Auf den Begriff "Zensur" kann ich leicht verzichten, ihn vielleicht durch "Manipulation" oder "manipulative Einflussnahme" ersetzen... nur ist die Rechtsauffassung eines Begriffs in diesem Zusammenhang wenig hilfreich, wenn das letztendliche Resultat leere Wände und Leere Bilderrahmen in einer Nicht-Ausstellung sind. Da ist dann das Kind schon in den Brunnen gefallen, gerade WEIL die Fronten zuvor so extrem verhärtet waren, dass ein konstruktiver Dialog gar nicht mehr möglich war.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 7. Feb 2019, 17:53(…) Aber! Die Rechtsauffassung des Begriffs ist auch nicht der einzige Kontext und auch nicht immer der maßgebliche. Manchmal sind halt auch andere Einschränkungen der Meinungs- oder Kunstfreiheit gemeint.
Vor kurzem haben wir hier kurz den Begriff der "weichen Zensur" besprochen ... Das heißt doch: es gibt Zensur in Abstufungen - von weich bis "hart". Und wenn jemand "weiche Zensur" meint, aber anders ("harte Zensur") verstanden wird, dann ist der Sache am Ende auch nicht gedient.
Ich für meinen Teil verzichte eher auf den Begriff "Zensur", wenn klar ist, dass nicht Zensur in dem Sinne gemeint ist, wie es Stefanie versteht. Meistens kann ich die Sachverhalte auch gut ohne diesen Begriff darlegen, der schließlich auch oft zur Verhärtung der Fronten führt.
Wo derart unversöhnliche Positionen gegeneinander stehen, wie Kunstfreiheit versus Sexismus-Vorwurf, sind Nuancen oder juristisch unterfütterte Abstufungen eines Begriffs ("Zensur") wenig zielführend.
Gomringer selbst drückt sich noch drastischer aus und ich kann es ihm wahrlich nicht verdenken.
Im Verlauf des Interviews (DLF-Kultur) spricht er sogar von „Dummheit“ im Umgang mit einem Schlüsseltext der Konkreten Poesie.Eugen Gomringer hat geschrieben :
Heute kommt es mir vor wie der Vorgang einer Säuberung, weil die eine ganze Lyrikreihe eigentlich wegsäubern wollen oder ein Stück Kunst und Lyrik wegsäubern wollen – auch ein Stück Freiheit nehmen natürlich.
Gendersprache hat mit dem Gedicht nichts zu tun.
Ganz gewiss bin ich keine Freundin grenzwertiger oder deftiger Wortwahl, auch traue ich Gomringer eine wesentlich feinere Ausdrucksweise zu, jedoch ist sie in dieser Situation durchaus verständlich.
Ganz nebenbei: ich kann den Sexismus-Vorwurf im Kontext von Lyrik und Kunst langsam echt nicht mehr hören...