Timberlake hat geschrieben : ↑ Mi 4. Jan 2023, 21:49
. in dem dort von einer kognitiven bzw. geistigen Leistungsfähigkeit die Rede ist , so abwegig wohl nicht ist. und welche Probleme sind da vor allem zu lösen .. richtig Probleme.. zur Selbsterhaltung bzw. -aufbau. Also genau das , was man unter Autopoiesis versteht.
Langsam.
Du hast
weiter oben den Begriff "Plastizität" in Spiel gebracht.
Aus meiner Sicht sensationell, denn zum ersten Mal hast du versucht, dich ums Nervensystem zu kümmern.
Mit Absicht habe ich längere Zeit nichts dazu geschrieben, denn ich wollte sehen, was mit diesem Begriff in Hinsicht auf Intelligenz gemacht wird.
Naja, gekommen ist nicht wirklich viel.
"Plastizität" ist hier so etwas wie die "Umbaufreudigkeit des Nervensystems", wobei es noch nicht einmal um Umbauen gehen muss, sondern um das Zustandekommen einer "brauchbaren Strukturausprägung".
Der spektakulärste Fall von derartiger "Plastizität" liegt vermutlich bei Menschen vor, die nur eine Gehirnhälfte haben.
Auf Basis der Theorie von Gehirnbereichen (unterschiedlich verteilt auf die linke und rechte Gehirnhälfte) waren die Mediziner der Meinung, dass es Menschen mit nur einer Gehirnhälfte nicht geben kann, aber da haben sie nicht mit der "Plastizität" gerechnet.
Sensationelle Fälle kommen manchmal bei Menschen vor, wenn (aufgrund einer Epilepsiebehandlung) der breite Verbindungssteg zwischen den beiden Gehirnhälften durchtrennt wird.
Diese Menschen verlieren "Verbindungsfähigkeiten" und es scheint so, als wären je nach Anwendung zwei unterschiedliche Persönlichkeiten unterwegs - der Mensch wechselt seine Ansichten und weiss nichts von den jeweils anderen Ansichten.
Bei solchen Menschen kann es vorkommen, dass es nach einer gewissen Zeit zur Verstärkung von anderen Verbindungsbahnen im Gehirn kommt und Fähigkeiten zurückgewonnen werden.
Nun ist es so, dass "Plastizität" beim Nervensystem einem Alterungsverlauf unterliegt. D.h. vorgeburtlich ist die Plastizität gigantisch, frühkindlich ist sie enorm, danach ist sie gross und nimmt immer weiter ab.
Wir alle kennen die Weisheit, dass Kinder sehr schnell lernen, während Erwachsene sich eher schwer tun.
Ein Kind kann die erste Sprache"nebenher" lernen, ein Erwachsener wird das auf diese Art eher nicht mehr können.
Der Grund hierfür ist die Veränderung in der "Plastizität" des Nervensystems.
Wenn man den Begriff "Intelligenz" weniger vom Gesichtspunkt"wo sie vorkommt" betrachtet, sondern mehr unter der Fragestellung"was ist Intelligenz", dann muss man sich tatsächlich mit dieser "Plastizität" beschäftigen.
Macht man das nicht, kommt so ein grobmotorisches Zeugs wie "Leben", "Probleme haben","Fortpflanzen", "Emotionen haben" u.ä. heraus.
Kümmert man sich um die Plastizität, dann kommen diese "Versuche" in deutlich schweres Fahrwasser.
Ich habe dir weiter oben schon früher diesen Fall vorgelegt:
ein im Kindesalter erblindeter Mensch erlangt durch eine Operation im Erwachsenenalter sein Augenlicht wieder.
Stichwort:
"der sehende Blinde"
Nun lebt dieser Mensch, hat Emotionen, ist lebensbejahend und motiviert bis in die Haarspitzen, ist verheiratet und kann sich fortpflanzen.
Probleme hat er auch, denn das mit dem Sehen funktioniert nicht so richtig.
Seine Unternehmensfreudigkeit ist so gross, dass man sagen kann"er arbeitet an seinem Problem".
Ist dieser Mensch intelligent?
=> Klar, davon sollte man ausgehen, denn er hat viel erreicht.
Dieser Mensch verfügt sogar noch über die lebenden Zellen, mit denen er schon einmal sehen konnte.
=> trotzdem funktioniert es nicht.
Hier kommt wieder die Plastizität ins Spiel.
Der Wegfall des Sehens in jungen Jahren führt dazu, dass sich die Nervenzellen anders ausrichten.
Geht man von einer strikten Aufgabentrennung der Zellen aus, dann könnte man vielleicht sagen: die Zellen, der er zum Sehen einsetzte, haben sich danach auf andere Aktivitäten (bestimmt in erster Linie auf das Hören) ausgerichtet.
Jetzt im Erwachsenenalter fehlt die Plastizität, so dass sich die eingespielten Zellen wieder abspalten (und"von Neuem beginnen").
=> in der Folge besitzt dieser Mensch in Bezug auf das Sehen keinerlei Intelligenz.
=> Es kommt nicht mehr (bzw. nur ganz rudimentär) zum Erschliessen der Sehzusammenhänge.
Damit ist der Begriff "Intelligenz" aber vollständig weg von Begriffen wie "Leben", "Probleme haben","Fortpflanzen", "Emotionen haben" usw. usf.
Der Begriff "Intelligenz" verengt sich vielmehr auf die "Bereitschaft" bzw. "Möglichkeit" der Zellen, eine Ausrichtung auf neue Situationen zu finden.
Intelligenz liegt also nicht darin, dass es lebende Zellen sind, sondern darin, was sie durchführen und zwar unabhängig vom Gesamtorganismus, der"sich erhalten und fortpflanzen" möchte.