Meditation und ihr philosophischer Gehalt

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
herbert clemens
Beiträge: 343
Registriert: Di 22. Aug 2017, 14:06

Do 7. Mär 2019, 09:30

(Statt gestern über Meditation weiter nachzudenken, hatte ich erfrischende Erfahrungen mit meinem zweieinhalbjährigen Enkel -Krankheitsvertretung)
Aufgrund meiner langjährigen pädagogischen Arbeit und den frischen Erfahrungen mit den Enkeln halte ich im Zusammenhang mit unserem Thema folgendes für bedeutsam.

Das kleine Kind hat einen unmittelbaren Kontakt zur Umgebung, ist der Tendenz nach ganz im Hier und Jetzt. Es ist kaum getrennt vom eigenen Leib und auch unmittelbar seiner Welt, seiner Umgebung, hingegeben.
Das Kind entwickelt sich Schritt für Schritt zum Erwachsenen. Das Alltags-Ich, der reflexive Verstand mit seinen Zeithorizonten, … dominiert.
Der „normale“ Erwachsene fällt der Tendenz nach aus seiner Mitte heraus. Er macht sich (oft unnötige) Sorgen um Morgen. Ich frage mich statt einfach meine Gedanken zu denken und sie aufzuschreiben: Genügen diese dem „Publikum“?
Meditation ist ein Weg des Erwachsenen wie ein kleines Kind, aber mit seinen reflexiven Möglichkeiten , den Kontakt mit dem eigenen Leib und der konkreten Welt zu intensivieren.
In der meditativen Üb-Situation kann mensch das Fest der „Erleuchtung“ zulassen. Bei mir ist es immerhin ein regelmäßiger Anlass nicht im Alltags-Ich zu versinken, sondern mein freies liebevolles „Selbst“ wahrzunehmen.
(Während der Meditation selbst bin ich schon außerhalb meiner normalen Welt, oder? Gehe aber gestärkt aufmerksamer auf sie zu?)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 14:38

Hallo Herbert: Zunächst nur zwei Begriffsklärungen, die mir aber sehr wichtig scheinen, morgen vielleicht mehr zu den anderen Punkten.
herbert clemens hat geschrieben :
Do 7. Mär 2019, 09:30
Das kleine Kind hat einen unmittelbaren Kontakt zur Umgebung
Der Begriff "Kontakt", den ich weiter oben mit Verweis auf Taylor eingeführt habe, stiftet zwischen uns vermutlich nur Verwirrung. Ich verstehe ihn offenbar völlig anders als du - so dass Missverständnisse programmiert sind. In meiner Begriffsverwendung ist ein "unmittelbarer Kontakt" so etwas wie ein "weißer Schimmel". Für mich ist "Kontakt" ein Begriff, der unsere allgemeine "epistemische Situation" erfassen soll. Gemeint ist, dass wir für unserer Wahrnehmung keine "Zwischenglieder" postulieren müssen. Dass wir also die Dinge selbst wahrnehmen und nicht etwa (zum Beispiel) Sinnesdaten. Dafür liefert der Begriff "Kontakt" die Metapher: man kann sich (wenn man mag) dabei einen Finger vorstellen, der etwas berührt, also in "direktem/unmittelbaren" Kontakt damit steht. Es braucht dann keine weitere "Brücke vom Land ins Meer" (um eine Metapher Heideggers zu nutzen).
herbert clemens hat geschrieben :
Do 7. Mär 2019, 09:30
Es ist kaum getrennt vom eigenen Leib
Auch den Begriff "Leib" verstehe ich vermutlich etwas anders, wie es scheint. Sehr kurz gesagt: Leib ist der "erlebte/gespürte" Körper. Der lebendige Körper aus der Perspektive der ersten Person Singular. Kann man vom Leib demnach getrennt sein? Schwer zu sagen... Nach meinem Begriffsverständnis wohl eher nicht. Ganz sicher bin ich nicht. Müsste man erörtern, was das heißen könnte ... hingegen ist es begrifflich meines Erachtens völlig unproblematisch, zu sagen dass man vom eigenen Körper getrennt ist, in dem Sinne, dass man ihm keine oder kaum Beachtung geschenkt.

Wie auch immer, Leib heißt nicht Körper. Leib ist ein Fachbegriff der phänomenologischen Philosophie. Lass uns einfach Körper sagen, wo Körper gemeint ist :)




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Do 7. Mär 2019, 15:13

herbert clemens hat geschrieben :
Do 7. Mär 2019, 09:30
In der meditativen Üb-Situation kann mensch das Fest der „Erleuchtung“ zulassen. Bei mir ist es immerhin ein regelmäßiger Anlass nicht im Alltags-Ich zu versinken, sondern mein freies liebevolles „Selbst“ wahrzunehmen.
Du setzt zwar den Terminus "Erleuchtung" in Anführungszeichen, sprichst sogar von einem Fest der „Erleuchtung“, doch ist mir nicht ganz klar, was hier gemeint sein könnte?
Können wir das klären?
Oder verzichten wir gleich darauf?



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Mär 2019, 05:39

herbert clemens hat geschrieben :
Do 7. Mär 2019, 09:30
Das kleine Kind hat einen unmittelbaren Kontakt zur Umgebung, ist der Tendenz nach ganz im Hier und Jetzt. Es ist kaum getrennt vom eigenen Leib und auch unmittelbar seiner Welt, seiner Umgebung, hingegeben.
Wissen wir das? Woher? Welche Evidenz haben wir dafür, wenn wir z.b. an Kinder denken, die sich streiten, sich gegenseitig das Schippchen auf dem Kopf schlagen oder sich mit gehöriger Aggressivität die Spielsachen klauen? Wie lange dauert es, bis kleine Kinder überhaupt fähig sind, sich eine Zeit lang mit sich selbst zu beschäftigen? Woran erkennen wir, ob ein Kind einfach auf Autopilot "funktioniert" oder ob es wirklich präsent ist? Sind Kinder, die dauernd der Aufmerksamkeit der Eltern bedürfen, die immer Input brauchen, wirklich in ihrer Mitte? Ist der berühmte Zappelphilipp in seiner Mitte?

Kann man sich ein kleines Kind vorstellen, dass am Morgen aufsteht, sich ein Glas Wasser nimmt, sich hinsetzt, und einfach den Umstand genießt, dass es existiert?




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Mär 2019, 07:42

Wolf Singer, Matthieu Ricard, in "Jenseits des Selbst" hat geschrieben :
Wolf Singer

[Meditation erfordert ein hohes Maß an kognitiver Kontrolle.] Nun ist es aber so, dass diese Funktion erst spät in der Entwicklung von Menschenkindern ausreift. Kognitive Kontrolle wird vorwiegend vom präfrontalen Kortex verwaltet, und diese Struktur erlangt erst in der späten Adoleszenz ihre volle Funktionstüchtigkeit. Bedeutet dies dann, dass Meditation nur von Erwachsenen praktiziert werden kann? Und wenn nicht, wäre es dann nicht wünschenswert, mit meditativen Praktiken so früh wie möglich zu beginnen, um die hohe Plastizität des jungen Gehirns auszunutzen und die Meditation damit zu einem integralen Bestandteil frühkindlicher Erziehung zu machen? Wir wissen doch, dass das Erwerben anderer Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Beherrschung eines Musikinstrumentes oder das Erlernen einer zweiten Sprache, in frühen Lebensphasen viel leichter fällt. Mich würde interessieren, ob eine Technik, die so viel kognitive Kontrolle erfordert wie die Meditation, überhaupt von Kindern erlernt werden kann.

Matthieu Ricard:

Natürlich verläuft unsere emotionale Entwicklung in Stadien, aber ich glaube, dass es durchaus möglich ist, schon früh mit einem gewissen Training zu beginnen. In unserem Kloster beispielsweise unterweisen wir Kinder und junge Novizen (zwischen 8 und 14 Jahren) nicht in Meditation. Aber sie nehmen an langen Zeremonien im Tempel teil, die einer Gruppenmeditation ähneln und während deren eine sehr beruhigende Atmosphäre von innerer Stille und emotionaler Ruhe herrscht. Auf diese Weise bekommen die Kinder einen Vorgeschmack darauf, ganz ohne theoretische Konzepte. [...]




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Fr 8. Mär 2019, 08:44

Hier ein Beispiel, wie Kinder an Meditation herangeführt werden:




Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 8. Mär 2019, 09:02

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich mit Hilfe einer App meditiere. Auch wenn ich frei meditiere, stelle ich mir mit der App die gewünschte Zeit ein, im Schnitt eine halbe Stunde. Die App versorgt mich auch mit Statistiken, daher weiß ich, dass ich heute meine hundertste Meditationsstunde feiern darf :-)




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Fr 8. Mär 2019, 09:14

Gratuliere! :D



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Mär 2019, 07:11

Was ist Erleuchtung? Dem Buch, welches das Gespräch zwischen Manfred Singer und Matthieu Ricard festhält, kommt der Begriff gar nicht oft vor... Hier eine Sequenz, wo ein ähnlicher Begriff vorkommt:
Manfred Singer

... was könnte uns zum Gewahrsein unserer selbst befähigen? Lass uns zunächst über die verschiedenen Ebenen der Bewusstheit sprechen. Ich denke, die unterste Ebene ist das, was wir phänomenales Bewusstsein nennen, das heißt die Fähigkeit, einer Sache einfach gewahr zu sein, etwas wahrzunehmen oder zu spüren. Danach kommt die Fähigkeit, sich dessen gewahr zu sein, dass einem etwas gewahr ist. Zuletzt kommen die selbstbezüglichen, die reflexiven Aspekte des Bewusstseins: Man ist sich dessen bewusst, ein autonomes, von anderen Menschen verschiedenes Individuum zu sein, das imstande ist, intentional zu handeln. Man ist sich seines eigenen bewussten Selbst bewusst, und diese Ebene des Metabewusstseins ist vermutlich die höchste Bewusstseinsebene. Meiner Meinung nach fehlen diese höheren Formen des Bewusstseins im Tierreich, da sie das Ergebnis von Erfahrungen und Selbstzuschreibungen von Phänomenen sind, die sich der kulturellen Evolution verdanken und deren Dimensionen nur von einem kognitiven Systemen erfasst werden können, das so hochdifferenziert ist wie das menschliche Gehirn.

Matthieu Ricard

Ich würde das stattdessen selbsterleuchtende Bewusstheit nennen. Der Ausdruck »bewusstes Selbst« lässt sich leicht missverstehen, nämlich so, als gäbe es in unserem innersten Wesen ein autonomes Selbst. ...




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Mär 2019, 07:29

herbert clemens hat geschrieben :
Do 7. Mär 2019, 09:30
Der „normale“ Erwachsene fällt der Tendenz nach aus seiner Mitte heraus.
Es gibt einen anderen Thread über " Faulheit und die Kunst des Müßiggangs". Ist der Müßiggänger einer dieser normalen Erwachsenen, der der Tendenz nach aus der Mitte ausfällt? Du hast "normal" wohlweislich in Anführungszeichen gesetzt, dennoch fragt sich natürlich, was damit gemeint ist. Ist der normale Erwachsene der wesenhaft Erwachsene? Gehört es also zum Wesen des Erwachsenseins, aus der Mitte auszufallen? Wohl kaum... Oder ist der Erwachsende in einer Gesellschaft, wie der unseren gemeint?




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Sa 9. Mär 2019, 10:27

Es ist gut, dass der Begriff nicht sehr oft vorkommt.
Und ich stimme Singer zu:
es macht wesentlich mehr Sinn zunächst über die verschiedenen Ebenen der Bewusstheit zu sprechen.



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Mär 2019, 12:56

Ich hab noch etwas Text zum Thema "Erleuchtung" recherchiert. Aus: "Matthias Eckoldt, Kann sich das Bewusstsein bewusst sein?"
Interview mit Abt Muho hat geschrieben :
ABT MUHÔ: [...] Hier in unserem Kloster in Antaiji legen wir jeden Monat fünf Tage ein, an denen wir von morgens um vier bis abends um neun meditieren. Spätestens am zweiten Tag tut alles so weh. Das ist wirklich die Hölle. […]

MATTHIAS ECKOLDT: Was genau macht bei der Zazen-Meditation die Schmerzen, von denen man denkt, das bringt einen um? Das sind sicherlich auch, aber nicht nur, körperliche Schmerzen.

ABT MUHÔ: Am Anfang gibt es ganz normale körperliche Schmerzen in den Knien, in den Fußgelenken und der Hüfte. Mit zunehmender Dauer wird das dann psychologisch multipliziert, weil man sich nicht bewegen darf. Man kann also nichts gegen den Schmerz unternehmen. Wenn man sich fragen würde, ob man diese Schmerzen noch eine Sekunde aushalten kann, würde das gehen. Drei Minuten könnte man das vielleicht auch noch ertragen. Aber die Sitzungen gehen ja noch neun Stunden heute und dann noch volle drei Tage. Auf diese Weise wird ein erst mal normaler Schmerz in den Knien geradezu unerträglich. Aber das ist noch nicht alles. Während der Meditation schaut man nur schweigend die Wand an. Da fragt man sich natürlich auch irgendwann, warum man das eigentlich macht.

MATTHIAS ECKOLDT: Um die Erleuchtung zu finden!?

ABT MUHÔ: Das wäre eine geläufige Antwort. Nur, die Erleuchtung kommt nicht. Selbst nach ein, zwei Jahren scheint die Erleuchtung nicht näher zu rücken. Mein Meister hat immer gesagt: »Zazen bringt nichts!« Am Anfang dachte ich noch, es sei ein Scherz, aber dann merkte ich eines Tages, dass es sich genau so anfühlt. Man sitzt da auf dem Kissen, und es bringt nichts außer den Schmerzen. [...] Das alles zusammen genommen kreiert dann die Vorstellung davon, dass man auf dem Kissen stirbt. Erst wenn man es darauf ankommen lässt, wird es leicht. Aber dazu ist dieser entscheidende Schritt nötig. Im Zazen beschreibt man das oft so: Es ist, als ob man auf einem dreißig Meter hohen Fahnenmast steht und einen Schritt machen soll. Das will natürlich niemand. Aber sobald man den Schritt macht, merkt man, dass da etwas ist, was einen trägt.

MATTHIAS ECKOLDT: Aber das wäre doch dann die Erleuchtung!

ABT MUHÔ: Vielleicht könnte man das so nennen. Man lässt ein Mal total los und merkt, dass das, was man immer irgendwo gesucht hat, die ganze Zeit ganz in der Nähe war.
kann aber sein, dass ohne den Interviewer das Wort "Erleuchtung" überhaupt nicht gefallen wäre ....




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Sa 9. Mär 2019, 14:00

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Mär 2019, 12:56
kann aber sein, dass ohne den Interviewer das Wort "Erleuchtung" überhaupt nicht gefallen wäre ....
Es "kann" nicht nur sein, es IST so...
Offenkundig will Herr Eckold hier unbedingt über "Erleuchtung" schwurbeln, doch Bruder Muho ist ein alter Fuchs und fällt zum Glück nicht darauf rein. Er kehrt zurück zum Schmerz. :D

Die Frage, warum tun wir uns das überhaupt an? und lernen diese Schmerzen zu ertragen, ist doch wesentlich interessanter.



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Mär 2019, 15:51

Ich geb noch nicht auf. In "Zen-Geist - Anfänger-Geist von SHUNRYU SUZUKI" taucht der Begriff recht häufig auf, zum Beispiel hier:

Das ist also das Schwierigste, immer den Anfänger-Geist beizubehalten. Es ist nicht notwendig, ein tiefes Verständnis von Zen zu haben. Auch wenn ihr noch so viel Zen-Literatur lest, ihr müsst jeden Satz mit einem frischen Geist lesen. Ihr solltet nicht sagen: „Ich weiß, was Zen ist“, oder „Ich habe Erleuchtung erlangt.“ Das ist auch das eigentliche Geheimnis der Künste: Immer ein Anfänger zu sein. Seid hierbei sehr, sehr sorgfältig. Wenn ihr beginnt, Zazen zu praktizieren, werdet ihr anfangen, euren Anfänger-Geist zu schätzen. Er ist das Geheimnis der Zen-Praxis.

Ich werde mir das in den nächsten Tagen mal anschauen und gegebenenfalls etwas posten.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 9. Mär 2019, 17:27

In dem Kapitel über die richtige Haltung erscheint am Ende der Begriff "Erleuchtung".
Suzuki hat geschrieben : HALTUNG

Das ist die wichtigste Lehre: nicht zwei und nicht eins. Unser Körper und Geist sind nicht zwei und nicht eins. Wenn ihr denkt, euer Körper und Geist seien zwei, dann ist das falsch; wenn ihr denkt, sie seien eins, so ist das auch falsch. Unser Körper und Geist sind zwei und eins.

[...]


Ihr solltet aufrecht sitzen, als würdet ihr den Himmel mit eurem Kopf stützen. Dies ist nicht einfach Form oder Atem. Es drückt den Angelpunkt des Buddhismus aus. Es ist ein vollkommener Ausdruck eurer Buddha-Natur. Wenn ihr den Buddhismus wirklich verstehen wollt, dann solltet ihr auf diese Weise üben. Diese Formen sind kein Mittel den rechten Geisteszustand zu erlangen. Diese Haltung einzunehmen ist der Zweck unserer Praxis. Wenn ihr diese Haltung einnehmt, habt ihr bereits den rechten Geisteszustand, also ist es nicht nötig, dass ihr versucht, einen besonderen Zustand zu erreichen.

[...]

Der Geisteszustand, der besteht, wenn ihr in der richtigen Haltung sitzt, ist selbst Erleuchtung.




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

So 10. Mär 2019, 07:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Mär 2019, 15:51
Ich geb noch nicht auf.
Gut.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 9. Mär 2019, 15:51
Ich werde mir das in den nächsten Tagen mal anschauen und gegebenenfalls etwas posten.
Sehr gut.

Dann wird Dir sicherlich auffallen, dass Suzuki den Begriff hier nur in der Negation erwähnt, um auf den Anfänger-Geist hinzuweisen, als dem "Geheimnis" der Künste und der ZEN-Praxis..
Suzuki hat geschrieben : ... Das ist auch das eigentliche Geheimnis der Künste: Immer ein Anfänger zu sein. Seid hierbei sehr, sehr sorgfältig. Wenn ihr beginnt, Zazen zu praktizieren, werdet ihr anfangen, euren Anfänger-Geist zu schätzen. Er ist das Geheimnis der Zen-Praxis.
Im 2. Zitat geht es um die richtige Haltung und den richtigen Geisteszustand.



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 10. Mär 2019, 08:27

Ich habe mich - von Suzuki inspiriert - bei meinen heutigen Übungen auf die richtige Haltung konzentriert. Insbesondere der Kopf hat bei mir manchmal seine eigenen Vorstellungen. :) Dabei meine ich nicht geistige Abschweifungen. Mein Kopf neigt erstens dazu, dauernd etwas in die Höhe zu gehen, statt dass das Kinn leicht Richtung Brust orientiert ist. Und zweitens hat er die Tendenz sich beim Bodyscan in die Richtung des Körperteils zu wenden, auf den ich mich gerade fokussiere. Auch beim Aufrechtsein habe ich gelegentlich das Gefühl, nachjustieren zu müssen. Diese Übung, richtig zu sitzen hat mich heute so "beansprucht", dass der Schluss-Gong heute völlig überraschen kam :)




Benutzeravatar
proximus
Beiträge: 299
Registriert: Do 31. Mai 2018, 09:23

So 10. Mär 2019, 12:05

Ohne breitem flachen Liegen wird es keinen aufrechten Sitz geben.
Aufrechtes Sitzen führt zu aufrichtigem Gespräch.
Goldenes Flirren .



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23273
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 10. Mär 2019, 16:03

Wörterbuch der philosophischen Begriffe hat geschrieben hat geschrieben : Erleuchtung (gr. phôtismos, ↑Illumination), in der gr. und christl. ↑Mystik die Erweiterung des Bewußtseins durch das Einströmen übernatürlicher Kräfte, die Erkenntnis des Übersinnlichen: der Höhepunkt der ↑Mysterienfeier oder der ihr entspr. Wandlung der Seele (↑Gnade); allg. das plötzliche Erkennen eines verborgenen oder unbekannten Sinnzusammenhangs (vgl. ↑Licht, ↑lumen naturale).




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

So 10. Mär 2019, 16:42

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 10. Mär 2019, 08:27
Ich habe mich - von Suzuki inspiriert - bei meinen heutigen Übungen auf die richtige Haltung konzentriert. Insbesondere der Kopf hat bei mir manchmal seine eigenen Vorstellungen. :) Dabei meine ich nicht geistige Abschweifungen. Mein Kopf neigt erstens dazu, dauernd etwas in die Höhe zu gehen, statt dass das Kinn leicht Richtung Brust orientiert ist. Und zweitens hat er die Tendenz sich beim Bodyscan in die Richtung des Körperteils zu wenden, auf den ich mich gerade fokussiere. Auch beim Aufrechtsein habe ich gelegentlich das Gefühl, nachjustieren zu müssen. Diese Übung, richtig zu sitzen hat mich heute so "beansprucht", dass der Schluss-Gong heute völlig überraschen kam :)
Ich könnte wetten, Suzuki hätte jetzt ein breites Grinsen im Gesicht! :mrgreen:

Und wer vom Schluss-Gong überrascht wird, der kann ruhig anfangen die Zeit zu verlängern... ;)



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Antworten