Was sind Beispiele?

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
Antworten
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23280
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 5. Sep 2020, 08:44

Bild

In einer alten Mülltonne oben auf dem Dachboden - direkt neben dem van Gogh - habe ich ein unbekanntes Gedicht von #wilhelmbusch gefunden:
.
Das Besondere keck:
Ich will mich zeigen!
.
Das Allgemeine leis:
Muss ich dann schweigen?
.
Das Beispiel fröhlich
(Und im Vorbeigehen:)
.
Ich bin ihr beide ...
Und das ganz eigen.




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7172
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 5. Sep 2020, 23:44

Das Gedicht kommt so leicht und beschwingt daher, entpuppt sich aber als harte Nuss.

Für mich ist das erwähnte der einzelne Mensch, denn er ist beides.

Das Gedicht macht mich kirre...



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Timelaios
Beiträge: 35
Registriert: Sa 26. Sep 2020, 22:59

Di 6. Okt 2020, 10:29

Kommt ja aus einer anderen Zeit ... ;)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23280
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Di 6. Okt 2020, 13:52

Timelaios hat geschrieben :
Di 6. Okt 2020, 10:29
Kommt ja aus einer anderen Zeit ... ;)
Naja, es ist im September entstanden und jetzt ist Oktober :-)




Timelaios
Beiträge: 35
Registriert: Sa 26. Sep 2020, 22:59

Mi 7. Okt 2020, 07:57

Seine Thematik war gemeint. ;)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23280
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 7. Okt 2020, 11:16

Timelaios hat geschrieben :
Mi 7. Okt 2020, 07:57
Seine Thematik war gemeint. ;)
Mein Thema sind Beispiele. Ist das ein Thema aus anderen Zeiten? Und wenn ja, wieso? :-)




Timelaios
Beiträge: 35
Registriert: Sa 26. Sep 2020, 22:59

Mi 7. Okt 2020, 12:34

Ich mag die angesprochenen Künstler , die sich mit oder unter seinen Figuren spiegelten. Ein bisschen weniger augenzwinkernder Humor, und das Bitterböse an ihnen wäre noch schockierender und ein wahres Horrorkabinett. ;)




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Do 8. Okt 2020, 12:33

Timelaios hat geschrieben :
Mi 7. Okt 2020, 12:34
Ich mag die angesprochenen Künstler , die sich mit oder unter seinen Figuren spiegelten. Ein bisschen weniger augenzwinkernder Humor, und das Bitterböse an ihnen wäre noch schockierender und ein wahres Horrorkabinett. ;)
Das Besondere keck:
Ich will mich zeigen!
.
Das Allgemeine leis:
Muss ich dann schweigen?
.
Das Beispiel fröhlich
(Und im Vorbeigehen:)
.
Ich bin ihr beide ...
Und das ganz eigen.


Das Beispiel, die Konkretion des Abstrakten, ich denke wie @Stefanie an einen Menschen, winkt im Vorbeigehen fröhlich den Philosophen-Künstlern zu und sagt: Ja schon, ihr habt zwar recht, aber kriegen tut ihr mich nicht. So vielleicht? Das "Beispiel" stünde im Gedicht für eine namenlose "Figur".




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23280
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 8. Okt 2020, 12:58

Eigentlich haben wir ja drei Spieler: das Besondere, das Allgemeine und zusätzlich das Beispiel, was beide in sich vereint. Ein Beispiel ist ja eigentlich nicht "namenlos", sondern immer ein Beispiel für etwas, oder?




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Do 8. Okt 2020, 13:39

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Okt 2020, 12:58
Eigentlich haben wir ja drei Spieler: das Besondere, das Allgemeine und zusätzlich das Beispiel, was beide in sich vereint. Ein Beispiel ist ja eigentlich nicht "namenlos", sondern immer ein Beispiel für etwas, oder?
Hm, es war die Anknüpfung an Timelaios' "Figuren", die für Personen (Künstler) stehen und hier also dachte ich mir "Beispiel" als eine weitere Figur (ergänzend zu den Philosophen-Künstlern). Das ist nun aber nur eine Erklärung, wie es zu der namenlosen Figur, dem namenlosen Beispiel gekommen ist.

Nochmal anders angesetzt: Ja, wir haben 3 Spieler, wie Du sagst. Nur ist "Beispiel" doch kein Name? Also das Wort "Beispiel", meine ich. Achso, meinst Du, wenn mit "Beispiel" "Mensch" (keine konkrete Person) z. B. :lol: gemeint ist, dann wäre der Name eben "Mensch"? Wirke ich verständlich?




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Do 8. Okt 2020, 15:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 8. Okt 2020, 12:58
Eigentlich haben wir ja drei Spieler: das Besondere, das Allgemeine und zusätzlich das Beispiel, was beide in sich vereint.
Mich interessiert der letzte Vers am meisten - und ganz eigen . Ist es das Beispiel selbst, daß das Eigene ist oder aber gibt es noch einen vierten (Mit-) Spieler, das Eigene? Der Mensch sagt "ich bin zwar Beispiel für euch, das Allgemeine und Besondere in einem vereint, aber ich bin viel mehr noch, nämlich aus Fleisch und Blut, ich bin lebendig".




Benutzeravatar
AndreaH
Beiträge: 490
Registriert: Mo 18. Jan 2021, 21:04
Wohnort: Österreich

Do 28. Jan 2021, 10:33

Ich finde das Bild mit dem Gedicht sehr schön!

Das Gedicht würde ich so interpretieren:
In der ersten und dritten Zeile lehrt der Verfasser des Gedichts, was der Leser beachten sollte wenn er ein Beispiel entstehen lassen möchte.

In der zweite und vierten Zeile lässt der Verfasser des Gedichts, die Satzteile selbst zur Wort kommen.

DAS BESONDERE KECK:

-Der Kernpunkt sollte frech und frisch gestaltet werden

ICH WILL MICH ZEIGEN!

-Der Kernpunkt ist der Sinn des Beispiels, der möchte klar gesehen werden
.
DAS ALLGEMEINE LEIS:

-das Allgemeine ist der Bereich in einem Beispiel der nicht so wichtig ist.
Der sollte so weit wie möglich reduziert werden

MUSS ICH DANN SCHWEIGEN?

Das Allgemeine fragt, soll ich jetzt ganz still sein?
.
Die fünfte und sechste Zeile erklärt sich vom Sinn selbst. Ist auch wie erste uns dritte Zeile lehrend. Gleichzeitig aber auch als Übergang für siebte und achte Zeile.

DAS BEISPIEL FRÖHLICH
(UND IM VORBEIGEHEN:)

In fünfter und sechster Zeile lässt der Verfasser das Gedicht selbst als Beispiel erwachen.

ICH BIN IHR BEIDE ...
UND DAS GANZ EIGEN

Siebte und achte Zeile möchte der Verfasser darauf hindeuten:
Das Beispiel gehört nun dem Verfasser und dem Leser und jeder von beiden kann sich seinen Teil für sich davon rausholen.

Ich persönlich finde das Gedicht sehr faszinierend und raffiniert aufgebaut. Mein größter Respekt! Ich mag es sehr!




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23280
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 28. Jan 2021, 12:37

Danke!




Antworten