Die unterschiedlichen Kreativitätstechniken kenne ich von Managementkursen und aus der einen oder anderen praktischen Unternehmenssituation, wo es darum ging, ein Unternehmenskonzept resp. eine Strategie zu entwickeln. Umtriebige Manager neigen ja dazu, sich mit solchen Strategie-Meetings in ihrer Wichtigkeit zu bestätigen.Friederike hat geschrieben : ↑Sa 14. Okt 2017, 10:56@Alethos, Du hattest als eine Form einer experimentellen Methode die "Synektie" genannt. Ich habe das Wort erst einmal googeln müssen ... fällt Dir im Zusammenhang mit der Frage danach, wie sich Überzeugungen/Einstellungen zu Materie/Stoff verhalten bzw. wo die Grenzen der Beeinflußbarkeit sind, irgendein konkretes Beispiel ein, mit dem Du die synektische Methode veranschaulichen könntest? Eine Metapher, eine Analogie, die in diesem Fall Aussicht hätte, daß sie auf dem Frage-Antwort-Weg weiterführt? Kann ich mich verständlich machen, was ich meine?
Nun findet sich, dass es für ein solches Unterfangen oft an innovativen Ideen fehlt, wie man ein Problem oder gar mehrere Probleme konsistent angehen könnte. Nicht, dass man nicht auf klassische Lösungsansätze zurückgreifen könnte, nur sind sie gerade wegen ihrer Erprobtheit nicht neu und werden von der Konkurrenz verwendet, d.h. der Markt hat sie schon absorbiert.
In diesem unternehmerischen Zusammenhang habe ich die Erfahrung gemacht, das Kreativ-Techniken diverse Denkansätze befördern können. Nie war das Resultat ein fixfertiges Konzept oder eine ausformulierte Strategie, sondern es ergaben sich im kreativen Prozess skurrile, interessante, geniale, einfältige Ideen, daraus sich einzelne Bruchstücke herauskristallisierten, die sich weiterverwenden liessen, um verschiedene Teilprobleme ganz neu anzugehen.
Übertragen auf unser 'Projekt' könnte ich mir vorstellen, dass wir ähnliche Produktivität erzielen können.
Konkret, aber nicht jetzt auf die Synektik bezogen, könnte das so ablaufen, dass man sich an einen Tisch setzt (oder an einen Thread) und dann das Problem klar umreisst, z.B. die Dichotomie von Bewusstsein und Hirn. Dann werfen die Diskutanten ohne grosse reflexive Leistung verschiedene Wörter in die Runde. Daraus lassen sich verschiedene Assoziationsketten bilden, und in einem weiteren Schritt ganze Sätze. Das ist eine Art Brainstorming mit Resumé.
Eine andere Variante wäre es, die einzelnen Theorie aufzulisten, die man in ihrer Gegensätzlichkeit untersuchen möchte, und dann jeweils nur die Pro- und Kontraargumente der Befürworter und der Gegner auflistet. Kurz und knapp. In einem weiteren Schritt lassen sich aus diesen Argumenten (die ja vorliegen und nicht durch uns diskursiv erst erschlossen werden müssten) durch Neuanordnung neue Theorien kombinieren resp. durch Analogien, z.B. aus der Technik, in einem neuen Licht darstellen etc.
Ganz irre ist auch die Ein-Wort-Methode für ganz Verwegene Hier startet man mit einem Wort. Und jeder Teilnehmer gibt nacheinander ein Wort dazu. So entsteht ein Bandwurmsatz, der sich aus der Vielseitigkeit der Denkrichtungen und Vielschichtigkeit der Assoziationen förmlich basteln lässt. Das kann ganz skurrile Sätze ergeben, die sich aber genauso für ein Weiterdenken weiterverwenden lassen (oder die so absurd sind, dass sie einen Dada-Preis gewinnen könnten).
Du siehst, eine Metapher, die den Nutzen eines solchen Vorgehens beschreiben würde, kann ich nicht bieten. Ich kann im Grunde gar nichts bieten, schon gar nicht eine Garantie auf Gelingen. Ich kann höchstens meine Bereitschaft bieten, an einem solchen Vorgehen beteiligt zu sein.
Warum ich das vorschlage ? Man schaue sich im Thread 'Was ist Wahrheit?' einmal die Zahl von teils kontradiktorischen, teils affirmativen Wahrheitstheorien an. Wir werden diese Theorien nicht durcharbeiten können, geschweige denn, sie konsolidieren können, wenn wir nicht einen Denkansatz wählen, der dem Umstand Rechnung trägt, dass es das meiste irgendwie schon gibt. Philosophie kann ein Nachvollzug aller dieser Theorien bedeuten, ja, dieser Nachvollzug ist vielleicht sogar die Bedingung, ohne die sich in Philosophie gar nichts weiterentwickeln lässt. Aber das heisst ja nicht, dass wir unsere Intelligenz (die ja wirklich leistungsfähig ist ) nicht auch produktiv vereinigen könnten für etwas Neues.
Vielleicht braucht es dieses Neue auch nicht, das ist dann aber wieder eine grundsätzlich andere Frage.