Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Aber wenn ein Gedanke einmal ist, so ist er ja deshalb ja nichts nur Neuronales, er ist als Gedanke nun gehörig zu einem anderen Reich, den der Sprache, der Logik, des Geistes, der Rechtfertigungen etc. Es ist das, was den Gedanken als solchen auszeichnet ja nicht seine physikalische Dimension, denn reine Neuronenaktivität ergibt ja keinen Gedanken. Auch das Zittern meines Augenliedes ist neuronal koordiniert, niemand aber würde sagen, dass sein Augenlid denkt.
Du fügst hier einen Dualismus ein, der dann nachher, wie durch Zauberhand verschwinden soll.
Genau hier: "... denn reine Neuronenaktivität ergibt ja keinen Gedanken." Muss ja auch nichts ergeben, wenn sie bereits eins sind.
Zu Deinem Sosein wird ja auch nicht Leben, Mannsein und Denken hinzugefügt.
Ich sehe den Vorwurf des Dualismus, aber nicht seinen Gegenstand in dem, was ich sagte.
Wie sollten denn zwei (oder unzählig viele) Neuronen einen Gedanken bilden können? Ist es in ihnen selbst als Zellen sowie in den chemischen Konfigurationen angelegt, dass sie so und so zusammengesetzt, einen Satz ergeben können, der zudem noch wahr ist? Das ist offenbar absurd. Neuronen sind nicht Puzzleteile, die eine Bedeutung bilden (z.B. eine Aussage über eine Tatsache), wenn man sie bloss richtig verknüpft.
Das, wodurch sich die Wahrheit über Dinge sagen lässt, sind Sprache und Begriffe, letztere als logische 'Bausteine' vorgestellt. Aber Begriffe finden sich doch nicht im Kopf, sondern ausserhalb davon in einer gegenständlichen Welt.
Wenn ich einen Satz bilde, ihn also denke, so ist ein Hirn involviert, aber doch nicht so, dass er die Bedeutung beinhaltete, sondern ich 'entlehne' die Bedeutung einer intersubjektiven Sprachpraxis, einem Sprach- und Kulturraum, einer Gewordenheit von Bedeutung, die ausserhalb meines Hirns vorkommt. Nicht Neuronen stellen uns Bedeutung zur Verfügung, es sind vielmehr Dinge in Tatsachen, deren Bedeutung wir sprachlich beschreiben und erfassen.
Also kommt doch etwas zur Hirnaktivität hinzu, das deshalb objektiv und nicht subjektiv ist, weil es ausserhalb von Subjekten stattfindet und unabhängig eines individuellen Wollens Geltung hat. Ich kann mir zwar denken, dass
gavagai Boot bedeutet, aber wenn alle einen Hasen meinen, dann ist das wohl seine geltende Bedeutung und nicht die, die meine neuronalen Konfigurationen geltend machen könnten.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Zu behaupten, dass Gedanken ohne Hirnaktivität nicht vorkommen und dass Gedanken Hirnaktivität sind, sind deshalb zwei völlig verschiedene Aussagen, die sich nicht einfach so mittels einer Konjunktion zu einer wahren Aussage verknüpfen lassen.
Es wäre dann Hirnaktivität eine notwendige Voraussetzung für Gedanken, die Gedanken selbst wären etwas anderes, okay.
Was kommt denn dann noch dazu, das nicht von dieser Welt ist?
Ich weiss einfach nicht, was du meinst mit 'nicht von dieser Welt'. Es gibt, reden wir einmal nicht im Tonfall der SFO, nur eine Welt. Das Universum ist Teil davon.
Das dauernde Evozieren mehrerer Welten ist einfach nicht im Sinne der SFO. Es gibt also nichts, was zu den Hirnaktivitäten noch hinzukommen könnte, was nicht von dieser Welt ist, denn alles das, was einen Gedanken vollständig als solchen auszeichnet, stammt ausschliesslich von dieser Welt.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Der Gedanke wird gedacht, er wird produziert und dafür braucht es ein Hirn, aber das Hirn ist ja nicht der Generator des Denkens, es ist nicht die das Denken konstituierende Einheit.
Sondern wer oder was?
Der Sprachraum, Sprachregeln, Sprechakte, Sprachakteure, Traditionen, grammatische und syntaktische Regeln, Semantik etc.. Das entsteht ja nicht alles in meinem Hirn, sondern auch durch Zeigen auf etwas, durch Übersetzungsleistungen, Rechtfertigungspraxen etc. Man sieht doch ein, dass das, was wir von klein auf erlernen, nicht etwa im Kopf steckt, sondern ausserhalb davon auffindbar ist: bei den Anderen, den Eltern etc. Dass etwas ein Würfel ist und rot ist, das beinhaltet sich doch nicht im Kopf, sondern am Würfel selbst und dass wir es so erfassen und beschreiben ist eine kollektive Leistung.
Man fragt doch als Kind seine Mutter oder seinen Vater, was es mit diesem oder jenem auf sich habe, aber doch nie das benachbarte Neuron.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Ein Gedanke wird nur vermittels der Verflechtung von logischen Regeln, also durch Anwendung einer öffentlichen Praxis, in den ontologischen Status des Gedankenseins gehoben. Es ist das Denken als Denken angelegt in einer Intersubjektivität und nicht in der Materialität des Hirns.
Es bleibt, was ist. Entweder all das ist etwas was im Hirn vorkommt, sprich, dort verarbeitet wird, denn "das Denken als Denken" leidet ja, wenn das Gehirn verletzt wird, oder man sagt, z.B. das Denken findet in einer anderen Welt statt und das Gehirn bietet uns irgendwie die Möglichkeit des Zugangs zu dieser Welt.
Dies wäre dualistisch und müsste erklärt werden, also, wie man die Spaltung überwindet.
Diese Spaltung gibt es nicht. Woher dein Bedürfnis nach Transzendenz kommt, kann ich nicht nachvollziehen und eine Brücke ins Diesseits kann ich dir nicht basteln.
Jede Weltbeschreibung bewegt sich im theoretischen Rahmen des entsprechenden Weltbilds. Zu diesem gehört eine Vielzahl von falliblen Gedanken über Tatsachen. Man kann sich irren, aber nicht immer irrt man sich. Dass es so etwas gibt wie ein Sein und dem gegenübergestellt einen Geist, das ist in der Tat eine dualistische Auffassung. Aber man kann sich stattdessen auch vorstellen, dass nicht alles, was wir denken, einfach eine mentale Repräsentation ist, die dann als gelungen zu gelten hat, wenn sie die Tatsachen richtig simuliert. Man kann sich auch denken, dass wahre Aussagen über die Welt nicht dadurch zustande kommen, dass die Aussage dieselbe logische Struktur hat wie die ontische Struktur der Dinge in Tatsachen, so als stellte sich Wahrheit ein als Kongruenz oder Korrespondenz zwischen Denken einerseits und Wirklichkeit andererseits. Man kann sich z.B. denken, dass der Gedanke an den Tisch, an dem ich sitze, genau von dieser Bedeutung handelt, die der Gegenstand selbst ist. Wenn ich sage: 'Der Tisch steht auf der Terrasse', dann ist mit Terrasse ja nicht etwas anderes gemeint als eben die Bedeutung dieses Begriffs, einmal im Gedankensinn und einmal im ontischen Sinn. Es ist aber jedesmal genau dieser Tisch und nicht ein anderer.
Gedanken, die wahr sind, handeln von Tatsachen. Und gewisse Tatsachen bestehen ja nicht durch das Denken, sondern durch sich selbst. Und die Wahrheit eines Gedankens über eine Tatsache, die durch sich selbst besteht, besteht nun eben nicht durch die Korrespondenz, sondern dadurch, dass vieles über viele Dinge wahr ist. Das ist der Hauptgedanke des Realismus: Alle Weltbeschreibungen sind an ein begrifflich-semantisches System gekoppelt, Aussagen über die physikalische Welt nicht ausgenommen. Nun gibt es also keinen Zugang zu den Dingen an sich, auch nicht für den Empiriker, aber das heisst nichts anderes, als dass jeder Gegenstand, der gedacht und beschrieben wird, in vielerlei Hinsicht vorkommt: In einer Theorie oder auch in der weiten Ferne des unerforschten Universums.
Hierzu Gabriel auf S. 49:
Bei einer Beschreibung handelt es sich um eine logische Form, die darin besteht, dass etwas so-und-so ist. "Es ist eine Tatsache, dass 7 + 5 = 12" bedeutet, dass es auf die 7 und die 5 zutrifft, dass sie zusammengenommen 12 sind, vorausgesetzt, es sind gewisse Restriktionen erfüllt, welche die 'Addition' als basale arithmetische Operation festlegen. Dass gewisse Beschreibungen auf 7 und 5 zutreffen, heisst nichts weiter, als dass sie über 7 und 5 wahr sind, wobei es sich hier um einen Sinn von 'Wahrheit' handelt, der diese unterhalb der Theorieschwelle einer repräsentationalistischen Wahrheitskonzeption verortet. Tatsachen sind Wahrheiten, die durch Beschreibungen artikuliert sind, die auf Gegenstände zutreffen. Deswegen sind wahre Gedanken Tatsachen und handeln nicht von diesen (womit nicht gesagt ist, dass jede Tatsache ein wahrer Gedanke ist). Sie handeln von Gegenständen, auf die dasjenige zutrifft, was wahre Gedanken artikulieren. Die Dinge an sich sind schon so-und-so, Beschreibungen treffen auf sie zu, ob wir dies entdecken oder nicht. Das bedeutet nicht, dass gleichsam ein "Geist über den Wassern schwebte". Es bedeutet lediglich, dass wahre Gedanken nicht neben den Gegenständen stehen und versuchen, mit ihren relationalen, perspektivisch verzerrten Mitteln irgendwie indirekt zu diesen vorzustossen.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
So wie ein Fluss nicht einfach eine Ansammlung von Wasser ist (auch ein Regentropfen ist eine Ansammlung von Wasser), sondern eine ganz spezifische Art von Wassermasse ist, so ist auch ein Gedanke nicht einfach vollkommen bestimmt durch eine wie auch immer geartete, einseitige Bedingheit. Denn obwohl der Fluss nichts wäre ohne Wasser, so ist er doch auch nie ein Fluss, wenn er Regentropfen ist.
Aber dem Fluss und dem Regentropfen (und dem See, Meer, Bach, Vollbad, Schwimmbad ...) das Wasser zu nehmen, hieße, sie ihrer Existenz zu berauben, denke ich.
Ja, was aber nur zeigt, dass Wasser eine notwendige Bedingung des Regentropfenseins und des Flussseins ist, nicht eine hinreichende, weshalb nur die hinreichende Bedingung hier für das Spezifische des entsprechenden Seins stehen kann, und nicht das Wasser selbst. Das Gegebensein des Wasser in dieser spezifischen Form des Regentropfens oder des Flusses erhebt den Regentropfen oder den Fluss zur Existenz. Das ist der springende ontologische Punkt.
Dabei wird doch klar, dass das spezifische Sein des Regentropfens nicht an unseren Beschreibungen hängt, sondern der Regentropfen beschreibt sich durch sich selbst als Regentropfen. Unsere Epistemologie vollzieht dieses Sein nach, aber bringt es nicht in die Welt.
Und darum sind die Perspektiven, die der Regentropfen gibt, nicht einfach begriffliche Konstrukte, sie entstehen nicht durch unsere Draufsicht aus verschiedenen Winkeln. Ihr Sein entsteht nicht durch unsere Beschreibungen und Begriffe, sondern letztere durch sie.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Das Spezifische des Soseins eines Dings, das hängt doch unmittelbar an der Form des Gegebenseins, sie ist die Bedingung selbst seines Soseins. Und als dieses Spezifische ist es eben nicht nur eine Erscheinungsform von Wasser, es gehört nicht einfach in die Klasse von Wasserdingen, sondern überhaupt in alle Bereiche, durch das er als dieses Seiende ausgezeichnet ist.
Naja, wie gesagt, ein Regentropfen ist kein Fluss, aber ohne Wasser sind beide nichts.
Und das Glas Wasser im Roman kann man nicht trinken, Wasser ist hier also eine Äquivokation, weil es gerade - Herr K.s notorischer Hinweis - kein Wasser ist.
Auf Äquivokationen, würde ich keine Ontologie aufbauen wollen.
Und diese ganze "Natürlich kann man das Wasser trinken, eben im Roman" Einwände machen eben das, was ich kritisierte: Man behauptet eine Eigenständigkeit die dann doch wieder kassiert wird. Natürlich
gibt es das Wasser im Roman, aber es wäre dennoch närrisch es trinken zu wollen, das können nun Romanfiguren, die nur in der Phantasie vorkommen, aber irgendwie auch total eigenständig sind, aber doch nicht so, dass man fragen darf, wo die denn leben und was die machen, wenn niemand an sie denkt. Wie geht das denn ganz konkret, ohne Angriffe man hätte da aber auch gar nichts verstanden, auf?
Eine Ontologie die ontologisch nicht belastbar ist, weil die sofort platzt, wenn eine andere Welt zerstört wird, ist eben keine Ontologie oder in einem so großen Maße ontologisch anhängig, dass ich den Begriff Ontologie dann einfach unpassend finde.
Da sind wir nun wieder bei einem sonderbaren Argument: Weil der Gedanke an das viele Geld in meiner Hosentasche, nur eine Phantasie ist, und ich mir im Laden um die Ecke davon nichts kaufen kann, ist das illudierte Geld (als Gedanke an Geld) nicht existent? Jedenfalls ist es nichr wirkliches Geld, wirst du sagen, aber das setzt eben eine einzige Wirklichkeit als einzig ontologisch gültige voraus. Wir können doch aber einem Ding (hier Gedanke an Geld) nicht einfach Wirklichkeit absprechen bloss deshalb, weil es in einem spezifischen Bereich der Wirklichkeit nicht vorkommt, z.B. Geld in meiner aus Stoff genähten Hosentasche. Dass Wasser nur wirklich Wasser sein soll, wenn es durch mich als biophysikalisches Wesen getrunken werden kann, es aber nie und nimmer in einer fiktiven Erzählung vorkommen kann, denn da handle es sich eben nicht um wirkliches Wasser, sondern nur um Tinte oder Pixel, das entspringt einer monistischen Grundannahme, dass etwas nur in einem Sinn als dieses Wirkliche gelten kann. Und das ist eben nicht pluralistisch, sondern reduktionistisch.
Natürlich existiert Geld beim Monopoly, auch wenn ich mir davon kein Brötchen beim Bäcker, sondern nur den Zürich Bahnhofsplatz kaufen kann. Und auch deshalb nicht, weil ich ein fiktives Glas Wasser nicht trinken kann, existiert es nicht einfach gar nicht, sondern es existiert eben in einer Geschichte. Es ist ein anderes Glas in der Geschichte als in meiner Hand, ja, was aber die SFO ontologisch genau würdigt.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
Und in jeder Daseinsform (molekular, poetisch, gedanklich, in einem Argument, in Atomtheorien etc.) zeigt sich das Seiende in seiner jeweiligen Perspektive. Sinn als Form des Gegebenseins ist Perspektive, aber sie ist eine objektive, nicht eine konstruierte, denn sie kommt dem Ding selbst zu als verschiedene Möglichkeiten, mit es relational in Verbindung zu treten.
Klar, das Ich der Neurobiologen ist nicht das der Psychologen, ist nicht das, was ich mir zuschreibe, ist nicht das, was mit "ist ein indexikalischer Ausdruck" beschrieben wird, ist nicht das, was der Meditierende betrachtet, ist nicht das der Säuglingsforscher ... Aber ontologisch getrennt?
Ja, ontologisch getrennt, manchmal auch ontologisch überlappend. Das Ich, das sich bei deinen Meditationen in kosmische Höhen schwingt, das gibt es einfach nicht im Computertomographen, aber es gibt es in deiner Erfahrung. Es ist dann mit Bezug auf den einen Bereich, in welchem dieses Ich vorkommt und den anderen Bereich, in dem dieses Ich nicht vorkommt, ontologisch getrennt, auch wenn es im weiten Sinn immer um dasselbe Ich geht.
Auch der Ätna in Sizilien existiert ja nicht vervielfältigt in seinen möglichen Beschreibungen, es handelt sich immer um denselben Vulkan, den wir sehen und beschreiben. Aber es gibt keine allumfassende Beschreibung, die den Ätna in seinem vollen Dasein zu beschreiben in der Lage wäre. Das wäre eine unendlich lange Beschreibung, denn es gibt eben nicht den Ätna nur in einem Sinn, in einer Gegebenheit, sondern in einer ontologisch plural verschränkten Weise. Er ist einerseits Gegenstand der Geschichte, andereseits von Erzählungen, der Erfahrung deiner Fussohlen und er wird manchmal von da und manchmal von dort gesehen. Er wirkt manchmal spitz und dann wieder stumpf. Aber zu keinem Zeitpunkt ist der Ätna ein Konstrukt, sondern es ist seine ontologische Vielfalt, die in unseren Beschreibungen Einlass findet.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 10:46
(Gabriel meint in SuE, dass er den Begriff Perspektive meidet, um antitealistischen Deutungen vorzubeugen, aber er sagt klar, dass der fregesche Sinn eine Art von Perspektive ist)
Ich glaube sogar, dass die SFO ziemlich ausschließlich eine Perpektive ist, also Erkennitstheorie.
Das ist leider nachweislich falsch. Leider deshalb, weil du diese Fehlinterpretation schon oft vorgebracht hast und sie sich auch durch unzähliges Wiederholen nicht als wahr perpetuieren lässt.
Dass wir etwas erkennen, gehört der Epistemologie an. Dass ein Glas Wasser im Roman existiert, weil es dort vorkommt in diesem Sinn, das hat mit unserer Erkenntnisleistung nichts zu tun. Es geht um die Ontologie des entsprechenden Dings.
Tosa Inu hat geschrieben : ↑ Sa 28. Jul 2018, 11:50
Alethos hat geschrieben : ↑ Fr 27. Jul 2018, 20:58
Sinn und Existenz, S. 35 hat geschrieben :
Der Neue Realismus ist im Allgemeinen die Idee, dass der Realismus nicht mit der Annahme einer geist- oder perspektivenunabhängigen Realität oder Wirklichkeit operieren muss (was keineswegs impliziert, dass es keine Aussenwelt gibt!) Der Realismus besteht gerade nicht in der metaphysischen Anerkennung einer bestimmten Art von Gegenständen (etwa von natürlichen Arten).
Gibt es das aber nicht an sich, ist alles Perspektive, was Gabriel bestreitet.
Zorn sagt, dass es wahr ist, dass Gedanken z.B. von bestimmten Geesstzmäßigkeiten abhängen, wir zu diesen, aber auch auf zu Gegenständen wiederum und immer nur einen Zugang per logos haben. Damit wird die Rede über die Ontologie unnötig.
Der Wunsch zu klären, wie es denn nun wirklich 'ist' ist verständlich, aber anders als theoretisch haben wir keinen Zugang dazu, wie sehen also nur unsere Theorien über. Da Theorien und Gedanken usw. aber gerade nicht nichts sind, sondern es sie zweifellos gibt, finden wir uns also gerade darin vor.
Dass Theoriefähigkeit mit Heidegger seinerseits immer schon eine Geworfensein in die Welt voraussetzt und mit Habermas und Co, erlernte Sprachspiele, wäre m.E. ein weiterer Reflexionsgrad, der den harten Konstruktivismus zurückweist. Aber die Außenwelt, die wir daraus ableiten dürfen, ist ein theoretisches Konstrukt. Das schließt nicht aus, dass wir dennoch ganz real diese Welt erfahren.
Ja, genau. Ontologie bedeutet immer die systematische Untersuchung des Seins und als solche Gegenstände der Reflexion können Dinge gar nie an sich sein. Und doch können Aussagen wahr sein, z.B. dass ich jetzt ein Glas Wasser trinke oder dass Herr K. im 'wirklichen' Leben keine Schwester hat. Dass wir die Dinge immer theoretisch-relational verorten macht das Sein nicht zu epistemologisch konstituieren Tatsachen, weshalb der Psychologismus im Übrigen auf falschen Prämissen aufgebaut ist. Aber das ist ein weites Feld und meine Ferien sind (leider) endlich.