Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 17. Mär 2018, 13:00
der Gründungsakt von Sprache als ein simples semantisches Referenzieren auf Gegenstände als individuell vollziehbar denkbar ist.
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 17. Mär 2018, 11:42
Vielleicht kannst du mir erklären, warum Allgemeinsprachen besser zwischen richtig und falsch unterscheiden können sollen und Privatsprachen überhaupt nicht.
Ich befürchte, das kann ich nicht. Ich bin kein Wittgenstein-Kenner und auch nicht sein offizieller Verteidiger :-) Meine eigene Vorstellungen davon, was Sprache ist, ist (gelinde gesagt) einem ziemlichen "Antisubjektivismus" verpflichtet. Und das macht mir den Gedanken Wittgensteins gewissermaßen "spontan" sympatisch.
Ich glaube zwar wie du und die meisten hier schätze ich, dass der Bezug auf Dinge ein wichtiger Teil der Sprache ist, aber bestimmt kein Gründungsakt oder dergleichen. Und ganz sicher ist damit lange nicht erschöpft, was Sprache ist, was sie ausmacht, notwendig für sie ist. Es gibt weitere Dimensionen, ohne die wir gar keine Sprache hätten. Das "Zeigen" auf die Dinge, das "Referenzieren" nenne ich (für diese Zwecke hier in diesem Beitrag und nicht für alle Ewigkeiten) mal die vertikale Dimension, weil sie gleichsam aus der Sprache herausführt oder in sie hineinen. Daneben haben wir es noch mit einer horizontalen Dimension zu tun. Das sind die sprachinternen Beziehungen, ohne die es gar keine Bedeutung geben könnte. "Ein simples semantisches Referenzieren" würde gar keine Sprache hervorbringen nach meinem Dafürhalten.
(Es wäre übrigens auch ziemlich witzlos, wenn wir alle bloß dumm rumstünden, auf die Dinge zeigten und ihren einen Namen nennen würden :-) -aber das nur nebenbei.)
Ich glaube auch nicht, dass es ein Zufall ist, dass Sprecher stets im Plural auftreten. Die soziale Dimension ist ebenso unabdingbar. Fragt sich jedoch, worin sie besteht ...
Sprachen, die nicht alle diese Dimensionen aufweisen (und vermutlich mehr) dürfte es nicht geben, schätze ich. Deswegen glaube ich wie Wittgenstein, dass es eine logisch private Sprache nicht geben kann, weil ihr die Dimension des Sozialen fehlt.
Dass man die Intuition hat, dass man das Benennen der Dinge auch ohne die obigen Zutaten allein für hinbekommen kann, kann ich jedoch gut nachvollziehen. Ob es sich beim "Verweisen" auf "innere" Gefühle (falls es so etwas gibt) allerdings so verhält wie beim Verweisen auf einen Stein, wage ich zu bezweifeln. Das ist schon eher eine seltsame Vorstellung.
Wir sind jedoch derart mit dem Spiel des Sprechens in den vielen Variationen vertraut, dass wir vermutlich für die allermeisten Bedingungen, die es ausmachen, blind sein dürften, die sind sozusagen für uns unsichtbar/transparent. Es geht uns das meiste so leicht von den Lippen, dass wir nicht mehr spüren, wie komplex das alles ist. Wenn Bertram recht hat und der Aspekt mit dem Unterschied zwischen richtig sein und bloß glauben, dass etwas richtig ist, so zentral ist, sollte man sich ihm zuwenden und die spontanen Intuitionen, dass das alles doch gehen müsste, vielleicht eine zeitlang ausblenden.
Was ist mit richtig (bzw. falsch) hier gemeint? Das ist ja erstmal noch offen, oder? Beliebt ist die Antwort, dass es zum Sprechen "Regeln" braucht, die man richtig oder falsch anwenden kann ... meint Wittgenstein das?