Türchen Nr. 12 ist die Kunscht

Jeden Tag ein Türchen mit einer (un)philosophischen Überraschung
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Stefanie
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Di 12. Dez 2017, 06:03

Oh pardon, ich hielt mich für Denis Scheck*. Also noch mal:

Türchen Nr. 12 ist die Kunst

Kunst... ein Thema an dem sich durchaus die Geister scheiden können.
Für rein Interessierte ergibt sich folgendes Bild: Über leichte Verzweiflungsanfälle, viele Fragezeichen über dem Kopf, durchaus mal Frust, Aha-Erlebnisse und reiner Begeisterung bietet das Thema Kunst die Chance, nahezu sämtliche Denkprozesse und emotionale Zustände zu durchlaufen.
Es gibt einiges zu sehen, zu hören und zu lesen:
"Erstmal sind es einfach nur Bilder" oder abgewandelt zu selben Bilderserie: "Erstmal sind es ja Bilder, und sie sagen nichts, sondern zeigen sich".
Hmm, ein Moment für die Fragezeichen und ein leichter Anfall von Frust. Hier wie auf Facebook.

Ein paar weitere Anmerkungen:

Picasso:
"Mich interessiert nur, was die Dinge auf meinen Bildern sind, nicht, was sie bedeuten. Wenn man aus bestimmten Dingen auf meinen Gemälden eine bestimmte Bedeutung herausliest, so kann dies völlig zutreffend sein, es ist aber nicht meine Absicht gewesen, diese Bedeutung mitzuteilen...Ich male ein Gemälde um seiner selbst willen, ich male die Dinge um ihrer selbst willen. Die Bedeutung steckt in meinem Unterbewußtsein...Es gibt keine bewußt propagandistische Absicht in meiner Malerei...außer im Guernica-Bild..."

"Ich wehre mich dagegen, daß es drei oder vier tausend Möglichkeiten geben soll, mein Bild zu interpretieren. Ich möchte, daß es nur eine einzige gibt. Und in dieser einzigen muß es bis zu einem gewissen Grad möglich sein, die Natur zu erkennen, die schließlich nichts anderes ist als eine Art Kampf zwischen meinem inneren Sein und der äußeren Welt."

Beuys:
"Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Künstler ausmacht, folgt: nur wer Künstler ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler. "

und kurz und knapp, Karl Valentin: "Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen."
;- )

Philosophie und Kunst kann eine geglückte Verbindung ergeben:



Wieder was gelernt...

Wer sich künstlerisch überraschen lassen will, hier lang:
https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... 6&start=80

*https://www.swr.de/kunscht/denis-scheck ... index.html
Ich mag den Typen, noch besser finde ich ihn in seiner Sendung Lesenswert und wenn er dort die Bücherranglisten kommentiert. Leider verpasse ich beide Sendungen sehr oft.



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Jörn Budesheim
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Karl Valentin meint auch und zwar ganz zurecht: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit :)




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Stefanie
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Di 12. Dez 2017, 11:53

"Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Künstler ausmacht, folgt: nur wer Künstler ist, ist Mensch. Jeder Mensch ist ein Künstler. "

Das Beuys Zitat habe ich natürlich mit voller Absicht gebracht. Ich stehe damit etwas auf Kriegsfuß.
Beim Nachlesen war ich verblüfft, welche Varianten davon im Umlauf sind. Die bekannteste Kurzform ist "Jeder Mensch ist ein Künstler". Ich habe mich für Variante von oben entschieden.

Wenn ich alles richtig verstanden habe, wollte Beuys nicht sagen, jeder Mensch ist ein Künstler, der was qualitätsmäßig künstlerische zustande bringt. Sondern, dass für ihn Kunst im Schöpferischen, Kreativen besteht, und jeder Mensch dazu die Anlage hat. Ich muss aber gestehen, irgendwie erscheint mit die Theorie von Beuys etwas ... komplex.
Ich weiß nicht, ob die Kurzform "Jeder Mensch ist ein Künstler", der Kunst einen Gefallen getan hat. Wer hat sich nicht aufgrund dieser Aussage, daraufhin berufen gefühlt oder fühlte, etwas von ihm/ihr erschaffendes als Kunst zu titulieren. Käme mir persönlich nie in den Sinn, meinen aus Versehen bunt geworden Küchentisch, als ich merkte, dass wird so nicht wie ich geplant hatte, dann noch bunter gemacht hatte, als Kunst zu bezeichnen.
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Jörn Budesheim
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Berühmter Vorgänger der Karikatur:

Bild

From How to Look at Modern Art in America (1946) by Ad Reinhardt




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Stefanie
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Di 12. Dez 2017, 17:34

Das ist gut : - )



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Stefanie hat geschrieben :
Di 12. Dez 2017, 11:53
Wenn ich alles richtig verstanden habe, wollte Beuys nicht sagen, jeder Mensch ist ein Künstler, der was qualitätsmäßig künstlerische zustande bringt.
Ich habe mal ein Interview gelesen, in dem recht deutlich wurde, worum es geht. Dabei hat die Interviewerin gewissermaßen die Probe aufs Exempel gemacht. Sie selbst und auch Beuys haben etwas gezeichnet, nämlich einen Baum. Dann hat sie Beuys gebeten, die Sache zu begutachten vor dem Hintergrund seines berühmten Slogans, dass jeder Mensch ein Künstler ist. Beuys hat darauf relativ lapidar geantwortet, dass er damit ja nicht sagen wollte, dass jeder Mensch ein Zeichner ist und und auch nicht, dass jeder zeichnen kann. Ich schätze, das dürfte ziemlich gut mit dem übereinstimmen, was du weiter oben gesagt hast.




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