Alles klar, wir können da gerne zwei Gänge raus nehmen.
In der Spiritualität gibt es keine Fleißkärtchen, d.h. man kann sich 50 Jahre den Hintern platt sitzen, ohne dass man kapiert, worum es geht oder man hat eine beliebige Erfahrung, wie bei Ramana, der mit 16 eine Art Nahtoderfahrung hatte und danach ist alles klar. Es kann aber auch sein, dass Du im Supermarkt stehst, überlegst, was Du noch fürs Abendbrot brauchst und mit einem Mal ist Dir alles klar.
Will sagen, es braucht keine Jahrzehnte der Vorarbeit und die eindrucksvollsten Erlebnisse bringen nichts, wenn man sich nicht mit dem Wechsel identifiziert, sondern statt dessen eine Kontinuität dieser eindrucksvollen Erfahrungen sucht. Das Anhaften ist das Problem, auch das an höchste Zustände.
Ich denke, es ist ein Vorteil, wenn man sich selbst klar macht, was man eigentlich von Meditation, Spiritualität und Philosophie und irgendwie auch noch der Psychotherapie erwartet. Es gibt das schöne Zitat, Psychotherapie sei zu kostbar, um dem Kranken vorbehalten zu sein. Mit den Dingen ernst zu machen, heißt m.E. nicht unbedingt die Häufigkeit vergrößern zu müssen, sondern Schlüsse für sein Leben daraus zu ziehen.
Ich glaube, dass unterscheidet die Menschen, wobei ich betonen möchte, dass die andere Haltung, diese Dinge eher zur Unterhaltung zu benutzen nicht schlecht oder ehrenrührig ist, man lebt dann einfach nur auf dem Boden anderer Prämissen und es ist glaube ich ganz gut, wenn man sich klar macht, in welches Lager man gehört. Aus beidem kann man wiederum eine Show machen und verbissen und mit heiligem Ernst an die Dinge zu gehen, finde ich eher unnötig, da die Fähig zum Humor und zur Ironie erlischt (oder sich nie entwickelt) und oft durch Spott und Häme ersetzt wird.
Mit Selbstgewissheit hat das glaube ich alles nicht viel zu tun, sondern eher damit, es ernst zu meinen. In der Philosophie, der Psychotherapie und der Meditation ist man aufgerufen erst mal gar nichts voraussetzungslos zu glauben, was aber nicht heißt, dass man im Status des Nichtwissens verharrt. Gerade die grundlegendsten Fragen, wie die, ob man denn überhaupt erkennen kann und ob überhaupt irgendwas ist und ob man selbst ist, kann man beantworten (alle positiv) und darauf weiter aufbauen.
Was ich gerade in der Meditation erlebt habe, wieso sollte ich mir einreden lassen, dass ich das alles nicht erlebt hätte oder absurde Verrenkungen mitmachen, wie die, dass das doch alles nur aus meinem Hirn käme? Die stillen Prämissen, die oft schon in der Kritik liegen, die unsachgemäßen Schlüsse, die einfach so gezogen werden, kann man allesamt auch offenlegen. Dazu braucht man kein Genie zu sein, ich glaube, man kommt sehr weit, wenn man eine Sache wirklich klären will. Vielleicht ist Unbeirrbarkeit da wichtiger als Selbstgewissheit, Unbeirrbarkeit nicht in dem Sinne, dass man Kritik sogleich abblockt, sondern im Gegenteil, dass man sie sorgsam prüft, aber wenn an einer Sache wirklich nichts dran ist, kann man sie vergessen und braucht sie nicht eine Woche später wieder zu besprechen.
Das gilt ja gerade auch für die Meditation, die ja so primäres Welterleben ist, wie Kaffee trinken. Da fragt man sich ja auch nicht jede halbe Stunde, ob man den Kaffee denn auch wirklich getrunken hat (es sei denn man ist ein seltsamer Konstruktivist) und auch nach der Meditation kann man die Fragen, ob das nun der Schutzengel, das Krafttier, Kundalini oder schon die Erleuchtung war, ja auf das reduzieren, was wirklich war. Wie habe ich mich gefühlt, was habe ich zweifelsfrei erlebt? Eben so, wie man gerade seinen Kaffee getrunken hat.