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Groot
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Di 6. Sep 2022, 21:53

ahasver hat geschrieben :
Mo 5. Sep 2022, 21:27
Wir leben in einer „mittleren Welt“, zwischen Plancklänge und dem Durchmesser des uns bekannten Universums. Wir bewohnen Mittelerde. Als Bewohner von Mittelerde konnten wir Konstrukte bilden wie „Seiendes“, „Objekt“, „Ding“, „Materie“…….bis hin zu „Naturgesetzen“. Aber auch in Mittelerde waren diese Konstrukte bloße Konstrukte wiewohl sie deren Bewohner für Wahrheiten hielten und halten. Sie waren nützlich für gewisse Zwecke.
Verlassen wir Mittelerde. Lassen wir unsere Fantasie spielen. Versetzen wir uns in ein Zeitrafferbewußtsein, das Millionen von Jahren zu Minuten verkürzt. Jetzt sehen wir keine festen mit sich selbst identisch bleibende Dinge mehr. Wir sehen nur noch Wandel, nur noch Werden und Vergehen. Wie Wellen türmen sich Gebirge auf, branden an Land, brechen sich und vergehen…Nichts Festes gibt es für dieses Bewußtsein, alles fließt, alles ist im Fluss, alles ist Fluss.
Oder tauchen wir theoretisch in die unvorstellbare Welt des Allerkleinsten, in die Welt der Atome und Elementarteilchen. Hier ist unsere Fantasie auf die Mathematik der Quantentheorien angewiesen. Diese sagt uns, dass es keine festen mit sich selbst identisch bleibende Objekte wie zB Elementarteilchen gibt, sondern nur noch ein Gewebe sich sprunghaft wandelnder Beziehungen. Die Quantenwelt besteht in Beziehungen, nicht aus Dingen.
Ich würde in Mittelerde nicht von Konstruktion sprechen. Mittelerde mag soziologisch ganz vielleicht Konstruktionsleistung sein. Aber ich denke, dass Mittelerde biologisch-genetisch nicht reine Konstruktion ist.
Zwecke ist eine moralisierende Perspektive...damit wäre im Grunde auch die Option raus, dass Mittelerde soziologisch eine Konstruktionsleistung ist. Denn Handlungen bedingen Verhalten und Verhalten ist im Mesokosmos auch nicht bloße Konstruktion, sondern eben statistisch messbar und schlicht das, was das Leben ausmacht.

Meine Durchmesser wären die deinen; Planck-Größen zur einen Seite und die Aussage "Aber die Gegenwart alleine ist doch schon unendlich!". Also die Gegenwart ohne Zeit.

Aber ist dieses Bewusstsein des "Alles fließt" nicht eigentlich ein künstliches? Darin kann der Mensch m.e. nicht sein. Den Fluß den wir erleben ist m.e. künstlich und digitaltechnisch. Ich sehe das "Selbst", das mit sich identisch bleibt...damit Zeit und Vorstellung und Bilder und soziologisch mindestens Stehlen und Reliquien.

Die "sich-türmenden" Rhythmen werden für mich zur Mandelbrot-Menge und dieses Denken damit "instrumentell". Instrumentelle Vernunft ist nun aber sicher der Stifter der strengen Wissenschaft. Aber m.e. zeigt sich darin nur künstliche Leistung. Das Selbst ist ja vielmehr dadurch charakterisiert intuitiv und nicht durch Regeln oder Mustern geleitet, "in-der-Welt" zu sein.

Wieso braucht die Vorstellung dort im Allerkleinsten die "Mathematik" der Quantentheorie? Genau diese Türme und Wellen, die sich darstellen, sind doch technische Phänomene und m.e. irgendwie noch durch die Vorstellungskraft gedeckt. Die Mathematik findet sich zwar darin; aber man braucht Mathematik nicht unbedingt, um diese zu erkennen...eine exakte phänomenologisch und syntaxorientierte Analyse leistet ebenso die Einsicht in die Quantenebene. Denn Quantenebene = "Technoimagination" eines Flussers. (Im Buch Kommunikologie beschreibt er das)




Groot
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Di 6. Sep 2022, 22:04

ahasver hat geschrieben :
Di 6. Sep 2022, 12:34

2. Nein überhaupt nicht. Ich behaupte sogar, daß auch der Makrokosmos überhaupt nicht klassisch zu beschreiben ist.

3. Makrokosmos und Mikrokosmos sind nicht komplementär. (darüber sollten wir aber nochmal reden. Vielleicht ändere ich meine Meinung dann) Frage: sind Makro- und Mikrokosmos ontologisch gleichwertig?
Wäre in 2. die ART noch klassisch?

Der Mikrokosmos wiegt schwerer. Aber die Physik macht m.e. nicht, dass der Mikrokosmos dann ubiquitär (und bis in den Makrokosmos hinein) sich stets überall und immer zeigt. Ich würde mikrokosmische Phänomene überhaupt nur dann denken, wenn ich sozusagen die Aussage mache "alles (was gedacht wird) ist nun für den Moment <= Moleküle". Nur dann wirken m.e. die Quanten wirklich ohne Mittler, im Kosmos.
Makrophänomene aber sind m.e. insoweit klassisch, als sie in klassischem Sinne auf der Metaphysik fundiert sind. Die Quantentheorie aber ist, wie die Postmoderne, in der Kontingenz gegründet und darum in gewisser Weise komplexer als klassisch-physikalische Phänomene.




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Lucian Wing
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Di 6. Sep 2022, 22:13

Groot hat geschrieben :
Di 6. Sep 2022, 21:53

Aber ist dieses Bewusstsein des "Alles fließt" nicht eigentlich ein künstliches? Darin kann der Mensch m.e. nicht sein. Den Fluß den wir erleben ist m.e. künstlich und digitaltechnisch. Ich sehe das "Selbst", das mit sich identisch bleibt...damit Zeit und Vorstellung und Bilder und soziologisch mindestens Stehlen und Reliquien.

Die "sich-türmenden" Rhythmen werden für mich zur Mandelbrot-Menge und dieses Denken damit "instrumentell". Instrumentelle Vernunft ist nun aber sicher der Stifter der strengen Wissenschaft. Aber m.e. zeigt sich darin nur künstliche Leistung. Das Selbst ist ja vielmehr dadurch charakterisiert intuitiv und nicht durch Regeln oder Mustern geleitet, "in-der-Welt" zu sein.
Zumindest sollte man, wenn man Nagarjuna heranzieht, dieses Fließen im Sinne von (menschlichen) Beziehungen nicht ohne Kama denken.

Jeder Gedanke, der aus dem Buddhismus kommt, ist ohne Karma-Konzept daneben aus meiner Sicht. Kein Gedanke ist ohne einen vorangegangenen (Bezugs)Gedanken vorstellbar.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

ahasver
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Di 6. Sep 2022, 23:21

Groot hat geschrieben :
Di 6. Sep 2022, 22:04
Wäre in 2. die ART noch klassisch?
ja
Groot hat geschrieben :
Di 6. Sep 2022, 21:53
Ich würde in Mittelerde nicht von Konstruktion sprechen.
Mittelerde ist keine Konstruktion. Aber die Bewohner von Mittelerde konstruieren Begriffe und Theorien.
Begriffe wie SEIN und SEIENDES.



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Groot
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Mi 7. Sep 2022, 00:19

Und dieses Sein ist im Fluss? Und lässt dann alles Seiende zu Quanten werden oder wie stellst du dir das vor? Wäre das aber schon das Sein? Das wäre doch eher die Natur, die sich aus der Sinnlichkeit und ihrer Fixiertheit, sich ableitet oder nich?




ahasver
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Mi 7. Sep 2022, 09:50

Groot hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 00:19
Und dieses Sein ist im Fluss?
Das kann man so wohl nicht sagen. Ich lehne mich jetzt unvorsichtig aus dem Fenster und formuliere:

>sein< heißt fließen. Wenn man dann die Quantentheorie zugrundelegt wird aus einem stetigen Fließen ein Springen. >sein< heißt springen? besser vielleicht: >sein< heißt >im Sprung sein<?

Aber wenden wir uns doch zuerst dem Seienden zu.

Meine Frage: Was kann >seiend< und >Seiendes< alles bedeuten? Was soll es unserer Meinung nach bedeuten?

Ist eine Flasche Bier seiend? Ist eine Flasche Bier ein Seiendes?
Ist ein Elektron gemäß der Standardtheorie seiend? Ist es ein Seiendes?
Ist der Kosmos seiend? Ist er ein Seiendes?
Ist ein Ereignis seiend? Ist es ein Seiendes? Ein elementares Quantenereignis?
Was ist mit der Zahl Pi? Was mit den Naturkonstanten?



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ahasver
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Mi 7. Sep 2022, 12:25

Deutsche Sprache - schwere Sprache

>sein< ist im Deutschen ein Hilfsverb. Eigentlich darf es gar nicht allein für sich stehen.
Ich kann sagen: Ich bin dumm. aber nicht: Ich bin.

Ich plädiere dafür das Hilfsverb >sein< durch das Verb >wesen< zu ersetzen.

sein ==> wesen
das Sein ==> das Wesen
Seiendes ==> Wesendes

In der modernen theoretischen Quantenphysik hat sich folgendes ereignet:
Die Substanz ist verschwunden. Die klassische Physik handelt von Dingen, von Objekten, von Gegenständen also von Substanzen.
Das, was der grundlegenden Gleichung der Standardtheorie (zu besichtigen im verlinkten Video des Startbeitrags) zugrundeliegt, kann keine Substanz mehr sein.
Ich wage deshalb die Behauptung es kann somit auch kein Seiendes mehr sein.

Was aber dann?

Etwa ein wesendes und an-wesendes. Ein wesendes, das sich in an-wesendes transformieren kann?
besser: ein >wesen< und >anwesen<. Ein >wesen<, das sich in ein >an-wesen< transformieren kann.
>wesen< würde dann die Potentialität und das Faktische umfassen. >anwesen< nur die Faktizität
ahasver hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 09:50
besser vielleicht: >sein< heißt >im Sprung sein<?
wesen heißt springen. Im Sprung ereignet sich immer werden und vergehen zugleich. Das der Physik zugrunde Liegende entsteht und vergeht zugleich.

Faktisches entsteht und vergeht zugleich. Sein Entstehen ist sein Vergehen. Hier denke ich natürlich an Whitehead.



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Mi 7. Sep 2022, 14:00

Präsenz. Erscheinen/"auftauchen", verschwinden...?




ahasver
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Mi 7. Sep 2022, 14:32

1+1=3 hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 14:00
Präsenz. Erscheinen/"auftauchen", verschwinden...?
:( Stellvertretend für alle bitte ich 1+1=3 um Nachsicht und ein klein wenig Verständnis. Ich improvisiere hier wild und heftig und leider auch unverständlich. Auf Fragen werde ich aber gerne eingehen.



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Groot
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Mi 7. Sep 2022, 20:11

ahasver hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 09:50
Das kann man so wohl nicht sagen. Ich lehne mich jetzt unvorsichtig aus dem Fenster und formuliere:

>sein< heißt fließen. Wenn man dann die Quantentheorie zugrundelegt wird aus einem stetigen Fließen ein Springen. >sein< heißt springen? besser vielleicht: >sein< heißt >im Sprung sein<?

Aber wenden wir uns doch zuerst dem Seienden zu.

Meine Frage: Was kann >seiend< und >Seiendes< alles bedeuten? Was soll es unserer Meinung nach bedeuten?

Ist eine Flasche Bier seiend? Ist eine Flasche Bier ein Seiendes?
Ist ein Elektron gemäß der Standardtheorie seiend? Ist es ein Seiendes?
Ist der Kosmos seiend? Ist er ein Seiendes?
Ist ein Ereignis seiend? Ist es ein Seiendes? Ein elementares Quantenereignis?
Was ist mit der Zahl Pi? Was mit den Naturkonstanten?
Hmm, ich finde nicht, dass dem Sein mehr Eigenschaft zugewiesen werden kann, als Eins zu sein. Woher kommt das Fließen? Ich würde die Natur zerfließen lassen, wenn ich vom Meso- in den Mikrokosmos übergehe; nicht aber das Sein.
Das Sein hat im Prinzip weniger Bestimmtheit an sich, als "Fließend-sein". Wobei ich dort nicht weiß, wie man als Hardcore Physikalist denkt...vielleicht misst dieser "ins Nichts hinein"...und dieses Messen würde dann das Sein messen; es aber Nichts nennen...und das wäre problematisch; denn eigtl. sollt die Physik ja (unmittelbar) Natur messen, nicht das Sein.

Das Ge-stell...zeigt sich die moderne Physik durch dieses hindurch oder unabhängig davon? Ist moderne Physik Seiend, auch wenn die Technik noch nur imstande ist, klassische Physik zu "ermessen"?


Ich würde das Elektron nur im Messzustand aufflackern sehen...ansonsten wird ein Feld aus Energie gesehen...das Seiende wäre also ein Feld mit unterschiedlichen Energieniveaus, deren wir unterschiedliche Bezeichnungen gegeben bzw. die wir erstmalig benannt haben.
Es ist Seiend als Modell, aber ich würde nicht sagen, dass das Elektron dort draußen ist...vielmehr würde ich "dort-draußen" das ganze Atom sehen....und die Quanten ins innere dieser, dort draußen seienden Atome, verlegen. So, dass nämlich vom Atom in die Molekülebene oder aber in die Quantenebene gesprungen werden kann. (Das unterscheidet Chemie und Physik für mich...Chemie wird nie kleiner als ein Atom, Physik schon...das aber nicht simultan zur Kleinheit der Atome, sondern innerhalb der "Atomebene".

Kosmos ist Seiend...und wenn man seine nicht beobachtbaren Anteile explizit heraushebt, dann verweist er sogar aufs Sein und nicht nur Natur.

Ein Quantenereignis ist wohl Seiend. Ein Ereignis ist aber schon auch Seiend...dort muss man dann fragen, ob innerhalb des Ereignisses alles durch Handeln erklärt wird oder ob es auch Kommunikation bedarf (als umgreifende Dimension der Handlungen, nicht als "das ist ja eh quasi dasselbe")

Pi ist Seiend. Aber die Frage ist, wo Mathematik ist...m.e. in der Technik und der Natur; aber am Sein gibts Mathematik nur durch uns hindurch.

Naturkonstanten sind, weil unsere Sinne an bestimmten Grenzen Konstanten erkennen. Diese sind aber m.e. nur in soweit objektiv, als der Entwurf der Physik diese ab-messen kann. Es könnte bspw. ein Außerirdischer kommen und sagen: "Schaut, dort habt ihr zwar ein richtiges Ergebnis gemessen, aber eure Theorie ist totaler Murks und ermöglicht nur, dass dieses richtige Ergebnis durch etwas zu-Stande kam, das nah an Zufall grenzt."




Groot
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Mi 7. Sep 2022, 20:43

ahasver hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 12:25
Deutsche Sprache - schwere Sprache

>sein< ist im Deutschen ein Hilfsverb. Eigentlich darf es gar nicht allein für sich stehen.
Ich kann sagen: Ich bin dumm. aber nicht: Ich bin.

Ich plädiere dafür das Hilfsverb >sein< durch das Verb >wesen< zu ersetzen.

sein ==> wesen
das Sein ==> das Wesen
Seiendes ==> Wesendes

In der modernen theoretischen Quantenphysik hat sich folgendes ereignet:
Die Substanz ist verschwunden. Die klassische Physik handelt von Dingen, von Objekten, von Gegenständen also von Substanzen.
Das, was der grundlegenden Gleichung der Standardtheorie (zu besichtigen im verlinkten Video des Startbeitrags) zugrundeliegt, kann keine Substanz mehr sein.
Ich wage deshalb die Behauptung es kann somit auch kein Seiendes mehr sein.

Was aber dann?

Etwa ein wesendes und an-wesendes. Ein wesendes, das sich in an-wesendes transformieren kann?
besser: ein >wesen< und >anwesen<. Ein >wesen<, das sich in ein >an-wesen< transformieren kann.
>wesen< würde dann die Potentialität und das Faktische umfassen. >anwesen< nur die Faktizität
ahasver hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 09:50
besser vielleicht: >sein< heißt >im Sprung sein<?
wesen heißt springen. Im Sprung ereignet sich immer werden und vergehen zugleich. Das der Physik zugrunde Liegende entsteht und vergeht zugleich.

Faktisches entsteht und vergeht zugleich. Sein Entstehen ist sein Vergehen. Hier denke ich natürlich an Whitehead.
Ich würde das Wesen nicht mit dem Sein gleichsetzen. Das Wesen ist ja etwas für uns und unseren Intellekt, unsere Vorstellung. Sein aber gibt es ja auch ohne die Wiese und Weise, die wir anlegen, wenn wir das Wesen einer Sache uns vorstellig machen. Dazu würde ich das Wesen tendenziell eher aus einem soziologischen Grund hervorgerufen wissen, denn dem Wesen kommt m.e. zu, zu sagen, was etwas intersubjektiv ist.

Ja, das Wesen ist so etwas merkwürdiges...modern würde ich sagen, es ist ein technobild; also eine Vorstellung in die Erkenntnisse eingehen, die ohne Technik (und ohne die damit einhergehende soziale Entwicklung) unmöglich wären. Damit wird es angewest und kann in Ereignissen anwesend sein bzw. kann es als Wesen auf das Sein von Wesen verweisen.
Aber Wesen scheint mir kein sonderlich guter Begriff in der Physik zu sein.




ahasver
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Do 8. Sep 2022, 13:17

Groot hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 20:11
Hmm, ich finde nicht, dass dem Sein mehr Eigenschaft zugewiesen werden kann, als Eins zu sein. Woher kommt das Fließen? Ich würde die Natur zerfließen lassen, wenn ich vom Meso- in den Mikrokosmos übergehe; nicht aber das Sein.
Ich sprach nicht vom Sein sondern vom >sein<. Hab also das Verb >sein< gemeint.
Mein Vorschlag >sein< durch >wesen< zu ersetzen ist nicht so weit hergeholt wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Das >wesen< steckt im Partizip Perfekt des Verbes >sein<.

Die Flasche Bier, die jetzt ganz real vor mir steht, würde ich als >Anwesendes< bezeichnen. Ihr Wesen wäre >anwesen<.

Die Zustandsfunktion eines Elektrons würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen. Im Kollabs ereignet sich dann ein elementares Quantenereignis, das wir vereinfachend "Elektron" zu nennen pflegen. Dieses elementare Quantenereignis west an, ist anwesend. Früher sprach ich im Einklang mit der physikalischen Community von Faktizität. Jetzt ersetze ich versuchsweise faktisch sein durch anwesen. >anwesen< ereignet sich immer JETZT.



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ahasver
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Do 8. Sep 2022, 13:25

Groot hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 20:11
Das Sein hat im Prinzip weniger Bestimmtheit an sich, als "Fließend-sein". Wobei ich dort nicht weiß, wie man als Hardcore Physikalist denkt...vielleicht misst dieser "ins Nichts hinein"...und dieses Messen würde dann das Sein messen; es aber Nichts nennen...und das wäre problematisch; denn eigtl. sollt die Physik ja (unmittelbar) Natur messen, nicht das Sein.
Ich gehe hier meinem Verdacht nach, daß es kein Seiendes gibt, daß dieser Begriff leer ist. Dann ist auch der Begriff >Das Sein< leer oder sinnlos.

In meiner neuen Begrifflichkeit: Messen heißt >wesen< in >anwesen< zu verwandeln.



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ahasver
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Do 8. Sep 2022, 13:33

Groot hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 20:11
Das Ge-stell...zeigt sich die moderne Physik durch dieses hindurch oder unabhängig davon? Ist moderne Physik Seiend, auch wenn die Technik noch nur imstande ist, klassische Physik zu "ermessen"?
Das Gestell des Experimentalphysikers ist die gesamte Messapparatur. Das Labor ist der Folterkeller, der die Natur hochnotpeinlich befragt. Ist die dermaßen erzwungene Antwort noch wahr? Ist eine erzwungene Antwort nicht von den Intentionen des Befragers geprägt? Auch im Labor?

Die Technik ist natürlich imstande nicht-klassische Physik zu "ermessen".



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Groot
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Do 8. Sep 2022, 13:43

Die Flasche Bier, die jetzt ganz real vor mir steht, würde ich als >Anwesendes< bezeichnen. Ihr Wesen wäre >anwesen<.
Das würde ich anders sehen. "Anwesen" und "Abwesen" bedeutet, dass ein bestimmter klarer Gedanke erfasst wird; ein Ereignis oder eher Situation (Situation ist nicht primär physikalisch, wie das Ereignis das ist) in dem die Dinge Seiend werden, indem sie eben anwesend sind oder nicht. Die Dinge aber sind erst Seiend, weil ihnen im Wesentlichen ein Name gegeben wurde; davor verschwinden sie solang hinter dem Schleier, der sich als Sein geriert, bis sie eben bezeichnet sind bzw. als Einzelding sinnlich-rezeptiv erfasst wurden.
Die Zustandsfunktion eines Elektrons würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen. Im Kollabs ereignet sich dann ein elementares Quantenereignis, das wir vereinfachend "Elektron" zu nennen pflegen. Dieses elementare Quantenereignis west an, ist anwesend. Früher sprach ich im Einklang mit der physikalischen Community von Faktizität. Jetzt ersetze ich versuchsweise faktisch sein durch anwesen. >anwesen< ereignet sich immer JETZT.
Da würde ich mitgehen. Ich würde aber sagen, dass das Quantenereignis stehts zwei Zustände beinhaltet. Nämlich den, als Wesen benannt zu sein (Es gibt den Kern mit drei Teilen) und den, in seinem Energieniveau im Feld der Energie, ermessen zu sein.
Der Kollaps erzeugt sozusagen das Ereignis, während dieses weiterhin in die allg. Situation eingebettet ist, in der dieses Ereignis nicht Teil des Gesetzes ist (höchstens eine Heuristik, eine Verallgemeinerung eines statistischen Verfahrens), sondern eben ein wirkliches Einzelereignis. Das Gesetz ergibt sich erst aus den Relationen, die durch die Situation gegeben sind, in der die Theorie Wirkung entfaltet und die Benennung möglich macht. An dieser Bezeichnung hängt dann, dass sich aus dem einzelnen Ereignis induktiv das Gesetz ergibt.

Das Wesen des Elektrons zeigt sich in der Situation, aber im Ereignis ist es, was es ist, nämlich: gemessenes Energieniveau (innerhalb der Atomebene bzw. unterhalb der Atomschwelle)




Groot
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Do 8. Sep 2022, 13:56

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 13:33
Groot hat geschrieben :
Mi 7. Sep 2022, 20:11
Das Ge-stell...zeigt sich die moderne Physik durch dieses hindurch oder unabhängig davon? Ist moderne Physik Seiend, auch wenn die Technik noch nur imstande ist, klassische Physik zu "ermessen"?
Das Gestell des Experimentalphysikers ist die gesamte Messapparatur. Das Labor ist der Folterkeller, der die Natur hochnotpeinlich befragt. Ist die dermaßen erzwungene Antwort noch wahr? Ist eine erzwungene Antwort nicht von den Intentionen des Befragers geprägt? Auch im Labor?

Die Technik ist natürlich imstande nicht-klassische Physik zu "ermessen".
Ja, ist diese Antwort noch wahr? Glaubt man dem Chaos, das sich ereignet in der Welt, weil die Physik unbedingt Leitwissenschaft sein muss, könnt man ins Zweifeln kommen. Ich denke aber, dass dort natürlich etwas ist, das wahr ist; es wird ja etwas gemessen und damit dem Sein sein "Seiend-sein" (das Sein wird erst gegründet dadurch, dass das Nichts sich dem eigenen "nicht-sein-können", gewahr wird...und es ist immer schon vorhanden [vor der Hand, zeitlich gesehen])
Ich denke, das Labor ist, gerade weil es so steril ist, enorm von dem Menschen geprägt, der es entwürft. Die Frage ist, auf welche Weise wir das physikalische Labor entwerfen...denn es ist kein objektives Labor; ist es dann aber inter- oder transsubjektiv? Ein Kantianer könnte letzteres behaupten, weil die Intersubjektivität dort dem "Kommerz" in seiner Wechselwirkung nachspürt....das Transzendentale und transsubjektive aber, folgt dem Gattungsbegriff. (Dies, weil er einmal Teilnehmer im Markt ist, aber auch Beobachter des Marktes als Teil einer Zivilisation in Relation zu potentiellen anderen oder eben im Gattungswesen.

Ja, mittlerweile. Aber zu jener Zeit, als sie das noch nicht konnte. War dort die nicht-klassische Physik bereits ein Ding das anwesbar war?




ahasver
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Do 8. Sep 2022, 14:48

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 13:17
Die Zustandsfunktion eines Elektrons würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen.
Korrektur: Das was die Zustandsfunktion eines Elektrons beschreibt würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen.



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Groot
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Do 8. Sep 2022, 17:14

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 14:48
ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 13:17
Die Zustandsfunktion eines Elektrons würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen.
Korrektur: Das was die Zustandsfunktion eines Elektrons beschreibt würde ich als das >wesen< (ich meine das Verb!!!) eines Elektrons bezeichnen.
Ich würde die Stelle garnicht mehr mit Worten zu fassen kriegen. Ich mache in meinem Kopf dann immer eine Zeigegeste (aber noch keine Gebärde!)

Du zielst darauf, dass dort ein Tuendes ist, welches dafür bekannt ist, zu tun - oder? Aber braucht dieses "bekannt sein, zu tun" noch den Tuer? Wies dort ein Wesendes? Es selbst ist ja bereits in seiner Bewegung als Tuer, begriffen...das Wesen aber versucht ja genau auf diese Bewegung bzw. auf das Tun von Tuenden zu verweisen, nicht auf das Geheiß eines unbewegten Bewegers. Im Wesen zeigt sich ja die "Schleuse" oder "Bremse"; die Zeitlupe dieses Elektronengewimmels. Gerade, weil dieses Wesen eine stabile Ordnung dafür ist, auf dieses Gewimmel zuzugreifen (und gleichzeitig, mir nichts, dir nichts, noch Institutionen zu stabilisieren, die Jahrhunderte und -tausende halten.)

Die Zustandsfunktion beschreibt dann ja quasi die Abweichung von der Ruheenergie/Ruhemasse. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem "wesen" auch bei einem Photon klappt. Dieses ist ja kein tuender Tuer. Denn dieses hat keine Ruhemasse, anders als alle anderen Quanten im Korb des Riesen CERN. (Oder gibt es ein anderes Teilchen unterhalb der Atomschwelle das keine Ruhemasse hat und damit reines Potential bleibt? Potential das sich nie gar wirklich entfaltet, außer negativ im Laser?




ahasver
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Do 8. Sep 2022, 18:28

Unsere Sprache zwingt uns zu jedem tun einen Tuenden zu denken, zu jedem sein ein Seiendes, zu jedem laufen einen der da läuft.....
Aber da ist kein Elektron das wesen würde. Da ereignet sich nur ein elektronisches wesen (Verb!).

Die Zustandsfunktion eines Elektrons beschreibt die Messwahrscheinlichkeitsdichte.
Photonen haben keine Ruhemasse. Deshalb sind sie auch lichtschnell. Elektronen haben eine Ruhemasse und können unter keinen Umständen so schnell unterwegs sein wie ein Photon. Aber Vorsicht: beides sind keine Teilchen. Es gibt keine Teilchen.



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

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Do 8. Sep 2022, 20:56

ahasver hat geschrieben :
Do 8. Sep 2022, 18:28
Unsere Sprache zwingt uns zu jedem tun einen Tuenden zu denken, zu jedem sein ein Seiendes, zu jedem laufen einen der da läuft.....
Aber da ist kein Elektron das wesen würde. Da ereignet sich nur ein elektronisches wesen (Verb!).

Die Zustandsfunktion eines Elektrons beschreibt die Messwahrscheinlichkeitsdichte.
Photonen haben keine Ruhemasse. Deshalb sind sie auch lichtschnell. Elektronen haben eine Ruhemasse und können unter keinen Umständen so schnell unterwegs sein wie ein Photon. Aber Vorsicht: beides sind keine Teilchen. Es gibt keine Teilchen.
Ich kann auf das erste nicht antworten, verstehe aber nun ein bisschen besser wie du das meinst. Dort west Elektrizität...aber dann wäre das Elektron ja stets und immer ein technisches Phänomen. Aber die Physik behauptet doch, sie sei, auch wenn es (noch) keine Technik gibt. Aber ohne Zugang zu Elektrizität kann es ja auch keine Elektronen geben. Es gibt dann nur ein großes Energiefeld, statt viele Atome, die das Energiefeld zunächst quanteln und damit die Schwelle unterhalb der Atome möglich machen.

Aber sie sind doch im Atom. Das Modell setzt für die Quantentheorie doch Teilchen, oder nicht? Welle sind sie ja primär, wenn das wirkliche Quantenereignis angeschaut wird und gerade nicht das Modell.
Aber ja, unterhalb der Atome, kann man auch von unterschiedlichen Energieniveaus derselben Energie reden. Und das Niveau 10 wäre dann Neutron, 100 Elektron und 1000 Proton und Photon strebt gegen unendlich in der Energiedichte oder so ähnlich.
Ich würde sagen, im Modell gibt es Teilchen. Sonst sind es Energieniveaus, die ermessen werden.




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