Und doch muss er im Gedanken Trost suchen, dass die Dinge durch Gott und durch seine Worte sind. Insofern den Dingen durch sie Sein zukommt, partizipieren sie an etwas noch grösserem als dem Lebendigen selbst, nämlich am reinen Sein in Ewigkeit. Das vermag wohl aus der Welt kein Paradies zu machen, aber kodifiziert doch ein Versprechen, dass es gut sei und werde für den Menschen, wenn er vertraut auf das Wort Gottes, indem er dies als notwendig gut nimmt, was durch seine Worte Wirklichkeit ist.
Das war der Antrieb des Scholastikers, dass er auch das noch so Tote und scheinbar Unwürdige mit der Hoffnung annahm, es möge direkt von Gott befohlen sein. Der Mensch hat es seit dem Sündenfall also nicht nur mit Objekten zu tun, die ihm gegenüberstehen und ihm auch entgegengestellt sein würden, sondern in ihnen drückte sich auch der Wille Gottes aus als eine Ermahnung: Eine Erinnerung an den Menschen, dass er den Zorn Gottes überhaupt erst entfacht habe. Denn war das Paradies ein Ort, wo es weder Gebote noch Regeln gab, da alles Gut und in Ordnung war, so erst mit dem Sündenfall erhob sich der Mensch gegen Gott und widersetze sich ihm, was eine Opposition zu Gott bedeutete, die er mit Gegenständlichkeit bestrafte. Durch sie war es zum ersten Mal möglich, dass etwas gegen den Menschen gerichtet sein und das Widrige in der Welt entstehen könnte. Vordringlicher noch, es war möglich, dass der Wille Gottes dem Menschen als ein Gebot und Verbot entgegengesetzt sei.
Von da an war die Unterordnung des Menschen eine doppelte: Einerseits unter das Objekt, das den direkten Willen Gottes in harter ontologischer Währung repräsentierte (eine Unterordnung, die erst durch die Bemächtigung des Subjekts über das Objekt umgekehrt werden sollte), andererseits unter die eigene Demut, entspringend aus der Einsicht, die Ursache für sein Vertriebensein aus der Einheit zu sein. Der frühchristliche Mystizismus und auch die spätere scholastische Phase waren geprägt vom Versprechen des Zurückkommens in die Einheit. Ein Verprechen, dessen Erfüllung nur möglich schien, indem der Mensch sich das Wort Gottes aneignete, als wäre er, der Mensch, das Wort selbst, denn die totale Unterordnung unter die Autorität des göttlichen Worts ist der maximale Einklang mit ihm durch absolute Identifikation und damit Wortwerdung des Menschen selbst. Hier finden sich die ersten Anlagen konstruktivistischer Sprachtheorien. Durch die Wortwerdung des Menschen legte er den Grundstein für seine Befreiung.