Reaktanz

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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
So 19. Jun 2022, 22:37
Für mich gibt es Wirklichkeit einfach wie die Welt "nur" als etwas Passives (Wirklichkeit ist/existiert einfach), das wir erst durch unsere Sinne teilweise wahrnehmen können.
Wo bitte schön möchtest du denn die Sinne platzieren? Links neben der Welt? Und wenn es die Welt "nur" als etwas Passives gibt, wir selbst uns aber als aktiv erleben, dann folt für dich daraus ja wohl, dass wir in der "Welt" gar nicht vorkommen.




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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
So 19. Jun 2022, 22:41
Ich würde eher sagen, dass wir nur relativ, aber nicht absolut sicher sein können, was (der Fal) ist und was nicht - mal mehr, mal weniger, abhängig von unseren Erkenntnissen, Erfahrungen, Wissen u.ä.
Sind wir uns unseres (phänomenalen) Bewusstseins nur relativ sicher?




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Jörn Budesheim
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Mo 20. Jun 2022, 08:38

Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 00:47
Hätte man einen Zeitgenossen Platons gefragt, ob er an Zeus glaube, hätte er die Frage nicht verstanden. Er hätte vermutlich erwidert: "Hörst du denn nicht, daß es donnert?"

Wenn man die Wirklichkeit nicht als Sammelbegriff für alles, was es gibt oder für alles, was der Fall ist oder für die Gesamtheit alles Seienden o.ä. nimmt, sondern als Wirklichkeit einer Epoche in Form einer "präformierten Implikation", d.h. als eingeschlossene Zuschreibung ohne Ausdrücklichkeit, dann bietet sich ein Rück- und Durchgang in die Genesis dieses Begriffs an. φαίνεσθαι bedeutete für die Griechen so viel wie "ans Licht kommen, sich zeigen". Im Griechischen gibt es neben Aktiv und Passiv ein drittes Genus verbi, das Medium, das sprachgeschichtlich sogar noch älter ist als das Passiv. Das Medium entspricht u.a. dem, was wir reflexive Verben nennen. Das Erscheinende, das Sich-Zeigende, das Phänomen, ist der Inbegriff des in diesem Sich-Zeigen Evidente. Das antike Verständnis der Wirklichkeit ist eines, das sich an diesem Sich-Zeigen orientiert. Das ist also durchaus kein passives Dasein, kein "einfach Existieren", sondern ein zwischen Aktiv und Passiv angesiedeltes Kommen, ein Ans-Licht-Kommen.
Diese "Wirklichkeit" ist im Grunde sogar unsere primäre "Wirklichkeit", keine Frage. Aber den Ausdruck "Wirklichkeit" finde ich dafür schwierig. Ich weiß nicht, welche Alternativen es gibt: Lebenswelt? Weltbild? Vielleicht gibt es besseres. Mein Hauptproblem dabei ist: wenn man den Ausdruck so wie in dem Zitat verwendet, dann hat man dauernd Probleme, relativistische Vorstellungen "abzuwehren".




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Mo 20. Jun 2022, 10:50

Groot hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 03:08
soweit ich weiß, heißt das Mediopassiv; also diese dritte Form neben aktiv und passiv.
Völlig richtig, Groot. Das Mediopassiv ist eine dritte Form, die es dann schon im Lateinischen nicht mehr gibt. Man kann sich leicht vorstellen, daß ein drittes Genus verbi die Möglichkeiten einer Sprache beim Beschreiben des menschlichen Handelns erweitert, sofern es neben dem aktiven Handeln und dem passiven Erdulden von Handlungen ein Mittelding gibt, welches die Wirkung eines Handelns auf den Handelnden selbst ausdrückt, sozusagen ein eingebauter Selbstbezug, ein Aktiv, das "nach hinten losgeht".

Daß eine Sprache mit drei Genus verbi Beschreibungsvorteile hat, liegt auf der Hand, daß sie filigrane Unterschiede machen kann und als "tote" Sprache einen Reichtum an Verbformen hervorbringt, zum Leidwesen ihrer "lebenden" Erlerner, auch.

(Leidwesen - beinahe schon ein Wort aus der Liste bedrohter Wörter)

Ich hab' allerdings nicht schlecht gestaunt bei dieser Ankündigung eines Vortrags von Hartmut Rosa:

"Der Vortrag nimmt seinen Ausgangspunkt bei der Diagnose, dass die moderne Gesellschaft kulturell und strukturell (und sogar linguistisch) zwischen einer Haltung und Erfahrung aktiver Beherrschung (oder Herrschaft) und einem komplementären Gegenmodus passiven oder rezeptiven Unterworfenseins hin- und herschwankt und dass sich eben hier in der Spätmoderne eine Radikalisierung vollzieht: Der Erfahrung einer Beinahe-Omnipotenz etwa in der Atomkernspaltung oder überhaupt in der Naturbeherrschung stehen die Ohnmachtserfahrungen der Atom- oder Klimakatatsrophe gegenüber; der gewaltig gesteigerten Ferbedienungsmacht im Smartphone steht die Machtlosigkeit angesichts des Serverausfalls gegenüber, und das politische Allmachtsversprechen der uneingeschränkten demokratischen Volkssouveränität bricht sich an der Realerfahrung politischer Ohnmacht angesichts von Klimawandel, Finanzmärkten etc. Dieser Zustand, so die zu entwickelnde These, lässt sich nicht durch Steigerung der Handlungsmacht überwinden, sondern druch die (Wieder-) Entdeckung der Möglichkeit eines mediopassiven Weltverhältnisses, bei dem Selbstwirksamkeit nicht mit Herrschaft und Affizierung nicht mit Ohnmacht verbunden ist und bei dem sich aktiv und passiv gar nicht eindeutig unterscheiden lassen. Das Resonanzkonzept, so lautet die Kernthese des Vortrags, bringt diese Art des Weltverhältnisses begrifflich auf den Punkt."
(Link)

" ... (Wieder-)Entdeckung der Möglichkeit eines mediopassiven Weltverhältnisses"! - Donnerlittchen!

Gehalten wurde der Vortrag anläßlich eines Workshops "Zwischen aktiv und passiv: Theorien, Konzepte und Praktiken eines Mediopassiv" des Max-Weber-Kollegs. Zwei Tage Mediopassiv!

Daß die Inspirationskraft des Mediopassiv derjenigen der Reaktanz ebenbürtig ist, zeigt der Vortrag von Joris Atte Gregor, in Jena zuständig für Geschlechterforschung, die in ihrem Vortrag den Gedanken entfaltet, daß es sich bei der Sexualität um ein "materiell-affektiv-diskursives Phänomen" handelt, "in dem Leib, Körper, Begehrensstruktur und intimes KörperHandeln in einer nichtorientierbaren Dynamik miteinander in Beziehung treten."

Näheres zu "nichtorientierbaren Dynamiken" hier:

Lust-Punkt




Nauplios
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Mo 20. Jun 2022, 12:09

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 08:38

Diese "Wirklichkeit" ist im Grunde sogar unsere primäre "Wirklichkeit", keine Frage. Aber den Ausdruck "Wirklichkeit" finde ich dafür schwierig. Ich weiß nicht, welche Alternativen es gibt: Lebenswelt? Weltbild? Vielleicht gibt es besseres. Mein Hauptproblem dabei ist: wenn man den Ausdruck so wie in dem Zitat verwendet, dann hat man dauernd Probleme, relativistische Vorstellungen "abzuwehren".
Folgt man Blumenbergs Ausführungen zum Wirklichkeitsbegriff als Implikat einer Epoche hat man natürlich eine "Relation". So läßt sich ein antiker Wirklichkeitsbegriff von einem neuzeitlichen Wirklichkeitsbegriff unterscheiden und beide von einem mittelalterlichen Wirklichkeitsbegriff. Unterscheidungen sind hilfreich beim Sagen, was man sieht. Was als wirklich gilt, ist in der Antike etwas anderes als in der Neuzeit. Sofern man das akzeptiert, stellt sich meist Zurückhaltung gegenüber der Vorstellung einer Wirklichkeit ein, die als ontologisch verfaßte ewig und mit sich identisch ist. Und es schließt die Möglichkeit aus, daß einer künftigen Epoche, für die etwa künstliche Intelligenz selbstverständlich ist, anderes als wirklich gilt als unserer. Bei Musil gibt es den "Möglichkeitssinn" im Mann ohne Eigenschaften: das Mögliche orchestriert das Wirkliche. Das Wirkliche ist das Selbstverständliche einer Epoche, das vom Möglichen gleichsam beleuchtet wird. Das Wirkliche steht im Horizont des Möglichen. Kant führt ja seine Überlegungen zum Wirklichen im Amphibolie-Kapitel an der Stelle aus, wo es um die Modalität (Wirklichkeit-Möglichkeit-Notwendigkeit) geht als eine von vier Funktionen, nach denen die Kategorien gebildet werden, mit deren Hilfe dann wiederum der Verstand die Phänomene ordnet.

Eine solche Betrachtungsweise, welche die Wirklichkeit in eine Relation zur Epoche bringt, kann sich natürlich nicht von einer Vorstellung einer allzeit mit sich identischen Wirklichkeit leiten lassen. Damit ist noch keinem "Relativismus" das Wort geredet, jeder lebe in seiner "eigenen" Wirklichkeit und man könne sich allenfalls über Klopfzeichen verständigen. Beim Plural Wirklichkeiten, in den wir leben ist an einen solchen Relativismus nicht gedacht.

Ich sehe ein grundsätzliches Problem darin, daß all diese Begriffe philosophisch imprägniert sind. Ob Wirklichkeit, ob Lebenswelt, ob Welt oder Sein - ihre philosophische Vorbelastung wird uns immer wieder vor die Bergwerke philosophischen Untertagebaus führen und wir stehen vor der Wahl, uns in die Schächte und Hohlräume abzuseilen, die vorangegangene Generationen angelegt haben oder uns angesichts von Tiefe, Bodenlosigkeit und unzureichender Sicherheitsvorsorge an der Oberfläche alltagssprachlicher Übereinkünfte zu halten. Ein Begriff wie Lebenswelt hat heute mit der Bedeutungstiefe, die er in der Phänomenologie Husserls hat, praktisch nichts mehr zu tun. Wir meinen damit eine Art Nahbereichsbiotop, die konkrete Alltagswelt. Solche Begriffe sind dann vom häufigen Alltagsgebrauch abgeschliffen, haben ihre ursprüngliche theoretische Prägnanz verloren und zeigen sich für eine ganz andere Art von Relativismus empfänglich: "Für mich ist aber ... "
Für mich ist aber Philosophie Bergbauarchäologie.




Burkart
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Mo 20. Jun 2022, 18:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 06:30
Burkart hat geschrieben :
So 19. Jun 2022, 22:37
Für mich gibt es Wirklichkeit einfach wie die Welt "nur" als etwas Passives (Wirklichkeit ist/existiert einfach), das wir erst durch unsere Sinne teilweise wahrnehmen können.
Wo bitte schön möchtest du denn die Sinne platzieren? Links neben der Welt? Und wenn es die Welt "nur" als etwas Passives gibt, wir selbst uns aber als aktiv erleben, dann folt für dich daraus ja wohl, dass wir in der "Welt" gar nicht vorkommen.
Ok, ich meinte eher die Außenwelt und vor allem die Welt insgesamt, nicht einzelne aktive Teilnehmer... ähnlich wie die Erde auch kein aktives Lebewesen ist, nur Lebewesen auf ihr.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Burkart
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Mo 20. Jun 2022, 18:55

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 06:37
Burkart hat geschrieben :
So 19. Jun 2022, 22:41
Ich würde eher sagen, dass wir nur relativ, aber nicht absolut sicher sein können, was (der Fal) ist und was nicht - mal mehr, mal weniger, abhängig von unseren Erkenntnissen, Erfahrungen, Wissen u.ä.
Sind wir uns unseres (phänomenalen) Bewusstseins nur relativ sicher?
Vielleicht existieren wir ja nur in der/einer Matrix... wobei ich mehr an Wahrgenommenes dachte als an Dinge, denen wir einen Begriff zugeordnet haben, wodurch sie gerne oft als sicher angesehen werden... nicht wahr, liebes rosa Einhorn ;)



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

Timberlake
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Mo 20. Jun 2022, 20:07

Burkart hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 18:55
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 06:37
Burkart hat geschrieben :
So 19. Jun 2022, 22:41
Ich würde eher sagen, dass wir nur relativ, aber nicht absolut sicher sein können, was (der Fal) ist und was nicht - mal mehr, mal weniger, abhängig von unseren Erkenntnissen, Erfahrungen, Wissen u.ä.
Sind wir uns unseres (phänomenalen) Bewusstseins nur relativ sicher?
Vielleicht existieren wir ja nur in der/einer Matrix... wobei ich mehr an Wahrgenommenes dachte als an Dinge, denen wir einen Begriff zugeordnet haben, wodurch sie gerne oft als sicher angesehen werden... nicht wahr, liebes rosa Einhorn ;)
.. und vielleicht sollte man , bei aller Liebe für das liebe rosa Einhorn, das Thema dieses Threads nicht gänzlich aus den Augen verlieren.

Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 12:09

Ich sehe ein grundsätzliches Problem darin, daß all diese Begriffe philosophisch imprägniert sind. Ob Wirklichkeit, ob Lebenswelt, ob Welt oder Sein - ihre philosophische Vorbelastung wird uns immer wieder vor die Bergwerke philosophischen Untertagebaus führen und wir stehen vor der Wahl, uns in die Schächte und Hohlräume abzuseilen, die vorangegangene Generationen angelegt haben oder uns angesichts von Tiefe, Bodenlosigkeit und unzureichender Sicherheitsvorsorge an der Oberfläche alltagssprachlicher Übereinkünfte zu halten.

und um dazu an dieser Stelle auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen , möglicherweise ist ja auch der Begriff "Reaktanz" philosophisch imprägniert. So das dIe Wirklichkeit daran abperlt , wie die Regentropfen auf imprägnierten Gewebe .
Zuletzt geändert von Timberlake am Mo 20. Jun 2022, 20:19, insgesamt 2-mal geändert.




Nauplios
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Burkart hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 18:55

Vielleicht existieren wir ja nur in der/einer Matrix...
Mit dem genius malignus, dem Täuschergott, hat es zu Beginn der Neuzeit Descartes zu tun. Die Matrix ist die cinematographische Raffinierung dieses cartesianischen Gedankens an einen täuschenden Gott, der die Welt nicht weiter verbürgt, sondern eine Wirklichkeit vortäuscht, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Im Mittelalter gab es den wohlgesonnenen Gott, der die Wirklichkeit aus sich heraus in einem Akt der beständigen Schöpfung, einer creatio continua, sponn. Die Schöpfung ist danach kein einmaliger Akt, sondern wird von Gott zu jedem Zeitpunkt immer wieder aufs Neue hervorgebracht. Gott ist der permanente Seinsgrund der Schöpfung. Die Wirklichkeit des Menschen ist das Ergebnis dieser göttlichen Garantie. Man findet diesen theologischen Gedanken der creatio continua etwa bei Bonaventura oder Wilhelm von Ockham.

Das Mittelalter hatte einen Wirklichkeitsbegriff (einer von Gott garantierten Realität), den in dieser Form das antike Denken nicht kannte. Die antiken Götter hatten mit ihren Streitereien und Eskapaden genug zu tun; den einen oder anderen Deal konnte man als Mensch mit ihnen machen, aber ansonsten lebten sie in ihrer eigenen Welt. Einen Schöpfungsgedanken so wie ihn dann das christliche Mittelalter mit einer ausgeklügelten Theologie entwickelte, war den Griechen fremd. Epikurs Götter leben gar in Intermundien, Zwischenwelten ...




Nauplios
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Mo 20. Jun 2022, 20:20

Timberlake hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 20:07
Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 12:09

Ich sehe ein grundsätzliches Problem darin, daß all diese Begriffe philosophisch imprägniert sind. Ob Wirklichkeit, ob Lebenswelt, ob Welt oder Sein - ihre philosophische Vorbelastung wird uns immer wieder vor die Bergwerke philosophischen Untertagebaus führen und wir stehen vor der Wahl, uns in die Schächte und Hohlräume abzuseilen, die vorangegangene Generationen angelegt haben oder uns angesichts von Tiefe, Bodenlosigkeit und unzureichender Sicherheitsvorsorge an der Oberfläche alltagssprachlicher Übereinkünfte zu halten.

, um an dieser Stelle auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen , auch möglicherweise ist ja auch der Begriff "Reaktanz" philosophisch imprägniert. So das dIe Wirklichkeit daran abperlt , wie die Regentropfen auf imprägnierten Gewebe .
Mir kam gerade der Gedanke, daß der böse Täuschergott für mich eine Spezialanfertigung der Matrix fabriziert hat: ich kann mich nicht mehr verständlich machen. Ich gebe auf. :)




Nauplios
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Wir haben hier ungeheure Probleme in der Verständigung. Bin ratlos. :? :)




Timberlake
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Mo 20. Jun 2022, 20:35

Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 20:20
Timberlake hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 20:07
Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 12:09

Ich sehe ein grundsätzliches Problem darin, daß all diese Begriffe philosophisch imprägniert sind. Ob Wirklichkeit, ob Lebenswelt, ob Welt oder Sein - ihre philosophische Vorbelastung wird uns immer wieder vor die Bergwerke philosophischen Untertagebaus führen und wir stehen vor der Wahl, uns in die Schächte und Hohlräume abzuseilen, die vorangegangene Generationen angelegt haben oder uns angesichts von Tiefe, Bodenlosigkeit und unzureichender Sicherheitsvorsorge an der Oberfläche alltagssprachlicher Übereinkünfte zu halten.

, um an dieser Stelle auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen , auch möglicherweise ist ja auch der Begriff "Reaktanz" philosophisch imprägniert. So das dIe Wirklichkeit daran abperlt , wie die Regentropfen auf imprägnierten Gewebe .
Mir kam gerade der Gedanke, daß der böse Täuschergott für mich eine Spezialanfertigung der Matrix fabriziert hat: ich kann mich nicht mehr verständlich machen. Ich gebe auf. :)
.. das du dich nicht mehr verständlich machen kannst, will ich dir gerne glauben, so weit wie du dich mittlerweile vom eigentlichen Thema dieses Thread entfernt hast.

Nur mal diesbezüglich zur Erinnerung ...
Timberlake hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 03:37
Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 01:57

Da ich vorhin schon mal Luhmann erwähnt hatte: ebenso aufschlussreich in diesem Zusammenhang sind zwei Kapitel aus Die Realität der Massenmedien:

Kapitel 11: "Die Konstruktion der Realität"

Kapitel 12: "Die Realität der Konstruktion"

Hier zeigt sich auch, daß zwischen Konstruktivismus und Realismus nicht zwangsläufig eine Unvereinbarkeit bestehen muß.

Aber wir kommen mächtig ab vom Kurs. Vielleicht eröffnet sich ja die Möglichkeit, diese Thematik in einem anderen Zusammenhang später noch mal anzugehen.
.. und um wieder mächtig auf Kurs und damit auf die Thematik zu kommen , möchte ich in diesem Zusammenhang , weil du ihn hier schon erwähnt hast , auf die Luhmannsche Systemtheorie und dabei insbesondere auf die Autopoiesis aufmerksam machen ..

  • Autopoiesis
    Eine weitere wesentliche Voraussetzung für das Vorhandensein eines Systems ist die Fähigkeit, sich selbst (wieder-)herzustellen, also die Autopoiesis. Der Merksatz im Luhmannschen Sinne lautet: Wenn es sich nicht selbst macht, ist es kein System. .

So dürfte es doch wohl naheliegend sein , dass sich ein System auch durch das Wiederherstellen von eingeschränkten Freiheitspielräumen und damit der Reaktanz wiederherstellt. Wenn es dazu nicht mehr in der Lage ist , ist diese wesentliche Voraussetzung ,für das Vorhandensein eines Systems, nicht mehr gegeben und es verliert den Status ein System zu sein. So zumindest meine , im Zusammenhang mit der Reaktanz , weitergehende Interpretation der Luhmannschen Autopoiesis.
Offenbar konnte ich mich mit diesen Beitrag, bei dir ebenfalls nicht verständlich machen oder, wovon ich ausgehe , der Reiz sich in den o.g. Schacht , in die Bodenlosigkeit abzuseilen , war einfach zu groß. Da kann natürlich ein bodenständiges Thema , wie die hier , in diesem Thread , zu diskustierende Reaktanz nicht mithalten. In sofern ich doch schon sehr gespannt darauf bin , ob es dir und deinesgleichen noch gelingt , sich aus diesem bodenlosen Schacht , am Seil hoch hangelnd , der Wirklichkeit von eingeschränkten Freiheitsspielräumen und damit der Reaktanz zu stellen.

.. und konnte ich mich nun mehr , zumindest mit diesem Beitrag verständlich machen ? Wenn nicht, dann noch viel Spaß beim Erkunden des Bodenlosen.Ich ziehe jedenfalls Bodenständiges vor. Auch wenn oder gerade deswegen , weil selbiges mitunter doch sehr steinig ist.




Nauplios
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Timberlake hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 20:35

... dir und deinesgleichen ...

.. und konnte ich mich nun mehr, zumindest mit diesem Beitrag verständlich machen?
Du konntest Dich "mir und meinesgleichen" verständlich machen.

Gerade hatte ich den Eindruck, daß "ich und meinesgleichen" ein zartes Gefühl des Heimischseins bei DIALOGOS entwickeln könnten. So kann man sich täuschen, auch ohne Täuschergott. -




Timberlake
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Di 21. Jun 2022, 02:56

Nauplios hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 21:36
Timberlake hat geschrieben :
Mo 20. Jun 2022, 20:35

... dir und deinesgleichen ...

.. und konnte ich mich nun mehr, zumindest mit diesem Beitrag verständlich machen?
Du konntest Dich "mir und meinesgleichen" verständlich machen.

Gerade hatte ich den Eindruck, daß "ich und meinesgleichen" ein zartes Gefühl des Heimischseins bei DIALOGOS entwickeln könnten. So kann man sich täuschen, auch ohne Täuschergott. -
.. und eben dieses zarte Gefühl des Heimischseins ist mir hier in diesem Thread , auf Grund eurer zarten Gefühle , jenseits dessen , was hier zur Diskussion ansteht , abhanden gekommen. So kann man Enttäuschen , ob nun mit oder ohne Täuschergott.

  • Reaktanz
    Psychologische Reaktanz ist die Motivation zur Wiederherstellung eingeengter oder eliminierter Freiheitsspielräume. Reaktanz wird in der Regel durch psychischen Druck (z. B. Nötigung, Drohungen, emotionale Argumentation) oder die Einschränkung von Freiheits­spielräumen (z. B. Verbote, Zensur) ausgelöst. Als Reaktanz im eigentlichen Sinne bezeichnet man dabei nicht das ausgelöste Verhalten, sondern die zugrunde liegende Motivation oder Einstellung.


..und so würde ich euch doch bitten , die Freiheitsspielräume .. zum Thema dieses Threads! .. wieder herzustellen . Freiheitsspielräume , die von euch , mit euren Beiträgen eingeengt oder eliminiert wurden. Auch wenn dergleichen von euch möglicherweies als Zensur und in Folge dessen als Nötigung empfunden wird.




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Sa 25. Feb 2023, 08:53





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