Markus Gabriel - Warum es die Welt nicht gibt
Und täglich grüßt das Einhorn
Ein m.E. großes zu klärendes Problem betrifft die „Natur“ vorgestellten Dinge, Seinsformen und Ereignisse.
Ich glaube, es ist allgemein konsensfähig, dass Sterne und Gebirge zwar in unseren Vorstellungen auftauchen können, sie (ihre Existenz als „Dinge“) aber nicht von diesen Vorstellungen abhängen. Es gibt sie auch, wenn niemand an sie denkt.
Vermutlich ist es auch konsensfähig, dass es hochprivate Phantasien gibt, die in dieser Art nur genau ein Subjekt betreffen. Nur Herr Meier aus Regensburg träumt davon, dass Außerirdische ihn mit Senfgurken foltern.
Aber wie ist es mit nicht dinghaften Vorstellungen, die kollektiver Natur sind? Pegasus, Rotkäppchen, aber auch die Angst, dass es einen atomaren Krieg zwischen Amerika und Nord-Korea geben könnte? Darauf können sich mehrere Menschen beziehen, die damit verbundenen Ängste können sehr real sein.
Was wenn einen die Figur eines bestimmten (sehr bekannten) Romans oder Films im Leben maßgeblich beeinflusst? Es ist denkbar, dass viele junge Boxer sein wollen, wie „Rocky“ (der aus‘m Film).
Es ist irgendwie deutlich unbefriedigend und zu wenig zu sagen, dass es all die zuletzt genannten Figuren oder Phantasien gar nicht gibt, da sie ja unser Leben beeinflussen, vielleicht sogar in einem breiten, bis weite Teile der Gesellschaft umfassenden Ausmaß.
Man kann natürlich sagen, dass Phantasien Menschen eben beeinflussen, dass es die Inhalte der Phantasien aber dennoch nicht gibt.
Können Sinnfelder hier die Lücken schließen?
Gabriels Versuche (in „Sinn und Existenz“) darzustellen, dass es Einhörner (z.B. in dem Film „Das letzte Einhorn“ oder an anderen „restringierten Orten“) tatsächlich gibt, auch wenn es keine biologische Spezies dieser Art gibt und auch, wenn niemand mehr da ist, um an Einhörner zu denken überzeugt mich nicht restlos. Aber genau dass kann man ja versuchen zu klären.
Ein m.E. großes zu klärendes Problem betrifft die „Natur“ vorgestellten Dinge, Seinsformen und Ereignisse.
Ich glaube, es ist allgemein konsensfähig, dass Sterne und Gebirge zwar in unseren Vorstellungen auftauchen können, sie (ihre Existenz als „Dinge“) aber nicht von diesen Vorstellungen abhängen. Es gibt sie auch, wenn niemand an sie denkt.
Vermutlich ist es auch konsensfähig, dass es hochprivate Phantasien gibt, die in dieser Art nur genau ein Subjekt betreffen. Nur Herr Meier aus Regensburg träumt davon, dass Außerirdische ihn mit Senfgurken foltern.
Aber wie ist es mit nicht dinghaften Vorstellungen, die kollektiver Natur sind? Pegasus, Rotkäppchen, aber auch die Angst, dass es einen atomaren Krieg zwischen Amerika und Nord-Korea geben könnte? Darauf können sich mehrere Menschen beziehen, die damit verbundenen Ängste können sehr real sein.
Was wenn einen die Figur eines bestimmten (sehr bekannten) Romans oder Films im Leben maßgeblich beeinflusst? Es ist denkbar, dass viele junge Boxer sein wollen, wie „Rocky“ (der aus‘m Film).
Es ist irgendwie deutlich unbefriedigend und zu wenig zu sagen, dass es all die zuletzt genannten Figuren oder Phantasien gar nicht gibt, da sie ja unser Leben beeinflussen, vielleicht sogar in einem breiten, bis weite Teile der Gesellschaft umfassenden Ausmaß.
Man kann natürlich sagen, dass Phantasien Menschen eben beeinflussen, dass es die Inhalte der Phantasien aber dennoch nicht gibt.
Können Sinnfelder hier die Lücken schließen?
Gabriels Versuche (in „Sinn und Existenz“) darzustellen, dass es Einhörner (z.B. in dem Film „Das letzte Einhorn“ oder an anderen „restringierten Orten“) tatsächlich gibt, auch wenn es keine biologische Spezies dieser Art gibt und auch, wenn niemand mehr da ist, um an Einhörner zu denken überzeugt mich nicht restlos. Aber genau dass kann man ja versuchen zu klären.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Das habe ich auch so verstanden. Das ist auch seine antimetaphysische Linie, es gibt keine Totalität, auch nicht der Sinnfelder. (Wobei Gabriel hier einen eher eigenwilligen Begriff von Metaphysik hat, aber den kann man ihm ja zugestehen.)
Hier stimme ich Gabriel zu. Für mich ist Wahrheit nicht „ein Berg“ (manche meinen das aber), sondern nur einer behauptenden Aussagen kann ein Wahrheitsgehalt ab- oder zugesprochen werden. Kurz: Aussagen können wahr sein, Dinge nicht.
Doch, er sagt Kritisches, nämlich, dass es auch eine Totalität der Tatsachenbehauptungen (Tatsachenbehauptung: „x ist soundso“) nicht geben kann, da die Totalität aller behauptenden Aussagen automatisch eine neue Menge, nämlich eine Tatsachenbehauptung über Tatsachenbehauptungen gebären würde, die außerhalb der Menge (der Totalität aller behauptenden Aussagen) stünde. Eine Metabehauptung, die auch dies umschließt, würde da Problem nicht lösen, sondern in einen unendlichen Regress führen.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Kannst Du mit eigenen Worten sagen, was ein Sinnfeld ist oder ausmacht?Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 6. Aug 2017, 15:58Ich finde auch nicht, dass er den Begriff des Sinnfelds einfach definiert oder setzt und unbegründet vorbringt. Ich finde, dass er durchaus Beispiele bringt und in der Lage ist seine Vorschlag plausibel und gut nachvollziehbar zu machen.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man Selbstreferenzen bei Mengen (die Menge aller Mengen) nicht zulassen will.Tosa Inu hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 12:27Doch, er sagt Kritisches, nämlich, dass es auch eine Totalität der Tatsachenbehauptungen (Tatsachenbehauptung: „x ist soundso“) nicht geben kann, da die Totalität aller behauptenden Aussagen automatisch eine neue Menge, nämlich eine Tatsachenbehauptung über Tatsachenbehauptungen gebären würde, die außerhalb der Menge (der Totalität aller behauptenden Aussagen) stünde. Eine Metabehauptung, die auch dies umschließt, würde da Problem nicht lösen, sondern in einen unendlichen Regress führen.
Dagegen argumentiert Gabriel in dem Video.
Die Begründung steht in meiner Antwort an iselilja von gerade.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Wo und in welchem Kontext sagt er das denn?
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Wieso Preis?
Es ist ja gerade Gabriels Argument, dass mit der Menge aller Mengen immer wieder Neues entsteht und man so zu keinem Ende im Sinne einer Totalität von Allem kommt.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Was doch sehr spezielle metaphysische Grundannahmen voraussetzt.
Die Intuition eines im Haarespalten ungeübten Normalmenschen wird immer eine Totalität annehmen. Für den "Plain Man" gibt es die Welt ganz selbstverständlich.
Das finde ich unproblematisch, da wir uns hier ja unter (sehr) interessierten Laien befinden. Ich bin da vollkommen elitär ausgerichtet, aber nicht in dem Sinne, dass oder ob jemand irgendwelche Titel oder Abzeichen hat (auch philosophische Profis können Unsinn von sich geben), aber in dem Sinne, dass Argumente zählen und die besseren zählen eben mehr. Man hat sich anzustrengen, dass darf man erwarten.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Oje ..hab ich da tatsächlich was überhört? Ich muss mir das nochmal anschauen.Tosa Inu hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 12:27
Doch, er sagt Kritisches, nämlich, dass es auch eine Totalität der Tatsachenbehauptungen (Tatsachenbehauptung: „x ist soundso“) nicht geben kann, da die Totalität aller behauptenden Aussagen automatisch eine neue Menge, nämlich eine Tatsachenbehauptung über Tatsachenbehauptungen gebären würde, die außerhalb der Menge (der Totalität aller behauptenden Aussagen) stünde. Eine Metabehauptung, die auch dies umschließt, würde da Problem nicht lösen, sondern in einen unendlichen Regress führen.
Aber gut, auch wenn er das sagt. Ist das denn überhaupt Bestandteil von Wittgensteins Auffassung? Oder was noch wichtiger wäre: ist das ein wirklicher Kritikpunkt? Gabriel hat ja in seinen Vorträgen (nicht nur bei dem hier verlinkten) immer größten Wert darauf gelegt, dass man die Welt von außen betrachte, um zum theoretischen Standpunkt (Gottesperspektive, MG nennt es Google-Universe, da hat er wirklich mal Witz bewiesen) zu gelangen, mit dem man dann irgendwann (wann genau eigentlich? auch das sagt er nicht) tatsächlich außerhalb des Ganzen stünde. Was natürlich kein Argument ist. Man kann die Welt auch von innen her betrachten, was wir ja im Grunde als Mensch im Universum sowieso praktisch nicht anders können. Also schon von daher bricht MG's Argumentation zwar nicht zusammen, aber wird albern und m.E. auch inkonsistent - warum eine theoretische Unmöglichkeit herbeizaubern, wenn es doch praktisch performatibel ist.
Ich möchte auch gern nochmal auf die Sinnfelder eingehen, weil mir der Begriff an sich ganz brauchbar, wenn auch nicht vollkommen neu erscheint.
Wenn wir eine Sache betrachten, fokussieren wir sie. Unser Blick richtet sich auf etwas Bestimmtes im Feld von allerlei Unbestimmtheiten. Treten wir einen Schritt zurück (ob nun real oder umgangssprachlich im Geiste), fokussieren einen größeren Ausschnitt des Unbestimmten. Wenden wir unseren Blick, fokussieren wir auch sofort etwas neues, anderes, bspw. etwas was sich genau nebenan befindet. Man nennt das auch Objektivierung und vermutet (leider immer noch nicht wirklich erforscht), dass unser Gehirn das bereits vorbewußt automatisch für uns vornimmt. Diese Objektivierung bestimmter Wahrnehmungsgehalte stellt sozusagen bereits das entsprechende Objekt für unser Bewußtsein zur Verfügung. Auch wenn wir ein paar Schritte zur Seite gehen (also eine andere Position/Perspektive im Raum einnehmen), erfassen wir unfreiwillig einen anders gearteten Ausschnitt des Unbestimmten und der Prozess der Objektivierung setzt sofort erneut ein.
All das beschreibt Kant bereits mehr oder weniger mit dem Begriff Systematische Einheit. Wir bilden einen Begriff von einem fokussierten Objekt oder eben mehrerer Objekte in einem systematischen Zusammenhang, je nachdem worauf wir uns konzentrieren. Und das ist genau das was Gabriel an der Tafel aufzeigt. Entweder wir fokussieren die Quadrate oder wir fokussieren die Tafel oder die Elementarteilchen sofern erkennbar.
Wenn wir eine Sache betrachten, fokussieren wir sie. Unser Blick richtet sich auf etwas Bestimmtes im Feld von allerlei Unbestimmtheiten. Treten wir einen Schritt zurück (ob nun real oder umgangssprachlich im Geiste), fokussieren einen größeren Ausschnitt des Unbestimmten. Wenden wir unseren Blick, fokussieren wir auch sofort etwas neues, anderes, bspw. etwas was sich genau nebenan befindet. Man nennt das auch Objektivierung und vermutet (leider immer noch nicht wirklich erforscht), dass unser Gehirn das bereits vorbewußt automatisch für uns vornimmt. Diese Objektivierung bestimmter Wahrnehmungsgehalte stellt sozusagen bereits das entsprechende Objekt für unser Bewußtsein zur Verfügung. Auch wenn wir ein paar Schritte zur Seite gehen (also eine andere Position/Perspektive im Raum einnehmen), erfassen wir unfreiwillig einen anders gearteten Ausschnitt des Unbestimmten und der Prozess der Objektivierung setzt sofort erneut ein.
All das beschreibt Kant bereits mehr oder weniger mit dem Begriff Systematische Einheit. Wir bilden einen Begriff von einem fokussierten Objekt oder eben mehrerer Objekte in einem systematischen Zusammenhang, je nachdem worauf wir uns konzentrieren. Und das ist genau das was Gabriel an der Tafel aufzeigt. Entweder wir fokussieren die Quadrate oder wir fokussieren die Tafel oder die Elementarteilchen sofern erkennbar.
Eben, wir können nur das.
Allerdings macht eine Differenzierung Sinn, die zwischen Teilnehmer und Beobachter. Im Kirchenchor zu singen ist etwas völlig anderes als über die soziale Funktion des Gesangs im Kirchenchor zu forschen. Wir können allerdings beides in einer Situation sein und uns ein Stück weit rausnehmen.
Wann ist man denn (mehr) im Sinnfeld Kirchenchor, wenn man singt oder seine Arbeit in Soziologie darüber schreibt?
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Nur wäre die Genese der Sinnfelder dann wiederum von unserer Zuwendung abhängig und würde erneut mit der eingenommenen Perspektive zusammen fallen. Genau das möchte Gabriel aber explizit nicht. Was ein Sinnfeld nun über das, dass darin etwas erscheint (in die Existenz tritt) sein soll, weiß ich auch nicht.iselilja hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 17:04All das beschreibt Kant bereits mehr oder weniger mit dem Begriff Systematische Einheit. Wir bilden einen Begriff von einem fokussierten Objekt oder eben mehrerer Objekte in einem systematischen Zusammenhang, je nachdem worauf wir uns konzentrieren. Und das ist genau das was Gabriel an der Tafel aufzeigt. Entweder wir fokussieren die Quadrate oder wir fokussieren die Tafel oder die Elementarteilchen sofern erkennbar.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Ja so habe ich Gabriel auch verstanden, dass er besonderen Wert auf den Begriff Erscheinung legt. Dennoch sehe ich die Ausklammerung der Perspektivität nicht so ganz klar. Hat er denn irgendwo erklärt, warum er das so verstanden haben möchte? Also ich denke jedenfalls (soweit), dass man das nicht trennen kann, denn die Frage die Gabriel den Zuhören gestellt hatte, wäre von einem Zuhörer hinter der Tafel ganz anders beantwortet worden. Und mir fällt kein plausibler Grund ein, warum das keine Rolle spielen sollte.Tosa Inu hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 17:39Nur wäre die Genese der Sinnfelder dann wiederum von unserer Zuwendung abhängig und würde erneut mit der eingenommenen Perspektive zusammen fallen. Genau das möchte Gabriel aber explizit nicht. Was ein Sinnfeld nun über das, dass darin etwas erscheint (in die Existenz tritt) sein soll, weiß ich auch nicht.iselilja hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 17:04All das beschreibt Kant bereits mehr oder weniger mit dem Begriff Systematische Einheit. Wir bilden einen Begriff von einem fokussierten Objekt oder eben mehrerer Objekte in einem systematischen Zusammenhang, je nachdem worauf wir uns konzentrieren. Und das ist genau das was Gabriel an der Tafel aufzeigt. Entweder wir fokussieren die Quadrate oder wir fokussieren die Tafel oder die Elementarteilchen sofern erkennbar.
Das hieße also, kann man sich in ein Sinnfeld begeben, oder kann ein Sinnfeld einen erfassen (wie ein anderes Feld auch) und woran merkt man das ggf.?iselilja hat geschrieben : ↑Fr 11. Aug 2017, 18:43Hat er denn irgendwo erklärt, warum er das so verstanden haben möchte? Also ich denke jedenfalls (soweit), dass man das nicht trennen kann, denn die Frage die Gabriel den Zuhören gestellt hatte, wäre von einem Zuhörer hinter der Tafel ganz anders beantwortet worden. Und mir fällt kein plausibler Grund ein, warum das keine Rolle spielen sollte.
Wir müssen klären, was ein Sinnfeld ist.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Das sollte von meiner Seite aus keine Polemik sein.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
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Kennt Gabriel die Welt nur aus Büchern? Zu Beginn des Vortrags wird Gabriel vorgestellt. Wenn man bedenkt, in wievielen Teilen der Welt Gabriel studiert hat und lehrt sowie Vorträge hält, wieviele Sprachen er spricht und was er über das Reisen schreibt, dann dürfte sich die Frage (die zudem ein verdecktes ad personam enthält) schnell verflüchtigen.
.Markus Gabriel - Warum es die Welt nicht gibt hat geschrieben : Die Kunst konfrontiert uns also mit reinem Sinn, was nicht bedeutet, dass es in ihr keine Gegenstände oder keine Realität gibt. Die Erfahrung einer Konfrontation mit Sinn machen wir natürlich nicht nur in der Kunst oder der Philosophie. Ein großer Erfahrungsschatz ist das Reisen, worunter ich nicht den handelsüblichen Tourismus verstehe, bei dem es sich eigentlich nicht um Reisen, sondern lediglich um Ortswechsel zur Verbesserung der klimatischen Umgebung oder zum Zwecke des Fotografierens von Postkartenmotiven handelt. Auf einer echten Reise erlebt man immer eine gewisse Fremdartigkeit. Vieles, was Menschen in einer für uns fremden Umgebung tun, erscheint uns als fremdartig, ja als unsinnig. Wir müssen versuchen, uns einen Reim auf ihr Verhalten zu machen, was bedeutet, dass wir uns auf die Suche nach dem Sinn eines Sinnfeldes begeben, in dem wir uns plötzlich vorfinden. In unserer vertrauten Umgebung sind wir dagegen primär an den Gegenständen orientiert – unsere alltäglichen Riten und Routinen sind auf ungestörtes Gegenstandsmanagement, unser pragmatisches Kontrollbedürfnis ausgelegt. Die Gegenstände überraschen uns nicht allzu leicht durch eine ungeahnte Färbung oder Beleuchtung, sondern sind reibungslos prozessierbar. Der Sinn der Kunst besteht nun darin, dasjenige, was uns normalerweise selbstverständlich ist, in ein merkwürdiges Licht zu rücken: Die Kunst stellt eine Handlung auf die Bühne, filmt sie, rahmt sie ein, entwickelt eine Symphonie aus einem Akkord in zuvor unerhörter Weise oder spricht die ungeahnte Sprache eines gelungenen Gedichts. Die Kunst überrascht uns mit einem neuen Sinn und beleuchtet die Gegenstände aus einer ungewohnten Perspektive. Diesen Zusammenhang haben viele Künstler erkannt und intensiv untersucht
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Das ist eine empirische Frage, die sehr schwer zu beantworten ist. Denn die meisten Menschen, die man ja alle Fragen müsste, sind bereits tot.
Gabriel macht in dem Vortrag geltend, dass die Idee, es müsse ein Weltganzes geben, eine philosophische Erfindung von vor ca. zweieinhalbtausend Jahren ist. Falls das zutrifft, spricht es meines Erachtens sehr dafür, dass die Dinge nicht so liegen wie du vermutest.
Auch die metaphysische Idee, die ganz eng damit zusammenhängt, man müsse die Welt in eine Formel der Form "alles ist X" packen können, wobei man für X zum Beispiel Wasser, Atome, Sprache, etc. einsetzen könnte, ist offensichtlich eine philosophische Grundannahme und meines Erachtens ganz sicher nicht der unausweichliche commonsense