Da kommt doch in einem anderen Thread ein Satz daher, der in die Richtung geht, die mir die ganz Zeit durch den Kopf geht.
Der menschliche Gedanke kann auch lebendig sein. Er kann aber auch intellektualisierend tödlich sein, auch tot bleiben, sich todbringend äußern etwa im politischen Bereich oder der Pädagogik.“
J. Beuys
In früheren totalitären Gewaltherrschaften bestand eine Methode, Menschen zu brechen, darin, sie in Isolation zu halten - kein Gedankenaustausch mit anderen- kaum zu essen also Nahrungsentzug und der Entzug von geistiger Nahrung, also keine Bücher, überhaupt nichts zum lesen. Lebendinge Gedanken waren nicht erlaubt. Viele Häftlinge hatten, um sich am Leben zu halten, Bücher, die sie gelesen hatten, aus dem Gedächtnis heraus rezitiert. Sie hatten sich quasi ein Bücherregal im Kopf geschaffen.
Später wurde in totalitären Systemen vom Staat vorgegeben, was gelesen werden darf, und was damit gedacht werden darf. Hier musste gefressen werden, was einem vorgesetzt wurde. Das bewirkte auch nicht wirklich lebendige eigene Gedanken. Tödlich für eine Gesellschaft, nützlich für die Herrschenden. Ein bitterer Geschmack den Gedanken da erzeugen.
Die Installation ist aus dem Jahr 1995. Die Veränderungen mit den sozialen Medien sind hier wohl noch nicht eingeflossen.
Aber vielleicht zwei Komponenten. Der Künstler kommt aus einem ehemaligen, kommunistischen Ostblockland.
Imre Kertesz beschreibt mehrmals in seinen Büchern, wie es ihm erging, im damaligen Ungarn literarisch eingeschränkt zu sein, zum einem als Künstler selber, wie auch als Bürger, dem nicht alles an Büchern zur Verfügung stand. Dazu noch in einer mini Wohnung, fast wie isoliert von Anderen. Intellektualisierend tödlich. Für den einzelnen, und die Gesellschaft.
Eine andere Komponente ist vielleicht diese. Die Bücher befassen sich hauptsächlich mit Psychologie und den Titel zu folge wohl auch mit Pädagogik. Es sind auch ältere Bücher, und dem Zustand nach, Inhalte und Theorien, die nicht mehr modern sein könnten.
Psychologie und moderne Pädagogik sind junge Disziplinen, denen oft blind gefolgt wurde. Oft auch als intellektuell bezeichnet werden. In der Situation, in denen sie in dieser Installation präsentiert werden, können die Gedanken die in ihnen stehen, und die eigenen Gedanken, die darauf beruhen, nicht hinterfragt werden. Gedanklicher Stillstand, einseitige Ernährung, immer der gleich Geschmack.
Letzendlich keine lebendige Gedanken. Was vermeintlich intellektuell fördern sein soll, bewirkt das Gegenteil.
Intellektualisierend tödlich.
Wenn eine Gesellschaft und deren führende Köpfe an pädagogischen, psychologischen Konzepten festhalten, quasi wie in der Installation keine anderen Einflüsse zulassen, ist das nicht lebendig, und nicht vielfältig.
Weswegen ich auch von witzig auf totalitär umschwenkt.
Wollte ich nur loswerden.