Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Do 28. Nov 2019, 07:30
Unsere Diskussion zum Problemfeld Information habe ich gelegentlich im Hinterkopf, weil ich zunehmend in Zweifel gerate, ob ich nicht einen antiquierten informationsbegriff habe/hatte. Vielleicht kann man diese Frage in Zukunft noch mal erörtern
Ich würde mir nie anmaßen zu denken, dass dein Informationsbegriff antiquiert wäre oder meiner gar moderner und richtiger. Ich finde nur, dass man bei definitorischen Fragen, z.B. derjenigen, was Wissen sei, einen sehr weiten Begriff benötigt, denn man läuft sonst Gefahr, etwas auszuschliessen, was nicht ausgeschlossen werden darf.
Wenn zu wissen bedeutet, etwas in einer ganz spezifischen Weise, z.B. einer menschlichen, zu erfassen, dann darf alle Informationsverarbeitung, die nicht-menschliche Qualität hat, nicht als 'Wissen' gelten. Dann gibt die spezifische Definition eben einen spezifischen Wissensbegriff vor, dann ist per definitionem Wissen eine menschliche Fähigkeit. Nun aber ist das doch die Frage, die der Thread-Titel aufwirft, eben die nach der Definition von Wissen: Ist Wissen eine spezifisch menschliche Art und Weise der Informationsverarbeitung?
Ich gebe zu, dass meine Frage eine Gleichsetzung von 'Wissen' und 'Informationsverarbeitung' vornimmt und damit einen nicht ganz unauffälligen Versuch darstellt, eine Definition von Wissen vorzugeben.
Aber nehmen wir doch einmal an, zu wissen bedeute die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten: Müssten dann nicht alle Vorgänge, die in und mit Tatsachen wechselwirken, somit die informationelle Konfiguration des Wirklichen 'lesen', aufnehmen, verarbeiten können, also alle Vorgänge der informationellen Reziprozität, als 'Wissen' durchgehen können? Ich meine, ja. Der Boden wüsste nach dieser Lesart, dass der Stein auf ihm liegt, einfach allein deshalb, weil er ihn sonst gar nicht trüge. Und der Stein wüsste nicht, dass er nicht mehr fallen kann, wenn er nicht wüsste, dass er aufliegt.
Das ist in meinen Augen kein naturalistischer Wissensbegriff, einfach allein deshalb, weil er auch lebendige Formen der Wissensverarbeitung einschliesst, explizit auch soziale, emotionale, kulturelle, historische usw. Formen des Wissens.
Wenn man den Dingen selbst kein Wissen zubilligt, dann wird es schwierig zu erklären, warum man die Billiardkugel genau mit dieser Kraft und in diesem Winkel zu treffen versucht, wenn man nicht darauf vertraut, dass sie weiss, wohin sie rollen soll.