Meditation und ihr philosophischer Gehalt

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
herbert clemens
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Fr 25. Jan 2019, 11:38

@flechtlicht. Danke für die vielen Hinweise, die ich nach und nach wahrnehmen werde.
Zwischendurch:
Ich merke, dass es „zwei Seelen in meiner Brust“ gibt.
Warum bleibe ich bei Nahtoderfahrungen weiterhin skeptisch, obwohl sie mit freundlicher Überzeugung geschildert werden und sie mir vernünftig erscheinen? Etwa so mit einfachen Worten:
Wir gehen nicht in unserem Körper auf. Es gibt in jedem einen Kern, der all diese Erfahrungen macht und beobachtet. Und ich kann mich frei entscheiden, mich der Liebe hinzugeben,
oder darauf beharren, dass die Steuerklärung meines Sohnes eine bürokratische Zumutung ist.
Schöne musikalische Ereignisse können mich berühren, müssen es aber nicht.
Das erste „ Beispiel von Estas Tonne und Omnia“ hat mich fasziniert, aber nicht berührt. Kunstvoll die Seifenblasen-Magie. Interessant der Sufi(?)-Tanz. Auf Jörns Mönche-Musik konnte ich mich besser einlassen.
Meine Biographie, mein weltliches Ich, das mich mich mehr einer Erfahrung oder einer anderen zuwenden lässt?
Wann kann mein Selbst frei entscheiden? Jetzt ! ?
Ja: "Welches war dein ursprüngliches Gesicht vor deiner Geburt?"
„Diese Haltung einzunehmen bedeutet, den rechten Geisteszustand zu haben. Es ist nicht nötig, einen besonderen Geisteszustand zu erlangen.“ (Suzuki)
Danke Jörn für deine ausführlichen Erörterungen und die persönlichen Schilderungen.
Vielleicht ist es sinnvoll im Weiteren genauer zu betrachten, mit welchem Hintergrund welche Meditation betrachtet wird?
Zwischen Bodyscan-Übungen und Suzuki (z.B.) liegen möglicherweise Welten. (Jetzt muss der Alltag wieder in den Vordergrund kommen, oder will ich das?)




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Jörn Budesheim
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Fr 25. Jan 2019, 11:45

Zwischen einem Body Scan und der An- oder Einsicht, dass die Geisteshaltung und die Körperhaltung - sagen wir - zusammen gehören, liegen nach meiner Erfahrungen keine Welten.

Es ist übrigens tatsächlich so, dass ich sofort in einem veränderten geistigkörperlichen Zustand bin, sobald ich auf meinem Bänkchen Hocke :-)




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Jörn Budesheim
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Sa 26. Jan 2019, 06:53

  • Das so genannte Default-Mode-Netzwerk im Gehirn wird immer dann aktiv, wenn wir zur Ruhe kommen. Dann schweifen die Gedanken leicht ab und wir hängen Tagträumen nach. Dabei geht die Konzentration verloren, etwa bei der Lektüre eines Buchs.
  • Menschen, die in Meditation geübt sind, können dagegen Teile dieses Default-Mode-Netzwerks gezielt hemmen. Die Folge: gegenwartsbezogene Aufmerksamkeit, Konzentration auf das Hier und Jetzt.
https://www.dasgehirn.info/handeln/medi ... meditation




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proximus
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Sa 26. Jan 2019, 09:38

Meditation ist meiner Erfahrung nach ein leibliches Geschehen, dass zu energetischer Ausgeglichenheit führt.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

flechtlicht
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So 27. Jan 2019, 16:41

Anbei eine kleine Meditation, um dem Zusammenspiel von materiellem Körper und Seele näher zu kommen.

https://fanganzuleben-podcast.podigee.io/


Millionen von Menschen und ich, wir erfahren uns als ewiges Bewusstsein, bedingungslose Liebe und unendliche Energie. Unsere materiellen Körper erleben wir als köstliche Werkzeuge um Liebe und Freiheit, Freude und Frieden im physischen Dasein zu verbreiten. So wahr Gott und die Engel uns beistehen und wir eins mit ihnen sind.


https://m.youtube.com/watch?v=QiK1dYZL6ag&t=679s




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Jörn Budesheim
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Mi 30. Jan 2019, 05:13

Im Klappentext des Buches "Zen-Geist - Anfänger-Geist" von Shunryu Suzuki liest man: "Es wird dabei deutlich, dass der wahre Zen-Geist jener Anfänger-Geist ist, der uns alle Dinge immer wieder frisch und neu erleben lässt."

Dass man sich (s)einen Anfänger-Geist bewahren (oder wieder zurückerobern) muss - das liest man oft auch über das Philosophieren. So sucht (um ein prominentes Beispiel zu geben) Descartes in seinen berühmten "Meditationen" (Oops?) im Grunde nach einem neuen Anfang in der Philosophie, welche er beim "ich existiere" findet. Eine Evidenz, die auch für die meditative Praxis des Zen nicht ganz ohne Bedeutung ist :-)

Nun möchte ich aus Rene Descartes (den Rationalisten) natürlich keinen Zen-Meister machen :-) aber ein Fingerzeig mögen diese Ähnlichkeiten durchaus sein.

Auch das folgende Fundstück passt in diesen Zusammenhang:

"Die Gemeinde Lustenau, die das Philosophieren mit Kindern vor zwei Jahren einführte, gehört damit zu den Leuchttürmen einer Entwicklung, die sich derzeit über den gesamten deutschsprachigen Raum erstreckt. Denn seit einiger Zeit wird das Philosophieren mit Kindern immer stärker in pädagogische Projekte und Schulworkshops eingebunden. Und das scheint nur folgerichtig: Bereits viele große Denker der vergangenen Jahrhunderte beschrieben den kindlichen, kulturell unverstellten Blick als etwas derart Produktives, dass es sich auch für Erwachsene lohne, diesen ab und an wieder einzunehmen. So definierten Aristoteles und Platon das Staunen, Descartes den Zweifel und Jaspers das Betroffensein als Grundpfeiler der Philosophie. Tagtäglich würden gerade Kinder diese Erregungszustände in besonderer Intensität erleben, weshalb sie „oft eine Genialität“ besitzen, „die im Erwachsenenalter verloren geht“, wie Karl Jaspers in seiner „Einführung in die Philosophie“ bemerkt."

(Quelle: Im Anfang ist das Staunen > https://philomag.de/im-anfang-ist-das-staunen/)




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Jörn Budesheim
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Mi 30. Jan 2019, 06:43

"Sitze ich wirklich gerade?"




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Jörn Budesheim
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Stefanie
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Do 31. Jan 2019, 11:38

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 30. Jan 2019, 06:43
"Sitze ich wirklich gerade?"
Den Satz kann man zweifach lesen:

Sitze ich wirklich gerade (Position)?
Sitze ich wirklich gerade (Zeitmoment, also sitze ich jetzt in dem Moment)?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Fr 1. Feb 2019, 07:56

Indem man die Betonung auf jedes der einzelnen Worte verschiebt, finden sich sicherlich noch viele andere Bedeutungen.

Sitze ich wirklich gerade? (oder ist es mehr ein Hocken?)
Sitze ich wirklich gerade? (oder sitzt "es"?)
Sitze ich wirklich gerade? (oder kommt es mir "nur" so vor?)

Das letzte war im Grunde der Punkt, auf den es mir ankam. Auf der einen Seite sind wir zum Glück bereit, unsere LeibErfahrung als etwas reales anzusehen ... auf der anderen Seite ist man auch bereit, sie von außen korrigieren zu lassen. Das heißt, man sitzt, man hat das Gefühl gerade zu sitzen, aber man ist bereit, die Beobachtungen eines anderen zu akzeptieren, der einem sagt, "du sitzt doch nicht gerade, sondern etwas schief".




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Jörn Budesheim
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Fr 1. Feb 2019, 08:01

Gibt es eigentlich bestimmte Phasen des Meditierens, die jeder Meditierende im Laufe seiner Entwicklung durchläuft? Wenn ja, dann bin ich vielleicht gerade in meiner anarchistischen Phase :-)

Ich hatte, glaube ich, schon von dem Buchtitel erzählt "Hört auf zu meditieren". Der Titel hat mir gereicht, das Buch brauchte ich gar nicht kaufen. Im Moment setze ich mich einfach hin, und wenn der wilde Affe kommt, dann lasse ich ihn einfach tanzen :-)

Der Zustand ist dann keineswegs so wie bei Gedanken-Mühlen, wo einen die Gedanken halten, festhalten, überfallen und nicht mehr loslassen. Das ist aber auch noch nicht der Zustand des reinen Beobachters ... Es ist irgendein Drittes "dazwischen".




herbert clemens
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Fr 1. Feb 2019, 09:23

Ich habe heute wieder die Enkelbetreuung als meditative Liebeserfahrung des Alltags vor mir,
und nehme mir immer noch keine Zeit für den Dialog. Mit den Erfahrungen von Jörn kann ich gut etwas anfangen.
Flechtlicht wird von Euch ignoriert ? Zu „esoterisch“, zu wortgewaltig?
Aus meinem Tagebuch:
„1.2.19
zu spät nach schlechter Nacht wach geworden
Kfz und Stadtplanungsamt -Bürokratie erledigt
Besinnung auf den inneren Wert erst jetzt eingeschoben
Dialogpartner Flechtlicht: wir erfahren uns als ewiges Bewusstsein, bedingungslose Liebe und unendliche Energie. Unsere materiellen Körper erleben wir als köstliche Werkzeuge um Liebe und Freiheit, Freude und Frieden im physischen Dasein zu verbreiten. So wahr Gott und die Engel uns beistehen und wir eins mit ihnen sind.
Ein schöner emphatischer Anspruch, den ich jetzt in mich lebendig mache“

Ich muss jetzt los, und habe ein wenig Bedenken diese kurzen Bemerkungen hier stehen zu lassen.




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Jörn Budesheim
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Fr 1. Feb 2019, 12:56

Ich weiß nicht, welches "wir" bei flechtlicht gemeint ist. Ich für meinen Teil fühle mich darin nicht eingeschlossen. Mit keinem der Beschreibungen kann ich irgendetwas anfangen.




flechtlicht
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Fr 1. Feb 2019, 20:13

Wir, die Gott über alles lieben.




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Jörn Budesheim
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So 3. Feb 2019, 08:57

Ich hänge immer noch an zwei zusammenhängenden Fragen. Inwiefern kann man die diversen meditativen Praxen in Worte fassen. Und welche Rolle kommt dabei den Begriffen "Innen" und "Außen" zu, sei es wenn man sagen will, dass man sich beim Meditieren einem Innenraum zuwendet, sei es, dass man sagt, der Unterschied zwischen "Innen" und "Außen" hebt sich dabei auf.

Darauf habe ich eben auf meinem Bänkchen einen Fokus gelegt. Und es fällt mir wirklich schwer, etwas dazu zu sagen. Wenn nicht das Thema "Innen/Außen" im Raum stünde, wären mir die Begriffe bei den Erfahrungen, die ich gemacht habe, vielleicht gar nicht in den Sinn gekommen. Wo ist der sich hebende und senkende Brustraum? Weder "innen" noch "außen" sind hier brauchbare Begriffe, meine ich.

Einzig die Erfahrung des Augenöffnens mit dem Schlussgong ruft den Begriff des "Außen" auf ... wenn es wieder hell wird und ich aus dem Fenster schaue. Aber das ist ein ganz unproblematisches "Außen" - es ist einfach "dort".

Zum Thema "Sprechen" hab ich gerade (in einem ganz anderen Zusammenhang) das folgende gelesen. Und ich meine, es passt auch sehr gut in diesen Thread:

"Wer glücklich ist, dem kann es die Sprache verschlagen; von einem solchen Menschen heißt es dann, er sei ›stumm vor Glück‹. Wer das Glück auszusprechen versucht, mag die Erfahrung machen, dass das Wort vor dem Erlebten verblasst und das Glück ›zerredet‹ wird. Der Wunsch, sich mitzuteilen, ringt mit dem Gefühl, dass beim Reden etwas verlorengeht. Dem Bibel-Wort »Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über« (Mt 12,34) steht Friedrich Schillers Vers »Spricht die Seele, so spricht ach! schon die Seele nicht mehr« gegenüber (Schiller 1987, 313; Hervorhg. orig.). Man sollte sich aber davor hüten, in dieser Gegenüberstellung einen tragischen Konflikt zu sehen und sich im Unaussprechlichen zu suhlen. Schließlich ist es nicht verwunderlich, dass man sich mit dem Reden schwer tut, wenn berührt wird, was einen im Innersten angeht, antreibt, umtreibt. In der Herausforderung, im besonderen Anspruch, den das Glück an die Sprache stellt, darf man geradezu dessen Gütesiegel sehen. Zum Glück gehört, dass man es zur Sprache bringt, dass man es mit der Sprache gewissermaßen umgarnt, mit-teilt und mit anderen teilt. Stumm vor Glück zu sein, ist jedenfalls nicht abendfüllend und wirkt, auf Dauer gestellt, alles andere als lebensfroh. Man darf sagen, dass das Benennen, Reflektieren, Besprechen und Beschwören des Glücks, ob es sachlich, stammelnd oder hymnisch ausfällt, zu ihm selbst dazugehört. Es wird auf diese Weise in seinen Formen und Facetten zum Ausdruck gebracht, entfaltet und bewahrt." (Dieter Thomä, Glück)




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TsukiHana
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So 3. Feb 2019, 19:04

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Feb 2019, 08:57
Ich hänge immer noch an zwei zusammenhängenden Fragen. Inwiefern kann man die diversen meditativen Praxen in Worte fassen. Und welche Rolle kommt dabei den Begriffen "Innen" und "Außen" zu, sei es wenn man sagen will, dass man sich beim Meditieren einem Innenraum zuwendet, sei es, dass man sagt, der Unterschied zwischen "Innen" und "Außen" hebt sich dabei auf.
Welche Worte - über technische Anleitungen hinaus - erwartest Du im Zusammenhang mit diversen meditativen Praktiken hier wirklich?
Ich persönlich misstraue jeglichen "Erfahrungsberichten", denn die eigene Praxis kann ja dadurch nicht ersetzt werden. Jedoch lasse ich mich gerne eines Besseren belehren, zumal dieser Thread ja nach dem "philosophischen Gehalt" fragt.
Was die Begriffe "Innen" und "Außen" angeht, so irritieren sie mich gerade etwas, denn offenbar basieren sie auf der Annahme einer Trennung, die ich (noch) nicht ganz verstehe.
Auch in der Meditation bin ich nicht "getrennt" von der Welt, sondern mitten drin, nur eben in einem Zustand erhöhter Achtsamkeit.
Dieses Gewahrsein ist eher das Gegenteil einer Trennung.



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

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Jörn Budesheim
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Mo 4. Feb 2019, 05:21

TsukiHana hat geschrieben :
So 3. Feb 2019, 19:04
Ich persönlich misstraue jeglichen "Erfahrungsberichten", denn die eigene Praxis kann ja dadurch nicht ersetzt werden.
Stimmt, die eigene Erfahrung ist unersetzbar.

Ein Beispiel: Mit jemandem der farbenblind ist, kann ich nicht im Vollsinne über Farben sprechen, weil der Person die entsprechende Erfahrung fehlt. Aber mit Normalsichtigen ist das möglich! Erfahrungsberichte ersetzen die eigene Erfahrung nicht, sondern setzen sie im vorliegenden Fall voraus. Man spricht über die Erfahrung, man ersetzt sie nicht :-)

Wir verfügen ja ohnehin über ein gewisses Repertoire "mentaler Begriffe". Vielleicht fehlen mir in diesem Repertoire einfach die Worte, um über manche meditative Erfahrungen zu sprechen, so dass es sich bei der Unfähigkeit, die Empfindungen auszudrücken, um ein zufälliges Unvermögen handelt und nicht um ein prinzipielles.




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TsukiHana
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Di 5. Feb 2019, 01:35

Dein Vergleich mit der Farbenblindheit bringt es auf den Punkt.
Gemachte Erfahrungen lassen sich zwar kommunizieren, sicherlich auch vergleichen, allerdings nur sehr begrenzt. Jeder macht schließlich andere Erfahrungen und das auch noch in sehr unterschiedlichem Tempo. Was soll da also verglichen werden? Wie soll das überhaupt gehen?
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 4. Feb 2019, 05:21
Wir verfügen ja ohnehin über ein gewisses Repertoire "mentaler Begriffe". Vielleicht fehlen mir in diesem Repertoire einfach die Worte, um über manche meditative Erfahrungen zu sprechen, so dass es sich bei der Unfähigkeit, die Empfindungen auszudrücken, um ein zufälliges Unvermögen handelt und nicht um ein prinzipielles.
Das Repertoire "mentaler Begriffe" ist doch recht dünn, wenn es konkret um in der Meditation gemachte Erfahrungen geht. Nicht nur bei Dir, ich nehme mich da nicht aus. Ob es ein zufälliges, oder prinzipielles Unvermögen ist, lässt sich schwer sagen, was wohl daran liegen mag, dass diese Erfahrungen eben jenseits der Sprache mit uns "passieren".
Auch würde ich es nicht unbedingt als Unvermögen bezeichnen, denn es besteht ja keine objektive Notwendigkeit "es" in Worte fassen zu müssen.
Dazu passt das von Dir weiter oben angeführte Zitat von Dieter Thomä über Glück sehr gut:
"Wer glücklich ist, dem kann es die Sprache verschlagen; von einem solchen Menschen heißt es dann, er sei ›stumm vor Glück‹. Wer das Glück auszusprechen versucht, mag die Erfahrung machen, dass das Wort vor dem Erlebten verblasst und das Glück ›zerredet‹ wird. Der Wunsch, sich mitzuteilen, ringt mit dem Gefühl, dass beim Reden etwas verlorengeht..."
Dieter Thomä, Glück
Wobei jetzt nicht der Eindruck entstehen sollte, dass diese Erfahrungen mit Glück gleichzusetzen sind, es kann auch durchaus das Gegenteil eintreten.
Thomä beschreibt hier jedoch vorzüglich die Sprachlosigkeit, die ich meine. Oft lässt sich auch beobachten, dass Meditierende immer schweigsamer werden, je länger sie praktizieren.
Oder sie greifen auf eher literarische Formen zurück... ;-)



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

flechtlicht
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Di 5. Feb 2019, 20:42

In der empirischen Jenseitsforschung berichten Menschen glaubhaft vom größten Glück, das ihnen in ihrem Leben widerfahren ist, dem Sterben.

Sie schildern ausnahmslos sehr plastisch die Begegnung mit Gott und seiner Liebe, mit Engeln und Verstorbenen, wobei die Sehnsucht nach dem Eintauchen in das göttliche Licht, die zentrale Gemeinsamkeit dieser Zeugnisse beschreibt. Kommt es zur Vereinigung mit ihm, bedarf es grossen Zuspruchs der begleitenden Geistwesen, um den "Heimkehrer" zur Wiederaufnahme des irdischen Lebens zu bewegen. Nicht wenige leiden allerdings nach ihrer Rückkehr in die körperliche Welt an der Lieb und Verständnislosigkeit ihrer Umwelt und geben ihrem Leben bewusst eine weitgehend spirituelle Ausrichtung. Einfühlen, Lieben, Beistehen wird zum Lebensmittelpunkt, materielle Werte erfüllen lediglich untergeordnete Hilfsfunktionen.

Die Angst vor dem Tod ist verschwunden, es gibt ihn nicht mehr, sie genießen ihr Erdendasein von ganzem Herzen und freuen sich auf ihre endgültige Befreiung von allen materiellen Fesseln.

Menschen mit intensiver Meditationserfahrung nehmen in der Regel eine ähnliche Umstrukturierung ihrer Lebensausrichtung vor. Religiöse und philosophische Konstrukte lösen sich auf, der unmittelbaren Geborgenheit im unwiderruflichen "ich bin, der ich bin" ist nichts mehr hinzuzufügen. Sie leben, unabhängig in welcher Sphäre sie sich aufhalten, bedingungslose Liebe und verbreiten daneben Freiheit, Freude und Frieden.

https://m.youtube.com/user/Spirit318/videos




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Jörn Budesheim
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Mi 6. Feb 2019, 06:24

Meditation ist für mich empirische Dieseits-Erforschung. Die diesseitige Welt, so wie sie ist, ist mir zauberhaft genug.




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