Timberlake hat geschrieben : ↑ Mo 11. Jul 2022, 00:20
Verstehen wir denn , was ein Gedanke ist ?
Ich würde so an die Sache herangehen:
Es muss einen Auslöser geben und es muss daraufhin eine Reaktion geben, in der die Zusammenhänge vom "Haben eines Gedankens" aufgebaut werden.
Da man sich an "einem Gedanken" nicht nachhaltig den Fuss oder den Schädel anschlagen kann, gibt es gewisse Freiheiten, wie genau die Reaktion mit dem Auslöser übereinstimmt.
Die Reaktion ist aber auf jeden Fall das eigentlich Wesentliche. Hierzu muss ein plausibles Umfeld gefunden werden.
Wenn man sich für das Umfeld auf "reine Illusion", also eine "freie Erfindung" einlässt, dann sollte man eine Erklärung finden, wie es zu dieser "Erfindung" kommt. Und hierbei geht es dann nicht nur um Gedanken, sondern um das gesamte "Innenleben", die "Innenschau" - sozusagen eine "private Handlungsumgebung".
Ich denke, so weit muss man nicht gehen.
Aus meiner Sicht ist das Nervensystem darauf spezialisiert, Einwirkungen derart "durchzuschleusen" ("zu verwalten"), dass sich Reaktionen ergeben, bei denen es zu möglichst wenig Widersprüchen kommt.
Ist ein Mensch vom "Haben eines Gedankens" überzeugt, dann würde ich vor diesem Hintergrund sagen: "es ist in gewisser Weise korrekt".
Die Überzeugung (Reaktion) "Ich habe gerade einen Gedanken" entspricht sozusagen einer korrekten Entfaltungsmöglichkeit innerhalb des "Durchschleusens" von Einwirkungen.
Im einfachsten Fall stellt das Nervensystem eine vorangegangene Aktivität fest ("die vorangegangene Aktivität wirkt nach") und fügt diesen Umstand
so korrekt wie möglich in das sonstige Verwaltungsgefüge ein.
Wenn man nun annimmt, dass das sonstige Verwaltungsgefüge vollständig auf "Körper in einer Umwelt" bezogen ist (ganz einfach, weil das die Hauptprägungseinwirkungen sind), dann ist es naheliegend, dass der Körper eine Perspektive auf seine eigene Veränderung einnimmt.
Es ist korrekt, dass der Körper aktiv war und es ist korrekt, dass sich eine Veränderung in der Innenkonstellation ergeben hat.
Das Nervensystem hat durch die eigene Aktion, den Kontext verändert.
Auf den Körper bezogen ist damit die Überzeugung vom "Haben eines Gedankens" korrekt im Sinne von "es passt am besten".
Die Kontextveränderung wird vom Nervensystem nicht wie von "einem freien Akteur" festgestellt, sodass es erst "mit Überlegung" zu einem Entwurf kommt, sondern die Kontextveränderung formt unmittelbar die Anschlussreaktion.
Hier liegt sozusagen ein Zwang (auf Basis von Zellmechanismen) vor.
Dieser Zwang ist das, was ich mit dem Begriff "Überzeugung" ausdrücken möchte.
Vielleicht an dieser Stelle nochmal die
"schrägen Linien".
Hier sind wir sozusagen ganz nah dran an dem Effekt einer Kontextveränderung und einem anschliessenden Reaktionszwang.
"Überzeugung pur" - es passt bestimmt wunderbar ins "Durchschleussen" innerhalb des Nervensystems, aber es passt halt weniger gut in Bezug auf die reale Welt.
Genauso ist es auch bei "Gedanke".
Es passt zum Kontext des Nervensystems (und insofern ist auch alles in Ordnung und funktioniert für uns prima), aber es passt nicht in Bezug auf die Existenz(en) der realen Welt.
Timberlake hat geschrieben : ↑ Mo 11. Jul 2022, 00:20
Bei einem Computer verstehen wir , was Daten und was ein Programm ist.
Bei einem Computer verstehen wir das grundlegende Prinzip der Aktivität.
=> es ist kein freies, kontextabhängiges Prinzip, sondern es wird mit aneinandergereihten, exakten Funktionen gearbeitet.
Das Prinzip ist so festgezurrt, dass nichts hineinkommt, was man nicht als "exakte Funktion" hineingegeben hat.
Die Anwendung eines Programmes verändert
nicht die Funktion des Programmes.
Dadurch entsteht eine gigantische Verlässlichkeit, aber genau diese Verlässlichkeit ist hinderlich, wenn man eine gewisse "kreative Entwicklung" hineininterpretieren möchte.
In einem Computer gibt es durch die "exakten Funktionen" eine Menge Zwang und abstrakt gesehen könnte man dies als "Überzeugung" ansehen, aber es ist nicht der Reaktionszwang, der bei einem kontextabhängigen System wie dem Nervensystem entsteht.
Timberlake hat geschrieben : ↑ Mo 11. Jul 2022, 00:20
So käme beispielsweise wohl kaum jemand auf die Idee , dass auch beim Computer , die Summe mehr ist , als seine Teile.
Das ist eigentlich nicht korrekt und genau das habe ich versucht mit dem Hinweis auf "Aristoteles" zu verdeutlichen:
Der Computer ist ganz klar "ein Ganzes", das mehr ist als die Summe (das schlichte Gruppieren) der Einzelteile, denn die Einzelteile liegen nicht nebeneinander vor, sondern sie wirken zusammen.
Das Zusammenwirken ist "das Mehr", wodurch "das Ganze mehr ist, als die Summe der Einzelteile".
Timberlake hat geschrieben : ↑ Mo 11. Jul 2022, 00:20
Beim Gehirn hingegen muss da mehr sein. Wenn man denn dieses Mehr, was ja wohl naheliegend ist , mit eben diesen Gedanken verknüpft. Die "an sich" wie gesagt , weder in Form von Materie noch in Form von Energie vorliegen.
Das Nervensystem im aktiven Körper ist auch "ein Ganzes, das mehr ist als die Summe der Einzelteile", denn die Zellen wirken zusammen.
Zusätzlich ist es im Vergleich zum Computer "ein Ganzes", dessen Einzelteile
anders zusammenwirken -> kontextabhängiger Reaktionszwang -> "Überzeugungen".
Timberlake hat geschrieben : ↑ Mo 11. Jul 2022, 00:20
Danach wären Makroskopische Zustände wie Leidenschaften oder Überzeugungen lediglich "optische Täuschungen" und ganz gewiss keine echte Ursachen.
Wie oben bei "Gedanke" aufgezeigt, geht es nicht um eine "Gedanken
existenz", sondern um Veränderungen, die auf eine Art vorliegen, die
nicht 1:1 aus den Folgereaktionen "entschlüsselt" werden können.
Das gilt genauso für "Leidenschaften", "Emotionen" usw. usf.
Hier entsprechend der "kausalen Emergenz" zu behaupten, es handle sich um "einen makroskopischen Zustand, der selbst echte Ursache ist", ist nicht intelligent.
Solche Leute (hier "Simon DeDeo") verdeutlichen damit lediglich, dass sie ein Existenzbedürfnis haben und über keine Möglichkeiten verfügen, das Ablaufen ihrer Wahrnehmung zu analysieren.
Die Forschung am Nervensystem (Gehirn) bringt ihnen nichts.
Den Zusatz "kausal" vor dem Wort "Emergenz" sehe ich als eine Art "Ablenkungsmanöver" an, denn "Emergenz" ist im Sinne von "Aristoteles" (wie oben bereits gesagt) etwas ganz harmloses und im Sinne des "Auftauchens von neuer Existenz" ("Emergenz ohne Beobachter") scheitert es schlicht an
"der Paradoxie des Haufens".
=> "man werfe es weg, denn der Schaden ist schnell geschätzt"