#filosofix > Was ist Zeit?

Philosophische Gedankenexperimente in Form von Videos.
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Jörn Budesheim
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Do 4. Okt 2018, 05:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 3. Okt 2018, 17:30
... wenn man nach dem Wesen von etwas fragt, dann muss man einiges darüber wissen, sonst wäre das Stellen der Frage witzlos.
Tommy hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 00:00
Und ich verstehe nicht, wieso Jörn meint eine Frage zu diesem Unbekannten zu stellen sei witzlos.




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Jörn Budesheim
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Do 4. Okt 2018, 05:59

Alethos hat geschrieben :
Mi 3. Okt 2018, 19:57
Du brauchst Punkt m und n, sonst gibt es kein tn und tm. Diese Punkte sind ja 'zeitintern', aber sie sind selbst nicht zeitlich, sondern müssen raumzeitlich sein.
Warum?




Homer
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Do 4. Okt 2018, 09:47

Tommy hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 00:00
Wenn ich dir sage ich habe mit ein Grömpel gekauft, dann ist das etwas was Du nicht kennst, also dir völlig unbekannt ist.
Und wenn Du mich dann fragst was das ist, dann kann ich es dir erklären (natürlich dann nur über Begriffe die Du schon kennst, das stimmt).
Wieso sollte es also witzlos sein eine Frage über etwas Unbekanntes (von dem ich keine Vorstellung habe) zu stellen?
Guten Morgen Tommy, du hast selber darauf geantwortet. Das Ding (Gegenstand) da draußen, unterscheidet sich vom Begriff. Auf welcher Weise ?
Man kann nur nur vom bekannten reden. Dasselbe ist denken und sein.

Grüße



Lebe so, dass dein Glück so wenig wie möglich, von äußeren Dingen abhänging ist.
(Epiktet)

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Jörn Budesheim
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Do 4. Okt 2018, 10:34

Tommy, die Zitatgegebüberstellung soll nur zeigen, dass du mich komplett falsch dargestellt hast.




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Alethos
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Do 4. Okt 2018, 12:53

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 05:59
Alethos hat geschrieben :
Mi 3. Okt 2018, 19:57
Du brauchst Punkt m und n, sonst gibt es kein tn und tm. Diese Punkte sind ja 'zeitintern', aber sie sind selbst nicht zeitlich, sondern müssen raumzeitlich sein.
Warum?
Weil sich diese Punkte bestimmen lassen müssen in Zeit. Du selbst hast hervorgehoben, dass sich im 'Zeitfluss' eine Einheit isolieren lassen müsste (tm, tn etc.), damit sich das Danach angeben lassen könne. Wir handeln nominalistisch, wenn wir tx setzen, weil es diesen isolierten Moment in Zeit realiter gar nicht gibt.

Das Davor und Danach kommt ja immer vor oder nach diesem und jenem, und Dieses und Jenes sind epistemologische Bestimmungen und nicht Bestimmungen der Zeit. Nur Zeit, die sich quantifizieren lässt, weist solche Zeitpunkte auf (z.B. Ereignisse) und sie bedürfen einer Ausdehnung, damit sie im Sein überhaupt Platz finden.

Zu sagen, der Computer kommt in der Zeit nach der Pyramide ist zwar richtig und objektiv wahr, aber nur relational zu den jeweiligen Ereignissen des Vorkommens von Computern und Pyramiden.



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Alethos
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Do 4. Okt 2018, 13:04

Aber ich gehe mit Tommy einig, wir wissen gar nicht, was Zeit ist (darum auch unser Thread hier). Wir kommen schlicht hinter das transzendentale Problem nicht hinaus, das uns Kant gestellt hat. Erkennen, auch Zeit erkennen, ist eine Bedingung von sinnlicher Anschauung überhaupt. Zeit lässt sich gar nicht anders denken als immer schon unserem Denken Vorausgesetztes.

Damit ist aber unser Zeitbegriff immer schon idealiter verfasst als Bedingung eines jeden möglichen Zeitbegriffs. Nun bedeutet es nicht, dass es Zeit objektiv nicht gebe, sondern doch nur, dass alle möglichen Aussagen über die bewusstseinsunabhängige Zeit spekulativ sind.



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Jörn Budesheim
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Do 4. Okt 2018, 14:15

Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 13:04
Aber ich gehe mit Tommy einig, wir wissen (1) gar nicht, was Zeit ist...
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 13:04
(2) Damit ist aber unser Zeitbegriff immer schon [die] Bedingung eines jeden möglichen Zeitbegriffs. Nun bedeutet es nicht, dass es Zeit objektiv nicht gebe, sondern doch nur, dass alle möglichen Aussagen über die bewusstseinsunabhängige Zeit (3) spekulativ sind.

(Klammern und Auslassungen von mir)
Meines Erachtens spielen Punkt 1 und Punkt 3 nicht wirklich gut zusammen - vorbehaltlich einer Klärung des Begriffs spekulativ.

Punkt 2 würde ich für falsch erachten, denn unser Zeitbegriff ist offenbar nicht die Bedingung eines jeden möglichen Zeitbegriffs, da wir dank unserer physikalische Erkenntnisse über Zeitbegriffe verfügen, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können, welche über unseren eigenen Zeitbegriff hinausgehen.




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Alethos
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Do 4. Okt 2018, 19:26

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 14:15
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 13:04
Aber ich gehe mit Tommy einig, wir wissen (1) gar nicht, was Zeit ist...
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 13:04
(2) Damit ist aber unser Zeitbegriff immer schon [die] Bedingung eines jeden möglichen Zeitbegriffs. Nun bedeutet es nicht, dass es Zeit objektiv nicht gebe, sondern doch nur, dass alle möglichen Aussagen über die bewusstseinsunabhängige Zeit (3) spekulativ sind.

(Klammern und Auslassungen von mir)
Meines Erachtens spielen Punkt 1 und Punkt 3 nicht wirklich gut zusammen - vorbehaltlich einer Klärung des Begriffs spekulativ.

Punkt 2 würde ich für falsch erachten, denn unser Zeitbegriff ist offenbar nicht die Bedingung eines jeden möglichen Zeitbegriffs, da wir dank unserer physikalische Erkenntnisse über Zeitbegriffe verfügen, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können, welche über unseren eigenen Zeitbegriff hinausgehen.
Sie gehen mathematisch-modellhaft darüber hinaus und sind umstritten. Wir können uns schlicht keinen Reim auf eine Zeit machen, die eine 'Illusion' ist oder die 'vor aller Zeit' entstand. Diese Konzepte sind alle problematisch, und sie sind insofern spekulativ, als wir gar keine empirische Evidenz von ihnen haben können (über die mathematischen Plausibilisierungssversuche haben wir ja keine Evidenz, zumal es ja auch konkurrrenzierende mathematische Modelle gibt).



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Do 4. Okt 2018, 19:46

Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:26
keine Evidenz
Für die Effekte der Relativitätstheorie gibt es erdrückende empirische Evidenz, oder?




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Do 4. Okt 2018, 19:54

Daraus folgt jedoch nicht, dass etwas mit unseren Alltagserfahrungen nicht stimmt, weil wir uns im Alltag geben nicht mit den entsprechenden Geschwindigkeiten bewegen.




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Jörn Budesheim
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Tommy hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:58
Mit unser Alltagserfahrung lässt sich das Phänomen Zeit (wenn es sowas überhaupt gibt) nicht korrekt beschreiben.
Warum?




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Do 4. Okt 2018, 20:13

All das spielt in den Skalen-Bereichen, in denen wir leben, keine Rolle.




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Jörn Budesheim
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Tommy hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 20:19
Würden wir uns da auf unsere Alltagserfahrung verlassen, würde nicht ein Navigationsgerät hier auf der Erde funktionieren. [Hervorhebung von mir]




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Jörn Budesheim
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Do 4. Okt 2018, 20:30

Jetzt ist Tommy wieder im Tommy Modus, was für mich bedeutet dass ich aussteige.




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Alethos
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:46
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:26
keine Evidenz
Für die Effekte der Relativitätstheorie gibt es erdrückende empirische Evidenz, oder?
Aber diese Experimente sind raumzeitlich. Alle Relativitätstheorien bauen ja auf dem
Raumzeit-Kontinuum auf, oder?



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novon
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Do 4. Okt 2018, 22:41

Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 21:48
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:46
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:26
keine Evidenz
Für die Effekte der Relativitätstheorie gibt es erdrückende empirische Evidenz, oder?
Aber diese Experimente sind raumzeitlich. Alle Relativitätstheorien bauen ja auf dem
Raumzeit-Kontinuum auf, oder?
Ähm... Wie sonst sollten die denn sein...?!?




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Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 21:48
raumzeitlich
Alethos, ich bezweifle nicht Relativitätstheorie, ich bezweifle deine Argumentation von weiter oben :-)




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Alethos
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So 7. Okt 2018, 20:00

Du bezweifelst, dass Zeit etwas Raumzeitliches ist, das ist mir klar. Damit habe ich auch kein Problem, nur mit deiner Methode habe ich Probleme :) wenn du die Quantenphysik anführst, um die Zeit als etwas zu beschreiben, das nicht raunzeitlich ist, dann geht das m.E. gegen dein beabsichtigtes Argument.



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Alethos
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So 7. Okt 2018, 21:07

novon hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 22:41
Alethos hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 21:48
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Okt 2018, 19:46

Für die Effekte der Relativitätstheorie gibt es erdrückende empirische Evidenz, oder?
Aber diese Experimente sind raumzeitlich. Alle Relativitätstheorien bauen ja auf dem
Raumzeit-Kontinuum auf, oder?
Ähm... Wie sonst sollten die denn sein...?!?
Sie ist empirische Wissenschaft und deshalb handelt sie vom Raumzeitlichen. Damit sage ich nicht, dass alles raumzeitlich ist, denn es sind auch Seinskategorien denkbar, die unzeitlich sind oder unausgedehnt (aber das ist wohl ein anderes Thema)



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Alethos
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So 7. Okt 2018, 21:16

Johannes Rehmke hat geschrieben : Der Dingaugenblick bietet seine Bestimmtheiten im Zugleich, das Ding aber seine Augenblickseinheiten im Nacheinander, d.h. in seiner Zeit, denn das Nacheinander dieser Einheiten finden sich im Dinge
Die Veränderung ist das sichtbarste Indiz für Zeit. Solange sich etwas verändert, muss es ein Davor geben und ein Danach. Nun kann es sein, dass die Veränderung selbst die Zeit schafft oder aber die Zeit die Veränderung. Es ist einerlei mit Bezug darauf, was es für die Dinge bedeutet: Dass sich kein Ding gleich bleiben kann. Das war bei Demokrit schon so und seinem panta rhei und das wird vermutlich immer so sein. Letzeres heisst, dass es bei allem Wandel auch das Stete gibt, das sich nicht wandelt, womit nicht nahegelegt ist, dass es Zeit nicht gebe, sondern dass nicht alle Wahrheit zeitlich ist, dass nicht alle Dinge zeitlich sind.



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