Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 30. Jan 2023, 13:35
Das heißt, die Behauptung Intelligenz, sei ohne Gefühle zu haben, ist nach deiner Ansicht eine Behauptung ins Blaue?
Ja aber natürlich. Sonst, wie gesagt, erkläre mal
exakt, was Intelligenz ist,
exakt, was Gefühle sind und dann eine
scharfe Folgerungskette, warum Gefühle eine Voraussetzung für Intelligenz sein sollen.
Genau so gut könnte man behaupten - und insgesamt wäre das wahrscheinlich sogar noch plausibler - dass Gefühle eine Voraussetzung für Dummheit seien: Indem sie das Rationale überlagern oder zu affektiven oder selbstschädigenden Handlungen führen - beispielsweise der Typ, der die Wut "raus lässt" indem er mit der Faust gegen die Wand schlägt und sich selber schädigt ohne irgendwelchen kleinsten Benefit.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 30. Jan 2023, 13:35
Diese Behauptung ("Intelligenz, sei ohne Gefühle zu haben") ist jedenfalls eine reine Spekulation, weil wir keine entsprechenden Fälle kennen, während die umgekehrte Behauptung zumindest darauf verweisen kann, dass Intelligenz und Gefühle bei uns zusammen auftauchen.
Ja natürlich ist auch diese Position Spekulation, das Problem liegt in der Rhetorik: Ihr schreibt ständig mit einem Absolutheitsanspruch.
Das mit den "Fällen" zieht für mich nicht, cum prop ergo propter hoc: Menschen haben Bauchnäbel, ergo haben alle Entitäten, die auf dem Intelligenzlevel des Menschen sind, Bauchnäbel, ergo muss eine KI einen Bauchnabel haben, anders kann Intelligenz nicht funktionieren.
Lucian Wing hat geschrieben : ↑ Mo 30. Jan 2023, 14:44
Das habe ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden, worauf willst du hinaus?
Was heißt denn: wie Notlügen funktionieren? Was willst du wissen?
Naja, eine KI soll ja scheinbar lügen können, wenn sie intelligent sein will - ich will wissen, wie die Folgerungskette dafür aussehen soll.
Lucian Wing hat geschrieben : ↑ Mo 30. Jan 2023, 14:44
Sie haben einen ganz bestimmten Zweck, den man zwar in einer allgemeinen Definition fassen könnte, aber ihre Anwendung ist eine vollkommen situations- und beziehungsbedingte subjektive Angelegenheit. Ich entscheide mich nach subjektiven momentanen Erwägungen, ob ich meinem Gegenüber die Wahrheit sage oder nicht.
Ok, damit sind wir auf dem Weg einer Formalisierung und auf dem Weg zu einem mathematischen Modell: Beispielsweise wenn du "Erwägungen" machst, heisst das ja, dass du einen Entscheidungsalgorithmus abläufst, das kann man auch in Code giessen.
Diese Anekdote von McEwans klingt spannend und unterhaltsam, aber ich weiss nicht recht, was ich damit anfangen kann: Hat jetzt der Roboter richtig oder falsch reagiert? Auch wir beurteilen so was ja nicht Arme wedelnd und Münzen werfend, sondern es stecken Überlegungen, Argumentationsketten hinter unseren Sichtweisen.
Ich sehe das so: Wenn ich etwas exakt beschreiben kann, kann ich es formalisieren und damit modellieren und damit auch coden (insofern wären meine Nachfragen natürlich unfair, aber es gibt ja nicht wirklich Alternativen). Wenn ich es sozusagen genuin nicht exakt beschreiben kann, also prinzipiell nicht, dann liegt es ausserhalb jeglicher Erkenntnis (ausgenommen sowas wie spirituelle Erfahrungen), das gilt bei diesem Thema meiner Meinung nach nur für Qualia - und in diesem Fall sind Diskussionen so fruchtbar, wie die Frage nach der Existenz Gottes.
Das Einzige was aus meiner Sicht offen wäre, wäre, dass man irgendwie über die Berechnungskomplexität argumentieren würde. Darauf käme aber immer: "Der Mensch kann es schliesslich auch irgendwie".