Wissenschaft des Fluchen

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Stefanie
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Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 3. Jun 2021, 21:21

Aus der Kategorie was es nicht alles gibt..Malediktologie
https://www.spektrum.de/news/malediktol ... ft/1873969
MALEDIKTOLOGIE:
Fluchen im Dienst der Wissenschaft
Schimpfwörter haben keinen guten Ruf. Doch Kraftausdrücke zu gebrauchen, kann Schmerzen lindern und sich unter Umständen positiv auf den sozialen Status auswirken. Möglicherweise sind sie sogar die Urform unserer Sprache.

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Denn Vulgärsprache hat eine ungeheure Macht. Mit ihr lassen sich extreme Emotionen transportieren (meist Wut und Frustration). Sie kann beleidigen, unterdrücken und ausgrenzen. Und dennoch sollte man einen differenzierten Blick auf sie werfen. Lange war sich die Forschung zu fein, sich des schmutzigen Teils unserer Kommunikation anzunehmen. Erst 1973 gründete der deutschstämmige Chemieingenieur Reinhold Aman in den USA die wissenschaftliche Disziplin der Malediktologie (vom lateinischen »maledicere« für schimpfen). Malediktologen untersuchen die psychologischen, soziologischen, linguistischen und neurobiologischen Aspekte des Fluchens.
(...)
Kraftausdrücke sind dem Zeitgeist unterworfen. Sie leben von Tabubrüchen, dienen als Ventil für Aggressionen und dämpfen Schmerzen. Außerdem können sie die körperliche Leistungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit einer Person steigern.
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Und sie haben einiges zu Tage gefördert, was den ein oder anderen überraschen mag: Fluchen tut gut! Es dient dem Sprecher als Ventil für Aggressionen, lindert Stress und Schmerzen – etwa wenn wir uns mit dem Hammer versehentlich auf den Daumen schlagen. 
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Vieles deutet darauf hin, dass sich Kraftausdrücke kategorisch vom Rest der Sprache unterscheiden. Auf linguistischer Ebene fällt auf: Schimpfen ist ein reduzierter Sprechakt. Ähnlich wie Warnungen (»Feuer!«) sind Flüche wenig komplex. André Meinunger vom Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin ist der Ansicht, dass sie in ihrer Einfachheit und Expressivität eine Urform des heutigen Sprechens darstellen. Außerdem erzeugen Schimpfwörter im Gegensatz zu anderen Begriffen beim Empfänger und Sender starke physiologische Erregung (das so genannte Arousal), die sich experimentell messen lässt
Auch interessant..."Vielmehr deutet ein großer Schimpfwortschatz auf gute sprachliche Fähigkeiten hin, wie Timothy und Kristin Jay 2015 herausfanden."

Also dann fröhliches Fluchen. : - )



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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