Künstliche Intelligenz

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Burkart
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Mi 14. Sep 2022, 20:50

Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:30
Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 19:01
... Das Rationale sollte im Vordergrund stehen.
Und richtig, es ist sonst schwierig zu diskutieren, z.B. weil Begriffe wie "Erleben" hinsichtlich KI nicht rational analysiert, sondern nur gefühlsmäßig zu oberflächlich gesehen und gerne vor allem (oder nur?) auf Menschen (Lebewesen) bezogen werden.
Was erlebt denn eine KI? Erlebt dieser Delphin, den ich verlinkt habe, denn etwas, indem er sich verhält wie ein echter Delphin?
Die Frage ist, ob man mit dem Erleben auf menschliche Gefühle abzielt ("toller Urlaub", "nette Feier" u.ä.) oder z.B. auf lehrreiche Erlebnisse, die KI genauso haben kann.
Was das Rationale angeht: Ja, da bin ich bei dir. Das ist der Grund, weshalb dieser Delphin und alle sonstigen solchen Tierlein, die man in einen Zoo stellen könnte, als eine Sache betrachte.
Hm, was meinst du mit "als eine Sache"? Egal wie sie aussehen und/oder wie intelligent sie wirken?



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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NaWennDuMeinst
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Mi 14. Sep 2022, 23:47

Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:50
Egal wie sie aussehen und/oder wie intelligent sie wirken?
Ich verstehe nicht, wieso etwas als intelligent zu gelten hat, nur weil es intelligent wirkt.
Die Figuren in einem Animationsfilm wirken auch intelligent. Sind sie es deshalb?



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sybok
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Do 15. Sep 2022, 00:35

Körper hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 15:56
Bei "Anzahl der Teile" ist man sofort bei der "Paradoxie des Haufens".
Das scheint mir zu tief gedacht, ein Ökosystem mit mehr Arten und mehr verschiedenartigen Interaktionen zwischen ihnen ist komplexer als eines mit weniger. Ein Staat mit mehr Institutionen und mehr Relationen zwischen ihnen ist komplexer als ein Staat mit weniger, etc. ich sehe nicht warum die erwähnte Paradoxie relevant wird. Das mit den Anzahl Teile war ja auch nur eine Möglichkeit, ich weiss nicht, wie bezüglich Nervensystem die relevante Metrik gebildet wird (sofern diese Theorie überhaupt was an sich hat), aber mal umgangssprachlich (ich zumindest bin da, wie vorgewarnt, mit dieser "Theorie" noch nicht weiter) ist doch klar, was Komplexität meint.
Körper hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 15:56
Schau dir mal deine eigene Wortwahl an: "aus der Perspektive des Nervensystems"
Das Nervensystem ist bei dir jetzt bereits der Akteur.
Ist dir klar, dass Perspektive aus Standpunkt und Blickrichtung besteht?
Schau dir den Körper an, da sind Standpunkt und Blickrichtung ohne irgendwelche Anstrengung vorhanden - was das bei einem Nervensystem zu suchen hat, ist mir völlig schleierhaft.
Naja, du kannst das System, das Nervensystem, abgrenzen. Spielt es für das Nervensystem eine Rolle, ob ein optisches oder irgend ein chemisches Signal triggert? Für die weitere Verarbeitung, die entsprechenden Zustandsänderungen, wahrscheinlich, aber konzeptuell? Signal ist Signal.
Körper hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 15:56
Du hast oben die Rasiermesser-Methode angesprochen - wozu nochmal einen Akteur ("Nervensystem mit Emergenz-Eigenschaften") entstehen lassen, wenn der Akteur ganz unspektakulär vorhanden ist?
Wir versuchen ja diesen Akteur zu isolieren und dieser scheint halt ziemlich klar mit dem Nervensystem identifiziert zu sein, letztlich die Gehirn im Tank Idee.
Körper hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 15:56
Das "Was" dreht sich um das, was in der Wahrnehmung zur Verfügung steht - das wäre hier also "Bewusstsein".
Das "Wie" dreht sich darum, wie es zu der Wahrnehmung kommt - das wäre hier "Intelligenz"

Hm, das ist mir zu schwammig, resp. ich verstehe das nicht. Wir wissen doch (noch) gar nicht wirklich, wovon wir reden: "das Bewusstsein steht in der Wahrnehmung zur Verfügung", was ist denn überhaupt Wahrnehmung? Ist es nicht womöglich umgekehrt, dass Wahrnehmung eine Art von Bewusstsein erfordert, wenn womöglich auch nur für gewisse Arten der Wahrnehmung? Intelligenz führt zu Wahrnehmung - abstrakt gemeint oder konkret? Könnte nicht auch das fallweise umgekehrt sein, dass Wahrnehmung auch auf Ausbildung von Intelligenz wirkt?




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Jörn Budesheim
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Do 15. Sep 2022, 06:52

Catrin Misselhorn, in "Künstliche Intelligenz und Empathie" hat geschrieben :
Der Begriff der emotionalen künstlichen Intelligenz (in Englisch auch affective computing) wurde in den 1990er Jahren im Zuge der Debatte um die emotionale Intelligenz geprägt. Sie lässt sich analog zur künstlichen Intelligenz als diejenige Disziplin definieren, die es mit der Nachbildung oder Simulation von Emotionen zu tun hat, also damit, ob und wie künstliche Systeme Emotionen erkennen, ausdrücken und vielleicht sogar selbst aufweisen können. Die Notwendigkeit emotionaler KI erwuchs aus der Einsicht, dass Emotionen eine wichtige Rolle für intelligentes Verhalten spielen. So gibt es neurowissenschaftliche Evidenzen dafür, dass emotionale Störungen aufgrund von Hirnverletzungen zu irrationalem Verhalten führen. Das kann selbst dann vorkommen, wenn die kognitiven Fähigkeiten im engeren Sinn, die sich durch einen klassischen IQ-Test messen lassen, nicht beeinträchtigt wurden.

Auch theoretisch ist die emotionale KI von großem Interesse, da sich die Kognitionswissenschaften erhoffen, mit Hilfe künstlicher Systeme besser zu verstehen, wie der Zusammenhang zwischen Emotionen und Kognition bei Menschen beschaffen ist. Zwar spielt die Implementation von Emotionen in künstlichen Systemen in Anwendungskontexten bislang noch keine große Rolle, doch könnte sich dies ändern, sollte sich die Hypothese bestätigen, dass Emotionen entscheidend für intelligentes Verhalten sind.




Burkart
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Do 15. Sep 2022, 07:33

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 23:47
Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:50
Egal wie sie aussehen und/oder wie intelligent sie wirken?
Ich verstehe nicht, wieso etwas als intelligent zu gelten hat, nur weil es intelligent wirkt.
Das sage ich ja auch nicht grundsätzlich. Allerdings wo ist die Grenze zwischen intelligent sein und wirken? Wenn etwas immer intelligent "erscheint", dies für mich lange belegen kann, z.B. auf meine Fragen u.ä., ist es auch für mich intelligent - a la Turingtest halt.
Die Figuren in einem Animationsfilm wirken auch intelligent. Sind sie es deshalb?
Film ist natürlich nur Film. Im Film können Menschen a la Supermann auch fliegen, da geht halt praktisch alles.



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Do 15. Sep 2022, 07:37

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 06:52
Catrin Misselhorn, in "Künstliche Intelligenz und Empathie" hat geschrieben :
Der Begriff der emotionalen künstlichen Intelligenz (in Englisch auch affective computing) wurde in den 1990er Jahren im Zuge der Debatte um die emotionale Intelligenz geprägt. Sie lässt sich analog zur künstlichen Intelligenz als diejenige Disziplin definieren, die es mit der Nachbildung oder Simulation von Emotionen zu tun hat, also damit, ob und wie künstliche Systeme Emotionen erkennen, ausdrücken und vielleicht sogar selbst aufweisen können. Die Notwendigkeit emotionaler KI erwuchs aus der Einsicht, dass Emotionen eine wichtige Rolle für intelligentes Verhalten spielen. So gibt es neurowissenschaftliche Evidenzen dafür, dass emotionale Störungen aufgrund von Hirnverletzungen zu irrationalem Verhalten führen. Das kann selbst dann vorkommen, wenn die kognitiven Fähigkeiten im engeren Sinn, die sich durch einen klassischen IQ-Test messen lassen, nicht beeinträchtigt wurden.

Auch theoretisch ist die emotionale KI von großem Interesse, da sich die Kognitionswissenschaften erhoffen, mit Hilfe künstlicher Systeme besser zu verstehen, wie der Zusammenhang zwischen Emotionen und Kognition bei Menschen beschaffen ist. Zwar spielt die Implementation von Emotionen in künstlichen Systemen in Anwendungskontexten bislang noch keine große Rolle, doch könnte sich dies ändern, sollte sich die Hypothese bestätigen, dass Emotionen entscheidend für intelligentes Verhalten sind.
MIr wäre hier "analog zur künstlichen Intelligenz" wichtig, also dass man es nicht mit der KI mit Ansätzen und Lösungen für logisch-praktische Aufgaben in einen Topf wirft, auch wenn es Überschneidungen geben mag.



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Do 15. Sep 2022, 09:06

Burkart hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 07:33
Film ist natürlich nur Film. Im Film können Menschen a la Supermann auch fliegen, da geht halt praktisch alles.
Naja, aber wenn da Figuren intelligent wirken, dann glaubst Du ja auch nicht, dass die Figuren intelligent sind, sondern Du glaubst die Macher der Figuren sind intelligent (in den Figuren spiegelt sich die Intelligenz der Macher wieder).
Wieso aber glaubst Du, wenn wir einen Computer bauen der intelligent wirkt, dass dann nicht die Macher intelligent sind, sondern der Computer selbst?
Ich versteh's nicht.



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sybok
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Do 15. Sep 2022, 09:20

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 09:06
Wieso aber glaubst Du, wenn wir einen Computer bauen der intelligent wirkt, dass dann nicht die Macher intelligent sind, sondern der Computer selbst?
Ich versteh's nicht.
Die Figuren im Film folgen im Gegensatz zur Maschine vorgegebenen Pfaden. Wir würden die Handlungen einer entsprechenden Maschine darauf zurückführen, dass sie ein informationsverarbeitendes System hat, das am menschlichen Gehirn orientiert gebaut wurde. Ein Gehirn, das wir beim Menschen als Quelle seines intelligenten Verhaltens identifizieren.




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Lucian Wing
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Do 15. Sep 2022, 09:43

Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:50
Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:30
Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 19:01
... Das Rationale sollte im Vordergrund stehen.
Und richtig, es ist sonst schwierig zu diskutieren, z.B. weil Begriffe wie "Erleben" hinsichtlich KI nicht rational analysiert, sondern nur gefühlsmäßig zu oberflächlich gesehen und gerne vor allem (oder nur?) auf Menschen (Lebewesen) bezogen werden.
Was erlebt denn eine KI? Erlebt dieser Delphin, den ich verlinkt habe, denn etwas, indem er sich verhält wie ein echter Delphin?
Die Frage ist, ob man mit dem Erleben auf menschliche Gefühle abzielt ("toller Urlaub", "nette Feier" u.ä.) oder z.B. auf lehrreiche Erlebnisse, die KI genauso haben kann.
Was das Rationale angeht: Ja, da bin ich bei dir. Das ist der Grund, weshalb dieser Delphin und alle sonstigen solchen Tierlein, die man in einen Zoo stellen könnte, als eine Sache betrachte.
Hm, was meinst du mit "als eine Sache"? Egal wie sie aussehen und/oder wie intelligent sie wirken?
Ja. Der überragende Luftgitarrenspieler wirkt auch perfekt, aber er spielt halt nicht. Und der Fake-Delphin erlebt nichts, handelt nicht. Ihm fehlt jedes Wollen, er ist kein Subjekt, sondern eine etwas realitätsnähere Modelleisenbahn.

Erlebnisse sind aus meiner Sicht etwas, bei dem man nicht aufschlüsseln kann, was daran Verstand und was Emotion ist. Wenn ich hin und weg bin beim Lesen von Musils Mann ohne Eigenschaften, dann ist diese Wechselwirkung zwischen angesprochenem Intellekt und Gefühl niemals auseinanderzudröseln.

Im Übrigen werden mit dem Delphin ja auch die Zuschauer oder in dem Werbefilmchen die Kinder betrogen. In vielerlei Hinsicht. In dem erwähnten ZEIT-Artikel ist dazu ein ganz guter Gedanke:
Wie die soziale Welt in Mark Zuckerbergs Metaverse soll die ontologische Widerständigkeit, Andersartigkeit und Fremdheit der Natur durch Ausweichbewegungen ins Virtuelle und Illusionäre ausgeblendet und betäubt werden. Tatsächlich bilden beide – Metaverse und Animatier – ein einziges Syndrom: Beide verführen uns auf ihre Weise zur Wirklichkeitsflucht, während uns in der Realität nichts davor bewahrt, die Endlichkeit und Hinfälligkeit, das Leiden, aber auch die Lust der Existenz und der Begegnung mit anderen Wesen am eigenen Leib zu spüren. Gadgets wie der animatronische Delfin aber vermitteln keine wirklichen Begegnungen, wie Edge Innovations suggeriert, sie sind vielmehr Erfahrungsverhinderungsgeräte.

Robot dolphins machen vergessen, dass "authentische" Erfahrung, wenn es sie denn überhaupt gibt, sich gerade dadurch auszeichnet, dass man sie nicht beliebig simulieren, geschweige denn kontrollieren kann.
Das ist ein Punkt: KIs, die über den bloßen Hilfszweck hinaus unter dem Deckmantel der Intelligenz und bei auch unterm Erleben fungieren, sind im Prinzip, da ja vom Menschen konstruiert, Manipulationsprgramme. Ob nun als Tier oder gar menschlich konstruiert, sie simulieren ein Leben und Erfahrungen und Erlebnisse, die lediglich eine übernatürliche, die Negativität der Wirklichkeit aufhebende Funktion haben.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Jörn Budesheim
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Gefordert ist ein gelbes Haus. Geliefert wurde ein schwarzes Haus.

"Das Haus ist ja schwarz!"

Folgende Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

"Na ja, wir wissen ohnehin nicht, was gelb ist, was sind schon Farben?"
"Es gibt keine scharfen Grenzen zwischen den Farben. Diese Farbe ist eben eine seltene Form von Gelb."
"Man sollte nicht so eng denken, in Zukunft könnte Schwarz ja Gelb sein!"
"Das ist nichts als Definitionssache."
"Man sollte Begriffe nicht so eng fassen!"
"Manche Kulturen kennen nur drei Farbbegriffe!"
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Do 15. Sep 2022, 11:18

sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 09:20
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 09:06
Wieso aber glaubst Du, wenn wir einen Computer bauen der intelligent wirkt, dass dann nicht die Macher intelligent sind, sondern der Computer selbst?
Ich versteh's nicht.
Die Figuren im Film folgen im Gegensatz zur Maschine vorgegebenen Pfaden.
Nehmen wir an, wir haben einen interaktiven Film, bei dem die Figuren keinem vorgegebenen Pfad folgen, sondern auf den Nutzer reagieren.
Oder auch ein Computerspiel. Je nach Nutzereingabe reagieren die Figuren im Spiel unerschiedlich.
Sind die Figuren dann intelligent?
Wir würden die Handlungen einer entsprechenden Maschine darauf zurückführen, dass sie ein informationsverarbeitendes System hat, das am menschlichen Gehirn orientiert gebaut wurde. Ein Gehirn, das wir beim Menschen als Quelle seines intelligenten Verhaltens identifizieren.
Den Zusammenhang verstehe ich nicht. Wofür ist das was Du beschreibst ein Indiz oder Beleg?
Wenn Informationsverarbeitende Systeme intelligent wirken, dann sind sie es auch?
Aber dann sind doch meine Computerspielfiguren auch intelligent, wenn ich ihnen im Spiel ein informationsverarbeitendes System gebe (ich kann die ja programmieren wie ich will... zum Beispiel dass man ihnen im Spiel den Kopf aufmachen und ihr Gehirn sehen kann).

Worauf ich hinaus will ist Folgendes:
Nehmen wir mal eine Sekunde an wir hätten einen wirklich intelligenten Computer. Der erschafft nun in einem Computerspiel Spielfiguren die intelligent wirken. Sind die dann intelligent?
Wenn nein, warum nicht?

Übrigens noch als Anmerkung: Die Hardware von Maschinen (das informationsverarbeitende System) ist in keinster Weise am menschlichen Gehirn orientiert. Eine CPU ist kein Gehirn. Neuronale Netze werden soweit ich weiß nicht gebaut - wie denn? - sondern simuliert... in Software. Wenn also so ein simuliertes neuronales Netz weitere neuronale Netze simuliert (z.B. in Spielfiguren) dann müssten die ja auch intelligent sein, wenn sie intelligent wirken.



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Lucian Wing
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Do 15. Sep 2022, 12:55

sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Könnte nicht auch das fallweise umgekehrt sein, dass Wahrnehmung auch auf Ausbildung von Intelligenz wirkt?
Warum nur fallweise? Wenn man sich die Plastizität des Gehirns und die Bedeutung von Wahrnehmung und Erfahrung für die Entwicklung des Gehirns vor Augen führt, dann doch sogar ganz bestimmt.



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Do 15. Sep 2022, 13:28

sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Das scheint mir zu tief gedacht, ein Ökosystem mit mehr Arten und mehr verschiedenartigen Interaktionen zwischen ihnen ist komplexer als eines mit weniger. Ein Staat mit mehr Institutionen und mehr Relationen zwischen ihnen ist komplexer als ein Staat mit weniger, etc. ich sehe nicht warum die erwähnte Paradoxie relevant wird.
Man kann sicherlich Komplexitätsvergleiche machen, aber bei der hier relevanten Emergenz-Idee geht es um das Auftauchen neuer Eigenschaften, und zwar Phänomenal-Eigenschaften.
Also es geht um die Frage, "wann taucht es denn auf?".

Möchte man das "qualitativ neue Gebilde" mit der "Anzahl an Teilen" begründen, dann wird die "Paradoxie des Haufens" relevant, denn dort geht es auch um das Auftauchen eines Ganzen, des "Haufens", aber man kann keine Anzahl angeben.
Eine Lösung des "Haufen"-Problems liegt nicht ausserhalb des Beobachters, sondern beim Beobachter.

Das ist der entscheidende Knackpunkt bei Emergenz: es ist für den Beobachter auftauchend.

Will man nun letztlich den Beobachter herstellen, dann hat man mit Emergenz ein Problem, denn es beobachtet niemand.
sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Naja, du kannst das System, das Nervensystem, abgrenzen. Spielt es für das Nervensystem eine Rolle, ob ein optisches oder irgend ein chemisches Signal triggert? Für die weitere Verarbeitung, die entsprechenden Zustandsänderungen, wahrscheinlich, aber konzeptuell? Signal ist Signal.
Die Abgrenzung zwischen Nervensystem und Körper basiert aber nur auf einer Zellspezialisierung.
Tatsächlich ist das Nervensystem genauso der Körper, wie es auch ein Muskel und ein Knochen ist.

Abstrakt gesehen gilt auch aus meiner Sicht im Nervensystem "Signal ist Signal" oder "Reiz ist Reiz".

Möchtest du damit sagen, dass da noch mehr dazukommen muss?
sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Wir versuchen ja diesen Akteur zu isolieren und dieser scheint halt ziemlich klar mit dem Nervensystem identifiziert zu sein, letztlich die Gehirn im Tank Idee.
Die Isolierung des Akteurs ist aus meiner Sicht keinerlei Problem: ich bin 2m gross und wiege 100kg.
Ich kann nicht damit angeben, hier lange suchen zu müssen :-)

Auch in meiner "Innenschau" bin ich dieser Akteur und ich habe eigentlich nie eine andere Identität zur Verfügung.

Ich bin ein Akteur, der wahrnehmungstechnisch in seinem Nervensystem aktiv ist, aber ich bin nicht das Nervensystem.

"Gehirn im Tank" würde aus meiner Sicht prinzipiell schon funktionieren, wenn man die Reize und das Umfeld der restlichen Körperzellen für das Gehirn simuliert (natürlich angepasst an die Situationen "Körper in Umwelt").
Bei "C.elegans", dem Fadenwurm, gab es einen Virtuell-Versuch, aber der ist gescheitert, weil die Biochemie fehlt und nicht klar ist, wie die Nervenzellen wirklich arbeiten.
sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
was ist denn überhaupt Wahrnehmung?
Da würde ich ganz einfach starten (sozusagen in einer "frühen Evolutionsphase") und Objekt A auf Objekt B treffen lassen.
Wann nimmt Objekt A, Objekt B wahr?

Objekt A muss hierbei nicht zu Objekt B werden, das wäre zuviel bzw. würde nichts bringen.

Nun könnte man sagen, Objekt A muss eine Repräsentation von Objekt B herstellen, sozusagen eine Miniatur-Version, aber das wäre auf der einen Seite nur eine Problemverlagerung (nun muss die Miniatur wahrgenommen werden) und auf der anderen Seite ist hierfür bei Objekt A ein Verständnis von Objekt B notwendig (um die Repräsentation herzustellen), das aber doch letztlich schon die gesuchte Wahrnehmung darstellt.
=> Objekt A muss verstehen, dass Objekt B vorhanden ist.

Was genau ist "Verstehen"? Repräsentation und Miniaturobjekte bringen nichts, denn dafür benötigt man bereits Verstehen.
Hier kommt so etwas wie "Beachten/Berücksichtigen" ins Spiel. D.h. Objekt A macht etwas, das es nicht unbedingt machen müsste, aber weil Objekt B auftaucht (über die "Sinnesreize") wird es durchgeführt.
Wenn es um "Durchführen/Beachten/Berücksichtigen" geht, sind wir bei Reaktion.

Alles was Objekt A von Objekt B zur Verfügung steht, sind "Sinnesreize", also einzelne Veränderungen in der Aktivierung der Sensoren. Dafür gibt es eine physikalische Grundlage - nehmen wir hier ruhig Impulse und Impulssequenzen/Rhythmen.
Aus der obigen Erkenntnis zu "Repräsentation und Miniaturobjekte" ergibt sich, dass diese physikalische Grundlage nie nachhaltig verändert wird, denn das würde ja wieder "Verstehen" voraussetzen. Hier gilt sozusagen die Regel: "in der Wahrnehmung kommt es nicht zu neuen Existenzen".

D.h. die von Objekt A durchgeführte Wahrnehmung spielt sich einzig in der "Hantierung der Impulse" ab.
Rund um ein Durchschleusen der Impulse muss es zu "Entscheidungen" bzw. zu einem "Erkennen" kommen - aber alles in Bezug auf Impulse (nirgendwo geht es hier direkt um Objekte).
Was nun letztlich bei diesem "Durchführen/Durchschleusen" das Wahrnehmen von Objekt B darstellt, ist durch das Wahrnehmungspotential von Objekt A festgelegt.
Ist dieses Potenzial gering, dann reichen wenige "Entscheidungen" aus und Objekt A reagiert explizit auf Objekt B.
Die simpelste Wahrnehmung ist sozusagen: eine Entscheidung. (keine Entscheidung ist dabei keine Wahrnehmung).

Je grösser das Wahrnehmungspotential, desto differenzierter müssen die "Entscheidungen" ausfallen.

Die "Entscheidungen" bezeichne ich als das "Aufbauen von Zusammenhängen" (das Wahrnehmungspotenzial nenne ich Zusammenhangpotential).
=> Objekt A baut zu Objekt B Zusammenhänge auf.
Das ist Wahrnehmung.

Das ist im Grunde beliebig steigerbar, insbesondere wenn Funktionen wie "Gedächtnis", "Planung" und "Feedback aus der Vorgängerreaktion" hinzukommen (hierfür werden aber physikalische Grundlagen benötigt).
"bewusste Wahrnehmung", in der es zu einer Objekt- und Handlungseinteilung und Überzeugungen kommt, sehe ich als solch eine Steigerung an.
sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Intelligenz führt zu Wahrnehmung - abstrakt gemeint oder konkret?
Für die obigen Entscheidungen, also das Aufbauen von Zusammenhängen, kommt es, bei einem Potenzial aus mehr als einer Entscheidung, automatisch zu einer Art "System", d.h. die "Entscheidungen" müssen erreichbar sein und ihre Abhängigkeiten untereinander müssen organisiert sein (-> "Reaktionsstruktur").

Bei "Intelligenz" geht es um das Aufbauen/Verbessern der Organisation/Struktur, also um das Erschliessen/Erweitern des Wahrmehnungspotenzials (Zusmamenhangspotenzial).
"Intelligenz" erweitert die Möglichkeiten.

Die einzelne situationsbedingte Wahrnehmung ist das Anwenden des Potenzials.
Das ist letztlich nur Reproduktion, denn die Intelligenz hat die Struktur bereits ausgebaut.

Die einzelne situationsbedingte Wahrnehmung kann aber zu einer Notwendigkeit zum weiteren Einsatz von Intelligenz führen. Hier geht es aus meiner Sicht um das Auftreten von Disharmonien - irgendetwas am Potenzial kann man verbessern.
sybok hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 00:35
Könnte nicht auch das fallweise umgekehrt sein, dass Wahrnehmung auch auf Ausbildung von Intelligenz wirkt?
Bei "Intelligenz" vermute ich bei Lebewesen mehrere Zellmechanismen.
Nun gilt für Zellen, dass nicht-zerstörende Beanspruchung zu Optimierungsversuchen führt.
Es könnte also sein: "je mehr ein Akteur mit Neuem konfrontiert ist, desto besser geht er mit Neuem um".
Allerdings muss man hier sehr vorsichtig sein, denn das Potenzial erweitert sich hierbei ja ständig und so könnte die jeweils notwendige neue Erweiterung auch nur im Umfang kleiner werden und schon deshalb eine Gesamtverbesserung der "intelligenten Anpassung" vorliegen, obwohl der eigentliche Intelligenz-Mechanismus sich nicht verändert.




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 10:09
Gefordert ist ein gelbes Haus. Geliefert wurde ein schwarzes Haus.

"Das Haus ist ja schwarz!"

Folgende Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

"Na ja, wir wissen ohnehin nicht, was gelb ist, was sind schon Farben?"
"Es gibt keine scharfen Grenzen zwischen den Farben. Diese Farbe ist eben eine seltene Form von Gelb."
"Man sollte nicht so eng denken, in Zukunft könnte Schwarz ja Gelb sein!"
"Das ist nichts als Definitionssache."
"Man sollte Begriffe nicht so eng fassen!"
"Manche Kulturen kennen nur drei Farbbegriffe!"
"Farben sind ohnehin bloß subjektiv."
Oder auch: Das ist eben ein künstliches Gelb. Wir wollen ja kein echtes Gelb nachahmen.



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Lucian Wing
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Do 15. Sep 2022, 17:08

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 15:35
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 10:09
Gefordert ist ein gelbes Haus. Geliefert wurde ein schwarzes Haus.

"Das Haus ist ja schwarz!"

Folgende Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

"Na ja, wir wissen ohnehin nicht, was gelb ist, was sind schon Farben?"
"Es gibt keine scharfen Grenzen zwischen den Farben. Diese Farbe ist eben eine seltene Form von Gelb."
"Man sollte nicht so eng denken, in Zukunft könnte Schwarz ja Gelb sein!"
"Das ist nichts als Definitionssache."
"Man sollte Begriffe nicht so eng fassen!"
"Manche Kulturen kennen nur drei Farbbegriffe!"
"Farben sind ohnehin bloß subjektiv."
Oder auch: Das ist eben ein künstliches Gelb. Wir wollen ja kein echtes Gelb nachahmen.
Immerhin scheint ja wenigstens das Objekt "Haus" keine Diskussionen hervorzurufen. Was ein Haus ist, ist ja auch von Kultur zu Kultur ganz unterschiedlich. Manche kennen schon gar keine. :mrgreen:



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Do 15. Sep 2022, 18:17

Lucian Wing hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 17:08
Was ein Haus ist, ist ja auch von Kultur zu Kultur ganz unterschiedlich.
So könnte man das natürlich noch weiter treiben ...




Burkart
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Do 15. Sep 2022, 19:10

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 09:06
Burkart hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 07:33
Film ist natürlich nur Film. Im Film können Menschen a la Supermann auch fliegen, da geht halt praktisch alles.
Naja, aber wenn da Figuren intelligent wirken, dann glaubst Du ja auch nicht, dass die Figuren intelligent sind, sondern Du glaubst die Macher der Figuren sind intelligent (in den Figuren spiegelt sich die Intelligenz der Macher wieder).
Wieso aber glaubst Du, wenn wir einen Computer bauen der intelligent wirkt, dass dann nicht die Macher intelligent sind, sondern der Computer selbst?
Ich versteh's nicht.
Ich habe doch nie gesagt, dass die Macher nicht intelligent sind; natürlich sind sie das - "auch" ggf.! Das schließt halt nur nicht aus, dass ihre Geschöpfe auch intelligent sein können.
Auch habe ich doch gesagt, dass "intelligent wirken" und "intelligent sein" u.U. nicht klar auseinander zu halten ist (langer Turingtest u..ä.).
Ich verstehe nicht, warum man nicht Allem, dass intelligent/gut/geschickt... handeln kann (Mensch und KI) nicht gewisse Intelligenz zugestehen kann, gerne verschieden viel.

Hm, ist es vielleicht ein Problem, dass Schwarz-Weiß-Denken nicht mit "verschieden viel" klar kommen kann oder will?
Oder "darf" nur Leben intelligent sein können?



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Do 15. Sep 2022, 19:21

Burkart hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 19:10
Ich verstehe nicht, warum man nicht Allem, dass intelligent/gut/geschickt... handeln kann (Mensch und KI) nicht gewisse Intelligenz zugestehen kann, gerne verschieden viel.
Weil man dann auch Filmfiguren oder Game-NPCs Intelligenz zusprechen müsste. Intelligent wirken sagt einfach alleine nichts aus.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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AufDerSonne
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Do 15. Sep 2022, 20:00

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 19:21
Burkart hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 19:10
Ich verstehe nicht, warum man nicht Allem, dass intelligent/gut/geschickt... handeln kann (Mensch und KI) nicht gewisse Intelligenz zugestehen kann, gerne verschieden viel.
Weil man dann auch Filmfiguren oder Game-NPCs Intelligenz zusprechen müsste. Intelligent wirken sagt einfach alleine nichts aus.
Habe jetzt nicht alles mitverfolgt.
Aber wie soll man anders merken, ob ein Ding intelligent ist, als durch seine Wirkung?



Ohne Gehirn kein Geist!

Burkart
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Do 15. Sep 2022, 20:23

Lucian Wing hat geschrieben :
Do 15. Sep 2022, 09:43
Burkart hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:50
Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 14. Sep 2022, 20:30

Was erlebt denn eine KI? Erlebt dieser Delphin, den ich verlinkt habe, denn etwas, indem er sich verhält wie ein echter Delphin?
Die Frage ist, ob man mit dem Erleben auf menschliche Gefühle abzielt ("toller Urlaub", "nette Feier" u.ä.) oder z.B. auf lehrreiche Erlebnisse, die KI genauso haben kann.
Was das Rationale angeht: Ja, da bin ich bei dir. Das ist der Grund, weshalb dieser Delphin und alle sonstigen solchen Tierlein, die man in einen Zoo stellen könnte, als eine Sache betrachte.
Hm, was meinst du mit "als eine Sache"? Egal wie sie aussehen und/oder wie intelligent sie wirken?
Ja. Der überragende Luftgitarrenspieler wirkt auch perfekt, aber er spielt halt nicht. Und der Fake-Delphin erlebt nichts, handelt nicht. Ihm fehlt jedes Wollen, er ist kein Subjekt, sondern eine etwas realitätsnähere Modelleisenbahn.

Erlebnisse sind aus meiner Sicht etwas, bei dem man nicht aufschlüsseln kann, was daran Verstand und was Emotion ist. Wenn ich hin und weg bin beim Lesen von Musils Mann ohne Eigenschaften, dann ist diese Wechselwirkung zwischen angesprochenem Intellekt und Gefühl niemals auseinanderzudröseln.

Im Übrigen werden mit dem Delphin ja auch die Zuschauer oder in dem Werbefilmchen die Kinder betrogen. In vielerlei Hinsicht. In dem erwähnten ZEIT-Artikel ist dazu ein ganz guter Gedanke:
Wie die soziale Welt in Mark Zuckerbergs Metaverse soll die ontologische Widerständigkeit, Andersartigkeit und Fremdheit der Natur durch Ausweichbewegungen ins Virtuelle und Illusionäre ausgeblendet und betäubt werden. Tatsächlich bilden beide – Metaverse und Animatier – ein einziges Syndrom: Beide verführen uns auf ihre Weise zur Wirklichkeitsflucht, während uns in der Realität nichts davor bewahrt, die Endlichkeit und Hinfälligkeit, das Leiden, aber auch die Lust der Existenz und der Begegnung mit anderen Wesen am eigenen Leib zu spüren. Gadgets wie der animatronische Delfin aber vermitteln keine wirklichen Begegnungen, wie Edge Innovations suggeriert, sie sind vielmehr Erfahrungsverhinderungsgeräte.

Robot dolphins machen vergessen, dass "authentische" Erfahrung, wenn es sie denn überhaupt gibt, sich gerade dadurch auszeichnet, dass man sie nicht beliebig simulieren, geschweige denn kontrollieren kann.
Das ist ein Punkt: KIs, die über den bloßen Hilfszweck hinaus unter dem Deckmantel der Intelligenz und bei auch unterm Erleben fungieren, sind im Prinzip, da ja vom Menschen konstruiert, Manipulationsprgramme. Ob nun als Tier oder gar menschlich konstruiert, sie simulieren ein Leben und Erfahrungen und Erlebnisse, die lediglich eine übernatürliche, die Negativität der Wirklichkeit aufhebende Funktion haben.
Leider siehst du hier nur die negative Seite, wie einige Leute KI und Drumherum so künstlich aussehen lassen - oder auch DInge als KI ansehen und aussehen lassen, die mit KI eigentlich (so gut wie) nichts zu tun haben - wie z.B. nachgemachte Delphine, die Leute täuschen (sollen), wenn ich dich/euch richtig verstanden habe.
KI ist z.B. eigentlich nicht dazu da, Leben zu simulieren; KI soll eigentlich DInge tun (nicht simulieren), die irgendwie mit (logischer) Intelligenz zu tun hat. Wenn eine KI etwas sucht, sucht sie und simuliert die Suche nicht, z.B. auf der Suche nach möglichst guten Schachzügen. Und wenn Roboterhunde Fußball spelen, spielen sie in der realen Welt, auch wenn es zusätzliich eine explizite Simulatons-Liga gibt.
KI will keiine menschlich-authentische Erfahrungen machen und sollte keine solchen versuchen zu vermtteln aus meiner Sicht. KI sollte aber eigene Erfahrungen machen können, was heißt, dass sie aus der Welt Daten aufnehmen und diese zum Lernen und zu ihrer (der KI) Weiterentwicklung/Verbesserung nutzen kann.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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