Herr K. hat geschrieben : ↑ Do 7. Dez 2017, 23:50
Ich bin weder Fan von Dawkins, noch von Harris, noch von Schmidt-Salomon - aber Sozialdarwinist ist keiner von den Dreien, das zu behaupten, wäre mE eine nicht haltbare Unterstellung.
Sozialdarwinismus ist eine sozialwissenschaftliche Theorierichtung,[1] die einen biologistischen Determinismus als Weltbild vertritt. Sie war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis zum Ersten Weltkrieg sehr populär.[2] Sie wendet Teilaspekte des Darwinismus auf menschliche Gesellschaften an und fasst deren Entwicklung als Folge natürlicher Selektion beim „Kampf ums Dasein“ auf.[3][4] Die unterschiedlichen Spielarten des Sozialdarwinismus stimmen nach Franz M. Wuke
tits in drei Kernaussagen überein:[5]
[*] Darwins Theorie der Auslese ist in sozialer, ökonomischer und auch moralischer Hinsicht maßgeblich für die menschliche Entwicklung.
[*]
Es gibt gutes und schlechtes Erbmaterial.
[*]
Gute Erbanlagen sollen gefördert, schlechte ausgelöscht werden.
Kritisiert wird am Sozialdarwinismus unter anderem eine unkritische Übertragung von biologischen Gesetzmäßigkeiten auf menschliche Gesellschaften.[6] Zudem sind mehrere seiner naturwissenschaftlichen Grundannahmen nicht von Darwins Theorie gedeckt und werden von der modernen Wissenschaft als überholt angesehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus
Zur ersten Unterstreichung:
"Dieser Egoismus des Gens wird gewöhnlich egoistisches Verhalten des Individuums hervorrufen. Es gibt jedoch, wie wir sehen werden, besondere Umstände, unter denen ein Gen seine eigenen egoistischen Ziele am besten dadurch erreichen kann, daß es einen begrenzten Altruismus auf der Stufe der Individuen fördert. Die Worte „besonders“ und „begrenzt“ in diesem Satz sind wichtig. So gern wir auch etwas anderes glauben wollen, universelle Liebe und das Wohlergehen einer Art als Ganzes sind Begriffe, die evolutionstheoretisch gesehen einfach keinen Sinn ergeben.
...
Ich selbst bin der Meinung, daß eine menschliche Gesellschaft, die lediglich auf dem Gesetz des universellen, rücksichtslosen Gen-Egoismus beruhte, eine Gesellschaft wäre, in der es sich sehr unangenehm lebte. Unglücklicherweise jedoch hört etwas, das wir beklagen, und sei es auch noch so sehr, deshalb nicht auf, wahr zu sein. Dieses Buch soll vor allem interessant sein. Wenn der Leser jedoch eine Moral aus ihm ableiten möchte, möge er es als Warnung lesen: Wenn er – wie ich – eine Gesellschaft aufbauen möchte, in der die einzelnen großzügig und selbstlos zugunsten eines gemeinsamen Wohlergehens zusammenarbeiten, kann er wenig Hilfe von der biologischen Natur erwarten. Laßt uns versuchen, Großzügigkeit und Selbstlosigkeit zu lehren, denn wir sind egoistisch geboren. Laßt uns verstehen lernen, was unsere eigenen egoistischen Gene vorhaben, denn dann haben wir vielleicht die Chance, ihre Pläne zu durchkreuzen – etwas, das keine andere Art bisher jemals angestrebt hat."
Richard Dawkins, Das egoistische Gen, 1989, 1994 by Richard Dawkins, dt. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Mai 1996, S. 22f
Dass Dawkins' Aussagen hier zutiefst selbstwiederspürchlich sind, sei geschenkt, denn entweder, wir sind genetisch determiniert, dann nützt die Lehre der Großzügigkeit und Selbstlosigkeit (die Dawkins im
Gotteswahn auch sogleich wieder kassiert) schlicht nichts, oder wir sind nicht genetisch determiniert, dann ist die Kernthese des Buches ganz einfach platt.
Zur zweiten und dritten Unterstreichung ein Artikel aus der FAZ:
Der Biologe Richard Dawkins rät über Twitter zur Abtreibung aller Föten mit Downsyndrom. In unserer Optimierungsgesellschaft scheint er für sie keinen Platz zu sehen.
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Richard Dawkins erklärt sich dann später noch einmal
auf seiner eigenen Website.
Dort sind seine Kritiker keine Kritiker, sondern "Haters" und "My phraseology may have been tactlessly vulnerable to misunderstanding, but I can’t help feeling that at least half the problem lies in a wanton eagerness to misunderstand."
Das ist für mich eine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung auf ganzer Linie. Privat mag jeder denken was er will und raten, was er meint. Aber wer
als öffentliche Person,
in aller Öffentlichkeit (twitter) es als unmoralisch bezeichnet, ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt zu bringen, ist mit der Bezeichnung Sozialdarwinist noch äußerst zuvorkommend bedient. Der Versuch sich selbst dann als Opfer darzustellen, ist bestenfalls peinlich.