#Bildbesprechungen > eritis sicut deus

Hier können Kunstwerke diskutiert werden.
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Jörn Budesheim
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Bild


Veronika Olma: "eritis sicut deus" - Tempera/Baumwolle - 160 x 100 cm




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Jörn Budesheim
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eritis sicut deus = Ihr werdet sein wie Gott




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 09:48

Mit dieser Arbeit nimmt die Künstlerin Veronika Olma am Kunstpreis Sparkassen-Stiftung Karlsruhe teil, Thema: "Die Welt aus den Fugen".




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 09:53

Das Bild ist nicht nur in der Ausstellung zu sehen. Veronika Olma zeigt viele ihrer Arbeiten im Internet, insbesondere bei Facebook, wo ich sie auch vor Jahren kennengelernt habe. Später haben wir uns auch im "real live" getroffen und gemeinschaftlich Kunst zu präsentieren, und zwar in Berlin und Kaiserslautern, eine Ausstellung in Kassel ist bereits in Planung.

Ein paar Ausschnitte aus den Gesprächen rund um das Bild will ich euch hier mal zum Besten geben.




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 09:56

Die Arbeit hat auf dem Facebookprofil von Veronika Olma viele Kommentare ausgelöst. Hannelore Bähr zum Beispiel hat aus naheliegenden Gründe Hamlet zitiert.
Hannelore Bähr hat geschrieben : HAMLET
Wie lange liegt wohl einer in der Erde, eh er verfault?

ERSTER TOTENGRÄBER
Mein Treu, wenn er nicht schon vor dem Tode verfault ist, wie wir denn heutzutage viele lustsieche Leichen haben, die kaum bis zum Hineinlegen halten, so dauert er Euch ein acht bis neun Jahr aus; ein Lohgerber neun Jahre.

HAMLET
Warum der länger als ein andrer?

ERSTER TOTENGRÄBER
Ei, Herr, sein Gewerbe gerbt ihm das Fell so, daß es eine lange Zeit das Wasser abhält, und das Wasser richtet so 'ne Blitzleiche verteufelt zugrunde. Hier ist ein Schädel, der Euch dreiundzwanzig Jahre in der Erde gelegen hat.

HAMLET
Wem gehört er?

ERSTER TOTENGRÄBER
Einem unklugen Blitzkerl. Wer denkt Ihr, daß es war?

HAMLET
Ja, ich weiß nicht.

ERSTER TOTENGRÄBER
Das Wetter über den unklugen Schalk! Er goß mir einmal eine Flasche Rheinwein über den Kopf. Dieser Schädel da war Yoricks Schädel, des Königs Spaßmacher.

HAMLET
Dieser?
[Nimmt den Schädel.]

ERSTER TOTENGRÄBER
Ja, ja, eben der.

HAMLET
Laß mich sehen.
Nimmt den Schädel.
Ach armer Yorick! - Ich kannte ihn, Horatio; ein Bursch von unendlichem Humor, voll von den herrlichsten Einfällen. Er hat mich tausendmal auf dem Rücken getragen, und jetzt, wie schaudert meiner Einbildungskraft davor! Mir wird ganz übel. Hier hingen diese Lippen, die ich geküßt habe, ich weiß nicht wie oft. Wo sind nun deine Schwänke? Deine Sprünge? Deine Lieder, deine Blitze von Lustigkeit, wobei die ganze Tafel in Lachen ausbrach? Ist jetzt keiner da, der sich über dein eigenes Grinsen aufhielte? Alles weggeschrumpft? Nun begib dich in die Kammer der gnädigen Frau und sage ihr, wenn sie auch einen Finger dick auflegt: so'n Gesicht muß sie endlich bekommen; mach sie damit lachen! - Sei so gut, Horatio, sage mir dies eine!

HORATIO
Und was, mein Prinz?

HAMLET
Glaubst du, daß Alexander in der Erde solchergestalt aussah?

HORATIO
Geradeso.

HAMLET
Und so roch? Pah!
Wirft den Schädel weg.

HORATIO
Geradeso, mein Prinz.

HAMLET
Zu was für schnöden Bestimmungen wir kommen, Horatio! Warum sollte die Einbildungskraft nicht den edlen Staub Alexanders verfolgen können, bis sie ihn findet, wo er ein Spundloch verstopft?

HORATIO
Die Dinge so betrachten hieße sie allzu genau betrachten.

HAMLET
Nein, wahrhaftig, im geringsten nicht. Man könnte ihm bescheiden genug dahin folgen und sich immer von der Wahrscheinlichkeit führen lassen. Zum Beispiel so: Alexander starb, Alexander ward begraben. Alexander verwandelte sich in Staub; der Staub ist Erde; aus Erde machen wir Lehm; und warum sollte man nicht mit dem Lehm, worein er verwandelt ward, ein Bierfaß stopfen können?

Der große Cäsar, tot und Lehm geworden,
Verstopft ein Loch wohl vor dem rauhen Norden.
O daß die Erde, der die Welt gebebt,
Vor Wind und Wetter eine Wand verklebt!
Doch still, doch still, beiseit! Hier kommt der König!




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 10:04

Ein anderer User weißt darauf hin, dass es darüber hinaus eine ganze Tradition der Totenschädelhalter gibt.
Carsten Roth hat geschrieben : und die ganze tradition der totenschädelhalter, hier frans hals...

Bild




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So 4. Mär 2018, 10:19

Weiter geht es mit der Userin "ma ra", die den Titel der Arbeit als Zitat aus Goethes Faust identifiziert und vervollständigt:
ma ra hat geschrieben : ...scientes bonum et malum. Tolles Bild, ich drücke dir die Daumen!
Meine klassische Bildung reicht dafür nicht, aber im Netzt findet man es natürlich: „Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.“ „Ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.“




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 10:31

Bild

Bei dem Affen in dem Bild Veronika Olmas handelt es um "Zitat". Man sieht eine Bronze von Hugo Rheinhold aus dem Jahr 1892. Der Affe schaut dem berühmten Vorbild entsprechend den Schädel an und hockt auf einigen Folianten. Eins der Bücher ist aufgeschlagen und man sieht den Ausschnitt aus dem Zitat Goethes, was dem Bild den Namen gibt. Weitere der Bücher sind verschlossen ... auf einem der Buchrücken findet man als Autor: "Darwin", was die "Facebook-Userinen" Marie Dix zu folgendem Kommentar bewegt hat:
Marie Dix hat geschrieben : reiner darwinismus
Darwins Buch "Die Entstehung der Arten" mit dem einige Weltbilder aus den Fugen geraten sind, wurde am 24. November 1859 veröffentlicht, ungefähr drei Jahrzehnte bevor die Bronze entstand.




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So 4. Mär 2018, 10:53

Bild

Ebenfalls auf ihrer Facebook-Seite zeigt Veronika Olma eine Serie von "Zufalls-Bildern": Weiße Fäden fallen auf einen schwarzen Bildträger ... das Bild zeichnet sich selbst, denn: Die Welt ist alles, was der Fall ist, wie Wittgenstein wusste. Auch auf dem Bild, um das es hier in diesem Faden geht, sind einige Linie zu sehen ... Es bietet sich daher durchaus ein Zusammenhang mit diesen Fädenbildern und dem Affenbild "eritis sicut deus" an: Der Affe, der auf Darwin hockt, verdankt sich, wie wir alle und auch auch diese Fädenbilder der formgebenden Kraft des Zufalls!
Veronika Olma hat geschrieben : fallen englisch...wie "gefallen". Faden wie Faden...mit dem englischen "fade" im Kern. Nicht fixiert...das heißt, es kann auch wieder weggenommen werden. Die Baumwollfäden kleben regelrecht auf dem Molton, wie verklettet, deswegen kann ich die Arbeiten auch an die Wand hängen, ohne dass die Sachen abfallen.




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Jörn Budesheim
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So 4. Mär 2018, 10:59

Mich haben interessanterweise zuerst die Hände und ihr Schatten "angesprungen" - warum weiß ich nicht. Solche Schattenspiele sind in der Philosophie ja wohlbekannt, aber auch Kinder lieben sie. Aber was ist da zu sehen? Was zeigt der Schatten? Welche Form geben die Hände? Wenn man einen Kopfstand macht, sieht man mehr :-)




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Friederike
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So 4. Mär 2018, 18:20

Den "Schatten" der Hände sah ich zuerst -wie Du, wie andere BetrachterInnen auch- als Kopf. Das weiße Pünktchen, vermute ich, ist ausschlaggebend dafür.

Die Hände, die Hände Gottes ("und deiner Hände Werk"), der Schatten, die menschlichen Hände, der Mensch als Abbild Gottes, aber eben Sein Abbild und nicht die SchöpferInnen selbst. Ohne den Hinweis auf die Bezugnahme auf Reinhold + den Autornamen "Darwin" kommt man möglicherweise auf ganz andere Interpretationsideen. Darwin ist übrigens Theologe gewesen, was ich bis vor kurzem gar nicht wußte. Gott hat lt. Gen. dem Menschen das von Ihm Geschaffene zur Behütung, Bewahrung und Erkundung übergeben, was im 19. Jahrhundert zu der Erkenntnis führte (ok. das ist jetzt meine eigenwillige Auslegung, worin die Evolutionstheorie begründet ist), daß nicht alles mit einem einzigen Paukenschag in die Welt kam. Man könnte sogar, legt man Gen. großzügig oder buchhalterisch aus, je nachdem, in dem Umstand, daß der Mensch und die Landtiere am 6. Schöpfungstag erst geschaffen wurden, eine Brücke zwischen Evolutionstheorie und Schöpfungsmythos bauen.

Womit ich vorläufig nichts anfangen kann, das ist der Totenkopf, den der Affe in Händen hält (ich weiß gar nicht, wie man die Hände bei den Affen nennt? "Hände" wohl?). Sieht er sich selbst als Toten oder sieht er seine Ahnen als Tote. Das alte Wissen, das mit Darwin begraben wird?

Über die Fäden weiß ich bis jetzt nur, daß sie es sind, die für mich den ästhetischen Reiz des Bildes ausmachen. Besonders die Aufhängung oben und die lose Kreisform.




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Stefanie
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So 4. Mär 2018, 18:33

Ich schenkte mir den Kopfstand und sagte dem Handy einfach, Funktion Display drehen ausschalten. :- )

Hmm.
Vom dem Werk Alice bin ich sehr begeistert, aber das hier ist mir zu überfrachtet.
Der Titel, die Affen Bronze, der Totenschädel, die Verweise auf Goethe und Darwin, die Hände, die als Schattenspiel das schwarze Portrait (sehr düster, fast bedrohlich) erstellen, und dann noch die Linie drumherum und oben, die sich nur einordnen lassen, wenn man diese schon mal gesehen hat bzw. die Internetseite gelesen hat, und die mir ehrlich gesagt, den Gesamteindruck optisch etwas zerstören. Und dazu das Thema des Wettbewerbs. Zu viel für mich.

Der Affe in dem Olma Bild hält unten einen Ring, es ist nicht zu erkennen, ob er geschlossen ist. Im Original ist es etwas offenes.
Durch den Ring geht ja die Linie. Ist der Affe angekettet, oder wird der Spruch am Ring durch die Manege führen angesprochen? Und das in Bezug gesetzt zu Darwin, Gott und aus den Fugen geraten.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Jörn Budesheim
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Mo 5. Mär 2018, 06:39

Friederike hat geschrieben :
So 4. Mär 2018, 18:20
Womit ich vorläufig nichts anfangen kann, das ist der Totenkopf, den der Affe in Händen hält (ich weiß gar nicht, wie man die Hände bei den Affen nennt? "Hände" wohl?). Sieht er sich selbst als Toten oder sieht er seine Ahnen als Tote. Das alte Wissen, das mit Darwin begraben wird?
Bild

Nachdem Darwin sein bahnbrechendes Buch veröffentlicht hat, folgten unzählige Karikaturen, die sich darüber lustig machen, dass der Mensch vom Affen abstammen sollte. Das neue Bild vom Menschen, wollte sich nicht so recht in das traditionelle Bild einfügen. Das traditionelle Bild geriet aus den Fugen.

Ob diese Bronze in die Reihe dieser Karikaturen gehört oder ob sie anders rezipiert wurde, weiß ich natürlich nicht. Nun hat Olma für uns diese Wiedervorlage gemalt und wir können darüber nachdenken, wie wir zu den Fragestellungen dieses Bildes heute stehen. Denn das Bild, welches wir uns von den anderen Tieren machen, reflektiert immer auch das Bild, dass wir von uns selbst machen.

Ein Bild von einem Wesen, das seinen "eigenen" Schädel in der Hand hält und mit ihm in Dialog tritt, was sagt uns das? Meines Erachtens steht es für vieles, was auch eine innere Spannung aufweist. Zuerst mal ist das ein Bild für den Geist. Geist ist (unter anderem) die Fähigkeit, von sich selbst ein Bild zu haben, zu machen und darüber nachzudenken und sich daran zu orientieren. Der Schädel als Teil dieses Dialoges weist meines Erachtens zumindest auf zwei grundlegende Dinge. Einerseits geht es um unsere materielle Bedingtheit und andererseits um unsere Endlichkeit. Zwei wesentliche Aspekte, die jedoch mit unserer Geisthaftigkeit auch in einer gewissen Spannung stehen... Welche Art Spiegel ist so ein Schädel und wie kann so ein Gespräch geführt werden?

Diese Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken und die eigenen Plätze in den Wirklichkeiten in und um uns herum zu bestimmen, scheint eine Art Alleinstellungsmerkmal des Menschen zu sein. Aber stimmt das? Wie steht es um den Geist der Tiere? Primatenforschung haben Affen eine Gebärdensprache beigebracht und sie sogar nach dem Tod gefragt. Und siehe da, anscheinend denken auch Affen über den Tod nach und was es mit ihm auf sich hat ... Die Antwort des Affen nach dem Tod lautete: "Problem: alt" - das klingt vielleicht nicht besonders tiefsinnig, aber ich finde es ziemlich erstaunlich.

Wenn wir also dieses Bild auf die Wiedervorlage nehmen, dann haben wir widerstrebende Optionen. Die eine zieht uns "nach unten" und besagt, dass wir selbst nichts anderes sind als ausgeflippte Bio Automaten, die auf Selbsterhaltung getrimmt sind. Die andere Option verfährt umgekehrt und versucht unsere MitWesen "nach oben" zu ziehen und fragt: wie steht es denn um ihren Geist und ihren Wert?




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Stefanie
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Mo 5. Mär 2018, 12:01

Der Wettbewerb gibt das Thema "Die Welt aus den Fugen" vor.
Der Titel des Bildes ist "Ihr werdet Gott". Im Kopf weitergedacht ... und erkennt Gutes und Böses.

Folgendes unter der Annahme, dass es einen Gott gibt. (An den ich persönlich nicht glaube.):
Nur Gott erschafft Leben, nur Gott bestimmt über das Gute und das Böse. Gott hat den Menschen und die Tiere erschaffen, und der Mensch stammt in diesem Sinne von Gott ab. Gott bestimmt, nicht der Mensch. (Ähnlich wie in dem Spruch, "der Mensch denkt, Gott lenkt".)
Als Mensch zu Gott werden und wie Gott zu handeln, sich wie Gott zu geben, steht dem Menschen nicht zu. Dies ist, wenn mich nicht alles täuscht, so was wie eine Todsünde.
Die Welt ist u.a. aus den Fugen, wenn der Mensch sich wie Gott verhält, oder anders ausgedrückt: wenn der Mensch Gott spielt. Die göttliche Ordnung ist zerstört, mit dem entsprechenden, negativen Folgen.
Diese Redenwendung "Gott spielen" wird oftmals dann gebraucht, wenn ein Mensch willkürlich, und meinend nur er allein sei im Recht, nur er allein sei im Besitz der absoluten Wahrheit. Auf die moderne Zeit bezogen, also nahezu alle Diktatoren und Tyrannen. Diese spielen Gott.

In dem Bild gibt es die Anspielung auf Darwin und seine Evolutionstheorie, nach der die Menschen eben gerade nicht von Gott erschaffen wurden, sondern sich aus Arten entwickelt hat, und wir vom Affen abstammen.
Damals eine Ungeheuerlichkeit, damals brachte dies das vorherrschende Weltbild zum einstürzen, die Welt geriet aus den Fugen.
Aber Darwin hat nicht Gott gespielt, oder sich zu Gott erhoben oder gar Gott gleichgestellt. Durch die Evolution, durch unsere Entstehung werden wir nicht zu Gott.

Die Original Affenbronze zielt auf diese Denkerpose an, der Denker. Ich müsste jetzt nachschauen, von wem das ist und wie es genau heißt. Die Statue spielt auch auf Darwin an. Als eine Ironische Anspielung. Wenn der Mensch vom Affen stammt, könnte auch der Affe denken. So in der Art.
Aber auch hier, wer spielt sich hier zu Gott auf, auf wen trifft zu "Ihr werdet Gott".? Der Spruch steht auch lesbar auf der Statue. Wer wird hier zu Gott, und bringt dadurch die Welt aus den Fugen?
Und wie jetzt die Neuinterpretation dieses Themas?
Weiter gedacht, ließe sich sagen, gut der Mensch verhält sich gegenüber den Tieren wie Gott sich über die Menschen. Wir entscheiden über das Leben von Tieren, wir sind im Verhältnis zu den Tieren Gott. Wir bestimmen im Verhältnis zu den Tieren, was Gut und Böse ist. Wir bestimmen über den Tod von anderen Lebewesen, den Tieren*.
"Ihr werdet Gott". ?
Also der nächste Sündenfall, durch den die Welt aus den Fugen gerät?

Die Fragestellungen dieses Bildes beinhalten auch den Titel des Bildes: Ihr werdet Gott.
Um auf dieses "Ihr werdet Gott" in dem Bild zu erkennen muss ein altes Thema (Darwin, Evolution) in die Moderne transportiert werden, damit es auch zum Ausschreibungsthema passt. Aber meiner Meinung nach, gewaltig um die Ecke gedacht. Jörn bringt den Geist, und die Diskussion um den Wert des Geistes von Tieren von ins Spiel, da wäre ich aufgrund des Bildtitels nicht drauf gekommen.
Das ist mir zu überfrachtet, zu viel des Guten.

*Das Schattenspiel mit dem daraus resultierenden "Schattenmann" ist für mich zumindestens ein Totengräber, wenn nicht sogar der Tod selber.



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Jörn Budesheim
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Meinst du das hier:

Bild

Auguste Rodin > der Denker (Bild: Daniel Stockman)




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Stefanie
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Mo 5. Mär 2018, 13:01

Ja, so einen Denker, den von Rodin. Danke. Jetzt weiß ich auch wieder den Namen. Ich wusste nicht, dass es diesen auch in groß gibt. Und wie ich gerade feststelle auch in klein. ;- )
Irgendwo habe ich auch eine Variante gesehen, die wie bei dem Affen aussah.



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Segler
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Mo 5. Mär 2018, 13:20

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 2. Mär 2018, 09:11
eritis sicut deus = sein wie ein Gott
"eritis" ist 2. Person Plural Indikativ Aktiv Futur von "esse".

Die korrekte Übersetzung lautet also:

Ihr werdet sein wie Gott.

Bekannt ist der Satz aus Goethes Faust. Der hat aber zitiert und dabei die Quellenangabe Genesis 3,5 vergessen. Mit diesen Worten ködert die Schlange Eva, den Apfel zu essen.

In der Vulgata steht übrigens präzise "eritis sicut dii". Dii ist die Kurzform von Diiovis, einer vorklassischen Schreibweise für Iovis, also Jupiter. Das ist eine kleine Perfidie des Übersetzers. Die Schlange verspricht Eva nicht wie der eine allmächtige und allwissende Gott zu werden, sondern so wie ein heidnischer Götze.




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Jörn Budesheim
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Mo 5. Mär 2018, 13:38

Danke. Habs oben korrigiert. Meine Übersetzung kam von Google.




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Jörn Budesheim
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Segler hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 13:20
In der Vulgata steht übrigens präzise "eritis sicut dii". Dii ist die Kurzform von Diiovis, einer vorklassischen Schreibweise für Iovis, also Jupiter. Das ist eine kleine Perfidie des Übersetzers. Die Schlange verspricht Eva nicht wie der eine allmächtige und allwissende Gott zu werden, sondern so wie ein heidnischer Götze.
Diesen Teil verstehe ich nicht. Worauf bezieht sich das? Was ist Vulgata?




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Jörn Budesheim
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Di 6. Mär 2018, 06:13

Stefanie hat geschrieben :
Mo 5. Mär 2018, 12:01
Das ist mir zu überfrachtet, zu viel des Guten.
Das Bild besteht aus wenigen Elementen vor einem räumlich-farbigen Grund: der Affe, die Hände, die Linien. Diese Elemente sind entlang der Bildachse nahezu symmetrisch positioniert mit den entsprechenden Symmetrie Brüchen, damit es nicht starr wirkt, und werden von den Linien zusätzlich gehalten. Es fällt mir sehr schwer nachzuvollziehen, dass du hier etwas überfrachtet findest.

Das Zusammenspiel der drei Köpfe, Mann mit Hut, Affe und Schädel finde ich sowohl humorvoll als auch spannend... und keineswegs überfrachtet.

Ich finde auch nichts an meiner Interpretation des Schädel haltenden Affens "um die Ecke", sondern ich finde sie im Gegenteil ziemlich simpel und geradlinig. Dass man für das, was das Bild auf einen Schlag zeigt, in der Beschreibung und Deutung mehr als nur ein paar Wörter braucht, finde ich ganz normal und es zeigt nicht, dass irgendetwas an der Symbolik zu viel des Guten ist.




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