Landschaftsmalerei

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Friederike
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Mo 20. Sep 2021, 09:04

meindert-hobbema-allee-von-middelharnis-13496.jpg
meindert-hobbema-allee-von-middelharnis-13496.jpg (54.54 KiB) 7792 mal betrachtet

Mich interessiert alles!, was Euch zu dem Bild, näherhin zu den Bäumen einfällt und je mehr Einfälle, desto besser. Meindert Hobbema ist ein niederländischer (Landschafts-) Maler, der im 17. Jahrhundert gelebt hat. Ich habe nicht herausfinden können, ob er selber seinem Gemälde den Titel "Die Allee von Middelharnis" gegeben hat. Es wird allgemein (von den Kunsthistoriker*innen) angenommen, daß Hobbema das Bild nicht aus verschiedenen Elementen zusammen komponiert hat, sondern daß er das Sujet so in der Realität vorgefunden hat.

Für mich sind die Bäume ein Rätsel, das ich noch nicht zufriedenstellend habe lösen können. Die Bäume passen überhaupt nicht in die Landschaft; die "Allee" wirkt wie die Karikatur einer Allee, finde ich; die Stämme sind nicht schlank, sondern anormal dünn, die Kronen sehen wie Palmbüschel aus.

Meine Idee ist, daß die Bewohner des Dorfes eine schöne Allee hatten anlegen wollen, die zu ihrem Ort führt, was aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert hat. Das Ergebnis ihrer Pflanzung sind die 2 Baumreihen, die die Landschaft "verschandeln", wie man sagt. Ohne die mißratene Allee könnten der Ort und die davor gelegenen Felder ganz beschaulich aussehen.

Hobbema hat, so interpretiere ich sein Gemälde, zeigen wollen, daß die Natur ihr Eigenleben führt und den menschlichen Vorstellungen nicht gehorcht. Erstens aber stellt mich die Interpretation nicht zufrieden und zweitens löst sie das Rätsel nicht, was diese Bäume eigentlich in dem Bild "tun". Sie ziehen den Blick magisch nach oben in die Wolken, das ist offensichtlich, aber was noch und was folgt daraus für die Umgebung?

Nachdem ich das Bild jetzt ungefähr 2 Wochen immer wieder angesehen habe, bin ich festgefahren, d.h. ich finde aus meinem Blick und meinen Gedanken zu dem Bild nicht mehr raus. Denn wahrscheinlich, sehr sicher, kann man "alles" auch völlig anders sehen.




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Friederike
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Mo 20. Sep 2021, 14:20

Vielleicht kann man die Geschichte auch gegenteilig erzählen - für die Dorfbewohner und für Hobbema ist die Allee eine Luxusallee. Sie ist eine schöne Allee. Auf die "Luxus"-Ausgabe bin ich gekommen, weil ich in einem "Baumpflegeportal" las, daß man "früher" (zu einer nicht genauer bestimmten Zeit) die Baumkronen immer wieder gekürzt, also geschnitten hat, um Brennholz daraus zu machen. Aus diesem Grunde seien die Bäume von Alleen oft nicht hochgewachsen. Eine solche Allee von Bäumen mit kurzen, dick-gedrungenen Stämmen hatte ich als Ideal einer Allee vor Augen. Weiterhin, wie ich las, dienten die Baumkronen auf beiden Seiten einer Straße oder eines Weges als Wind- und Regenschutz von Reisenden in Postkutschen, zu Pferd oder auch von Fußgängern (z.B. dem Jäger oder dem Bauern auf dem Bild). Die Allee von Middelharnis hat keinen Nutzen. Sie ist zweckfrei, sie ist "nur" schön (Vorbild könnten Alleen in Schloßparks sein, Zeichen des Reichtums). Das Fischerdorf, dessen Kirchturm nicht sehr hoch zu ragen scheint, wäre aus der Ferne an den hohen Bäumen davor schon sichtbar geworden. Ein (Status-)Symbol.

Erzähle ich die Geschichte so, dann ändert sich allerdings nichts an meinem Eindruck, daß die Allee sich nicht organisch in die Landschaft einfügt, daß sie die Natur verunstaltet. Verändert hat sich nur die von mir unterstellte Intention der Bewohner -und der von Hobbema?




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Jörn Budesheim
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Mo 20. Sep 2021, 19:07

Friederike hat geschrieben :
Mo 20. Sep 2021, 09:04
Meine Idee ist, daß die Bewohner des Dorfes eine schöne Allee hatten anlegen wollen, die zu ihrem Ort führt, was aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert hat. Das Ergebnis ihrer Pflanzung sind die 2 Baumreihen, die die Landschaft "verschandeln", wie man sagt. Ohne die mißratene Allee könnten der Ort und die davor gelegenen Felder ganz beschaulich aussehen.
Ich finde nicht, dass die Baumreihen die Landschaft verschandeln. Ich finde das Bild von der Anmutung her: frei, originell und positiv. Es lebt sehr von der ungewöhnlichen Bildfindung, die für mich gar nicht nach irgendeiner Erklärung oder Auflösung verlangt, es lebt von den freundlichen Farben des Himmels, an den die Bäume reichen bis er sich am Horizont mit der Erde trifft :)




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Jovis
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Di 21. Sep 2021, 07:38

Ich liebe dieses Bild wegen der unglaublichen Profanität, die es für mich ausstrahlt. Und mehr noch als die auch mir unerklärlichen Bäume faszinieren mich die Wasserreste in den Wagenspuren. Dieses Bild zeigt ALLTAG ohne jedes Pathos. Aber dadurch, dass dieser Anblick auf ein Bild gebannt wurde, erfährt er eine (ich vermute, vom Maler unbeabsichtigte) Überhöhung, die ich sonst nur von einigen ganz wenigen holländischen Stillleben kenne.




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Friederike
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Di 21. Sep 2021, 09:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Sep 2021, 19:07
Ich finde nicht, dass die Baumreihen die Landschaft verschandeln. Ich finde das Bild von der Anmutung her: frei, originell und positiv. Es lebt sehr von der ungewöhnlichen Bildfindung, die für mich gar nicht nach irgendeiner Erklärung oder Auflösung verlangt, es lebt von den freundlichen Farben des Himmels, an den die Bäume reichen bis er sich am Horizont mit der Erde trifft :)
Das ist schon einmal sehr schön, weil es mich aus meinen eingefahrenen Spurrillen rausbringt. Ich versuche, das Bild mit Deinen Augen zu sehen. Dabei habe ich übrigens noch Vögel, die oben links vor den Wolken fliegen, entdeckt und am fernen Horizont sind sogar Schiffsmasten zu erkennen.

"Bildfindung" meint den Ausschnitt, den ein Maler aus einem größeren Ganzen wählt, nehme ich an. Nicht die Perspektive. Aber "ungewöhnlich" immerhin sind für Dich die beiden Baumreihen auch. Die Perspektive des Malers als auch der Betrachtenden ist eine frontale? Man meint auf der Straße oder dem Weg zu stehen. "Mittendrin" (Dein Ausdruck).

Die Allee zieht in die Horizontale eine sichtbare Vertikale (im Unterschied zu den "Bleichwiesen" von Ruisdael) und zwar direkt in der Mitte des Bildes. Ob dies den zerschneidenden Effekt und die Irritation hervorruft ... man möchte intuitiv bis zum Horizont eine Fläche sehen, und die Allee stört diese Gewohnheit. Ich versuche jetzt nur, eine, wie sagt man, bild- oder sehtechnische Erklärung für das Überraschungsmoment zu finden.




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Friederike
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Di 21. Sep 2021, 10:52

Jovis hat geschrieben :
Di 21. Sep 2021, 07:38
Ich liebe dieses Bild wegen der unglaublichen Profanität, die es für mich ausstrahlt. Und mehr noch als die auch mir unerklärlichen Bäume faszinieren mich die Wasserreste in den Wagenspuren. Dieses Bild zeigt ALLTAG ohne jedes Pathos. Aber dadurch, dass dieser Anblick auf ein Bild gebannt wurde, erfährt er eine (ich vermute, vom Maler unbeabsichtigte) Überhöhung, die ich sonst nur von einigen ganz wenigen holländischen Stillleben kenne.
Aha, jetzt wird mir klar, warum mir gestern der Ausdruck "Landschaft" (bzw. Landschaftsmalerei) auf einmal nicht der Passende für das Bild zu sein schien. Hobbema malt eine "Gegend" (wir haben vor längerer Zeit im "Zettelkasten" mal versucht, die Unterschiede herauszuarbeiten, fällt mir ein). "Landschaft" ist die Betrachtung unter nur ästhetischem Aspekt, "Gegend" meint ein Areal, in dem die menschliche Arbeit und die sozialen Beziehungen im Vordergrund der Betrachtung stehen. Oder spezieller auf das Bild bezogen, die Bearbeitung der Natur durch den Menschen, und die Natur in ihrem Eigenleben.

Zu den "Wagenspuren" fallen mir die "Gebrauchsspuren" ein. Der Weg zeigt Gebrauchsspuren. Die umgestürzten Bäume links neben dem Weg zeigen Gebrauchsspuren (durch die Stürme). Und die Bäume der Allee sehen ebenfalls ein bißchen mitgenommen aus, ihre Kronen sind zersaust. Zwei der Menschen auf dem Bild sind in ihrer Profession zu sehen: der Jäger/Förster und der Bauer/Gärtner. Zwei Frauen auf dem Weg vor dem Bauernhaus , falls ich sie richtig erkenne, unterhalten sich.

Soweit erst einmal zur "Profanität" - über den Aspekt der "Überhöhung", wie Du es nennst, möchte ich noch nachdenken.




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Jovis
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Di 21. Sep 2021, 11:00

Bevor du zu lange über die Überhöhung nachdenkst: Ich glaube, was ich eigentlich gemeint habe, ist Magie. (Hm, auch nicht unbedingt klarer, fürchte ich.)




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Friederike
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Di 21. Sep 2021, 11:45

Jovis hat geschrieben :
Di 21. Sep 2021, 07:38
Ich liebe dieses Bild wegen der unglaublichen Profanität, die es für mich ausstrahlt. Und mehr noch als die auch mir unerklärlichen Bäume faszinieren mich die Wasserreste in den Wagenspuren. Dieses Bild zeigt ALLTAG ohne jedes Pathos. Aber dadurch, dass dieser Anblick auf ein Bild gebannt wurde, erfährt er eine (ich vermute, vom Maler unbeabsichtigte) Überhöhung, die ich sonst nur von einigen ganz wenigen holländischen Stillleben kenne.
Das Profane wird "heilig", der Alltag wird "schön" - alleine durch den Umstand, daß sie gemalt sind ... gleich wie? Aber Du schreibst ja nicht, "gemalt", sondern "Anblick, der auf ein Bild gebannt wurde". Sollte es tatsächlich das ganz genaue Hinsehen sein, das das Profane "verklärt".

(Liebe Jovis, ich versuche nur, mich ranzutasten.)




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Friederike
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Di 21. Sep 2021, 13:13

Jovis hat geschrieben :
Di 21. Sep 2021, 11:00
Bevor du zu lange über die Überhöhung nachdenkst: Ich glaube, was ich eigentlich gemeint habe, ist Magie. (Hm, auch nicht unbedingt klarer, fürchte ich.)
:lol: Ja. Jetzt müßte ich nochmal neu ansetzen, um der Magie auf die Spur zu kommen.




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Friederike
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Di 21. Sep 2021, 16:33

Ich hab's gefunden! Die Bäume wirken surreal. So wie man den Ausdruck umgangssprachlich gebraucht: Unwirklich, un-natürlich. Von einer anderen Wirklichkeit als der Rest des Bildes. Das ist der Clou dieser Allee. Bild




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Jovis
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Fr 24. Sep 2021, 06:22

Ja, surreal trifft es gut. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Bäume wirklich so ausgesehen haben. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie sich ein damaliger Maler einfach ausgedacht hat. Sie bleiben rätselhaft.




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Jörn Budesheim
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Friederike hat geschrieben :
Di 21. Sep 2021, 09:59
"Bildfindung" meint den Ausschnitt, den ein Maler aus einem größeren Ganzen wählt, nehme ich an. Nicht die Perspektive.
Das, was dir vor zu schweben scheint, würde ich (je nach Kontext) eher "Motiv" nennen. In diesem Fall die dargestellten Bäume und weniger die Darstellung der Bäume.




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Friederike
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Jovis hat geschrieben :
Fr 24. Sep 2021, 06:22
Ja, surreal trifft es gut. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Bäume wirklich so ausgesehen haben. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie sich ein damaliger Maler einfach ausgedacht hat. Sie bleiben rätselhaft.
"Surreal" ist mir beim allerersten Betrachten des Bildes eingefallen (also kurz nachdem Du mir das Bild gezeigt hattest) ... weil ich zu dem Zeitpunkt die Lebenszeit von Hobbema noch nicht verinnerlicht hatte. Als ich sie mir dann vergegenwärtigte, verwarf ich "surreal". 8-)

Für die Informationen, die das Netz zum Bild hergibt, ist der Ausdruck "dürftig" noch geschönt. H. soll viele seiner Landschaftsbilder im Atelier zusammen komponiert haben; bei der "Allee" ist es, wie ich schon schrieb, umstritten. Aber im Grunde spielt es auch keine Rolle, denn die Allee mag ja an irgendeinem anderen Ort so gestanden haben und war vielleicht dort auch nicht weiter auffallend, aber H. hat sie hier s o gemalt und hingesetzt, wie er es getan hat. Aber mich stellt "surreal" als Lösung zufrieden. Es wäre die Entdeckung, daß im 17. Jahrhundert ein Maler eine surreale Darstellungs- bzw. Malform benutzt hat.




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Jörn Budesheim
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Fr 24. Sep 2021, 13:40

Das ist ja eigentlich eine nachgerade magische Kraft von Wörtern, dass sie, sobald sie gefunden sind, eine Beunruhigung abstellen können :)




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Friederike
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 24. Sep 2021, 13:40
Das ist ja eigentlich eine nachgerade magische Kraft von Wörtern, dass sie, sobald sie gefunden sind, eine Beunruhigung abstellen können :)
:lol: Ja, Du triffst "ins Schwarze", denn ich war über mich selber auch ganz verwundert, wie es angehen kann, daß ein Wort, von dem ich noch nicht einmal genau weiß, was es bedeutet (maltechnisch), von einem Moment auf den anderen alle weiteren Fragen und Antworten überflüssig macht.




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Jörn Budesheim
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Apropos Landschaftsmalerei: ich habe gerade mit einigen Künstler-Kollegen und Kolleginnen ein Projekt gestartet, bei dem wir für ca ein Jahr regelmäßig draußen - wenn möglich in der Landschaft - zeichnen wollen. Am Ende dieser Periode wollen wir dazu eine Ausstellung machen.




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So 10. Okt 2021, 15:33

... und apropos "draußen" -

Im Landesmuseum Hannover gibt es zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel im Freien . Der einführende Text lautet:

"Im Europa des frühen 19. Jahrhunderts tritt ein neuer Künstlertypus auf den Plan: der Freilichtmaler. Seine Kunstwerke entstehen unter freiem Himmel, um realistische Farbwirkung und Lichtverhältnisse einzufangen. Lange waren die »Pleinairisten« Gegenstand der Karikatur und Kunstkritik – heute sind diese Künstler ausgesprochen populär. Ausgehend von der traditionellen Ateliermalerei zeigt die Schau die Hinwendung zur Freilichtmalerei um 1820 am Beispiel der »Schule von Barbizon« und den berühmten französischen Impressionisten. Eindrucksvolle Werke der deutschen Kunst aus der Zeit zwischen 1850 und 1930 führen den Betrachter dann an die bevorzugten Malorte: »In der Stadt«, »Am Meer«, »Auf dem Land« und »Im Garten« kombinieren Meisterwerke des deutschen Impressionismus mit bisher nie gezeigten Gemälden."

Daraus schließe ich, daß ich völlig auf dem Holzweg war mit meiner Annahme, die klassische "Landschaftsmalerei" sei unter freiem Himmel entstanden. Vorgestellt hatte ich mir tatsächlich, C.D. Friederich z.B. wäre mit Staffelei, Farben, Pinseln, Tüchern auf einen Felsen geklettert ... das kommt mir jetzt absurd vor. Es sind Atelierarbeiten! Man hat vielleicht die Entwürfe, Skizzen mit Bleistift "am Ort" selber angefertigt.

*Immer dasselbe Ärgernis. Nichts gegendert, und nun müßte ich erst nach Freilichtmalerinnen suchen, die es vielleicht gar nicht gab.




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Friederike
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So 10. Okt 2021, 16:35

Immerhin, Clara von Rappard (1857 - 1912). Weil ich kein Bild auftreiben kann, das hierher zu stellen mir urheberrechtlich unbedenklich scheint, schreibe ich nur den Namen.




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Jörn Budesheim
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So 10. Okt 2021, 16:53

Bild

Ein bekanntes Bild von Caspar David Friedrich im Atelier.

Ich habe vor kurzem eine kleine Gruppe durch eine Ausstellung geführt und dabei ging es auch um die Frage, wo denn die Inspirationen für die Bilder herkommen. Dazu gibt es in der Tradition zwei große Linien, vereinfacht gesagt, geht die eine geht davon aus, dass die Inspirationen aus dem Inneren kommen und die andere davon, dass sie von außen kommen. Zum Glück war eine Kunsthistorikerin dabei, die dafür zwei paradigmatische Arbeiten in Erinnerung rufen konnte: das eine Beispiel war Caspar David Friedrich, der einsam in seinem Atelier aus seinem Innen schöpft. Und der Gegenpol war Adolf Menzel in seinem Atelier voller Bilder.

Caspar David Friedrich war natürlich auch in der Landschaft und hat dort gezeichnet, vermutlicg sogar Vorarbeiten für die Bilder gemacht, das kann ich nicht genau sagen, ich bin kein Kunsthistoriker, aber die Innenwelt war für ihn natürlich das große Thema.

Den Standpunkt gibt es heute natürlich immer noch. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in unserer Kunsthalle eine Ausstellung von Landschaftsbildern und Seestücken, die beide letztlich so etwas wie Innenwelten darstellen soll, wiederum sehr vereinfacht gesagt. Der Künstler hat das sinngemäß so zum Ausdruck gebracht: "Wenn man die Menschen öffnen würde, würde man Landschaften in ihnen entdecken."




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Jovis
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So 10. Okt 2021, 20:28

Friederike hat geschrieben :
So 10. Okt 2021, 15:33
[...]und nun müßte ich erst nach Freilichtmalerinnen suchen, die es vielleicht gar nicht gab.
Zufallsfund: Eine schöne Liste auf wikipedia unter dem Stichwort "Malweiber"".

Zu Menzel: Der hat einfach ALLES gemalt oder gezeichnet, was ihm vor die Augen kam: ein ungemachtes Bett, Tauben auf dem Dach, Sperrmüll auf der Straße, seine Füße ... ihm war kein Motiv zu gering. Landschaften natürlich auch.

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