Bühne des Lebens

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Soloturn
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So 25. Okt 2020, 13:04

Hallo,

meinen "Einstand" als neues Mitglied im Forum möchte ich mit einem Satz geben,
der mich schon länger beschäftigt und bei dem es mich interessieren würde,
wie ihr ihn interpretiert bzw. was eure Gedanken dazu sind:

"Die Menschen sind nur Schauspieler auf der Bühne des Lebens"

Freue mich auf eure Interpretationen und bin gespannt.




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Jörn Budesheim
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So 25. Okt 2020, 14:27

Herzlich willkommen im Forum!




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Friederike
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So 25. Okt 2020, 15:47

Soloturn hat geschrieben :
So 25. Okt 2020, 13:04
"Die Menschen sind nur Schauspieler auf der Bühne des Lebens"
Freue mich auf eure Interpretationen und bin gespannt.
Hm, "nur"? Wenn das Leben die Bühne ist, dann führen wir, jeder einzelne Mensch das "Stück" Leben auf (das Bild hinkt), also neuer nicht hinkender Versuch, dann gestalten wir das Leben, jeder für sich auf eine andere Art und Weise. Ach, ein schönes Wort fällt mir ein, wir performancen das Leben. Gibt das Leben Rollen + Texte vor? Ja, schon, aber man kann neue Rollen erfinden, oder bereits vorhandene und vorgegebene Rollen anders kostümieren und die Texte entweder wie neu entdeckt vortragen oder sie im Wortlaut abwandeln.

"Leben" macht mir ein wenig Kopfzerbrechen. Sowohl die biologische Existenz als auch die Präsenz des lebendigen Menschen, sein Erleiden, Erfreuen und Tun- solange seine biologische Existenz währt.

Wenn ich "Leben" so diffus sein lasse, dann sehe ich es aber doch hauptsächlich wie einen (Theater)-Fundus, aus dem wir schöpfen können. Nochmals "nur" ... ?

@Soloturn, eine Interpretation kann ich nicht anbieten, nur dies hier, mein Stückwerk. Was ist Deine Hauptidee, die Spur, die Du verfolgst?




sokrates_is_alive
Beiträge: 79
Registriert: Sa 26. Sep 2020, 14:38

So 25. Okt 2020, 19:26

Soloturn hat geschrieben :
So 25. Okt 2020, 13:04
Hallo,

meinen "Einstand" als neues Mitglied im Forum möchte ich mit einem Satz geben,
der mich schon länger beschäftigt und bei dem es mich interessieren würde,
wie ihr ihn interpretiert bzw. was eure Gedanken dazu sind:

"Die Menschen sind nur Schauspieler auf der Bühne des Lebens"

Freue mich auf eure Interpretationen und bin gespannt.
Dann versuche ich mal mein Glück, wobei ich gerne gewusst hätte, woher oder von wem der Satz stammt. Mir kommen zwei Ansätze in den Sinn:
1. Wenn wir "nur" Schauspieler sind, dann muss es ja einen Regisseur geben, der sein Drehbuch verfolgt, ohne jedoch die individuellen Ausdruckweisen und Interpretationen der Rollen durch seine Schauspieler zu unterdrücken. Dann wäre es wahrscheinlich dem Satz "Gott würfelt nicht" artverwandt.
2. Wir als Schauspieler haben eine Menge verschiedene Masken/ Rollen, die wir in unterschiedlichen Situationen, anwenden. Dabei sind wir nicht immer konsequent bzw. verschiedene Rollen können bei gleicher Fragestellung zu unterschiedlichen Verhaltensweisen führen. Dies würde bedeuten, dass der Begriff "Persönlichkeit" lediglich eine Patchwork-Decke verschiedener Aspekte ist, die sich nicht zwingend harmonisch zu einem Ganzen verbinden lässt.



"Der Teufel ist ein Optimist. Er glaubt, er könnte die Menschen schlechter machen." (nach Karl Kraus) :roll:

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Jörn Budesheim
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So 25. Okt 2020, 19:35

Vielleicht ist das hier die Quelle?
William Shakespeare hat geschrieben : Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.




Soloturn
Beiträge: 6
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So 25. Okt 2020, 20:04

Meine Gedanken gingen in die Richtung, wenn wir Menschen (nur) Schauspieler auf der Bühne des Lebens sind, muss es jemanden geben, der Regie führt und die Rollen zuweist. Entweder wird die jeweilige Rolle, die ein Mensch spielt durch seine Lebenssituation vorgegeben. Oder die Bühne des Lebens ist bei jedem Menschen eine andere sodass es auf die Umstände ankommt, wie authentisch ein Mensch sein darf bzw. sein kann . Und: Ist keine Rolle spielen zu wollen, das heißt, möglichst man selbst und wahrhaftig sein zu wollen auch bereits Schauspielerei , weil man einfach nur versucht man selbst zu sein?




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Jörn Budesheim
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Mo 26. Okt 2020, 05:50

Und das dürfte vielleicht in unseren Breitengraden eine der gängigsten Regieanweisungen sein: "sei du selbst!" :)




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Jörn Budesheim
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Mo 26. Okt 2020, 05:56

Eine Rolle zu spielen und authentisch zu sein - das ist meines Erachtens auch kein grundsätzlicher Widerspruch. Hier ein paar Beispiele:
  • Wer Kinder hat, muss die Rolle des Vaters oder der Mutter ausfüllen und das kann man ja so, so oder so tun.
  • Man kann auf eine Demonstration gehen, sagen wir "fridays for future" und spielt damit die Rolle des Demonstranten. Ist das zwingend unauthentisch?
  • Selbst, wenn man eine Maske trägt und das eigene Gesicht verbirgt, kann das Ausdruck der eigenen Persönlichkeit sein, ein Beispiel ist vielleicht die Gruppe Anonymous, mit der Guy Fawkes Maske.
  • In eine Kunsthalle gehen und sich die Kunstwerke anschauen, auch das ist eine Rolle. Auch das ist etwas, was man tun kann, weil man eben so ist.
Man müsste sich vielleicht fragen, in welchem Sinne es hier jeweils ein Drehbuch gibt und welche Spieleräume es einem einräumt.




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Jörn Budesheim
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Mo 26. Okt 2020, 08:58

Damit soll natürlich nicht "das Gegenteil" gesagt sein: eben sowenig wie Rolle per se im Konflikt mit der eigenen Identität stehen, können sie per se, die eigene Identität erfüllen. Es kann auch sein, dass jemand eine Rolle annimmt, weil ihm die Kraft fehlt, ein eigenes "Ich" zu entwerfen. Es kömmt immer auf den Einzelfall an :-)




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Jörn Budesheim
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Noch eine Kleinigkeit: Wir leben in einer Gesellschaft der Arbeitsteilung. Sie funktioniert nur, wenn die Meisten eine Rolle annehmen, sei es als Professorin, als Verkäufer oder als Taxifahrer. So eine Rolle ist mit Erwartungen verknüpft, die im Großen und Ganzen erfüllt werden müssen, damit das "System" läuft. Dazu gehört auch "Vertrauen". Wir müssen darauf vertrauen können, dass Ärzte im Allgemeinen sich auf ihr Handwerk verstehen.




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