alogisch/unlogisch

Hier geht es einerseits um die Erörterung logischer Grundstrukturen in der Philosophie und andererseits um Sprachanalyse als philosophische Methode, Theorien der Referenz und Bedeutung, Sprechakttheorien u.ä.
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Jörn Budesheim
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Sa 18. Aug 2018, 12:49

Ein Bekannter von mir unterscheidet sehr gerne "unlogisch" von "alogisch" sowie "apolitisch" von "unpolitisch". Wie würdet ihr diese Unterscheidung begreifen? Ich würde sagen, wenn etwas alogisch ist, dann kümmert es sich nicht um die Gesetze der Logik, es steht (wie man manchmal sagt) quer dazu, während etwas, was unlogisch ist, gegen die gesetzliche Logo verstößt. Oder?




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Jörn Budesheim
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Sa 18. Aug 2018, 12:54

So steht es zumeist im Lexikon, stimmt. Aber es gibt auch fernkörnigere Sichtweisen, zum Beispiel hier > https://books.google.de/books?id=hXtdDw ... ch&f=false




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Jörn Budesheim
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Sa 18. Aug 2018, 13:02

Asozial und unsozial bedeuten ja auch nicht dasselbe :)




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Sa 18. Aug 2018, 13:08

Tommy hat geschrieben :
Sa 18. Aug 2018, 12:58
Und da steht Deiner Meinung nach, dass alogisch und unlogisch nicht das selbe meint?
So ist es. Allerdings hab ich die Erklärung nicht verstanden, weil ich die Fachtermini nicht kenne.




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Sa 18. Aug 2018, 13:31

Tommy hat geschrieben :
Sa 18. Aug 2018, 13:25
Im Prinzip steht doch da ...
... dass es Unterschiede gibt, auch wenn die Begriffe ungefähr gleichbedeutend sind. Worin bestehen also die Unterschiede? Ich hab oben einen (wenn auch groben und vorläufigen) Vorschlag gemacht: UnX verstößt gegen die Ordnung von X, während aX quer zu dieser Ordnung steht.




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Sa 18. Aug 2018, 14:42

Tommy hat geschrieben :
Sa 18. Aug 2018, 13:33
Das kann man nun als gewaltigen Unterschied begreifen
Von gewaltigem Unterschied habe ich auch nicht gesprochen.




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Sa 18. Aug 2018, 17:08

Halten wir also fest: du siehst keinen Unterschied :-)

Vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen? Was ist der Unterschied (falls es einen gibt) zwischen:

alogisch - unlogisch
apolitisch - unpolitisch
asozial - unsozial
ahistorisch - unhistorisch
aX - unX

Lässt sich das irgendwie "systematisieren" oder nur je nach den Zusammenhängen von Fall zu Fall erkennen?

Mein Vorschlag: unX hängt (metaphorisch gesprochen) an X, genügt der Ordnung von X jedoch nicht. Etwas ist unlogisch, wenn es nicht den Regeln der Logik folgt. aX löst sich jedoch von X, steht "quer" zur Ordnung von X. Etwas ist alogisch, wenn es weder der Logik genügt noch nicht genügt, sondern sich von ihr löst. Das ist erstmal sehr abstrakt - falls es überhaupt stimmt. Beispiele wären hilfreich. Vielleicht sind viele Gedichte alogisch ... weil sie sich nicht (völlig) um diese Form scheren?!

Ideen? Quellen?




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Sa 18. Aug 2018, 17:45

Suchen im Park :) ist offensichtlich erfolgversprechend
Daniël F. M. Strauss, Die Grenzen der Logik übersteigen: Zum Unterschied zwischen Widerspruch und Antinomie hat geschrieben :
Das Denken, das den logischen Normen widerspricht – das unlogische Denken –, bleibt an die Struktur von Logizität gebunden und ist nicht alogisch (oder nicht-logisch), also z.B. ökonomisch, moralisch oder juristisch. Die (nicht-logischen) Facetten unserer Erfahrung werden oft ›a-logisch‹ genannt, aber sie sind nicht ›un-logisch‹. Tatsächlich bieten diese ja Raum für konträre Gegensätze, die denen zwischen ›logisch‹ und ›unlogisch, ›ökonomisch‹ und ›unökonomisch‹, ›moralisch‹ und ›unmoralisch‹ und ›legal‹ und ›illegal‹ ähnlich (bzw. analog) sind.
Diese Erklärung ist im weitesten Sinne "ähnlich", schätze ich. Das Unlogische wird (more or less) genauso erklärt, wie ich es versucht habe, während das Alogische einfach zu anderen Bereichen zählt. Dieser Teil ist einfacher erklärt als bei mir, vielleicht ist es besser so.




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So 19. Aug 2018, 04:58

Das was Du sagst ist nicht logisch
Das was Du sagst ist nicht-logisch

Das ist nicht synonym.




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Friederike
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So 19. Aug 2018, 08:59

Die Sache wird ja zunehmend verwickelter. :lol: Eigentlich hatte ich angenommen, mit Deiner ersten, umgangssprachlichen Umschreibung, @Jörn, das A-Logische sei das, was sich um die Gesetze der Logik nicht kümmere, sei die Angelegenheit geklärt. Genau so habe ich den Unterschied zwischen "a-" und "un-" immer verstanden.
Tommy hat geschrieben : So richtig Sinn ergibt das alles nicht, was Deine Zitate sich da ausdenken.
Den Satz zitiere ich nur, weil ich die Formulierung so nett finde.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 19. Aug 2018, 04:58
Das was Du sagst ist nicht logisch
Das was Du sagst ist nicht-logisch
Das ist nicht synonym.
1 "Das, was Du sagst, ist nicht-logisch" ist synonym mit "das, was Du sagst, ist un-logisch".
2 "Das, was Du sagst, ist nicht logisch" ist synonym mit "das, was Du sagst, ist a-logisch".
Irgendwas stimmt mit 2 noch nicht. Vielleicht seid Ihr doch schon weiter gekommen, als ich dachte. @Jörn, sag mal, was meinst Du ist der Unterschied zwischen Deinen beiden Beispielsätzen?




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So 19. Aug 2018, 09:27

Friederike hat geschrieben :
So 19. Aug 2018, 08:59
Eigentlich hatte ich angenommen, mit Deiner ersten, umgangssprachlichen Umschreibung, @Jörn, das A-Logische sei das, was sich um die Gesetze der Logik nicht kümmere, sei die Angelegenheit geklärt. Genau so habe ich den Unterschied zwischen "a-" und "un-" immer verstanden.
Ich hatte auch so eine vage Vorstellung, dass das dem gängigen Verständnis entspricht, wollte aber Mal hören, wie das allgemein, bzw. hier gesehen wird. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass (d)eine Nicht-Reaktion Zustimmung oder "das ist jetzt geklärt" bedeutet :-)
Friederike hat geschrieben :
So 19. Aug 2018, 08:59
1 "Das, was Du sagst, ist nicht-logisch" ist synonym mit "das, was Du sagst, ist un-logisch".
2 "Das, was Du sagst, ist nicht logisch" ist synonym mit "das, was Du sagst, ist a-logisch".
Oops? Das verwirrt mich jetzt. Ich sehe es nämlich genau umgekehrt :-) nicht-logisch = alogisch; nicht logisch = unlogisch.




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So 19. Aug 2018, 09:45

Ja, kann ich versuchen. Mein Problem dabei ist, dass ich nicht das Gefühl habe, dass wir gerade bei einem Teamwork sind.




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So 19. Aug 2018, 09:46

Der Knabe und die Straßenbahn (Ernst Jandl)

Immer fährt so ein kleiner
rothaariger Knabe
auf dem Trittroller neben
der Straßenbahn her.
Plötzlich dreht er und fährt
in die andere Richtung
und weiß auf einmal
genau, was er tun muß,
um die Straßenbahn zu überholen,
auch wenn er bloß ein kleiner
rothaariger Knabe
auf dem Trittroller ist.




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So 19. Aug 2018, 10:00

Alles klar.

Du bist auf der Suche nach Problemen, ich will versuchen, zu verstehen, was es bedeutet. Das ist ein großer Unterschied. Mich interessiert viel mehr, an den Beispielen (apolitisch/unpolitisch, ...) zu versuchen, zu verstehen, was im Einzelnen gemeint ist / gemeint sein könnte. Das ist mein Interesse.




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So 19. Aug 2018, 10:10

Dann erklär mir doch was es bedeutet.
Ich will die Frage gemeinsam angehen. Daran hätte ich Spaß, das ist schon alles. Wenn es keinen hier interessiert, dann gehe ich es halt anders an.




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Jörn Budesheim
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Gut. Dann haben wir das ja geklärt. Falls andere Lust haben, gemeinsam darüber nachzudenken, freue ich mich :-)




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Alethos
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Mo 20. Aug 2018, 12:46

Seid ihr euch eigentlich einig geworden betreffend den Unterschied alogisch und logisch? :)



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Alethos
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Mo 20. Aug 2018, 13:12

Das dürfte eigentlich keine Frage des Meinens sein :)

Ich habe eigentlich auch mit Blick auf ein weiteres Beispiel gefragt. Für mich gilt bei 'alogisch', dass es die Regeln der Logik nicht betrifft und bei 'unlogisch', dass etwas den logischen Regeln unter Anwendung dieser Regeln widerspricht. Dasselbe gilt auch für apolitisch/unpolitisch.

Aber was gilt bei 'abnormal'? Es gibt zwar auch das Adjektiv 'unnormal', aber wie kann etwas eine Norm nicht betreffen. Das mit dem Präfix funktioniert hier offenbar nicht, es gibt keine Abnormalität, die die Normativität nicht beträfe.



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Jörn Budesheim
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Mo 20. Aug 2018, 13:55

Alethos hat geschrieben :
Mo 20. Aug 2018, 13:12
Ich habe eigentlich auch mit Blick auf ein weiteres Beispiel gefragt. Für mich gilt bei 'alogisch', dass es die Regeln der Logik nicht betrifft und bei 'unlogisch', dass etwas den logischen Regeln unter Anwendung dieser Regeln widerspricht. Dasselbe gilt auch für apolitisch/unpolitisch.
Das dürfte ungefähr meiner Vorstellung entsprechen. Wie kann man die Sache mit apolitisch/unpolitisch ausbuchstabieren? Das finde ich nicht so einfach. Wenn man die Regel streng anwendet, dann ergibt sich ungefähr: Jemand ist unpolitisch, wenn er sich für politische Frage nicht interessiert. Etwas ist apolitisch, wenn es nicht zum Feld der Politik zählt. Was wären Beispiele dafür?

p.s.:

Nachdem ich jetzt eine gute Woche krank war und Muße zum Schreiben hatte, arbeite ich seit heute wieder, so dass ich nicht immer so prompt (oder überhaupt) antworten kann, wie ich möchte!




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Stefanie
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Mo 20. Aug 2018, 14:58

Ich versuche es mal. Die Liebe. Ist alogisch und auch unlogisch. Sie steht außerhalb der Regeln der Logik, und ist, wenn sie zur Logik gehöre, so was von unlogisch.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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