"Verirrungen" Nauplios über DIALOGOS

[Jörn Budesheim]

Verirrungen
DIALOGOS

arbeitet unter Zuhilfenahme aller Facebook-Adaptionen an der Verschmelzung seiner Inhalte mit dem, was in sozialen Netzwerken als teilungswürdig gilt. Man möchte um jeden Preis den Club-Charakter des Forums hervorheben, selbst als soziales Netzwerk, als WhatsApp-Gruppe, als Kegelklub, gelten, in dem Zugehörigkeit Exklusivität bedeutet. Aus dem Pool der Belanglosigkeiten ist nichts flüchtig genug, um nicht in den Fokus der Aufmerksamkeit zu gelangen. Philosophische Einsprengsel finden sich wieder in der Jauchegrube von Klatsch und Tratsch. Von „Öffentlichkeit“ wird gefaselt, wo man mit Nachdruck an der Abschaffung von Öffentlichkeit arbeitet. Von dem, was man ursprünglich wollte, ist nichts mehr übriggeblieben. Man hat es dagegen fertiggebracht, sämtliche Untugenden des „Philosophie-Raums“ liebevoll zu kultivieren. Religiöse Spinner, politische Fanatiker, die seit Jahren bekannt sind, können bei DIALOGOS auf die Toleranz des Clubs zählen. Nichts ist zu blöd, daß es nicht der Gemeinde zugemutet würde. Nie vorher war Philosophie schlechter verwaltet als jetzt in DIALOGOS

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Wie sehr die Facebook-„Kultur“ die Beziehung zwischen Medium und den Akteuren steuert, sieht man zur Zeit im Forum DIALOGOS. Hier beherrschen nicht mehr die „Nutzer“ das Medium auf gestaltende und distanzwahrende Weise, vielmehr haben sich die Betreiber des Forums bereitwillig auf die Verschiebung der Kommunikation ins visuell Verkürzte eingelassen und agieren als kommunale Vollzugsbehörde der Facebook-Ideologie. In den Strukturen von Likes, Tags, Shares, Views, Links und Rankings ereignet sich eine Art philosophischer Tourismus zu Namen, Begriffen, Titeln und Thesen, eine sightseeing-tour, gesponsert von einer Kulturindustrie, die sich als Agentur des Verbindens ausgibt, deren Ziel jedoch die massenhafte Produktion von Beiläufigkeiten ist. Man diskutiert über Vorzüge und Nachteile von Facebook und hat dabei längst Facebook-Strukturen eingezogen. Das ganze Forum präsentiert sich ohnehin inzwischen als Facebook-Seite des tonangebenden Admins und einer Schar von „Freunden“, die als Kommentatoren erscheinen. Eine diskurskritische Selbstkontrolle bleibt unter den Bedingungen eines an Quantität orientierten Verständnisses von Kommunikation aus. Philosophie ist auf der Schwundstufe von Städtereisen zu philosophischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten angekommen. Hier ein Blick, dort ein Foto, dazu eine kurze Ansage des Reiseführers. Dann geht es wieder in den Bus.

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Hier den ganzen Text lesen > https://poetikundhermeneutik.wordpress.com/verirrungen/

[Alethos]

Man muss diese Ansicht wohl gelten lassen, stellt sie sich doch als eine von vielen Meinungen dar, die ein Existenzrecht geniessen.

Doch man braucht in diesem Forum nicht lange suchen, um die Widerlegung dieser Ansicht vorzufinden in der Vielfalt der Themen, der Tiefe der Beitrage und dem offenen Klang, mit dem sie vorgetragen werden. Es ist ein Forum der Gemeinschaft, der Offenheit für den Anderen, es ist ein Ort des Miteinanders in Philosophie, und es ist kein Ort mit einem ganz bestimmten Anspruch an die Form und Weise. Es finden in ihm alle Formen modernen Diskutierens Platz, dazu gehören multimediale Instrumente, Verweis auf online Textquellen sowie alle Formen bildlichen und textuellen Kommunizierens. Und da es eine Heimat für Menschen bieten soll, die den lockeren Umgang mit philosophischen Themen höher schätzen als die dogmatische Strenge philosophischer Kunstfertigkeit, zeigt sich seine Stärke eben genau darin, dass sie jedem konstruktiven Willen Entwicklungsräume gibt. Dieses Forum bietet allen an Philosophie Interessierten, dem Laien und Studenten oder gar dem Philosophieprofessor, die Möglichkeit, sich mit Philosophie in einer lebensnahen und verständlichen Weise auseinandezusetzen, so dass der gemeinsame Fortschritt im Vordergrund stehen kann und nicht das Exklusive.

Es mag dem elitären Denker schwerfallen, das 'Gewicht all seiner Bücher im Regal' abzustreifen und aus dem langen Schatten des selbstauferlegten Anspruchs auf einen höchstentwickelten Stil herauszutreten resp. die Herrschaft über die Denkgeschichte an diese Gemeinschaft zu delegieren. Aber sofern er das sich selbst gegebene Gewicht nicht ablegt, wird er nicht mithalten können bei dieser leichtfüssigen Wanderung durch philosophische Landschaften, die überall dort entlang führt, wo es etwas für jeden zu entdecken gibt. Wer also den Weg als Reiseführer vorzeichnen will, verpasst dabei die wichtigste Erfahrung, die dieses Forum zu bieten hat: Dass es keinen einzigen Weg gibt, sondern nur sehr viele Wege und jeder richtig ist, sofern er zum Frieden und zur Freundschaft beiträgt.

[scilla]

die Kritik von Nauplios verkennt,
daß hier ein Moderator die Beiträge liest, sortiert
und viele neue threads anbietet