Quk hat geschrieben : ↑ Do 15. Feb 2024, 07:36
Ich stelle mir gerade sein Gesicht vor. Wie muss man sich das vorstellen? Wenn der Buddha beim Rüffeln, also bei der Zurechtweisung, lächelte, würde ich das eher als fürsorgliche Hilfe bezeichnen, weniger als Rüffel. Benutzt Du bewusst den Begriff "Rüffel"? Wenn er bei der Zurechtweisung nicht lächelte, unterstelle ich ihm eine Emotion des Ärgers, auch wenn der nur ein paar Sekunden dauerte. -- Wenn ein Kind seine Hand auf einen glühenden Ofen zubewegt und ich das sehe, versuche ich reflexartig, den Schaden zu verhindern. Dabei habe ich keinen rüffelartigen Gesichtsausdruck oder Sprechton. Das Adrenalin wird mir reinschießen und ich werde tiefe Sorge empfinden. Ich denke, so ein Vorgang ist kein Akt des Rüffels. Wenn meine Sorge in Angst umschlägt, steht auch schon die Wut vor der Tür. Mein Gesichtsausdruck und Sprechton werden dann böse. Ich möchte jetzt nicht Haare spalten angesichts der Glatze des Buddha; ich will nur untersuchen, wie "rein" so eine menschliche Angelegenheit wirklich sein kann, und wie viel davon eigentlich übermenschlich sein müsste, wenn man genau hinschaut.
Du fragtest mich nach der Autorität des Buddha, zum Thema "Verzeihen" passt das Verhalten einer erleuchteten Person aber eigentlich nicht. Buddha hat unheilsame Geisteszustände wie Groll, Ärger, Hass, Wut, Zorn, Rache vollkommen überwunden, er ist frei davon. Deshalb kann er auch nicht verzeihen, alles ist von vornherein bereits "verziehen".
Seine Reaktionen auf äußere Umstände, z.B. das Fehlverhalten eines Mönches, sind alleine dadurch motiviert und danach ausgerichtet, wie er dabei helfen kann, seine Weisheit weiterzugeben. Der Eine braucht vielleicht nur ein Lächeln, der Andere braucht einen ordentlichen Rüffel, damit er kapiert, worum es geht. Im Buddhismus glaubt man daran, dass der Buddha die Herzen der Menschen vollkommen durchschauen konnte und deshalb auch jederzeit wusste, wie man ihn am besten belehren kann.
Den Begriff "Rüffel" habe ich bewusst verwendet. Denn es gibt etliche Lehrreden, in denen er einen fehlgeleiteten Mönch geradezu rund macht. Dabei darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass der Buddha niemals ärgerlich ist, sondern nur aus Mitleid spricht und handelt. Ein unerleuchteter Mensch ist dazu meistens nicht fähig.
Falls Dich das "Rüffeln" des Buddha interessiert, habe ich hier ein Beispiel für Dich:
https://www.palikanon.com/majjhima/m038n.htm
"Von wem hast du denn, du betörter Mann, gehört, daß ich eine solche Lehre verkündet hätte? Habe ich nicht, o Tor, auf mannigfaltige Weise die bedingte Natur des Bewußtseins erklärt:
'Ohne zureichenden Grund entsteht kein Bewußtsein'?
Aber mißverständigen Sinnes, o Tor, willst du uns verbessern und gräbst dir selbst das Grab und schaffst dir schwere Schuld. Das wird dir, o Tor, lange zum Unheil, zum Leiden gereichen."
Hier eine weitere Übersetzung dieser Textstelle:
„Du fehlgeleiteter Mensch, wen sollte ich jemals das Dhamma auf solche Weise gelehrt haben? Du fehlgeleiteter Mensch, habe ich nicht in vielen Lehrreden bedingt entstandenes Bewußtsein dargelegt: ,Getrennt von Bedingungen gibt es keine Entstehung von Bewußtsein?‘ Aber, du fehlgeleiteter Mensch, du hast uns durch dein falsches Verständnis falsch dargestellt und dich dadurch selbst verletzt und viel Unverdienst angehäuft; denn dies wird dir lange zum Schaden und zum Leid gereichen.“