Natur

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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Jörn Budesheim
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So 3. Nov 2019, 20:28

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Beim Hören und Sehen eines Vortrages bei YouTube über Schelling gezeichnet. Ich weiß nicht genau, ob ich dabei irgendetwas mitgenommen habe... Schwerer Stoff :) am Ende meint der Vortragende, dass aus einer vertieften Selbstbetrachtung auch ein vertieftes Naturverständnis folgen könnte.

Wie auch immer, in diesem Thread soll es um die Frage gehen, was Natur ist. (Damit zusammenhängend auch die Frage, ob alles Natur ist?)




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Jörn Budesheim
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So 19. Jan 2020, 18:36

Ich lese gerade ein dünnes Buch, wenn man so möchte eine Zusammenfassung der Philosophie der Physik, inklusive Geschichte.

Es gibt keine vereinheitlichte Theorie der Physik. Aber man arbeitet dran. Interessant ist, dass bestimmte Grundintuitionen sich von der Antike bis heute durchgezogen haben, man denke nur an Demoktit und seine Atome. Am Ende des Buches beschreibt der Autor ein paar Strömungen, die versuchen die Physik zu vereinheitlichen, nicht ohne ihre Bezüge zu Antike zu erwähnen.
Hier [sollen einige] Ansätze kurz benannt und an ihnen exemplarisch aufgezeigt werden, wie jeweils von bestimmten Grundüberzeugungen und Erklärungsstrategien ausgegangen wird, die teilweise schon seit der Antike immer wieder herangezogen wurden. Den vermutlich prominentesten Versuch, die Physik zu vereinheitlichen, stellt die Stringtheorie dar.

[...]

Sie beginnt als ein ganz allgemeiner Ansatz einer Physik eindimensionaler, schwingender Saiten – daher der Name «String». In gewisser Weise ähnelt dies dem Ansatz von Platon, der sozusagen eine allgemeine Physik rechtwinkliger Dreiecke anstrebte.

[...]

Wie eigentlich zu allen Zeiten in der Geschichte der Physik geht es also darum, möglichst einheitliche Beschreibungen zu finden, in die sich die bis dato bekannten Phänomene und Wechselwirkungen einordnen lassen.

[...]

Weiterhin gibt es Ansätze, die die gesamte Physik auf Geometrie zu reduzieren versuchen – eine Strategie, die ebenfalls seit der Antike immer wieder auftrat. Seit den Zeiten von Platon und Descartes, aber auch von Weyl, hat sich die mathematische Formalisierung solcher Ansätze deutlich weiterentwickelt und verallgemeinert.




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Jörn Budesheim
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So 19. Jan 2020, 18:45

Andererseits
Die Begeisterung, die solche Vereinheitlichungsversuche vor allem in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfahren haben, ist mittlerweile etwas abgeflaut. Ihnen wird zunehmend vorgeworfen, reine mathematische Spekulationen zu sein, fernab von aller Möglichkeit, spezifische Konsequenzen und Vorhersagen in absehbarer Zeit (wenn überhaupt) empirisch nachprüfen zu können – ganz zu schweigen von Möglichkeiten direkter Anwendung und Nutzung in technischen Alltagsgeräten.

Positionen, die gerade in den letzten Jahren zunehmend Verbreitung gefunden haben, verzichten eher auf Zusammenführungs- und Vereinheitlichungsambitionen und betonen stattdessen einen echten Pluralismus von Theorien und Modellen. Eine allgemeine Theorie oder Weltformel gebe es nicht, die Einheitlichkeit der Physik bestehe bestenfalls in Analogien oder Ähnlichkeiten, die in jeweils unterschiedlicher Form zwischen einzelnen Theorien oder Modellen zu finden seien. Insgesamt deutet sich somit an, wie wichtig beides für die Physik ist: sowohl der Versuch zu vereinheitlichen, als auch die Förderung einer Vielfalt von Ansätzen und Methoden ...




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