"Facebook & Co - was passiert mit unseren Daten?

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
Rosita
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So 4. Mär 2018, 00:19

Alethos hat geschrieben :
Sa 3. Mär 2018, 18:23
Es sollte ohnehin nicht mehr Facebook heissen, sondern truthbook.
I face = ich stelle mich.



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Tosa Inu
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Rosita hat geschrieben :
So 4. Mär 2018, 00:17
Wichtig ist, dass sie unsere Gesellschaft verändert haben und das nicht nach den Wünschen der Nutzer geschah. Was als harmloses und sehr spannendes Erlebnis begann, hat sich als Moloch entwickelt.
Einerseits hat sie ja niemand gezwungen. Aber im Ergebnis würde ich Dir da zustimmen.

Das www ist für viele das Tor zu einer größeren, weiteren Welt geworden. Aber was ist passiert?
Einerseits von unserer Seite das, was mein Pandit hier eine fiktive Gestalt erläutern lässt:
(aus: Boomeritis, shambhala 2002, S. 408)

Van Cleef schaute sich - mit immer noch messerscharfer Intensität - im Auditorium um ..."Ihr seid die Internet-Kids, nicht wahr? Ihr lebt in einem globalen Dorf, oder? Es wird oft gesagt, dass das Web sehr schnell zu einem globalen Gehirn werden wird, zum Nervensystem eines globalen Bewusstseins, welches alle Menschen in einem gemeinschaftlich geteilten Netzwerk miteinander verbindet und eint. Ist das so?" Die ?Kids' im Saal nickten, überwiegend zustimmend.

"Nun, ich hasse es euch das sagen zu müssen, aber das Internet wird nichts dergleichen tun. Das Internet ist einfach nur ein äußeres Netz technologischer Systeme, doch der Geist [mind] welcher das Netz benutzt, kann sich auf jeder Ebene der innerlichen Entwicklung befinden - er kann egozentrisch oder ethnozentrisch oder weltzentrisch sein. Wozu soll es gut sein, wenn die Nazis ein Internet haben? Seht ihr das Problem? Zur Zeit ist das Internet ein Gemenge von roten Memen, blauen Memen, orangen Memen, grünen Memen usw. Die Tatsache, dass es 'global' ist, bedeutet überhaupt nichts, weil das Bewusstsein des Internets durch den Geist bestimmt wird welcher es durchläuft, und nicht durch die Tatsache, dass es ein horizontales globales System ist ...

Tatsächlich ist es so, dass - nach FBI Berichten - die Anzahl von Hass-Gruppen und von rassistischen Gruppen dramatisch angewachsen ist, fast ausschließlich wegen des Internets: Die Leute können sich nun leichter finden. Der Ku-Klux-Klan ist explosionsartig angewachsen, ebenso wie die Neonazis, und das alles verdanken wir dem 'globalen Gehirn'. Rote und blaue Meme florieren mehr und mehr - wie wunderbar.

Die Tatsache, dass wir ein globales Gehirn haben ist das eine - und das ist nichts besonderes. Worum ich mir Sorgen mache ist der globale Geist! Und diesem Geist - diesen innerlichen Wellen des Bewusstseins - müssen wir beginnen unsere Aufmerksamkeit zu geben, und unseren Blick nicht nur auf das Flachland-System digitaler Datenkanäle fixieren, durch welche die Meme huschen, um sich mit ihren eigenen schlimmen Neigungen zu verabreden."
Quelle und etwas mehr lesen
Man achte auf das Jahr, das war 2002.

Andererseits, die Datenkraken betreffend, verdunkelt sich der Horizont nun wieder. Sicher, durch gezielte Suche sind im www auch heute noch wunderbare Quellen zu finden, ein theoretisches Bildungsangebot wie es das vorher nie gegeben hat, praktisch interessieren Sex&Crime, Hass&Angst, Klatsch&Tratsch aber mehr.
Und so verengt sich der Horizont dann wieder: Voll supie, wenn ich doch gezielt auf die neuesten Angebote für mein Meerschwein hingewiesen werde, anstatt auf Katzenfutter oder Babywindeln. Allerdings bricht man aus dem Vorgekauten dann auch immer seltener aus. Echokammer nennt man das heute, es wird bestätigt, was ich denke und meine Freunde denken das ja auch alle. Wir sind viele, das Volk. Juchheißa. Muss auch gar nicht so aggro enden, ist ja auch irgendwie warm und kuschelg. Im Westen geht die Sonne unter.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Tosa Inu
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So 4. Mär 2018, 09:34

Interessant dazu auch ein Blick auf die Zukunft des Wohnens, in diesem FAZ Artikel, vor allem die Vision der Akitivistin und des Architekten.

Auch das will man nicht umkommentiert lassen, aber dazu leihe ich mir ein Stimme: Sibylle wird's richten.



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So 4. Mär 2018, 10:07

Zur Zeit ist das Internet ein Gemenge von roten Memen, blauen Memen, orangen Memen, grünen Memen usw.
...
Rote und blaue Meme florieren mehr und mehr - wie wunderbar.
Wat'n dat'n?
Kurz, lang (pdf):
www.zen-akademie.org/cover/don_beck_interview_WIE8.pdf



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Tosa Inu
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Mo 5. Mär 2018, 13:46

Hatte heute ein Beratungsgespräch. bzgl. meiner beruflichen Umorientierung, bei der Wirtschaftsförderung. Dachte ich. Trottelig wie ich bin, habe ich aus dem 15.3. den 5.3, gemacht, da war ich allerdings der einzige. Um den Frust zu kompensieren, bin ich in die Buchhandlung, die ich gegenüber entdeckte, gegangen und habe mir Schlecky Silbersteins Das Internet muss weg gekauft. Daher ja auch die initiale Information des großen Datenverkaufs, dabinnijamagespannt und werde artig das Wissenswerte berichten.



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Rosita
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Mo 5. Mär 2018, 17:48

Die Überwachung und Beeinflussung durch Industriegiganten ist ungebrochen.

Auch vor illegalen Methoden wird nicht zurückgeschreckt.

Bei Heise gefunden:
40 Smartphone sollen Trojaner beinhalten, die mit der Software fest verwoben und nicht zu entfernen sind.
https://www.heise.de/security/meldung/B ... 86299.html



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Jörn Budesheim
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Mo 5. Mär 2018, 18:34

Rosita hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 17:48
Die Überwachung und Beeinflussung durch Industriegiganten ist ungebrochen.
heise.de hat geschrieben : Ob der Schädling ab Werk aktiv ist und was er macht, ist noch unbekannt.




Rosita
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Mo 5. Mär 2018, 18:41

Jörn, ich weiss nicht, was Du dadurch ausdrücken willst.

Ein Schläfertrojaner ist doch schlimm genug. Ob schon aktiv oder nicht.
Es geht doch um die Einstellung der Unternehmen. Skrupllos!



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Stefanie
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Mo 5. Mär 2018, 19:37

Die Aussage, die "Überwachung und Beeinflussung durch Industriegiganten ist ungebrochen" ist pauschal. Vieles unbewiesen, vieles Spekulation.
Es gibt auch Zwischentöne, und nicht nur die bösen bösen Industriegiganten.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Mo 5. Mär 2018, 19:39

Dafür ist die Existenz von Filterblasen und Echokammern immerhin bewiesen. :mrgreen:



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Jörn Budesheim
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Mo 5. Mär 2018, 20:18

Rosita hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 18:41
Jörn, ich weiss nicht, was Du dadurch ausdrücken willst.
Alles gut :-) Du hattest einen Artikel über Überwachung und Beeinflussung durch Industriegiganten "versprochen". Aber beides kam gar nicht vor :-)




Rosita
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Mo 5. Mär 2018, 20:33

Also ich übertreibe selten.

Ein Trojaner, der nach belieben aktiviert werden kann und mein Daten ausspioniert, finde ich nicht so ohne.
Vor allem weil er nicht von Betrügern, sondern von den Firmen selbst plaziert wurde.

Unter anderem kann er auch Bankdaten ausspähen.

Hier der Originalartikel von Heise.
[url]https://www.heise.de/security/meld ... 86299.html[/url]



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Di 6. Mär 2018, 08:42

Rosita hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 20:33
Also ich übertreibe selten.
Das meint jeder von sich.

Dein Empfinden wird wohl sein, dass Jörn etwas die Realität verweigert, warum, das weiß man nicht.
Ich würde Dir da zustimmen.
Jörn wird hingegen glauben, dass er sich nur an hard facts orientiert, nicht an Spekulationen.

Bei der metoo Debatte sah es anders aus, Du und Jörn zusammen, ich auf der anderen Seite.

Als Du dachtest, ich sei ein völlig unmöglicher Aggro-User, der sich ständig im Ton vergreift, waren Jörn und ich auf einer Seite.

Kurz und gut: Alles in bester Ordnung. Alles bunt gemischt, mal stimmt man diesem zu, mal jenem, so soll es bei der demokratischen Meinuungsbildung doch sein, oder? Aber irgendwas stimmt nicht, an dem Bild, man verzweifelt ja ein wenig daran, dass man zum anderen überhaupt nicht mehr durchdringt.

Und das, obwohl viele hier diskurserfahren sind und Argumente erkennen und unterscheiden können.
Nun ist die Preisfrage, ob das je anders war? Haben wir uns stets mit allen unterhalten können, sind wir durchgedrungen zu ihnen? Nein, aber da war mehr emotionale Nähe, weil es das Internet gar nicht gab und die Betreffenden Nachbarn, Sportskameraden oder Arbeitskollegen waren. Wir kennen hier nur die virtuelle Hülle und wenn sich in der realen Geschäftswelt alles um Geld dreht, dreht sich hier alls um Aufmerksamkeit = Klickzahlen = viruelle Reichweite. Man will gelesen werden.

Und eigenartigerweise sind in diesem sterilen Medium Emotionen weit oben. Sex geht immer, ist aber der Nachtseite vorbehalten, aber was angeblich noch besser geht, ist Wut. Auch noch der Dauerkontakt, würde ich sagen, der Schmierstoff der Social Media. Ich hatte nie eine Afffinität zu Funkamateuren, die einen eigenartigen Reiz darin sahen, mit der Welt verbunden zu sein und sich dann so atemberaubende Dinge mitteilten, wie, dass sie sich jetzt Spiegleier machen und dann ins Bett gehen. Diese Realsatire ist der Stoff der Social Media pulsieren lässt die virtuelle Nabelschnur, ich bin nie allein, einer meiner 789 Freunde ist immer online. Kontakt ist unser erstes Bedürfnis, normalerweise muss man sich des Kontakts aber nicht immer versichern. Gute Beziehungen leben davon, dass man weiß, dass der andere da ist, auch wenn er gerade nicht anwesend ist.

Und es verändert sich was. Die besten Werbeträger sind heute nicht Doppelseiten und der Wochenendausgabe der Zeitung X, sondern Influencer: Betont normale Menschen, gerne junge Mädchen, sie von sich, ihren Gefühlen, ihren Katastrophen, schon wieder n Pickel und vor allem ihren Einkäufen reden. Und das was sie gekäuft haben, brav in die Kamera halten, aber alles natürlich voll natural und authentisch. Und ... so primi das Werbemuster dahinter auch ist, die massenweisen ZuschauerInnen sind vernarrt in diese youtube Formate (Fans im hohen 100.000er Bereich), vor allem sind sie übereugt, dass das voll natürliche Mädchen diese Produkte wirklich kauft, weil sie sie supie findet (und nicht etwa, weil sie jede Menge Kohle dafür bekommt) und als Berufswunsch ist YoutuberIn heute janz weit oben.
Aber dass die Geld dafür bekommen, finden die Kids nicht schlimm, denn die Heldin mag die Produkte dennoch, nachvollziehbar, mag selbst fährt ja auch drauf ab. Die Enttarnung ... ha, es geht um die Kohle ... zündet nicht: Ja und? Sie mag das trotzdem. Die Narzissmusforscherin Jean Twenge hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die meisten Studenten, denen sie ihre Ergebnisse mitteilte sahen sich selbst auch als recht narzisstisch an, aber ... jo, so muss man heute eben sein, die Welt ist so. Schaluck.

Womit wir wieder am Anfang sind. Jeder sitzt in seiner Blase und glaubt, was er glauben will. Ich glaube, das war schon immer so, nur war man damit in der prävirtuellen Ära eher allein, heute ist man in seiner Bubble und denkt man wäre viele, manchmal das Volk. Vielleicht ist das Internet nur ein Verstärker. Man kann es so oder so nutzen. Es macht, wie man weiland schon der Glotze attestierte, die Klugen klüger und die Dummen dummer. Aber vermutlich ist das nicht nur ein Intelligenz- und Bildungsding, sondern vor allem ein emotionales. Ich glaube, ein reifer Austausch kann einen psychisch weiter bringen und ich bin recht sicher, dass ich davon profitiert habe, durch so ein dröges Medium die ein Philosophie-Forum. Aber ich kenne auch die Emotionen, die da pulisieren und worüber man phantasiert, wenn man offline ist. Es sind nicht die edelsten Züge mit denen man im www Aufmerksamkeit bekommt und da sowohl gestörte User als auch die Datenkraken davon profitieren, wenn drinnen das Adrenalin und draußen die Klicks toben, ist das zunächst eine win-win Situation, vor allem wohl für die, denen das real life wenig zu bieten hat.

Vielleicht ist es die Gnade der frühen Geburt, so dass ich vielen von uns zutraue, das Internet klug für sich zu nutzen, aber die Generation die es nicht mehr anders kennt, und die mit dem Geräusch des sich einwählenden Modems oder dem twitter-Zwitscher aufwuchsen... man weiß nicht, was wird. Sind die BetonBubbles, die Echokammern ein reines Internetphänomen?



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Jörn Budesheim
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Di 6. Mär 2018, 09:29

Tosa Inu hat geschrieben :
Di 6. Mär 2018, 08:42
Dein Empfinden wird wohl sein, dass Jörn etwas die Realität verweigert, warum, das weiß man nicht.
Ich würde Dir da zustimmen.
Ich sehe hier noch einen anderen Punkt. Wenn sich erstmal so etwas wie "Fronten" gebildet haben, dann werden Ansichten, die ein sowohl-als-auch beinhalten, gerne einer Seite zugeschlagen :-) auch wenn sie eigentlich zwischen den Fronten stehen.

Ein anderer (ernsthafterer) Punkt ist das folgende: Facebook & Co sind sicher keine Engel. Allerdings finde ich es kontraproduktiv ihnen Dinge vorzuhalten, die sich nicht machen oder die im wesentlichen spekulativ sind. Das ist deshalb "kontraproduktiv", weil es dem "Gegner" eine einfache Verteidigung erlaubt und den "Angreifer" in ein ungünstiges Licht rückt. Wenn man jemand angreift, dann für das, was er auch getan hat.




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Di 6. Mär 2018, 10:50

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 6. Mär 2018, 09:29
Ein anderer (ernsthafterer) Punkt ist das folgende: Facebook & Co sind sicher keine Engel. Allerdings finde ich es kontraproduktiv ihnen Dinge vorzuhalten, die sich nicht machen oder die im wesentlichen spekulativ sind. Das ist deshalb "kontraproduktiv", weil es dem "Gegner" eine einfache Verteidigung erlaubt und den "Angreifer" in ein ungünstiges Licht rückt. Wenn man jemand angreift, dann für das, was er auch getan hat.
Dafür lese ich ja gerade das erwähnte, lesenswerte, reflektierte und informative Buch von Silberstein. Bin auf S.75, Zwischenstand ist der, dass es nicht gut aussieht, für die These, es würden keine Daten verkauft.

Alle Daten, die man sich nur denken kann, werden abgegriffen und alle, die man sich nicht denken kann, auch.
Jeder stimmt der Weitergabe seiner Daten per AGB zu (schon weil die keiner liest), in dem Sinne tun die Kraken nichts Ungesetzliches. Nach Angaben von Silberstein kann die Daten jeder kaufen, der genug Geld hat.

Geliefert wird, was gefragt wird. Junge Mütter; rechtsradikale Rentner; Männer mit Errektionsstörungen; Menschen mit Angststörungen; Menschen die viel Reisen; solche mit Alkoholproblemen ...
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, was man damit machen kann.
Wenn ich Krankenkasse wäre, würde mich z.B. das eine oder andere schon interessieren, aber am besten funktioniert imer noch die freiwillige Ausspähung, Fitnessuhren und so. Man kriegt Boni, wenn man jung, fit und sportlich ist, aber was, wenn man es nicht ist, oder falsch isst, schläft, zuviel raucht oder trinkt, oder 9 Affären gleichzeitig?
Meinst Du es gibt bei uns Programme, die berechnen, für wen sich medizinisch was lohnt, so wie in England? Frag mal rum, ich hab's auch erfahren.



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Jörn Budesheim
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Di 6. Mär 2018, 11:07

Der entscheidende Punkt fehlt aber in deiner Darstellung, deswegen kann ich damit nicht viel anfangen. Werden personalisierte Daten verkauft, deine und meine Daten. Also: Tosa Inu ist in Wahrheit, Hans Meier, 57 Jahre, Handelskaufmann und wählt SPD. Das und nichts anderes würde ich "Daten verkaufen" nennen.

Einfach alle Versionen, egal welche, bei denen Daten erhoben werden, um damit Geld zu verdienen, "Daten verkaufen" zu nennen, das halte ich für undifferenziert.




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Di 6. Mär 2018, 12:30

Wir meinen schon das selbe. Wobei ich nicht weiß, ob der Name überhaupt eine besondere Rolle spielt.
Für uns, ja, aber für den Datenkäufer ist die IP Adresse wichtiger. Für den, der per Brief wirbt, sind Adresse und Klarname natürlich entscheidend.

Soweit ich das verstanden habe, wird aber wirklich alles verkauft. Das heißt aber nicht, dass immer auch alles verkauft wird. Es schließt nicht aus, dass Daten bei der Krake bleiben, denn wenn ich als Handelskaufmann von Pfeifen gerne wissen will, wer Pfeifenraucher ist, sind diese Infos für mich Gold wert, ob derjenige homosexuell ist oder Schuhgröße 48 hat, muss mich nicht interessieren.

Sollte das irgendwo glasklar stehen, dass man buchstäblich alles kaufen kann, werde ich das zitieren, bislang sieht es so aus, als sei das aber tatsächlich so.
"Es ist verblüffend, wie wenige Daten es tatsächlich benötigt, um Rückschlüsse auf den Rest zu ziehen. Zum Beispiel den Klarnamen eines Users, der im Netz als Blutundboden88 unterwegs ist.
Aus diesem Grund sind alle Daten wertvolle Daten und es lohnt sich so viele wie möglich zu sammeln und zu speichern.
[...]
Wer kann diese Daten kaufen? Jeder, der es bezahlen kann. Das Geschäft der Datenhändler ist vielfältig. Einige bieten eine Analyse an, welche Kundentypen einen E-Rasenmäher kaufen, andere Unternehmen wie InfoUSA verkaufen Kontaktlisten mit dem Titel "Leichtgläubige Rentner". ExactData generiert aus Korrelationen Mailinglisten für Menschen mit Angststörungen, Inkontinenz und Errektionsstörungen. ("Sie brauchen eine Penispumpe. Wir wissen das").
(Schlecky Silberstein, Das Internet muss weg - Eine Abrechnung, Knaus 2018, S. 47f)



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Di 6. Mär 2018, 13:19

Mein nächstes Problem ist die Quelle. Ich hab auf der Internet-Seite von Schlecky Silberstein auf Anhieb nichts gefunden, was mich davon überzeugen könnte, er sei ein Fachmann für solche Fragen, dem ich vertrauen könnte, das sieht alles nicht wirklich nach Qualitätsjournalismus aus. Was steht denn in dem Buch? Warum sollte man ihm glauben?




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Di 6. Mär 2018, 14:30

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 6. Mär 2018, 13:19
Mein nächstes Problem ist die Quelle. Ich hab auf der Internet-Seite von Schlecky Silberstein auf Anhieb nichts gefunden, was mich davon überzeugen könnte, er sei ein Fachmann für solche Fragen, dem ich vertrauen könnte, das sieht alles nicht wirklich nach Qualitätsjournalismus aus. Was steht denn in dem Buch? Warum sollte man ihm glauben?
Dass er kein Experte ist, sondern Insider, von Anfang an dabei.
Was ich gelesen habe, klingt gut, nicht weil es maximal reißerisch, sondern reflektiert ist.
Als Unterschied definiert er "die professionelle Distanz zum Sujet", die der Experte hat, der Insider nicht.

Was sind denn Deine Kriterien für Qualitätsjournalismus? Kurbjuweit kanntest Du als SPON Leser nicht... hm.



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Di 6. Mär 2018, 14:38

Ich hab natürlich keine feststehende Liste von Kriterien. Ich schau mir, wenn es zu finden ist, die Vita an und was die Person sonst so treibt, wo sie veröffentlicht hat etc. SPON ist nicht schlecht, Zeit, Süddeutsche etc. Dann kann man nach Kritiken surfen und sehen, was die so schreiben (Hab ich aber in diesem Fall nicht gemacht.) Manchmal ist auch der Wiki-Eintrag brauchbar.

Das findet man in diesem Fall unter about. Das ist nicht gerade aussagestark ...
Viele kennen mich als Chef-Autor und Grüßaugust vom Bohemian Browser Ballett, noch mehr Menschen kennen mich wegen dieser Seite. Ich habe 2010 angefangen, über alles zu schreiben, was so behämmert, inspirierend, klug, dumm und komisch ist, dass es unbedingt mal auf einem einzigen Medium gesammelt werden muss. Als gelernter Comedy Autor für die üblichen Verdächtigen des deutschen Brüller-Bufets habe ich 2016 meine eigene Show dank öffentlich-rechtlicher Milliarden von funk an den Markt gebracht: Das Bohemian Browser Ballett ist die erste Late Show des Internets und findet als solches ausschließlich auf Facebook statt. Schaut gerne mal rein:

facebook.com/bohemianbrowserballett/

Unterstützt werde ich von meinen zauberhaften Assistenten Tobias Deitert und Christina Schlag, die jeweils auf ihre ganz eigene Art legendär sind.




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