Frank Jackson in »Epiphänomenale Qualia«:
"Mary ist eine brillante Neurowissenschaftlerin, die - aus welchen Gründen auch immer - gezwungen ist, die Welt aus einem schwarzweißen Raum heraus und mit Hilfe eines schwarzweißen Monitors zu erforschen. Sie spezialisiert sich auf die Neurophysiologie der Farbwahrnehmung und erwirbt auf diesem Gebiet, so nehmen wir an, ein vollständiges Wissen darüber, was in uns vorgeht, wenn wir reife Tomaten oder den Himmel betrachten und Ausdrücke wie >rot<, >blau< usw. verwenden. Sie findet beispielsweise heraus, exakt welche Kombination von Wellenlängen des vom Himmel emittierten Lichts die Retina [die Netzhaut] stimulieren und auf exakt welchem Weg diese Stimulierung über das zentrale Nervensystem das Zusammenziehen der Stimmbänder und das Austreten von Luft aus der Lunge veranlasst, was dann letztlich in der Äußerung der Worte >Der Himmel ist blau< resultiert.
[... ]
Was wird passieren, wenn Mary diesen schwarzweißen Raum verlassen darf oder einen Farbmonitor bekommt? Wird sie etwas lernen oder nicht? Es scheint einfach offensichtlich zu sein, dass sie etwas über die Welt und über unser visuelles Erleben der Welt lernen wird. Dann ist es jedoch unvermeidlich, dass ihr vorheriges Wissen unvollständig war. Da sie über alle physikalischen Informationen verfügte, muss es folglich mehr zu wissen geben als das, und der Physikalismus ist falsch."
(Zitiert nach: Philosophische Gedankenexperimente, Reclam, Seite 171)
"Mit anderen Worten, stellen wir uns eine Wissenschaftlerin vor, die alles weiß, was es in der Wissenschaft der Farbwahrnehmung zu wissen gibt, die aber nie Farbe erlebt hat. Die interessante Frage, die Jackson aufwirft, lautet: Lernt diese Wissenschaftlerin etwas Neues, wenn sie zum ersten Mal eine Farbwahrnehmung außerhalb ihres schwarzweißen Gefängnisses hat?"
(Wikipedia)
.....................................................................................
Mögliche Einwände:
Georg W Bertram, der Herausgeber des Reclam-Buches “Philosophische Gedankenexperimente” fragt sich zunächst, was genau Mary eigentlich lernt und welche These des Physikalismus denn überhaupt widerlegt wird/werden soll.
Dazu unterscheidet er zwei Kandidaten:
- es gibt nur physikalische Tatsachen in der Welt gibt
- man kann Tatsachen nur auf eine physikalische Weise beschreiben und erfassen
Mit anderen Worten: Es ist ein physikalischer Sachverhalt ist, dass der Himmel blau ist. Der bestehende Sachverhalt ist Mary nun in einer qualitativ besondere Weise bekannt. Das würde bedeuten, dass Mary gar kein neues Wissen hat, sondern nur eine neue (eben subjektive) Auffassungsweise von etwas Bekanntem gelernt hat.
Bertram gibt jedoch gleich zu bedenken, dass der Versuch den Physikalismus auf diese Weise zu verteidigen, das philosophische Problem nur verschiebt. Denn nun stellt sich eine andere Frage: Wie kann es zwei so verschiedene Auffassungsweisen ein und desselben Sachverhalts geben, “die dennoch nicht unterschiedliches Wissen darstellen”.
Er fügt hinzu: “Und man muss erklären, warum eigentlich »der Sachverhalt« als solcher durch seine physikalische Beschreibung definiert wird.”
.....................................................................................
Einen weiteren Einwand findet man in dem Wikipedia-Artikel, auf den weiter oben schon verwiesen wurde:
Wikipedia hat geschrieben : Der Philosoph Daniel Dennett bezeichnet das Gedankenexperiment von Mary als eine „intuition pump“, als ein Gedankenexperiment, das einfach zu verstehen und intuitiv eingänglich ist und uns dazu ermutigt, seine Voraussetzungen allzu leichtfertig misszuverstehen und einfach unserer Intuition zu verfallen, dass der Ausgang des Gedankenexperiments „offensichtlich“ der ist, dass Mary etwas Neues lernen wird bei ihrem ersten Farbexperiment. In seiner Monographie „Consciousness explained“ schreibt Dennett hierzu:
„Die ausschlaggebende Prämisse ist, dass ‚sie alle physikalischen Informationen hat‘. Das lässt sich nicht leicht vorstellen, weswegen niemand sich die Mühe macht. Sie stellen sich einfach vor, dass sie sehr viel weiß – vielleicht stellen sie sich vor, dass sie alles weiß, was heute überhaupt irgendjemand über die Neurophysiologie des Farbsehens weiß. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein und es ist nicht überraschend, dass Mary etwas Neues lernen würde, wenn das alles wäre, was sie wüßte.“ (Lit.: Dennett 1991, S. 399)
mehr dazu