Es war mit Absicht, dass ich das Thema
nicht unnötig eingegrenzt habe auf ein bestimmtes Argument oder auf eine Prämisse. Ich denke, dass sich über das
Ist und die logischen Impliktionen auch so diskutieren lässt. Aber ich bin auch nicht sehr forumserprobt.
Worum es mir persönlich geht, hier nochmal verdeutlicht:
Existenz ist kein Faktum, sondern die Bedingung für Faktizität.
Nichtexistenz und Existenz sind beide wahr, wobei die Wahrheit von Nichtsein nicht sinnvoll behandelt werden kann. Nichts ist eben keine leere Menge, sondern schlicht in Sprache nicht sinnvoll auszudrücken.
Existenz ist als Bedingung von Faktizität das unwesentliche Merkmal von Gegenständen, da es jedem Gegenstand überhaupt in gleicher Weise zukommt: einem Apfel, einer Idee, einer unwahren Aussage, einem Geistesblitz. Sie ist die Bedingung ohne die überhaupt ein Gegenstand nie wäre, aber sie ist zugleich nur die Bedingung der
Möglichkeit von Gegenständlichkeit und daher nur unwesentlich. Existenz beinhaltet sich nicht selbst als Gegenstand, sondern liefert die Realisierbarkeit von Gegenständlichkeit. Wir sagen aber:
Der Apfel existiert. oder
Der Kaffee auf meinem Morgenrisch existiert. Aber ist das korrekt ausgedrückt?
Denn wir sagen doch von einem Gegenstand, er sei so und so beschaffen. Diese Beschaffenheit (Eigenschaft) ist das Wesentliche eines Dings, was einem Gegenstand zukommt. Die Eigenschaften eines Gegenstands sind seine Präsenz für uns, und der Begriff seine Essenz für uns. Es kommt dort auf dem Morgentisch dann aber keine Tasse zur Existenz oder eine Existenz zur Tasse, sondern es
west dort eine Fülle von Eigenschaften, die wir mit einem Begriff erfassen, den wir Tasse nennen.
Nun drücken wir diese Eigenschaftlichkeit prädikativ aus und sagen z.B.:
Der Schnee ist weiss. Weisssein ist ein konstitutives Wesensmerkmal von Schnee wie kalt oder kristallin. Wir können ein Ding also gar nicht ohne seine Eigenschaftlichkeit denken. Für diesen Seinsmodus der Eigenschaften verwenden wir nun ein flaches
Ist. Wir beschreiben also die Eigenschaften zu einem Ding mit einem Ist, so als würden wir der Substanz, hier Schnee, eine Eigenschaft anhängen durch das dieses Etwas zu diesem etwas so Bezeichneten würde. Dabei ist das, was wir begreifen, durch seine Eigenschaftlichkeit das, was es für uns ist. Das heisst die Eigenschaft ist das identifizierende Attribut eines Gegenstands.
Nun verwenden wir eben diesen flachen Seinsmodus in Form eines
Ist für Eigenschaftlichkeit. Und ich frage mich, ob wir damit wirklich einem höheren
Anspruch auf Seinsbeschreibung einen Dienst erweisen. Denn
Ist als Ausdruck dafür, dass etwas existiert, z.B. das Rotsein einer Rose, müsste sich gerade nicht auf die Ebene des Wesentlichen beziehen, auf die Substanz, sondern auf die Bedingung von Eigenschaftlichkeit überhaupt. Nun wäre es aber komisch, wenn wir sagen müssten, die Rose röselt
und rötet
Ich will sagen, Existenz ist überhaupt kein logisches Prädikat, da Existenz selbst nicht existiert. Sie ist die ontologische Voraussetzung für Wesentlichkeit. Aber ich denke, dass unsere Sprache dieser Wesentlichkeit semantisch nicht gerecht wird. Wir müssen uns zum Zweck eines pragmatischen Sprachgebrauchs vielleicht auf diese simplifizierenden Verwendungsweisen von
Ist einstellen, aber wir sollten nicht vergessen, das Wie des Was stets mitzudenken.
Mir ist bewusst, dass ich hier mit Essenz und Eigenschaftlichkeit problematische Begriffe in die Diskussion bringe.