Museum

Hier werden Vorträge diskutiert, die online als Video verfügbar sind.
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Jörn Budesheim
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Mi 20. Feb 2019, 15:57

Stefanie hat geschrieben :
Mo 18. Feb 2019, 15:49
Ähm, ich dachte dies ist jetzt schon so.
Ungefähr ab dieser Stelle wird der "Vorzug" (falls es den einer ist) der neuen Definition erläutert, es geht darum den Museen das "westliche" zu nehmen; genauer: einen Begriff zu entwickeln der "universell" ist.

https://youtu.be/gp-6LQG67NU?t=902




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Jörn Budesheim
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Mi 20. Feb 2019, 16:21

An dieser Stelle macht Nora Sternfeld auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam. An der fraglichen Stelle geht es (im Großen und Ganzen) darum, wie im Sinn der neuen Definition das Wiener Stadtmuseum neu gemacht werden sollte. Der Leiter erläutert seine Vorstellung und Sternfeld wendet etwas wichtiges ein, was zum Verständnis der neuen Definition gehört. Das neue Museum solle die Stadt nicht nur abbilden, sondern als Ort des Austausches Teil der Stadt sein, wo die Frage, was die Stadt sein könnte/sollte verhandelt werden kann/soll.

https://youtu.be/gp-6LQG67NU?t=1244




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Jörn Budesheim
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Mi 20. Feb 2019, 18:11

Nora Sternfeld spricht in dem Interview sehr viel von Definitionsmacht und Definitionshoheit. Leider sind sich sie und ihr Diskussionspartner in der Verwendung dieser Begriffe einig, sodass sie nicht hinterfragt werden.

An der folgenden Stelle sagt sie etwas über die Geschichte, was ich recht schön finde. Sie zeigt uns nämlich, dass sich alles ändern kann, was Hoffnung auch für die Gegenwart machen kann.

Und zudem (sinngemäß): Früher wurden die Dinge so und so eingeteilt, später anders. Das ist natürlich sehr wichtig für ein Museum. Worüber aber leider nicht gesprochen wird: Warum gibt es diese Änderungen? Geht es um echte Wissenszuwächse oder nur um Macht? Teilen wir heute anders ein, weil wir gelernt haben - oder haben sich einfach bestimmte Interessen hinter unserem Rücken durchgesetzt? Sie spricht sogar von einer Totalität der Definitionsmacht ... Was irgendwie beängstigend klingt, wenn man nur wüsste, was sie damit im Einzelnen meint.

Es interessiert sie auch selbst an den Dingen, dass sie ihre eigenen Definitionsmacht entgegenstehen ... und nichts wäre für sie schrecklicher, als das Versprechen eines kompletten Zugriffs auf die Geschichte, auf die Definitionsmacht ...

Was ich hier wirklich überhaupt nicht verstehe: welche Rolle spielen die Gegenstände? Auf der einen Seite schauen sie eminent wichtig zu sein; auf der anderen Seite scheint das, was sie sind, einfach verhandelbar zu sein und bloß das Ergebnis von Definitionsmachtspielen.

https://youtu.be/gp-6LQG67NU?t=1581




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Mi 20. Feb 2019, 19:05

An dieser Stelle fragt ein Zuschauer nach der Praktikabilität der Idee, bzw. wie man sich eine Umsetzung vorstellen könnte. Ganz vereinfacht gesagt, fragt er, was wird mit einer hochkarätigen Sammlung geschehen, wenn sie im Gutdünken von Menschen steht, die von der Sache einfach keine Ahnung haben. Leider gibt es darauf einfach keine Antwort von Nora Sternfeld :-(

https://youtu.be/gp-6LQG67NU?t=1916




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Jörn Budesheim
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Do 21. Feb 2019, 05:38

Hier gibt es ein Interview von Chantal Mouffe, sie ist eine die Bezugsgrößen von Nora Sternfeld.

https://philomag.de/konsens-ist-das-ende-der-politik/




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Jörn Budesheim
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Do 21. Feb 2019, 07:01

Chantal Mouffe hat geschrieben : Jede bestehende Ordnung ist eine – zwangsläufig labile – Konstellation von Machtverhältnissen. Zwar sind wir darauf angewiesen, in irgendeiner Ordnung zu leben, doch handelt es sich dabei immer nur um hegemoniale Versuche, eine kontingente Form von Ordnung festzuschreiben.




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Stefanie
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Do 21. Feb 2019, 19:22

Mir schwirrt der Kopf. Wo will sie hin?
Ich frage mich auch, was das praktisch bedeutet. Man könnte Besucher fragen, wie sie ein Museum fragen.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 20. Feb 2019, 15:12
Guter knapper Text. Klingt wie eine gelehrte Forderung zur Abschaffung der (Vielfalt) der Künste.
Woran machst Du das fest? In dem Text wird angesprochen, wer alle sein kann, und es wird die Pluralität angesprochen. Wieso ist das eine Forderung nach Abschaffung der Vielfalt?



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Jörn Budesheim
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Do 21. Feb 2019, 19:54

Für mich klingt das wie eine Ansammlung von soziologischen Übungen. Irgendwas interessantes über Kunst finde ich darin nicht.




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Stefanie
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Do 21. Feb 2019, 20:19

Es geht ja nicht nur um Kunstmuseen, auch z.B, um Naturkundemuseen, historische Museen, wie z.B. das Pergamommuseum, Gedenkstätten usw.

Ich denke mal, ein Museen, die sich historischen Abschnitten widmen, sind anders aufgebaut, als eine Ausstellung über Titzian oder über eine Kunstepoche.



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Jörn Budesheim
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Do 21. Feb 2019, 20:50

An dieser Stelle habe ich ein paar Statements zu Kuratoren Kunst gesammelt > https://sites.google.com/view/budesheim ... torenkunst




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Jörn Budesheim
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Fr 22. Feb 2019, 07:17

Stefanie hat geschrieben :
Do 21. Feb 2019, 20:19
Es geht ja nicht nur um Kunstmuseen, auch z.B, um Naturkundemuseen, historische Museen, wie z.B. das Pergamommuseum, Gedenkstätten usw.

Ich denke mal, ein Museen, die sich historischen Abschnitten widmen, sind anders aufgebaut, als eine Ausstellung über Titzian oder über eine Kunstepoche.
Das ist schon richtig, aber ich hatte mich auf dieses kurze Interview von dir bezogen, da geht es um Kunst.




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Jörn Budesheim
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Fr 22. Feb 2019, 10:48

Ich habe mal eine Vorlesung über Poststrukturalismus rausgesucht, da Nora Sternfeld offensichtlich sehr stark davon beeinflusst ist. https://www.dialogos-philosophie.de/viewtopic.php?t=610




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Jörn Budesheim
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Fr 22. Feb 2019, 15:45

Heute wurde in Kassel die Leitung für die nächste documenta vorgestellt. Ausgewählt wurde ein Kollektiv von KünstlerInnen aus Indonesien.
Ruangrupa kann laut Documenta aus dem Indonesischen mit "Raum der Kunst" oder auch "Raum-Form" übersetzt werden. Farid Rakun und Ade Darmawan, die Ruangrupa in Kassel vertraten, formulieren ihren dezidiert partizipativen kuratorischen Anspruch für die Weltkunstausstellung 2022: "Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der Documenta 15 hinaus wirksam bleibt."




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TsukiHana
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So 24. Feb 2019, 00:55

Aus: Nun soll ein indonesisches Kollektiv die Documenta retten (Welt)
https://www.welt.de/kultur/kunst-und-ar ... etten.html
Partizipation, vor einigen Jahren noch ein Unwort in der Kunst, heute schwer in Mode, ist ihr künstlerischer Schlüssel. „Wenn die Documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine andere Sicht auf die Welt ermöglichen.“



Wozu die Tage zählen!?
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Jörn Budesheim
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So 24. Feb 2019, 07:03

Ich habe mal zur kommenden documenta einen eigenen Thread eröffnet und deinen Beitrag dorthin gepackt, wenn es okay ist > https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... 964#p28964




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TsukiHana
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So 24. Feb 2019, 14:47

Eine gute Idee, danke! ;)
Da hab ich gleich noch was dazu...



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Stefanie
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So 24. Feb 2019, 19:33

Vom Grundsatz her habe ich wohl den Ansatz von Sternfeld verstanden.
Bei diesem gewaltigen theoretischen Hintergrund Frage ich mich verstärkt, wie das praktisch umgesetzt werden kann, oder ob nicht das Gegenteil eintritt, indem noch mehr Hürden aufgebaut werden, anstatt die Teilhabe zu verbessern.



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Jörn Budesheim
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So 24. Feb 2019, 19:40

Das ist vermutlich eine empirische Frage, man müsste Umfragen machen oder dergleichen... Ich sehe es wie du, ich für meinen Teil würde dann vermutlich deutlich seltener in Museen gehen, wenn dort von mir "Mitarbeit" oder was auch immer erwartet würde.




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Stefanie
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So 24. Feb 2019, 20:35

Jetzt musste ich grinsen.
Ihr habt doch in Kassel so ein Museum, wo man etwas mitmachen kann, die Grimmwelt. Das macht doch Spass.

Teilhaben bzw. Partizipation muss nicht bedeuten, dass man mitmachen oder so was muss. Teilhabe bedeutet, dass alle die Möglichkeit haben, ohne große Voraussetzungen in Museen gehen zu können. Oder aus Sicht der Künstler, weg von westlich, männlich geprägten Strukturen.
Es gibt durchaus Hürden, die es verhindern, dass Leute in ein Museum gehen. Oft entsteht der erste Kontakt über Kindergarten und Schule. Geht das schief, weil z.b. langweilig vermittelt, kann sich das negativ auswirken.
Bekommt man als Besucher den Eindruck, wie beschreibe ich es nur, es wirkt abgehoben, oder zu intellektuell... geht der Spass verloren. Man will nicht belehrt werden, von oben herab, sondern mitgenommen werden, gleichberechtigt. Gerade bei moderner Kunst kann man sich als Besuchende doch etwas verloren vorkommen.

Ich wünsche mir z.b. in Kunstmuseen nicht nur Aufpasser, die darauf achten, dass man den Kunstwerken nicht zu nahe kommt oder auch mal erklären, wie man wieder zum Anfang kommt, sondern auch kompetente Ansprechpartner, die Fragen zu den Objekten beantworten können.



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TsukiHana
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Mo 25. Feb 2019, 13:35

Wie jeden Montag, gehe ich gleich in mein Lieblings-Museum :D
Was mich dabei immer am meisten fasziniert, sind die Begegnungen mit den älteren (ehrenamtlichen) Mitarbeitern, die auf ein langes Berufsleben zurückblicken und gerne mit Rat und Tat behilflich sind. Lebendiges Wissen wird so den Besuchern und Freunden zugänglich gemacht.
Auch die Entstehungsgeschichte ist sehr interessant:
https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_der_Arbeit

Hier ein direkter Link
https://shmh.de/de/museum-der-arbeit



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