Landschaftsmalerei

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Jörn Budesheim
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Mi 13. Okt 2021, 18:19

Für mich sind über etwas lachen und etwas oder jemand belächeln zwei ganz verschiedene Dinge. Wir könnten uns einen Witz über Physiker vorstellen, was doch nicht per se bedeuten würde, dass wir Physiker belächeln, weder im fraglichen Witz noch schlechthin, oder?




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Jörn Budesheim
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Mi 13. Okt 2021, 18:22

Übrigens würde es mich sehr wundern, wenn man Toulouse-Lautrec wirklich zu den Plan Air Malern rechnen könnte, der hat sich ja mehr im Moulin Rouge und den Rotlichtvierteln rumgetrieben, zumindest, soweit ich es weiß :)




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Friederike
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Mi 13. Okt 2021, 18:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 13. Okt 2021, 18:19
Für mich sind über etwas lachen und etwas oder jemand belächeln zwei ganz verschiedene Dinge. Wir könnten uns einen Witz über Physiker vorstellen, was doch nicht per se bedeuten würde, dass wir Physiker belächeln, weder im fraglichen Witz noch schlechthin, oder?
O, dann wiederhole ich mich - der Witz meiner Erklärung:

Meine Vermutung ist die, daß man sich -so ist es mir zumindest gegangen beim Anschauen- in Distanz setzt zu denen, die dereinst die Freichlichtmaler belächelt haben. Man lacht (das Belächeln wiederholt sich), aber man distanziert sich zugleich.




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Stefanie
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Mi 13. Okt 2021, 21:47

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 13. Okt 2021, 18:22
Übrigens würde es mich sehr wundern, wenn man Toulouse-Lautrec wirklich zu den Plan Air Malern rechnen könnte, der hat sich ja mehr im Moulin Rouge und den Rotlichtvierteln rumgetrieben, zumindest, soweit ich es weiß :)
Na ja, wenn man freilichtmalerei so auslegt, dass das was draußen, an der freien Luft zu sehen ist, und das quasi live, gemalt wird, könnte das passen. Toulouse-Lautrec hat doch das Leben, was sich in Paris abspielte, auch auf den Straßen etc. gemalt. Straßenszenen und sowas.

Ist es der, der in dem Bild von Tansey als einziger sitzt?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Do 14. Okt 2021, 05:49

Yepp




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Jörn Budesheim
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Do 14. Okt 2021, 07:34

Gehört "Landschaft" nach eurem Verständnis eher zur Natur oder eher zur Kultur?




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Stefanie
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Do 14. Okt 2021, 22:01

Eine erster Versuch.
Ich wollte den unbewohnten tiefsten Dschungel im Regenwald mit angelegten Landschaften wie botanische Gärten oder Parkanlagen von Schlössern gegenüberstellen, und fragte mich dann, ist ein botanischer Garten oder eine Parkanlagen überhaupt eine Landschaft?



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Jörn Budesheim
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Fr 15. Okt 2021, 06:08

Universität Kassel hat geschrieben : Land­schafts­ar­chi­tek­tur und Land­schafts­pla­nung

Freiflächen planen, biologische Vielfalt schützen, dem Klimawandel begegnen und lebenswerte, nachhaltige Landschaften entwickeln: darum geht es in Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung...
Wenn der Begriff Landschaft damit verträglich ist, dass man Landschaft planen kann, dann muss Landschaft nicht das schiere naturwüchsige sein, oder? Der Regenwald wäre dann fast schon so etwas wie ein Gegenbegriff :)




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Fr 15. Okt 2021, 07:29

("Zwischenformen" etwa wie die von domestizierten Schafen "geschaffene" Kulturlandschaft "Lüneburger Heide".. )




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Jörn Budesheim
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Fr 15. Okt 2021, 09:06

Genau. Es gibt wohl zwei "Pole": Naturlandschaft und Kulturlandschaft.




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Jörn Budesheim
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Fr 15. Okt 2021, 09:09

Nach meinem Gefühl ist der Begriff jedoch irgendwie "subjektrelativ". Ein Landschaft (ob sie nun naturwüchsig ist oder geformt) ist etwas, was sich uns als "schön" (oder was auch im Einzelnen genau) darbietet. Landschaften gibt es nur, wenn es Wesen gibt, die sie "betrachten" (und nicht etwa primär bearbeiten oder als Überlebensraum "nutzen".)




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Friederike
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Fr 15. Okt 2021, 10:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 15. Okt 2021, 09:09
Nach meinem Gefühl ist der Begriff jedoch irgendwie "subjektrelativ". Ein Landschaft (ob sie nun naturwüchsig ist oder geformt) ist etwas, was sich uns als "schön" (oder was auch im Einzelnen genau) darbietet. Landschaften gibt es nur, wenn es Wesen gibt, die sie "betrachten" (und nicht etwa primär bearbeiten oder als Überlebensraum "nutzen".)
In die Richtung gehen auch meine ersten Überlegungen. "Landschaft" ist ein ästhetischer Begriff oder ein Begriff, der im ästhetischen Bereich beheimatet ist. "Natürliches", das von Menschen oder Tieren (die Lüneburger Heide, wie @1+1=3 meinte) bearbeitet sein kann, wird mit den Sinnen wahrgenommen und unter dem Aspekt des sinnlichen Eindruckes bewußt gemacht.

An dem Wort "Industrielandschaft" wird dies deutlich, finde ich. Industrie ist ausschließlich von Menschen gestaltet, Natürliches ist wenig darin. Aber wenn wir von einer Industrielandschaft sprechen, dann tun wir dies, wenn wir ein bestimmtes Areal von Farben, Formen, Mustern in ästhetischer Hinsicht betrachten und beurteilen.




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Jörn Budesheim
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Fr 15. Okt 2021, 19:20

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 15. Okt 2021, 09:09
subjektrelativ
Wobei dieser Ausdruck irgendwie anrüchig ist. Mal sehen, ob mir noch einfällt, wie ich das nachbessere...




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Friederike
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Sa 16. Okt 2021, 18:23

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 15. Okt 2021, 09:09
Nach meinem Gefühl ist der Begriff jedoch irgendwie "subjektrelativ". Ein Landschaft (ob sie nun naturwüchsig ist oder geformt) ist etwas, was sich uns als "schön" (oder was auch im Einzelnen genau) darbietet. Landschaften gibt es nur, wenn es Wesen gibt, die sie "betrachten" (und nicht etwa primär bearbeiten oder als Überlebensraum "nutzen".)
Da Du noch nicht nachgebessert hast, möchte ich wissen, ob es Dir beim "betrachten" -das scheint mir das Schlüsselwort- hauptsächlich um die Ästhetik geht oder um die Erfassung eines Ausschnitts/Teils als Ganzes. "Subjektrelativ" ... "anrüchig" :lol: gefällt mir, aber genaugenommen weiß ich nicht, was überhaupt gemeint ist. Ich dachte mir nur, daß ich vielleicht beim Nachbessern behilflich sein kann.




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Jörn Budesheim
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Sa 16. Okt 2021, 18:35

Ich bräuchte eine Formulierung, die nicht den Eindruck erweckt, als seien Landschaften in irgendeiner Weise Konstruktionen. Der Ausdruck "relativ" passt nicht wirklich, er müsste zumindest durch den Ausdruck "Relation" ersetzt werden.




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Friederike
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Sa 16. Okt 2021, 19:12

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 16. Okt 2021, 18:35
Ich bräuchte eine Formulierung, die nicht den Eindruck erweckt, als seien Landschaften in irgendeiner Weise Konstruktionen. Der Ausdruck "relativ" passt nicht wirklich, er müsste zumindest durch den Ausdruck "Relation" ersetzt werden.
Gut, ich verstehe und werde überlegen; "subjektrelativ" ist unter dieser Maßgabe tatsächlich sehr unglücklich, weil der Ausdruck direkt nahelegt, an Konstruktionen zu denken.




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Friederike
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So 17. Okt 2021, 16:18

Ein nicht ganz ernstgemeinter Vorschlag (das rot Markierte), als ich eben noch einmal Georg Simmels "Philosophie der Landschaft" (die ich schon einmal im "Zettelkasten" verlinkt hatte) durchgesehen habe.

Aber sie ist ja selbst schon ein geistiges Gebilde, man kann sie nirgends im bloß Äußeren tasten und betreten, sie lebt nur durch die Vereinheitlichungskraft der Seele, als eine durch kein mechanisches Gleichnis ausdrückbare Verschlingung des Gegebenen mit unserem Schöpfertum. Quelle




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Friederike
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Mi 20. Okt 2021, 17:59

Adorno über "Landschaft", aus "Minima Moralia":
MM hat geschrieben : 28
Paysage. - Der Mangel der amerikanischen Landschaft ist nicht sowohl, wie die romantische Illusion es möchte, die Absenz historischer Erinnerungen, als daß in ihr die Hand keine Spur hinterlassen hat. Das bezieht sich nicht bloß auf das Fehlen von Äckern, die ungerodeten und oft buschwerkhaft niedrigen Wälder, sondern vor allem auf die Straßen. Diese sind allemal unvermittelt in die Landschaft gesprengt, und je glatter und breiter sie gelungen sind, um so beziehungsloser und gewalttätiger steht ihre schimmernde Bahn gegen die allzu wild verwachsene Umgebung. Sie tragen keinen Ausdruck. Wie sie keine Geh- und Räderspuren kennen, keine weichen Fußwege an ihrem Rande entlang als Übergang zur Vegetation, keine Seitenpfade ins Tal hinunter, so entraten sie des Milden, Sänftigenden, Uneckigen von Dingen, an denen Hände oder deren unmittelbare Werkzeuge das ihre getan haben. Es ist, als wäre niemand der Landschaft übers Haar gefahren. Sie ist ungetröstet und trostlos. Dem entspricht die Weise ihrer Wahrnehmung. Denn was das eilende Auge bloß im Auto gesehen hat, kann es nicht behalten, und es versinkt so spurlos, wie ihm selber die Spuren abgehen.
"Landschaft" muß begehbar sein; sie, die Natur muß die Spuren von menschlicher Arbeit -an und in ihr- enthalten. "Landschaft" wäre, so wie A. sie versteht, ein Begriff, in dem "Natur" und "Kultur" miteinander verbunden sind. Sowohl die Natur als auch die Kultur sind als Einzeldinge aufgehoben oder besser verschwunden.




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Friederike
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Sa 25. Dez 2021, 16:33

Das Bild (C. Monet) finde ich schön - atmosphärisch dicht. Die Stille des Schnees. Lustig, weil überraschend, ist der Titel "Die Elster", die ich erst registriert habe, als ich den Titel las. Und nun kann ich leider nicht erkennen, ob die Elster sich die Landschaft aus der Perspektive der Bildbetrachter ansieht oder ob sie "uns" ansieht (ich meine hinten, wo eigentlich die schwarze Schwanzfeder sein müßte, weiß zu sehen :lol: Ah, ich glaube, der Schwanz ist über der Sprosse zu sehen und ragt in die Ferne). Monet wird das Bild nicht im Freien gemalt haben.
Dateianhänge
Claude Monet - The Magpie 1869 - (MeisterDrucke-45176).jpg
Claude Monet - The Magpie 1869 - (MeisterDrucke-45176).jpg (147.83 KiB) 6607 mal betrachtet




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Jörn Budesheim
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Mo 27. Dez 2021, 09:06

Michael F. Zimmermann DIE KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS hat geschrieben : Anders als die Begriffe «Realismus» und «Naturalismus» war die Bezeichnung «Impressionismus» nicht als programmatischer Name einer Bewegung vorgeschlagen worden. Sie kam vielmehr im Jahre 1874 als abfällige Charakterisierung auf. Mitte April hatte eine «Société Anonyme von Malern, Bildhauern, Graphikern etc.» im mondänen Atelier des Fotografen Félix Nadar (Gaspard-Félix Tournachon) eine Ausstellung eröffnet, auf der auch ein Gemälde Claude Monets mit dem Titel Impression, soleil levant zu sehen war. Der Kritiker Louis Leroy qualifizierte Monet daraufhin als «Impressionisten», und der Ausdruck wurde rasch auch für Monets Freunde Auguste Renoir, Alfred Sisley, Edgar Degas, Camille Pissarro und Paul Cézanne verwendet. Nach Ansicht einer Mehrzahl von Kritikern gelangten diese Maler allenfalls zu Skizzen, flüchtigen «Impressionen», nicht aber zur malerischen Umsetzung eines Natureindrucks. Monets Impression, wahrscheinlich ein Sonnenuntergang über dem Hafen von Rouen (1873, Paris, Musée Marmottan), galt nicht als Gemälde, sondern lediglich als ébauche, so der Ausdruck nicht für eine Vorstudie, sondern für die grobe Ausskizzierung der Komposition auf der Leinwand. Es fehlte der Malerei in den Augen der Kritiker insofern an jener Gültigkeit, die eine auf überzeitlichen Werten basierende Kunst für sich beanspruchen durfte.




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