Seite 1 von 1

No Country for Old Men

Verfasst: Mo 25. Sep 2017, 16:54
von Dia_Logos
IMPULSBEITRAG
No Country for Old Men



Die Handlung ...

... spielt im Jahr 1980 im Westen von Texas. Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) ist Gesetzeshüter in der dritten Generation im Terrell County.

Bei der Jagd stößt der Vietnamkriegsveteran Llewelyn Moss (Kelly Macdonald) in der Wüste auf den Schauplatz eines gescheiterten Drogenhandels, bei dem Banditen einander erschossen haben. Er entdeckt einen Verwundeten, der zu verdursten droht, eine große Wagenladung Heroin aus Mexiko und in einiger Entfernung einen weiteren Toten neben einem Koffer mit zwei Millionen Dollar. Moss nimmt den Koffer an sich, nicht ahnend, dass sich darin auch ein Peilsender befindet. Als Moss nachts in die Wüste zurückkehrt, um dem Verwundeten Wasser zu bringen, tauchen plötzlich Mexikaner auf und schießen auf ihn. Moss kann entkommen, muss jedoch sein Auto zurücklassen. Er befürchtet, dessen Kennzeichen könnte die Verfolger zu ihm führen.

Fortan befindet sich Moss auf der Flucht vor den Mexikanern, dem Auftragsmörder Chigurh (Javier Bardem) sowie dem amtsmüden Sheriff Bell, der Moss und dessen Frau beschützen will. Der Killer Chigurh, von konkurrierenden mexikanischen Banden und der amerikanischen Mafia engagiert, geht dabei besonders brutal vor; er tötet im Laufe der Zeit mehrere Menschen, wobei er sich eines pneumatisch betriebenen Bolzenschussgeräts und einer schallgedämpften Selbstladeflinte bedient … (Quelle Wiki)


Ein philosophisches Gedankenexperiment?

Georg W. Bertram schlägt in dem Buch "Philosophische Gedankenexperimente" (Reclam) vor, den Film als ein philosophisches Gedankenexperiment zu verstehen.

Der Killer ist dabei die Hauptfigur. Seine stoische Boshaftigkeit gibt Rätsel auf. Wie lässt sich das Zusammenspiel von extrem bösen Handlungen und einer strengen Orientierung an Prinzipien verstehen? Bertram regt an, sich dem Film zu nähern, in­dem man ihn als eine Kritik an einer klassischen Un­terscheidung Kants betrachtet. Es gibt nach Kant bekanntlich zwei Arten von Regeln: Verfolgen wir einen bestimmten Zweck, etwa ein Bild aufzuhängen, dann liegt uns daran, dass wir diesen Zweck bestmöglich erreichen. Wir stellen sog. “hypothetische Re­geln” auf, die lediglich der Umsetzung dieses bestimmten Zwecks dienen: Nimm einen Nagel, der hält besser als eine Reißzwecke :-)

Von den hypothetischen Regeln unter­scheiden sich die berühmten kategorischen Regeln. Sie dienen nicht dazu einen bestimmten Zweck zu erreichen, zum Beispiel das Bild an die Wand zu bringen. Ihre Befolgung ist ein Selbstzweck, erläutert Bertram. Dies gilt laut Kant nur für moralische Re­geln: Man verfolgt sie, weil ihre Befolgung bereits für sich allein richtig und gut ist.

In dem Film liegen die Dinge offensichtlich so, dass Leute wie der Sheriff Tom Bell sich an die Moral um ihrer Güte willen halten, erläutert Bertram. “Sie ordnen die Erreichung ihrer persön­lichen Ziele ihrem moralischen Verhalten unter.” Im Vergleich dazu verfolgen andere Figuren des Films (zum Beispiel ein Dealer) rein egoistische Ziele. Sie interessieren sich nur für “Geld und Drogen” wie Sheriff Ed Tom Bell sich ausdrückt.

Die Figur des Chigurh passt nicht in dieses Bild. Erstaunlicherweise geht es ihm nicht einfach um sein persönliches Wohl. Dafür gibt es im Film etliche Beispiel: Er lässt sich z.B. nicht von Geldangeboten seiner Opfer umstimmen. Seinen Prinzipien folgt er sehr streng und ausnahmslos. Diese Prinzipien - die aber letztlich undurchsichtig bleiben - sind offenbar Selbstzweck und insofern sind es auch kategorische Prinzipien, wie Bertram erläutert.

“Mit der Figur Chigurhs destabilisiert der Film also den von Kant be­haupteten Zusammenhang von kategorischen Regeln und mo­ralischer Güte. Es gibt anscheinend kategorische Regeln, die aus der Perspektive der Moral nicht gutgeheißen werden können. Ein philosophisches Fazit des Films könnte also lauten, dass die kategorische Allgemeinheit von Regeln als Orientierung guten Handelns zu kurz greift.” … Doch dieses Ergebnis wäre nach Bertram nicht zufriedenstellend.

Am Ende des Film gibt es eine Wendung, der Killer wird selbst zweimal “Opfer”. Zuerst wird er völlig überraschend von einem Auto angefahren. Und schwer verletzt wollen im zwei Jungen helfen … Nur mit Mühe gelingt es dem Killer sie davon abzuhalten, ihm selbstlos zu unterstützen. Statt ihnen etwas schuldig zu werden, "zwingt" er ihnen Geld auf für ihre Hilfe. (Mit großem "Erfolg", kaum haben sie die Unfallstelle verlassen, entfacht ein Streit zwischen ihnen über das Geld!)

Zeigt der Film damit eine soziale Struktur auf, bei der jede Beziehung “nur noch ein Tauschhandel” ist, fragt Bertram? Nichts hängt an Werten, alles an Münzen. “Das wäre eine böse Moral.”

Re: No Country for Old Men

Verfasst: Di 26. Sep 2017, 22:13
von Jörn Budesheim
[Mod-Topic=Für "Leon, der Profi" hab ich einen eigenen Thread aufgemacht!]