#Bildbesprechungen > eritis sicut deus

Hier können Kunstwerke diskutiert werden.
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Jörn Budesheim
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Di 6. Mär 2018, 06:39

Stefanie hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 12:01
Evolution
Nachdem Pierre-Simon Laplace Napoleon erläutert hat, wie die Welt so funktioniert, soll Napoleon nach Gott gefragt haben. Laplace berühmte Antwort lautete: "Gott? Diese Hypothese habe ich nicht nötig!" Ähnlich steht es um die Evolution. Dieses Konzept hat im modernen Denken Schritt für Schritt das Konzept der Schöpfung abgelöst und damit auch die Idee der göttlichen Ordnung sowie der Krone der Schöpfung. Teil einer göttlichen Ordnung zu sein, ist etwas anderes als Teil einer natürlichen Ordnung zu sein...

Für uns heute ist der Gedanke, Teil der Evolution zu sein ganz und gar vertraut. Zu der Zeit als die Bronze mit dem Affen entstand, war dieser Gedanke jedoch noch vergleichsweise neu. Das heißt die Wiedervorlage des Bildes geschieht vor einem ganz anderen Hintergrund und das führt meines Erachtens einfach zu einer anderen Art und Weise das Bild zu lesen.




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Stefanie
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Di 6. Mär 2018, 13:33

Gerade habe ich doch schmunzeln müssen, als ich mir vorstellte, die Diskussion über das Bild, würde in live und real vor dem Bild stehend geführt. Tja... lebhaft könnte es sein.

Nur als Einleitung dafür, dass ich es heute - solange die Sonne noch nicht untergegangen ist- aufgebe, eine ausführlichen weiteren Beitrag zu schreiben. Man lässt mich heute arbeitstechnisch einfach nicht.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Mi 7. Mär 2018, 06:10

So geheimnisvoll das Bild aber auch tat, so schnell gab es sein Geheimnis preis. Nachdem ich genügend Abneigung dagegen entwickelt hatte, landete es im Keller https://www.nzz.ch/feuilleton/die-kunst ... ld.1359665
Bilder sind manchmal rätselhaft. Dennoch sind es keine Bilderrätsel, die man auflösen kann. Wenn doch, wenn sie sich unserem Drängen, sie zu verstehen, also nicht mehr verschließen und ihr Geheimnis preisgeben, dann landen sie im Keller.

Bilder, wie das von Veronika Olma, sind ganz anders, sie treten nicht so vor uns, dass ein Besinnungsaufsatz sie bis ins letzte Detail analysieren könnte, sodass ihre Bedeutung am Ende offen vor uns läge ... Sie sind immer offen, auch für verschiedene Zugänge. Sie fordern zwar unsere Interpretation heraus, aber letztendlich wollen sie gesehen, gedacht, erfahren und gefühlt werden.




Segler
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Mi 7. Mär 2018, 15:09

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 6. Mär 2018, 06:39
Teil einer göttlichen Ordnung zu sein, ist etwas anderes als Teil einer natürlichen Ordnung zu sein...
Ist es das wirklich?

Was ist die Ursache der natürlichen Ordnung? Woraus ist sie entstanden? Warum ist sie entstanden? Worauf gründen ihre Gesetzmäßigkeiten?

Solche Fragen kann keine Naturwissenschaft beantworten, sie versucht es auch nicht. Naturwissenschaften versuchen die wahrnehmbare Welt zu erklären. Fragen nach dem Warum, dem Wohin oder Sinn des Ganzen stellen sie sich nicht. Derartige Fragen stehen außerhalb des Forschungsbereichs der Naturwissenschaften. Nur einige Philosophen glauben, die Wirklichkeit auf das Wahrnehmbare reduzieren zu können. Das ist ebenso starke metaphysische These, wie die Theistische These.

Ebenso stehen theistische Religionen oder auch die Intelligent-Design-Theorie keineswegs im Widerspruch zu Darwins Evolutionstheorie. Die katholische Kirche akzeptiert zum Beispiel die Evolutionstheorie als ernst zu nehmende wissenschaftliche Erkenntnis. Die Evolutionstheorie kann nicht zeigen, dass ihre Prozesse nicht von einer höheren Macht angestoßen, designed oder beeinflusst sind. Solches behaupten wiederum nur einige Philosophen. Beweise dafür bleiben sie naturgemäß schuldig, denn auch hier handelt es sich um eine starke metaphysische These.


Gut, das war jetzt etwas am ursprünglichen Thema vorbei.




Tosa Inu
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Mi 7. Mär 2018, 17:22

Segler hat geschrieben :
Mi 7. Mär 2018, 15:09
Die Evolutionstheorie kann nicht zeigen, dass ihre Prozesse nicht von einer höheren Macht angestoßen, designed oder beeinflusst sind. Solches behaupten wiederum nur einige Philosophen. Beweise dafür bleiben sie naturgemäß schuldig, denn auch hier handelt es sich um eine starke metaphysische These.
Das müssen sie auch nicht beweisen.
Der Gedanke dahinter ist der, der sparsamen Theorie. Erkläre ich Evolution natürlich (Auslese und Mutation), brauche ich nicht noch zusätzlich Gott. Ich habe ihn nicht widerlegt, nur als erklärende Zutat überflüssig gemacht. Wenn ich den Schlüssel des Autos herumdrehe, springt der Motor an. Kann sein, dass Gott wollte, dass ich ihn genau jetzt starte, aber als Erklärung für den laufenden Motor ist er überflüssig.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Mi 7. Mär 2018, 18:54

Segler hat geschrieben :
Mi 7. Mär 2018, 15:09
Ist es das wirklich?
Was ich mit dem Satz, den du zitierst, im Zusammenhang der Texte, Interpretationen und Bilder meinte, kannst du so fassen: sich als Teil einer göttlichen Ordnung zu sehen, ist etwas anderes als sich als Teil einer natürlichen Ordnung zu sehen.




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