"Wie man auf Twitter ohne rhetorische Rüstung überlebt"

Es gibt heute kaum Bereiche des alltäglichen Lebens, die nicht in irgendeiner Weise mit dem World-Wide-Web zusammenhängen. Das Gleiche gilt für "künstliche Intelligenz". Was hat die Philosophie dazu zu sagen?
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Jörn Budesheim
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Mo 2. Dez 2019, 17:45

Wie man auf Twitter ohne rhetorische Rüstung überlebt

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Ein Essay von Nicolas Dierks

In den sozialen Medien wird oft mit harten Bandagen gekämpft. Der Philosoph Nicolas Dierks meint, wir sollten unsere rhetorische Rüstung ablegen und lieb gewonnene Überzeugungen hinterfragen. Dann können wir von Diskussionen auf Twitter und Co. lernen.

„So eine dumme Frage zeigt doch, dass Du überhaupt nichts verstanden hast. LOL!!!“

Hier weiter lesen: https://ethik-heute.org/wie-man-auf-twi ... ueberlebt/





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Jörn Budesheim
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Di 3. Dez 2019, 16:10

Der Autor hat den Beitrag auf Facebook zur Diskussion gestellt. Ich habe soeben folgendes geantwortet:
Ein paar Gedanken, die mir dazu seit heute morgen durch den Kopf gegangen sind. Aber ich schätze es übersteigt mein Fassungsvermögen, en Detail zu analysieren, was in einem Gespräch (ob bei Facebook, Twitter oder in “Real-Live”) alles eine Rolle spielt  

Also nur ein paar Brocken, ein paar unverbundene Punkte in loser Folge:

Bei philosophischen Gesprächen potenziert sich “das Problem” mit den (misslingenden) Gesprächen oft. Denn dabei geht es schließlich in der Regel um sehr grundlegende Fragen, deren Beantwortung uns sehr wichtig ist. Solche “Antworten” gehören zu unserer Selbstbestimmung, das heißt zu unserer Freiheit. Sie sind im Wortsinne “existentiell”. Wenn das, was wir dann sagen oder denken einfach missachtet wird, dann rührt das an unseren Kern. Und da ist man gerne mal empfindlich  

Manche Antworten, die man sich “philosophisch” zurecht gelegt hat, sind “in Wahrheit” ideologisch und/oder gehören zu unseren Vermeidungsstrategien. Sie sollen uns Probleme (die eigene Freiheit zum Beispiel) vom Halse halten. Hier will man die Wahrheit vielleicht gar nicht hören.  

Manche Gründe, warum Gespräche schief laufen, sind jedoch trivialer. Aber dennoch bedeutsam: Ein Gespräch ist als Austausch schließlich auch ein Tausch. Als solcher folgt es auch “ökonomischen Regeln”. Jeder (Gesprächs-)Beitrag ist sozusagen eine “Einzahlung” in ein gemeinsames “Gesprächs-Projekt”. Wenn auf die Einzahlung keine befriedigende Rückzahlung erfolgt, dann fühlt man sich um den eigenen Einsatz betrogen, man hat ein schlechtes Geschäft gemacht. Das Gespräch wird nicht als Gewinn betrachtet. (So drückt man sich ja tatsächlich aus.) Diese ökonomische Betrachtungsweise mag etwas anrüchig sein, aber ich denke es ist schon etwas dran. Mir geht es oft so, dass ich mich engagiere, ins Zeug lege … und dann wirklich enttäuscht bin, wenn nichts zurück kommt.

Manchmal will man wohl auch “gewinnen”. Auch das endet leicht im Frust. Etwa wenn die anderen ihre Niederlage partout nicht anerkennen wollen und selbst den Sieg für sich reklamieren. In so einer Situation befand ich mich mal mit einem (Geschäfts-)Freund. Als es uns auffiel, dass wir beide bloß auf einen Sieg aus waren, konnten wir darüber lachen und vereinbaren, wieder die gemeinsame Sache verfolgen. Danach gab es solche Sieg- und Niederlage-Diskussionen zwischen uns sehr viel seltener. Aber ganz vermeiden kann man das wohl nicht. Für die Sache ist das natürlich nicht immer gut, gelinde gesagt. 

Manchmal ist schwer zu durchschauen, was der Grund für ein Misslingen ist. Ein Beispiel: Ich lese gerade in zwei Büchern. Das eine gefällt mir so gut, dass es mich richtig euphorisch macht. Das andere macht mich geradezu aggressiv. Ich kann das fast nicht abschütteln, aber kann ebenso wenig erklären, wie das kommt. Käme ich ins Gespräch mit den Autoren, würde das vermutlich “abfärben” ...

"Just my two cents"




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