Burkart hat geschrieben : ↑ So 4. Dez 2022, 10:23
Besteht unser Dissens in unterschiedlichem Verstehen von "Lösen"? Lösen ist für mich ungefähr:
- Ausgangszustand: Aufgabe
- Zielzustand: Lösung der Aufgabe
- Lösen: Vom Ausgangs- zum Zielzustand zu kommen, hier durch Betrachten/Analyse der Aufgabe
Hm, da haben wir beide auch wieder Differenzen.
Bei Erklärungen wie im Zitat hätte ich den Eindruck, dass du "in Expertensystemen denkst": Es scheint die Vorstellung zu sein, hochspezialisierte System zu bauen, zusammenzukleben und auf diesem Weg das generalisitisches System zu realisieren, oder täuscht mein Eindruck da? Ich würde in diesen Ansatz keine Hoffnungen stecken. Das halte ich für "Produkte bauen", denn die Anzahl der Probleme ist potentiell unendlich. Ich kann beispielsweise jederzeit einfach ein neues Spiel erfinden und müsste mit diesem Ansatz dann ein neues System bauen, es in das Bestehende reinschrauben, damit es dieses neue Spiel beherrscht.
Andererseits liegt das womöglich daran, dass wir beide "KI" unterschiedlich auffassen. Ich glaube, das am Navi-Beispiel festgestellt zu haben, wo du, wenn ich mich recht erinnere, auch sagtest, ein Navi, das möglicherweise "schau selber nach!" zurückgibt, wolltest du nicht --> dann wäre das für mich aber eben "Produkte bauen".
Hochspezialisierte System sind aber, konzeptuell gesehen, nicht mehr wirklich all zu interessant. GPT-3 zeigt das ja: Nimm gigantische Rechenpower, eine Fantastilliarde Parameter und dann kannst du jedes exakt und scharf formulierte Problem mit Statistik erschlagen. Wenn es noch Probleme gibt, sind es Engineering-Probleme, Parameterwerte hin und her schieben, Netzarchitekturen optimieren, Parallelität erhöhen, etc.. Das ist aber nicht, was wir wollen, Josha Bach und Jörn Budesheim nennen das "Simulation", ich würde es "stochastischer Algorithmus" nennen, so was wird, meiner Überlegung nach, nie generalistisch sein. Die Frage bleibt aus meiner Sicht offen, wie weit man mit Statistik tatsächlich kommen kann ("wie soll es denn beim Menschen auch anders funktionieren?"), aber intuitiv scheint das nicht ausreichend zu sein und die "Hinweise" (geringe elektrische Leistung des Gehirns, verhältnismässig wenige "Parameter" im Gehirn) scheinen diese Sichtweise zu stützen, dass da etwas noch nicht Verstandenes dahinter steckt (auch mit Statistik bleiben diese Systeme vorerst "hochspezialisiert").
In diesem Punkt hat NaWennDuMeinst aus meiner Sicht recht. Wir wissen nicht, leider noch nicht mal im Ansatz, wie ein generalistisches System aufgebaut ist, was genau es auszeichnet, was sein "Kern" ist. "Aufgabe --> Lösung der Aufgabe" wäre mir (viel) zu simpel gedacht und sagt leider ja nichts über die Funktionsweise eines generischen Systems.