Filterblasen: Was ist das? Gibt es sie wirklich?
Verfasst: Sa 10. Mär 2018, 09:37
Googles personalisierte Suche führt - so hört und liest man allenthalben - dazu, dass wir nur noch angezeigt bekommen, was uns nach “Googles Ansicht” interessiert. Auch andere Seiten - etwa Facebook - passen das, was wir dort zu sehen bekommen, auf unsere persönlichen Vorlieben hin an. Nach Ansicht des Autors und Netzkritikers Eli Pariser hat das eine gefährliche Folge: Wir werden in einer sogenannten "Filter-Blase" eingeschlossen. Informationen, die unsere Weltsicht herausfordern oder erweitern könnten, bekommen wir demnach nicht mehr zu Gesicht. Im Mai 2011 kam sein Buch "Filter Bubble" in den USA auf den Markt. Die These traf offenbar den Zeitgeist und das Buch wurde ein Bestseller. Auch hierzulande ist der Begriff seither weit verbreitet.
Welche Daten liegen dafür vor?
Die These hat jedoch einen Makel. Sie ist nicht empirisch abgesichert, es gab kaum Belege dafür. Forscher der Universität Amsterdam haben Abhilfe geschaffen. Sie fassten diverse Untersuchungen zum Thema zusammen und kamen zu dem Schluss, “dass es derzeit nur wenige empirische Belege gibt, die Sorgen um Filterblasen rechtfertigen.”
Quelle: Mehrere deutschsprachige Zeitungen berichteten (online) darüber. Unter anderem die Zeit und die Neue Zürcher Zeitung.
Tin Fischer weist in der Zeit auf einen interessanten Umstand hin: Ungefähr zu der Zeit als Eli Parisers Buch zum Bestseller wurde, berechneten Ökonomen der University of Chicago, wie wahrscheinlich es ist, dass in den USA zwei Personen aufeinander treffen, die gegensätzliche politischen Meinungen hegen. Dazu haben sie verschiedene Bereiche ausgewertet: Unter Freunden war die Wahrscheinlichkeit mit ca 35% erwartungsgemäß am Niedrigsten. In der Familie war sie etwas größer. Dass Nachbarn gegensätzliche politische Meinungen haben, kommt in 40% der Fälle vor, unter Arbeitskollegen ist es ein klein wenig mehr: 42 Prozent. Und auf Nachrichtenseiten im Internet? 45 Prozent! Mit anderen Worten: diese Untersuchung stützt die Filterblasen Theorie nicht nur nicht, sie besagt im Grunde sogar das Gegenteil. Im Internet trifft man sogar eher auf Andersgesinnte!
Wie gut ist die Personalisierung?
In der NZZ fragt derselbe Autor (Tin Fischer) Wie gut Facebook und Google eigentlich tatsächlich darin sind, mithilfe von Personalisierung Produkte zu verkaufen? Die Antwort ist “ernüchternd” oder “befreiend” je nach Sichtweise: Im Zusammenhang mit der Untersuchung des angeblichen Phänomens der Filterblasen wiesen die Amsterdamer Forscher darauf hin, dass auf die Klickraten von 0,1 bis 0,5 Prozent bei Online-Werbung nicht gerade hoch sind. Das heißt entgegen dem allgemeinen Vorurteil können die “Algorithmen von Unternehmen die Interessen von Leuten nicht besonders akkurat vorhersagen”.
Ein Selbsttest
Tin Fischer findet die Filterblasen-Theorie “ein bisschen erstaunlich”. Warum? nach seiner Einschätzung genügen fünf Minuten im Internet, um Zweifel daran zu bekommen: “Besuchen Sie mal eine beliebige Nachrichtenseite, beispielsweise das linksliberale ZEIT ONLINE. Klicken Sie auf den erstbesten Politik-Artikel (Thema ist wahrscheinlich Trump). Lesen Sie die ersten drei Leser-Kommentare. Und? Haben Sie den Eindruck, dass da nur linksliberale Akademiker sich selbst bejahen? Anderes Experiment: Haben Sie schon mal Euro-Rettung oder Flüchtlinge gegoogelt? Ja? Und stimmten Sie wirklich allem zu, was Sie fanden? Oder auch nur der Hälfte?”
„Die Filterblasen-Theorie ist erstmal geplatzt“
Auch diese Untersuchung spricht nicht unbedingt für die Filterblasen-Theorie: Wissenschaftler haben drei Monate lang Daten gesammelt. Die Studienteilnehmer installierten dafür ein Plugin, das die Ergebnisse von Google aufzeichnete. Dazu stelle es automatisierte Suchanfragen. Es sollte geklärt werden, ob und wie stark Google die Suchergebnisse wirklich personalisiert also auf den jeweiligen Nutzer zuschneidet. Dabei zeigte sich, dass Google seinen Nutzern meistens dieselben Ergebnisse präsentiert.
Der Deutschlandfunk berichtete darüber.
Welche Daten liegen dafür vor?
Die These hat jedoch einen Makel. Sie ist nicht empirisch abgesichert, es gab kaum Belege dafür. Forscher der Universität Amsterdam haben Abhilfe geschaffen. Sie fassten diverse Untersuchungen zum Thema zusammen und kamen zu dem Schluss, “dass es derzeit nur wenige empirische Belege gibt, die Sorgen um Filterblasen rechtfertigen.”
Quelle: Mehrere deutschsprachige Zeitungen berichteten (online) darüber. Unter anderem die Zeit und die Neue Zürcher Zeitung.
Tin Fischer weist in der Zeit auf einen interessanten Umstand hin: Ungefähr zu der Zeit als Eli Parisers Buch zum Bestseller wurde, berechneten Ökonomen der University of Chicago, wie wahrscheinlich es ist, dass in den USA zwei Personen aufeinander treffen, die gegensätzliche politischen Meinungen hegen. Dazu haben sie verschiedene Bereiche ausgewertet: Unter Freunden war die Wahrscheinlichkeit mit ca 35% erwartungsgemäß am Niedrigsten. In der Familie war sie etwas größer. Dass Nachbarn gegensätzliche politische Meinungen haben, kommt in 40% der Fälle vor, unter Arbeitskollegen ist es ein klein wenig mehr: 42 Prozent. Und auf Nachrichtenseiten im Internet? 45 Prozent! Mit anderen Worten: diese Untersuchung stützt die Filterblasen Theorie nicht nur nicht, sie besagt im Grunde sogar das Gegenteil. Im Internet trifft man sogar eher auf Andersgesinnte!
Wie gut ist die Personalisierung?
In der NZZ fragt derselbe Autor (Tin Fischer) Wie gut Facebook und Google eigentlich tatsächlich darin sind, mithilfe von Personalisierung Produkte zu verkaufen? Die Antwort ist “ernüchternd” oder “befreiend” je nach Sichtweise: Im Zusammenhang mit der Untersuchung des angeblichen Phänomens der Filterblasen wiesen die Amsterdamer Forscher darauf hin, dass auf die Klickraten von 0,1 bis 0,5 Prozent bei Online-Werbung nicht gerade hoch sind. Das heißt entgegen dem allgemeinen Vorurteil können die “Algorithmen von Unternehmen die Interessen von Leuten nicht besonders akkurat vorhersagen”.
Ein Selbsttest
Tin Fischer findet die Filterblasen-Theorie “ein bisschen erstaunlich”. Warum? nach seiner Einschätzung genügen fünf Minuten im Internet, um Zweifel daran zu bekommen: “Besuchen Sie mal eine beliebige Nachrichtenseite, beispielsweise das linksliberale ZEIT ONLINE. Klicken Sie auf den erstbesten Politik-Artikel (Thema ist wahrscheinlich Trump). Lesen Sie die ersten drei Leser-Kommentare. Und? Haben Sie den Eindruck, dass da nur linksliberale Akademiker sich selbst bejahen? Anderes Experiment: Haben Sie schon mal Euro-Rettung oder Flüchtlinge gegoogelt? Ja? Und stimmten Sie wirklich allem zu, was Sie fanden? Oder auch nur der Hälfte?”
„Die Filterblasen-Theorie ist erstmal geplatzt“
Auch diese Untersuchung spricht nicht unbedingt für die Filterblasen-Theorie: Wissenschaftler haben drei Monate lang Daten gesammelt. Die Studienteilnehmer installierten dafür ein Plugin, das die Ergebnisse von Google aufzeichnete. Dazu stelle es automatisierte Suchanfragen. Es sollte geklärt werden, ob und wie stark Google die Suchergebnisse wirklich personalisiert also auf den jeweiligen Nutzer zuschneidet. Dabei zeigte sich, dass Google seinen Nutzern meistens dieselben Ergebnisse präsentiert.
Der Deutschlandfunk berichtete darüber.