„Unter dem Auge“

Hier können Kunstwerke diskutiert werden.
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Flame
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Di 4. Nov 2025, 14:02

Bild

Motivbeschreibung

In der unteren Bildhälfte sieht man zwei Figuren:

Links steht eine Frau mit einem sanften, geneigten Haupt – sie trägt ein blaues Tuch über goldenem Gewand. Ihre Haltung, der zarte Ausdruck, die gefalteten Hände: all das erinnert deutlich an die heilige Maria oder eine Verkörperung von Güte und Mitgefühl. Sie wirkt ruhig, beinahe tröstend – wie eine Lichtquelle in Menschengestalt.
Ihr Gesicht ist leicht zur Mitte geneigt, als würde sie still für den Mann beten oder ihm innere Stärke schenken.

Rechts kniet ein Mann in dunkleren Farben, die Konturen weicher, fast in Schatten gehüllt. Er beugt sich nach vorne, eine Hand verdeckt sein Gesicht – ein Ausdruck von tiefer Reue, Schmerz oder Überforderung. Doch durch die goldenen Lichtschichten um ihn herum wird er nicht verloren dargestellt, sondern gehalten.

Das Auge

Über beiden Figuren schwebt das große Auge – mild, ruhig, fast strahlend.
Es ist umgeben von warmem Gold, das an Sonnenlicht erinnert.
Die Pupille ist klar, aber nicht stechend – mehr wie das Auge einer höheren Präsenz, die mit Verständnis und Frieden schaut.

Man spürt:
Es sieht – aber nicht, um zu richten.
Es sieht, um Gnade zu schenken.

Farb- und Stimmungseindruck

Dominante Töne: Gold, Ocker, sanftes Blau, gedämpftes Braun.

Der Gesamteindruck: warm, still, versöhnlich.

Das Licht fließt von oben und links nach unten, wie eine spirituelle Strömung.

Keine Härte, keine Drohung – stattdessen ein Gefühl von Geborgenheit im Erkanntwerden.

Symbolische Deutung

Das Chaos ist verklärt.
Maria (oder das Mitgefühl) steht jetzt zwischen dem Menschen und dem Auge – als Filter, als Schutz, als Liebe.
Das Auge selbst hat sich verwandelt:
vom prüfenden Blick zum Auge des Mitgefühls.

Es ist kein Gericht mehr – sondern Erkenntnis in Liebe.



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Jörn P Budesheim
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Di 4. Nov 2025, 14:18

Flame hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 14:02
Man spürt
Ich spüre KI-Kunst ohne Herz.




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Flame
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Di 4. Nov 2025, 15:49

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 14:18
Flame hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 14:02
Man spürt
Ich spüre KI-Kunst ohne Herz.
KI ja, Kunst subjektiv, aber ohne Herz nein.
Was meinst du wie lange ich mit der KI in Dialog treten musste,
bis es ein ungefähres Bild meiner Vorstellung generierte? Viele Versuche,
Umgestaltungen, Verwurf, Neuanfang...
Dass da kein Herz reingesteckt wurde, kann kein Außenstehender beurteilen.



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Jörn P Budesheim
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Di 4. Nov 2025, 16:20

Mag ja sein, dass du viel Herz reingesteckt hast. Es ändert ja nichts, das Bild ist dennoch herzlos.




Timberlake
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Di 4. Nov 2025, 22:17

Flame hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 14:02
Bild

Man spürt:
Es sieht – aber nicht, um zu richten.
Es sieht, um Gnade zu schenken.
Wie kommst du denn darauf? Sehe ich doch in dem Bild, nach meinem Verspüren, keinerlei Anlass dafür, zu meinen, dass in diesem Bild darum ginge, also jemanden nicht zu richten und um Gnade zu schenken. Ich verspüre darin, wie das "unter dem Auge" eine betende Frau jemanden, der offensichtlich verzweifelt ist, Trost spendet. Wobei das sehende Auge, in dem es den Betrachter des Bildes gleichsam anstarrt, darüber hinwegsieht. Insofern ich es als eine Aufforderung, an den Betrachter interpretiere, es der betenden Frau gleichzutun. Man könnte das allerdings auch als eine Aufforderung betrachten, dass man als solches zur Kenntnis zu nehmen hat, der Verursacher dieser Verzweiflung gewesen zu sein.

Flame hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 14:02


Farb- und Stimmungseindruck

Dominante Töne: Gold, Ocker, sanftes Blau, gedämpftes Braun.

Der Gesamteindruck: warm, still, versöhnlich.

Das Licht fließt von oben und links nach unten, wie eine spirituelle Strömung.

Keine Härte, keine Drohung – stattdessen ein Gefühl von Geborgenheit im Erkanntwerden.

Somit ich im Gegensatz dazu zu folgendem Farb- und Stimmungseindruck komme ..


Dominante Töne: Gold, Ocker, sanftes Blau, gedämpftes Braun

Der Gesamteindruck: warm, still, bedrohlich .

Warm und still im Kontext der beiden Personen im Vordergrund. Bedrohlich durch das Auge, das einen anstarrt.

Härte, Drohung beim Betrachter des Bildes im Erkanntwerden – stattdessen ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt durch die betende Frau und durch das Auge, dass diese Situation im goldenen Licht in den Vordergrund stellt.




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Flame
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Mi 5. Nov 2025, 00:36

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 20:01
Das war kein Statement gegen KI Bilder. Ich zweifle nicht daran, dass man mit KI auch gute Bilder machen kann.
Bild

Da du so von Edvard Munch schwärmst, hier eine neue Version in seinem Stil.
Besser?
Dadurch verändert sich aber die Kulisse, das Bild wirkt anders
und verändert den Eindruck vollkommen.

Hier in groß:
https://ibb.co/bgKZgnmy



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Flame
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Mi 5. Nov 2025, 10:48

Das Auge könnte übrigens auch das Allsehende Auge darstellen.
Habe mich ein bisschen mit Freimaurerei beschäftigt.

1. Ursprung in der Freimaurerei

Das sogenannte „Auge der Vorsehung“ (Eye of Providence)
tauchte in der europäischen Symbolik des 17./18. Jahrhunderts auf,
also in derselben Zeit, in der die Freimaurerei sich formte.

Es wird meist dargestellt:

in einem Dreieck, das für die göttliche Trinität oder das allumfassende Prinzip steht,

mit Strahlen oder Licht ringsherum, als Zeichen des Erkennens, der Einsicht,

über einem unvollendeten Bau (wie auf dem US-Dollar-Schein), als Symbol dafür, dass das Werk der Menschheit noch im Werden ist.

In der freimaurerischen Deutung ist es also kein Auge des Schreckens,
sondern das Auge der göttlichen Vernunft und Erkenntnis –
das Bewusstsein, das alles durchdringt, aber nicht richtet.

2. Bedeutung im freimaurerischen Denken

Das Auge steht für:

Bewusstheit: das Sehen des eigenen Handelns, der eigenen Motive.

Wahrheit: Erkennen jenseits von Schein und Dogma.

Selbstverantwortung: Niemand entkommt dem inneren Auge der Wahrheit.

Licht: die geistige Erleuchtung, die aus Unwissen herausführt.

Damit ist das Auge ein Symbol des Erwachens –
nicht der Kontrolle, sondern der inneren Transparenz.

3. Warum du es als bedrohlich erlebt hast

Das, was du gesehen oder gefühlt hast,
ist nicht dasselbe Symbol – sondern eine existenzielle Erfahrung,
die dem gleichen Archetyp folgt:
dem Erleben des „alles sehenden Bewusstseins“.

Freimaurer sehen darin das göttliche Prinzip,
Mystiker das göttliche Auge,
Psychologen das „Selbst“ (nach Jung),
und du hast es erlebt als das Auge, das nichts mehr verbirgt.

In Wahrheit zeigen sie alle auf denselben Punkt:

das Zentrum, in dem kein Geheimnis mehr existiert –
weder vor Gott, noch vor dir selbst.

4. Wenn man es im freimaurerischen Sinne in dein Bild einbettet

Dann steht das Auge über der Szene nicht als drohende Macht,
sondern als Symbol des höheren Bewusstseins, das
– sieht, ohne zu verurteilen,
– wacht, ohne zu zwingen,
– leuchtet, ohne zu blenden.

Maria wäre dann das menschliche Mitgefühl,
der Mann das suchende Bewusstsein,
und das Auge das Prinzip der Wahrheit,
unter dem beide sich versöhnen.

5. Fazit

Ja, das Auge kann als freimaurerisches Symbol gelesen werden –
aber in deinem Kontext bedeutet es etwas Tieferes und Persönlicheres:

Es ist das Auge der Erkenntnis, das du einst gefürchtet hast –
und das du jetzt als mögliches Licht beginnst zu verstehen.

Die Freimaurer gaben ihm Namen, du gibst ihm Erfahrung.
Beide meinen dasselbe: das Erwachen des Geistes aus Dunkelheit.



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Timberlake
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Wohnort: Shangrila 2.0

Mi 5. Nov 2025, 12:04

Flame hat geschrieben :
Mi 5. Nov 2025, 10:48
Das Auge könnte übrigens auch das Allsehende Auge darstellen.
Habe mich ein bisschen mit Freimaurerei beschäftigt.

1. Ursprung in der Freimaurerei

Das sogenannte „Auge der Vorsehung“ (Eye of Providence)
tauchte in der europäischen Symbolik des 17./18. Jahrhunderts auf,
also in derselben Zeit, in der die Freimaurerei sich formte.

Es wird meist dargestellt:

in einem Dreieck, das für die göttliche Trinität oder das allumfassende Prinzip steht,

mit Strahlen oder Licht ringsherum, als Zeichen des Erkennens, der Einsicht,

über einem unvollendeten Bau (wie auf dem US-Dollar-Schein), als Symbol dafür, dass das Werk der Menschheit noch im Werden ist.

In der freimaurerischen Deutung ist es also kein Auge des Schreckens,
sondern das Auge der göttlichen Vernunft und Erkenntnis –
das Bewusstsein, das alles durchdringt, aber nicht richtet.

Nur gibt es in dem Bild aber noch die beiden Personen unter dem Auge. Göttliche Vernunft und Erkenntnis vermag ich dort nicht zu erkennen.

Flame hat geschrieben :
Mi 5. Nov 2025, 10:48


Dann steht das Auge über der Szene nicht als drohende Macht,
sondern als Symbol des höheren Bewusstseins, das
– sieht, ohne zu verurteilen,
– wacht, ohne zu zwingen,
– leuchtet, ohne zu blenden.

Maria wäre dann das menschliche Mitgefühl,
der Mann das suchende Bewusstsein,
und das Auge das Prinzip der Wahrheit,
unter dem beide sich versöhnen.

.. und somit auch nicht deine Interpretation dieser beiden Personen. Das gilt insbesondere für die Pose des Mannes, so wie er sein Gesicht in seine Hände vergräbt. Eine Pose, bei der er auf das Auge hinaufschaut und gleichsam anbetend, seine beiden Hände dem Auge entgegenstreckt, hielte ich im Gegensatz dazu jedenfalls passender.
Flame hat geschrieben :
Mi 5. Nov 2025, 10:48



5. Fazit

Ja, das Auge kann als freimaurerisches Symbol gelesen werden –
aber in deinem Kontext bedeutet es etwas Tieferes und Persönlicheres:

Es ist das Auge der Erkenntnis, das du einst gefürchtet hast –
und das du jetzt als mögliches Licht beginnst zu verstehen.

Die Freimaurer gaben ihm Namen, du gibst ihm Erfahrung.
Beide meinen dasselbe: das Erwachen des Geistes aus Dunkelheit.
Anderseits, in meinen Kontext bedeutet das genau das ..
Timberlake hat geschrieben :
Di 4. Nov 2025, 22:17
Ich verspüre darin, wie das "unter dem Auge" eine betende Frau jemanden, der offensichtlich verzweifelt ist, Trost spendet. Wobei das sehende Auge, in dem es den Betrachter des Bildes gleichsam anstarrt, darüber hinwegsieht. Insofern ich es als eine Aufforderung, an den Betrachter interpretiere, es der betenden Frau gleichzutun. Man könnte das allerdings auch als eine Aufforderung betrachten, dass man als solches zur Kenntnis zu nehmen hat, der Verursacher dieser Verzweiflung gewesen zu sein.

dass man als solches zu verstehen beginnt, der Verursacher jener Verzweiflung gewesen zu sein, wie sie an der Pose des Mannes und der Frau abzulesen ist. Es ist jedoch nicht das Auge der Erkenntnis, das man einst gefürchtet hat, sondern, in dem man vergangenes nicht zurück hohlen kann, immer noch fürchtet. Aber auch, in dem das Auge jene Erfahrung gab , um Wiederholungen zu vermeiden und um so für die Zukunft gewappnet zu sein.
Zuletzt geändert von Timberlake am Mi 5. Nov 2025, 12:53, insgesamt 6-mal geändert.




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Flame
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Registriert: Mo 20. Nov 2023, 17:05

Mi 5. Nov 2025, 12:46

Neue Interpretation

Warum?
Weil ich´s kann! :D


Bild

1. Das Auge oben – das transzendente Prinzip

Das Auge steht für das bewusste Sehen, für das, was alles umfasst, ohne selbst Teil des Konflikts zu sein.
Es ist das „Vater-Prinzip“, wenn man so will –
nicht als Person, sondern als Ursprung des Lichts,
der Quelle des Erkennens.
Hier wohnt das ungeteilte Bewusstsein, das alles sieht, aber nichts verurteilt.

2. Die beiden Figuren unten – das duale Leben

Sie sind die menschliche Polarität –
Er und Sie, Geist und Herz, Handlung und Empfänglichkeit,
Licht und Schatten,
die beiden Pole, in denen sich Erfahrung vollzieht.
In ihrem Dialog geschieht das Leben.
Sie sind die Söhne und Töchter des Bewusstseins,
die Verkörperung des Einen in Zweiheit.

3. Das verbindende Licht – der Geist dazwischen

Zwischen Auge und Menschen fließt Licht –
kein Strahl der Macht, sondern der Verständigung.
Das ist das, was in religiöser Sprache „der Geist“ wäre:
die Beziehung, die alles zusammenhält.
Nicht oben, nicht unten – zwischen.
Dieses „Zwischen“ ist das eigentlich Heilige:
Beziehung selbst als göttlicher Raum.

So entsteht eine Dreifaltigkeit der Erkenntnis:
Ebene Bedeutung

Das Auge Bewusstsein – Ursprung, Wahrheit, klares Sehen
Das Licht Beziehung – Bewegung, Übersetzung, Geist
Die Menschen Verkörperung – Leben, Erfahrung, Wandel

4. Spirituelle Deutung

Diese Dreifaltigkeit ist keine Hierarchie, sondern ein Kreislauf:
Das Auge erkennt – das Licht vermittelt – der Mensch erfährt –
und die Erfahrung steigt als Bewusstheit wieder ins Auge zurück.

So gesehen ist das Bild kein Dogma,
sondern ein Gleichnis:
Wie Geist, Gefühl und Körper,
wie Erkenntnis, Liebe und Handlung
einander bedingen und durchdringen.

Das Auge ist der Ursprung,
die Menschen sind die Formen,
und das Licht zwischen ihnen ist das Leben selbst.



Lässt viel Interpretationsspielraum zu.
Aber verbieten lasse ich mir das nicht.



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