Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Steinmetz
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Di 30. Aug 2022, 14:46

Ottington hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 13:32
Bis dato gab es eben nur die menschliche Intelligenz. Dem entsprechend richteten sich alle Begrifflichkeiten daran aus.
Sich jetzt im Zeitalter von "KI" auf diesen Begrifflichkeiten auszuruhen, erscheint mir einfach falsch. Dass ein Computerprogramm, so clever es auch gestrickt ist, nicht intelligent sein KANN, weil meine eigene Begriffsdefinition es gar nicht erst zulässt, schreit doch zum Himmel. Als würde man die Begriffe absichtlich so eng fassen, dass sie zum gewünschten Ergebnis führen müssen.

Ich kenne nur rote Stühle: Stühle müssen rot sein.
Das weiße, auf dem ich gerade sitze, kann also kein Stuhl sein, denn er ist ja nicht rot. Er imitiert nur einen Stuhl!
Wir kommen mit performativen Argumenten nicht weiter.

Der Begriff der KI ist anerkannt, er wird ja schließlich auch immer wieder verwendet. Burkart wünscht sich aber, dass wir den Gedanken weiterspinnen in Richtung starker KI. Darüber lässt sich dann philosophieren und das tun wir nun schon eine Zeit lang mit hinreichender Leidenschaft.
Himmel, Hölle und andere Entitäten ließen wir bislang außen vor.




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Jörn Budesheim
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Di 30. Aug 2022, 14:57

Ottington hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 13:32
Ich kenne nur rote Stühle: Stühle müssen rot sein.
Das weiße, auf dem ich gerade sitze, kann also kein Stuhl sein, denn er ist ja nicht rot. Er imitiert nur einen Stuhl!
Ein Stuhl muss (zumindest) etwas sein, worauf man sitzen kann. Dass er rot ist, ist hingegen kontingent.

Der Begriff "Stuhl" bezieht sich eben auf Stühle. Und dieser Bezug ist Teil seiner Bedeutung. Bedeutungen sind nicht im Kopf und stehen nicht in unserem Belieben. Es geht nicht um meine private Stuhldefinition. Und das ist keine Form des Ausruhens, sondern Teil unserer Sprache. Der philosophische semantische Externalismus hat das meines Erachtens klar gezeigt.

Der semantische Externalismus ist die "Auffassung der semantischen Gehalte sprachlicher Ausdrücke und propositionaler Einstellungen, nach welcher diese auch durch externe Faktoren in der Umgebung des Subjekts individuiert werden". Mit Intelligenz beziehen wir uns eben auf Lebewesen, die ihre eigenen (Lebens-)Probleme in angemessener Zeit lösen und nicht auf leblose Dinge wie Hämmer oder Taschenrechner, die nur die Probleme ihrer Benutzer lösen. Und das ist ein kategorialer Unterschied, den man nicht einfach unterschlagen kann.




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Ottington
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Di 30. Aug 2022, 16:51

Wo ein Begriff herkommt oder wer ihn wie prägt spielt doch keine Rolle. Ändern sich äußere Gegebenheiten, ändern sich auch die Vorstellungen, bzw. die Bedeutungen. Unsere Sprache ist ja nichts fixes.

Wenn ein Begriff nicht mehr zeitgemäß ist, heißt unzureichend unsere Realität abbildet, dann sollte er neu überdacht werden.

Alles andere riecht stark nach Immunisierungsversuchen.




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Jörn Budesheim
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Di 30. Aug 2022, 17:00

Ottington hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 16:51
Wo ein Begriff herkommt [...] spielt doch keine Rolle.
Wäre das so, hätten die Begriffe keine Bedeutung und wir könnten nicht kommunizieren. Intelligenz bedeutet einfach etwas, der Begriff ist heute noch ziemlich zeitgemäß :-)

Wenn man für etwas Neues und kategorial verschiedenes einen Begriff braucht, kann man dafür neue Begriffe finden. Alles andere riecht stark nach Mogelei. Im Grunde geht es um Marketing. Es ist halt verkaufsfördernd, es intelligent zu nennen.




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Ottington
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Di 30. Aug 2022, 17:04

Der Begriff "Geschlecht" hatte in unserer Gesellschaft auch immer eine feste Bedeutung. Gott sei Dank, wollten das einige wenige nicht akzeptieren. ;)




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Jörn Budesheim
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Di 30. Aug 2022, 18:05

Die Tatsachen im Bezug auf die Geschlechter, ob biologisch oder sozial werden mittlerweile besser erkannt, so dass wir den Begriff Geschlecht mittlerweile etwas besser verstehen. Seine Bedeutung geändert hat er damit allerdings nicht, wir haben sie nur besser verstanden. Und Geschlecht ist nach wie vor etwas, was wir auf Lebewesen anwenden, niemand behauptet schließlich, dass irgendwelche Blechdosen ein Geschlecht haben.

Nehmen wir ein anderes Beispiel. Viele Papageien können Stimmen nachmachen und ganze Sätze sprechen. Aber sie sind eben nur nachgeplappert. Warum sollte man den Unterschied zwischen sprechen können und bloß nachplappern aufheben?




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Di 30. Aug 2022, 18:48

Steinmetz hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 12:49
Ich würde ja gerne dem Ansatz folgen, ich knabbere aber immernoch an der "Intentionalität". Eben von da an rutsche ich halt in die existenzialistische Schiene.
Natürlich "landest" du da, denn "Intensionalität" ist ein philosophischer Versuch, die Subjektivität zu verdrehen.
Anstatt, dass man die Perspektive beim Wahrnehmenden lässt, ordnet man sie einfach als "gerichtet sein" den "Gegenständen des Mentalen" zu und erklärt es zu "deren Eigenschaft".

Ich akzeptiere den Begriff "Intentionalität" nur dahingehend, dass der Wahrnehmende eine Zielabsicht verfolgt, ansonsten ist mit Subjektivität bereits alles abgedeckt, was man an Perspektive (Standpunkt und Richtung) ansprechen möchte.
"Intentionalität" als "Eigenschaft von Gegenständen des Mentalen" lehne ich ab (und natürlich auch "Gegenstände des Mentalen").

Du hast noch nicht gesagt, weshalb du diese Mental-Gegenstands-Existenzbehauptungen annimmst.
Woher kommt das?

Wenn du diese philosophischen "Intentionalitäts"-Behauptungen als Grundlage für das Ablehnen der Möglichkeiten bei KI verwendest, wie kannst du diese Möglichkeiten beim Menschen als gegeben ansehen, wo er doch ein Nervensystem/Gehirn hat?
Müsste dir nicht auffallen, dass der Mensch auch keine Fähigkeiten für solche Existenz-Entwürfe mitbringt?




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NaWennDuMeinst
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Di 30. Aug 2022, 20:26

Ottington hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 12:02
Die Magie fängt da an, wenn die KI ein Problem erkennen soll. Da schlagen wir eben die Brücke zum Bewusstsein.
Das ist ja der Punkt. Du schlägst die Brücke zum Bewusstsein, obwohl das gar nicht notwendig ist.
Wenn ich einem Computer sage, wie ein Problem definiert ist (Abweichung Ist von Soll) und wie er es lösen kann, wird er es auf seine Weise wahrnehmen und gemäß seiner Möglichkeiten lösen. Und zwar von alleine.
Man kann Probleme lösen, ohne einen "inneren Bezug" zu ihnen zu haben. Ich brauche keine Einschätzung, keine Meinung oder Haltung dazu. Ich muss das Problem auch nicht in ein inneres Gesamtweltbild aufnehmen und verweben.
Aber was ist denn nun wenn es darum geht Probleme zu lösen, die ein Bewusstsein erfordern?
Es kann ja nicht sein, dass K.I-Forscher einfach festlegen sämtliche Probleme der Welt wären mit Schachspielen oder Mustererkennung erfasst.
Ist der Mensch das Lebewesen mit der am weitesten entwickelten Intelligenz auf diesem Planeten? Ich würde sagen, ja.
Und ist er auch das Lebewesen mit dem am weitesten entwickelten Bewusstsein? Wahrscheinlich.
Ob das Zufall ist?

Es scheint mir jedenfalls die Aussage, Probleme zu lösen ginge auch vollkommen ohne Bewusstsein, falsch zu sein.
Das kommt wohl auf die Probleme an.

Was ist denn zum Beispiel mit Metakognition die den Affen in diesem Experiment hilft die Problemlage(!) und die eigenen Kenntnisse dazu einzuschätzen...

Das folgende Experiment wurde mit Rhesusaffen durchgeführt: Ein Rhesusaffe sitzt vor vier undurchsichtigen Röhrchen. Ein Forscher steckte in eines dieser Röhrchen ein wohlschmeckendes Stück Futter. Ohne zu zögern, greift der Affe das entsprechende Röhrchen, holt das Futter heraus und verzehrt den Leckerbissen. Zuvor hatte er genau gesehen, in welchem Röhrchen das Futter versteckt wurde. Der Experimentator des US-amerikanischen National Institute of Mental Health (NIMH) in Bethesda füllt nun wieder ein Röhrchen mit Futter. Diesmal ist dem Rhesusaffen jedoch der Blick versperrt und er kann nicht sehen, wo das Futter versteckt wird. Als Reaktion schaut der Affe daraufhin in die Röhrchen, wählt dann das richtige aus und verzehrt das Futter. Der Forscher Robert Hampton und seine Kollegen der Neuropsychologischen Abteilung testeten in dieser Weise mehrere Rhesusaffen. Die Forscher beschäftigte die Frage, ob Rhesusaffen ein Gedächtnis-Bewusstsein besitzen, ob sie also in der Lage sind, bewusst auf ihr Gedächtnis zuzugreifen und demzufolge zu wissen, wenn sie wissen bzw. wenn sie etwas nicht wissen. Diese Fähigkeit wird in der Fachsprache Metakognition genannt und bereits zu einer höheren Form von Bewusstsein gezählt. Bis vor kurzer Zeit hat man einen solchen Grad an Reflektiertheit nur Menschen zugetraut. Heute suchen Wissenschaftler nach diesen Fähigkeiten auch im Tierreich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Metakogni ... _bei_Affen

Nun ist Metakognition kein Bewusstsein, sondern nur ein Teil davon, aber offenbar sind diese Fähigkeiten des Bewusstseins für die Problemlösungen wichtig.



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iselilja
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Di 30. Aug 2022, 20:43

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 29. Aug 2022, 17:29
Ganz so einfach ist es aber bei Maschinen dann doch nicht, finde ich. Einem Apparat Verhaltensabläufe einzuprogrammieren und dann das entsprechende Verhalten zu feiern ist... dämlich. Die Frage ist nämlich ob das im oben genannten Sinne ein Verhalten ist, wenn die Maschine einfach nur Befehle abarbeitet.
Ein Verhalten ist es zumindest doch insoweit, dass ein Sachverhalt damit vorliegt - wenn man es objektiv betrachtet. Die Maschine verhält sich erwartungsgemäß ihrer Funktionalität. Sollte sie von diesem Verhalten abweichen, werden mit Sicherheit ganz viele Forscher zu Stelle sein und augenblicklich damit die großen Fragen des Universums beantworten wollen. :-)

Ich plädiere dafür, die KI von dem Podest herunterzuholen, auf das man sie unbedacht gestellt hat.




Körper
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Di 30. Aug 2022, 21:30

iselilja hat geschrieben :
Mo 29. Aug 2022, 17:03
Denn woran orientieren sich Entwickler von KI? Doch nicht am Verhalten eines Regenwurmes.
Nein, ein Regenwurm ist es nicht, aber wohl ein Fadenwurm, 1mm gross: C.elegans (in der Neurowissenschaft kein Unbekannter).
-> Verbesserte KI




Burkart
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Di 30. Aug 2022, 21:44

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 06:59
Zur Erinnerung: Der Naturwissenschaftler Christof Koch schreibt: "Das Wesen des Bewusstseins scheint kaum fassbar zu sein, und viele sind der Ansicht, dass es sich gar nicht definieren lasse. Doch die Definition ist eigentlich ganz einfach. Sie lautet: Bewusstsein ist Erleben."

Was ist daran schwammig?
Zum einen nützt es nicht, wenn ein schwammiger Begriff durch einen anderen ersetzt wird. Aus Wikipedia zu "Erleben": "Im Gegensatz zu der großen Anzahl von Theorien über das menschliche Verhalten gibt es keine allgemein akzeptierte Theorie über das menschliche Erleben."

Zum anderen scheint "Erleben" mit dem Menschen verknüpft zu werden, zumindest hier: "Der Begriff Erleben ist ein wesentlicher Bestandteil der gängigen Definitionen von Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen."
Oder gesteht man Tieren auch Erleben zu? Das ist mir z.B. nicht klar.

However, für mich ist es halt nur eine Verlagerung des begrifflichen Problems auf einen anderen, mal ganz abgesehen davon, dass "Bewusstsein ist Erleben" nur eine möglliche Definition ist.



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Di 30. Aug 2022, 22:09

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 14:57
Mit Intelligenz beziehen wir uns eben auf Lebewesen, die ihre eigenen (Lebens-)Probleme in angemessener Zeit lösen und nicht auf leblose Dinge wie Hämmer oder Taschenrechner, die nur die Probleme ihrer Benutzer lösen. Und das ist ein kategorialer Unterschied, den man nicht einfach unterschlagen kann.
Dem Lösen von Problemen durch Intelligenz ist es grundsätzlich egal, ob es eigene oder fremde Probleme sind. Wenn ich Zahlenfolgen in einem IQ-Test ergänze, sind es Aufgaben von anderen Menschen, die von mir eine Lösung wünschen. Wenn ich jemandem irgendwie helfe oder diene, nutze ich Intellgenz für die Probleme oder Aufgaben Anderer.

Es ist aber sicher richtig, dass man sich vor allem um eigene Probleme kümmert anstatt um andere, vielleicht entsteht deshalb der Eindruck, dass es nur um eigene ginge. (Wieso musste ich nur gerade an Politiker dabei denken... :D )



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NaWennDuMeinst
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Di 30. Aug 2022, 22:49

Ich finde es ist da schon extrem der Wurm drin. Was man möchte sind Aussagen nach der Art einer eindeutigen Formalsprache: x+Y=z
Warum das gefordert wird ist klar wie Kloßbrühe, weil die Silizium-Eumel eben nichts anders können. Die verstehen nichts anderes.
Aber so ist das Leben nicht. Die Welt ist nicht nur Formallogik und sie lässt sich auch nicht auf eine solche reduzieren. Ganz im Gegenteil.
Eine künstliche Intelligenz muss, wenn sie als eine wirkliche Intelligenz durchgehen will, auch mit unscharfen Begriffen umgehen können, weil die nun mal vorkommen.
Maschinen die das nicht lernen werden auf ewig eben auf einem Pillepalle Niveau hängen bleiben. Weit unter dem was Menschen zu leisten im Stande sind.
Das taugt dann für "intelligente" Saftpressen, aber nicht mehr.



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Burkart
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Mi 31. Aug 2022, 00:01

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 20:26
Ottington hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 12:02
Die Magie fängt da an, wenn die KI ein Problem erkennen soll. Da schlagen wir eben die Brücke zum Bewusstsein.
Das ist ja der Punkt. Du schlägst die Brücke zum Bewusstsein, obwohl das gar nicht notwendig ist.
Wenn ich einem Computer sage, wie ein Problem definiert ist (Abweichung Ist von Soll) und wie er es lösen kann, wird er es auf seine Weise wahrnehmen und gemäß seiner Möglichkeiten lösen. Und zwar von alleine.
Man kann Probleme lösen, ohne einen "inneren Bezug" zu ihnen zu haben. Ich brauche keine Einschätzung, keine Meinung oder Haltung dazu. Ich muss das Problem auch nicht in ein inneres Gesamtweltbild aufnehmen und verweben.
Aber was ist denn nun wenn es darum geht Probleme zu lösen, die ein Bewusstsein erfordern?
Es kann ja nicht sein, dass K.I-Forscher einfach festlegen sämtliche Probleme der Welt wären mit Schachspielen oder Mustererkennung erfasst.
Das tun die KI-Forscher ja auch (hoffentlich) nicht. Alleine der Schritt vom Schachspielen zum Roboterfußball zeigt das. Beim (Roboter-)Fußball würde ich diesbezügliches 'Bewusstsein' ansehen als einen guten Überblick über eine aktuelle Spielsituation zu haben, also weit mehr als Mustererkennung z.B.
Ist der Mensch das Lebewesen mit der am weitesten entwickelten Intelligenz auf diesem Planeten? Ich würde sagen, ja.
Und ist er auch das Lebewesen mit dem am weitesten entwickelten Bewusstsein? Wahrscheinlich.
Ob das Zufall ist?
Tja, was am das am weitesten entwickelte Bewusstsein ist... Pilzgeflechte z.B. sollen über viele Kilometer miteinander vernetzt sein (können), das schaffen Menschen rein biologisch immerhin nicht.
Es scheint mir jedenfalls die Aussage, Probleme zu lösen ginge auch vollkommen ohne Bewusstsein, falsch zu sein.
Das kommt wohl auf die Probleme an.
Sicher benötigen Probleme sehr unterschiedliche (komplexe) Lösungsansätze, alleine schon gut Fußball zu spielen (siehe Roboterfußball),
Was ist denn zum Beispiel mit Metakognition die den Affen in diesem Experiment hilft die Problemlage(!) und die eigenen Kenntnisse dazu einzuschätzen...

Das folgende Experiment wurde mit Rhesusaffen durchgeführt: Ein Rhesusaffe sitzt vor vier undurchsichtigen Röhrchen. Ein Forscher steckte in eines dieser Röhrchen ein wohlschmeckendes Stück Futter. Ohne zu zögern, greift der Affe das entsprechende Röhrchen, holt das Futter heraus und verzehrt den Leckerbissen. Zuvor hatte er genau gesehen, in welchem Röhrchen das Futter versteckt wurde. Der Experimentator des US-amerikanischen National Institute of Mental Health (NIMH) in Bethesda füllt nun wieder ein Röhrchen mit Futter. Diesmal ist dem Rhesusaffen jedoch der Blick versperrt und er kann nicht sehen, wo das Futter versteckt wird. Als Reaktion schaut der Affe daraufhin in die Röhrchen, wählt dann das richtige aus und verzehrt das Futter. Der Forscher Robert Hampton und seine Kollegen der Neuropsychologischen Abteilung testeten in dieser Weise mehrere Rhesusaffen. Die Forscher beschäftigte die Frage, ob Rhesusaffen ein Gedächtnis-Bewusstsein besitzen, ob sie also in der Lage sind, bewusst auf ihr Gedächtnis zuzugreifen und demzufolge zu wissen, wenn sie wissen bzw. wenn sie etwas nicht wissen. Diese Fähigkeit wird in der Fachsprache Metakognition genannt und bereits zu einer höheren Form von Bewusstsein gezählt. Bis vor kurzer Zeit hat man einen solchen Grad an Reflektiertheit nur Menschen zugetraut. Heute suchen Wissenschaftler nach diesen Fähigkeiten auch im Tierreich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Metakogni ... _bei_Affen

Nun ist Metakognition kein Bewusstsein, sondern nur ein Teil davon, aber offenbar sind diese Fähigkeiten des Bewusstseins für die Problemlösungen wichtig.
Also die Lösung für die Affen hätte ich so beschrieben.
- Ausgangspunkt bzw. Ziel: Futter schnappen
- Weg dazu:
- 1. Schnapp dir das Futter, wenn du genau weißt, wo es ist.
- 2. Sonst such nach dem Futter (in den Röhrchen wie gelernt) und angele es dir, wenn du es gefunden hast.
Dass als "bewusstes Zugreifen auf ihr Gedächtnis" anzusehen, geht mir etwas zu weit. Natürlich wird das Gedächtnis benutzt, aber mir würde hier "unbewusst" schon reichen, vielleicht in der Form "bewusstes Suchen nach Futter mit dem unbewussten Nutzen des Gedächtnisses".



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Mi 31. Aug 2022, 00:08

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 22:49
Ich finde es ist da schon extrem der Wurm drin. Was man möchte sind Aussagen nach der Art einer eindeutigen Formalsprache: x+Y=z
Wer möchte denn das?
Warum das gefordert wird ist klar wie Kloßbrühe, weil die Silizium-Eumel eben nichts anders können. Die verstehen nichts anderes.
Doch nur auf niedrigster Ebene, auf der man mehr aufbauen kann.... Ist das wirklich so schwer zu verstehen?
Aber so ist das Leben nicht. Die Welt ist nicht nur Formallogik und sie lässt sich auch nicht auf eine solche reduzieren. Ganz im Gegenteil.
Eine künstliche Intelligenz muss, wenn sie als eine wirkliche Intelligenz durchgehen will, auch mit unscharfen Begriffen umgehen können, weil die nun mal vorkommen.
Richtig, KI wird auch mit unscharfen Begriffen umgehen können. Ein (wenn auch sicherlich nicht perfekter) Ansatz ist ja die Fuzzy-Logik.
Maschinen die das nicht lernen werden auf ewig eben auf einem Pillepalle Niveau hängen bleiben. Weit unter dem was Menschen zu leisten im Stande sind.
Das taugt dann für "intelligente" Saftpressen, aber nicht mehr.
Keine Sorge, das wird schon ;)



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Mi 31. Aug 2022, 02:01

Burkart hat geschrieben :
Mi 31. Aug 2022, 00:08
Keine Sorge, das wird schon ;)
Das glaubst auch nur Du. Solange man sich weigert sich auch mit den Begriffen auseinanderzusetzen die unangenehm sind wird das nie was.



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Mi 31. Aug 2022, 02:08

Burkart hat geschrieben :
Mi 31. Aug 2022, 00:01
Also die Lösung für die Affen hätte ich so beschrieben.
- Ausgangspunkt bzw. Ziel: Futter schnappen
- Weg dazu:
- 1. Schnapp dir das Futter, wenn du genau weißt, wo es ist.
... wenn du genau weißt...

Zu 1) Der Affe soll also Aktion X machen WENN (<- Bedingung ->) er etwas weiß.
Dazu muss er ja darüber nachdenken was er weiß (also nachprüfen ob die Bedingung, dass er etwas weiß oder nicht, erfüllt ist).
Ich denke Du willst Maschinen Logik beibringen?
Dass als "bewusstes Zugreifen auf ihr Gedächtnis" anzusehen, geht mir etwas zu weit.
Das geht dir zu weit. Aber in 1 beschreibst Du ja genau das. Der Affe soll wissen ob er etwas weiß (also ob er über ein Wissen verfügt) und sein Verhalten entsprechend anpassen.
Das ist Metawissen (also Wissen über Wissen).

Nehmen wir an, der Affe könnte nicht bewusst prüfen was er weiß. Er würde doch dann, wenn er nicht weiß wo das Futter ist vielleicht wieder zuerst in die Röhre greifen wo das Futter zuletzt war, weil er sich gar nicht bewusst wäre, dass er nicht weiß wo das Futter ist. Dass die Affen aber alle, sobald sie nicht gesehen haben wo das Futter reingelegt wurde, alle Röhren absuchen ist doch ein Indiz dafür dass sie sich darüber bewusst sind, dass sie nicht wissen wo das Futter ist. Zu wissen, dass man etwas nicht weiß (oder weiß) ist ein Wissen über ein Wissen.

Nimm Dir doch zum Antworten mehr Zeit. Lies vielleicht die Beiträge der Anderen auch mehrmals. Oft glaubst Du etwas verstanden zu haben und es sofort widerlegen zu können, deine Antworten zeigen aber das Gegenteil.
Die Wissenschafllter, die das Experiment durchgeführt haben sind keine Hohlköpfe. Du darfst wohlwollend davon ausgehen, dass die mehr wissen als Du.

Das Metawissen ist ein Teil der Metakognition:
Die Metakognition ist ein Begriff aus der Psychologie und Neurowissenschaft, der die Fähigkeit des Menschen und einiger Tierarten beschreibt, über die eigenen Denkprozesse zu reflektieren und Entscheidungen zu hinterfragen.

Ich denke nicht, dass Maschinen es bereits beherrschen ihre eigenen "Denk"prozesse (das wäre ja dann ihre Programmierung) zu reflektieren. Das machen Menschen und kommen zu dem Schluß : Das ist ja totaler Bullshit was der Blechkübel da macht, wir müssen die Kiste umprogrammieren, damit sie richtig "denkt".
Also diesen Teil des höheren Bewusstseins haben die Siliziumkumpel einfach nicht drauf. Wie auch? Es ist bei ihnen ja keiner zuhause.

Und jetzt die große Aufgabe für den K.I.-Alleskönner:
Wie bringt man Maschinen bei ihre eigenen Denkprozesse zu reflektieren und - nächster Schritt - Problemabhängig zu optimieren.
Und sage jetzt nicht: Maschinelles Lernen. Das wäre eine Antwort die wieder zeigt, dass Du nicht verstehst worum es geht.
Die Aufgabe wäre z.B. im Bereich des Lernens dann gelöst, wenn die Chiphaufen anfangen ihre Lernprozesse selbstständig zu reflektieren und zu optimieren.
Sie müssten also erstmal erkennen, dass bei ihrem Lernen was schiefläuft und dann anfangen sich zu überlegen wie sie es besser machen können, und es dann besser machen.
Ohne dass ein Mensch dabei eingreift.
Das ist für den Professor für starke K.I. Burkart sicher alles kein Problem.
Viel Erfolg.

Kleine Hilfestellung:
Als erstes müsste die Maschine bewusst Misserfolg beim Lernen erleben (Huch, das böse B-Wort und das böse E-Wort)
Dann müsste sie ihren Code analysieren um zu prüfen wo der Fehler liegt. Dazu müsste sie aber die Bedeutung des Codes versehen (Huch, das böse B-Wort).
Dann müsste sie sowas wie eine Eingebung haben, nämlich ein Idee, einen Geistesblitz. Denn sie müsste sich ja überlegen, wie der gefundene Fehler behoben, also wie der Code verbessert werden kann.
(Da sind nun ganz viele "Huchs" drin. Denn wo bekommt die Büchse die Ideen her? Aus Gelerntem? Aber dann müsste sie ja Übertragunsleistungen vollbringen, also aus Gelerntem schöpfen und es woanders anwenden.)
Und schlußendlich, und das wäre dann wohl die kleinste Hürde, müsste sie den Code anpassen.

Das ist ein ganz schöner Batzen. Die ganzen bösen Wörter lässt Burkart einfach weg, denn die braucht keiner.
Denn mal los.



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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 21:44
Zum einen nützt es nicht, wenn ein schwammiger Begriff durch einen anderen ersetzt wird.
Ich kann nicht erkennen, was an dem Begriff "erleben" schwammig sein soll, jede.r in diesem Faden, weiß was damit gemeint ist, weil er oder sie ständig Dinge erlebt. Sinnlos so zu tun, als wüßte man nicht, was das heißt.




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Mi 31. Aug 2022, 10:15

Burkart hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 21:44
However, für mich ist es halt nur eine Verlagerung des begrifflichen Problems auf einen anderen, mal ganz abgesehen davon, dass "Bewusstsein ist Erleben" nur eine möglliche Definition ist.
Es kommt dir schwammig vor, weil es schlicht keine Definition ist.

"Erleben" steht eigentlich nur für "kontinuierliches Bewusstsein und sich der Kontinuität bewusst zu sein"

Damit wird "Bewusstsein" mit "Bewusstsein" definiert - naja, die Erfolgsaussichten sind überschaubar :-)

Von einer Definition erwarte ich Verbindungsqualität zum Nervensystem/Gehirn.
Z.B. hat man herausgefunden, dass Anästhesie, also das "Abschalten von Bewusstsein", kein Abschalten des Gehirns, sondern eine Verlangsamung der neuronalen Aktivität ist.
(je nach Tiefe der Anästhesie werden mehr und mehr Gehirnfunktionen beeinflusst - ganz tiefe Anästhesie legt wohl sogar den Herzrhythmus lahm und dann ist "Schicht im Schacht")

Des Weiteren erwarte ich, dass dem Umstand Rechnung getragen wird, dass "Bewusstsein" lediglich als ein "sich für bewusst halten" angesehen werden kann (-> letztlich Reaktion) und es nicht als Existenz-Weltanteil neben Nervensystem/Gehirn verwaltet werden darf.
Du hast dies weiter oben glaube ich auch bemängelt (nur mit anderen Worten).

Noch ein wichtiges Detail ist bekannt:
Der "im Bewusstsein Handelnde/Verstehende" ist nicht das Nervensystem/Gehirn, sondern der Körper.
Das Nervensystem/Gehirn ist also eine räumliche ausgedehnte Struktur, die sich selbst verwaltet, aber durch diese Verwaltung, rund um die Umstände einer grösseren Umgebung, für diese Umgebung eine Reaktion durchführt.
Damit sind sämtliche Existenz-Erschaffungs-Phantasien (z.B. "Emergenz") entsorgt - ich habe das ja schon weiter oben angesprochen.

Es geht also um eine Nervensystem/Gehirn-Reaktion, die ganz bestimmte Voraussetzungen (im Nervensystem/Gehirn) benötigt und die nicht mit Bezug zum Nervensystem/Gehirn, sondern mit Bezug zum Körper abläuft.

Nun könnte man noch hinzufügen, dass eine Schädigung des Nervensystems/Gehirns wohl nur in ganz bestimmten Regionen zu einem Totalverlust von "Bewusstsein" führt.
Eine Schädigung von anderen Regionen führt zu einer Veränderung des "Bewusstseins" und teilweise vielleicht auch zu "man kann keine Veränderung feststellen" ("Veränderung feststellen" ist dabei natürlich keine leichte Aufgabe).
Auch hier ist die Grundlage immer noch Reaktion, hinzu kommt aber eine gewisse Gewichtung innerhalb vom Nervensystem/Gehirn.




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Ottington
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Mi 31. Aug 2022, 13:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 30. Aug 2022, 18:05
Nehmen wir ein anderes Beispiel. Viele Papageien können Stimmen nachmachen und ganze Sätze sprechen. Aber sie sind eben nur nachgeplappert. Warum sollte man den Unterschied zwischen sprechen können und bloß nachplappern aufheben?
Weil es offenkundig unzureichend ist. Sprechen im technischen Sinne scheinen sie ja zu können. Dabei ist klar, dass nicht eigene Gedanken Auslöser dafür waren wie es bei Menschen der Fall wäre. (Als gäbe es nicht genug Menschen, die nur gedankenlos nachplappern. egal.) Aber vielleicht müssen wir Begriffen wie "Sprechen" oder "Probleme lösen" einfach mehr Grautöne zukommen lassen, damit wir unsere Realität genauer/differenzierter beschreiben können.




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