument beruht, nicht begründet werden kann." [Übers. v. DeepL]

(Lyons, John. Language and Linguistics: An Introduction. Cambridge: Cambridge University Press, 1981. p. 55)
Das ist ein wichtiger Punkt. Allerdings glaube ich, dass man manchmal, mit etwas Vorsicht und Fingerspitzengefühl aus der Etymologie von Wörtern durchaus Funken schlagen kann.




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