AufDerSonne hat geschrieben : ↑ Di 22. Aug 2023, 17:38
Eine interessante Frage wäre: Könnten die Menschen eines Landes im Prinzip ohne Regierung und Gesetze leben?
Ich denke, es gibt immer eine Art Regierung. Und eine große Gruppe ist immer unterteilt in kleinere, verschiedene Interessensgruppen, innerhalb derer wiederum kleinere Gruppen zustande kommen und so weiter. Und die Hierarchie innerhalb jeder Gruppe kann flach, steil oder völlig abwesend sein.
Das meine ich in jeder Hinsicht: Es beginnt mit einer Familie. Oder mit einer alleinerziehenden Mutter. Sie ist die Regierung, und ihr Säugling folgt ihr. Manchmal schreit es; dann folgt die Mutter dem Säugling. Aber von den beiden hat die Mutter deutlich mehr Macht und Verantwortung. Dann ist da ein Hochhaus mit vielen Familien. Manche Kinder bilden eine Gang mit wechselnden Anführern. Wer die meiste Charme hat und am besten Kompetenz ausstrahlt, darf anführen -- muss aber auch mehr oder weniger die Interessen der Mitglieder achten, sonst gibts Neuwahlen oder Krawall. Familie, Verwandschaft, Dorf, Stadt, Gemeinde, Provinz, Staat, Kontinent, Planet. Das ist so ein komplexes Gefüge von unterschiedlichen Interessen innerhalb enger Nachbarschaft -- das kann sich nicht
bloß zufällig selbst stabilisieren, glaube ich. Die dort planetaren Eingeborenen haben, im Durchschnitt betrachtet, wohl ein Minimum an gemeinsamen Interessen, die das Ganze bisher einigermaßen stabilisiert, und sie bestehen einerseits aus einer Vielzahl von Persönlichkeiten, die teilweise mehr oder weniger gerne anderen folgen und den Anführenden einige Verantwortung übertragen, und andererseits Persönlichkeiten, die teilweise mehr oder weniger gerne selber anführen, Großes gestalten, und selber möglichst viel Verantwortung übernehmen möchten; aus diesen Veranlagungen heraus bilden sich automatisch Führungen, egal wie sie heißen, ob Bandenchef, Mutter, Vater, Lehrerin, Oma, Bürgermeisterin, Schlagerstar-Helene-Fischer, Bundeskanzler, Parteivorsitzende, H-Beck, B-Bock, Klassensprecher, Papst etc. Die einen tendieren zum Vorausgehen, die andern tendieren zum Hinterhergehen. Tendenziell, mit graduellen Schattierungen. Ich meine das nicht kategorisch. Ich denke, wie gesagt, die Sache ist hochkomplex. Nicht völlig chaotisch. Nur ein bisschen.